Douglas P-70von Jacqueline Fischer (1:48 AMT/Ertl)HistorischesBei Kriegseintritt im Dezember 1941 stand den USA kein einziges mit Radar ausgerüstetes Nachtjagdflugzeug zu Verfügung. Mit der Entwicklung der fortschrittlichen Northrop P-61 Black Widow hatte man zwar bereits begonnen (Erstflug am 21. Mai 1942), aber die sollte noch eine ganze Weile nicht zur Verfügung stehen. Als Notlösung wurden deshalb aus England Radargeräte importiert und in leichte Bomber des Typs Douglas A-20 Havoc eingebaut. Diese „Vernunftehe“ ergab die P-70, von der total 240 Stück in verschiedenen Versionen gebaut wurden. Ab Ende 1942 wurden die inoffiziell „Nighthawk“ genannten Nachtjäger im Pazifik eingesetzt, wo Sie sich aber als zu leistungsschwach erwiesen, um nennenswerte Erfolge erzielen zu können. Während der gesamten Einsatzzeit sollen mit diesen Maschinen maximal sechs Abschüsse erzielt worden sein. Mit nächtlichen Angriffen auf Bodenziele versuchte man etwas Frust abzubauen und den japanischen Gegnern wenigstens hin und wieder den Feierabend zu vermiesen. Einige P-70 wurden für den Einsatz in Europa nach Nordafrika verlegt, aber wohlwissend nie eingesetzt und umgehend durch von Großbritannien geliehene Beaufighters ersetzt. Als dann Mitte 1944 die ersten P-61 Black Widows auftauchten, waren die Tage der „Nighthawk“ endgültig gezählt. Im Prinzip war die P-70 ein ziemlicher Misserfolg, aber immerhin gab sie den Amerikanern die Gelegenheit, wertvolle Erfahrungen mit der Nachtjägerei zu sammeln. Der BausatzNachdem sich AMT-Ertl leider schon eine ganze Weile aus dem Flugzeugbereich zurückgezogen hat, ist auch dieser Bausatz längst vergriffen. Hin und wieder schwirrt vielleicht noch einer bei Ebay herum. Die einzelnen Teile sind aus ziemlich weichem Material. Das kann dazu führen, dass grössere Bauteile „federn“, was wiederum die lästige Nebenwirkung von aufspringenden Klebe- und Schleifnähten mit sich bringen kann. Die Passgenauigkeit ist - mit Ausnahme der Bereiche um die Motorengondeln - ganz passabel. Der Kit ist von Haus aus ganz nett detailliert. Trotzdem lohnt es sich, ihn mit Hilfe des Aftermarkets etwas aufzupeppen. Für die unbrauchbaren Bausatz-Räder kamen Resin-Teile von True Details zur Anwendung. Netterweise hat T.D. sogar daran gedacht, ein zusammengerolltes Schlauchboot beizulegen. Dieses gehört hinter den Pilotensitz und ist bei geöffnetem Cockpit gut sichtbar. ? propos Details: Von Eduard gibt es zwei Ätzteilesätze, jeweils für innen und außen, wobei letzterer eigentlich nur aus (nicht besonders guten) Teilen für die Fahrwerkschächte besteht. Für dieses Modell ist der Interior-Ätzteilesatz für die A-20B/C zu verwenden, da der P-70-Bausatz auf dieser älteren Havoc-Version basiert. Die Teile für das Abwehr-MG können allerdings weggelassen werden, da man bei der P-70 aus Gewichtsgründen auf eine Heckbewaffnung verzichtete. Vermutlich hatte der Mann im Heckstand sowieso genug damit zu tun, den Radarschirm im Auge zu behalten. Schade übrigens, dass weder der Aftermarket noch der Bausatz selber etwas zur Darstellung des Radar-Arbeitsplatzes beizutragen hat. Es scheinen auch keine Originalbilder aus diesem Bereich zu existieren. Die R-2600-Sternmotoren schienen mir etwas zu grobschlächtig; ich leistete mir den Luxus, sie durch solche von Verlinden zu ersetzen. Erwartungsgemäß hatten die einen viel zu großen Durchmesser (macht Verlinden das eigentlich mit Absicht?) und ließen sich erst nach beherzter Vorbehandlung, d.h. Dünnerschleifen der Innenseiten der Motorabdeckungen und Kürzung der Motorzylinder, einsetzen. Die Cockpitscheibe meines Bausatzes war verbogen. Nicht weiter schlimm, da ich sie sowieso durch Vacu-Teile von Squadron ersetzen wollte. Schlimm war höchstens, dass ich zwei davon brauchte, nachdem die erste einen Ausrutscher mit dem Schneidmesser nicht überlebt hatte. Die Radarantennen habe ich unter Einsatz sämtlicher Restdioptrien mit Draht verfeinert. Nach Recherchen von Originalbildern wurde der Peilrahmen weggelassen und auf der Rumpfnase eine kleine, nach rechts versetzte Antenne ergänzt. Letztere ist auf Originalbildern klar zu sehen, bleibt aber in der Bauanleitung unerwähnt, obwohl sie dann in der Bemalungsanleitung wieder eingezeichnet ist... Farben und MarkierungenDie Farbwahl ist einfach: Schwarz. Oder eben doch nicht, da man im Modellbau auf größeren Flächen bekanntlich kein reines Schwarz verwenden sollte. Ich habe die Farbe (Vallejo Air 057 Black) etwas in Richtung Anthrazit aufgehellt, die Schlussbehandlung mit braunen und schwarzen Farbpigmenten ergab das gewünschte „verwaschene“ Aussehen. Der Bausatz bietet zwei Markierungsmöglichkeiten. Ich entschied mich für „Dusty“, eine P-70 der 6th NFS (Night Fighter Squadron), stationiert 1943 auf Neuguinea, Pilot Lt. Fred Secord. Manche Decals erwiesen sich als meine Geduld auf die Probe stellende „Silberfischchen“, die Serial-Nummern waren zudem nicht sauber gedruckt und wurden durch Ziffern aus einem Aeromaster-Bogen ersetzt. „Dusty“ soll bereits im März 1943 verloren gegangen sein, also konnte ich mir eine allzu heftige Alterung sparen. FazitEin nicht mehr ganz taufrisches, mit etwas Nacharbeit aber tadellos zu bauendes Modell. Wünschenswert wäre ein Resin-Cockpit gewesen, da die Ätzteile für diesen Bereich nicht mehr zeitgemäß sind und nur beschränkte Update-Möglichkeiten bieten. Ich habe läuten hören, dass CMK etwas in dieser Sache unternehmen will – zu spät für dieses Projekt. Aus der A-20-Serie von AMT-Ertl hat Italeri bisher leider nur die waffenstarrende (und deshalb wohl am besten zu verkaufende) A-20G wiederaufgelegt. Bleibt zu hoffen, dass sich irgend ein Hersteller auch der P-70 erbarmt... und wenn er schon dabei ist, bitteschön auch gleich der glasnasigen A-20B/C und –J. Referenz-Literatur
Jacqueline Fischer, Publiziert am 02. Februar 2006 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |