Heinkel He 100 Dvon Roland Sachsenhofer (1:32 Special Hobby)
Die Heinkel He 100 ist eines jener Flugzeugtypen, die von Legenden nur so umrankt zu sein scheinen. Dafür bieten zwei Zutaten besonders gute Voraussetzungen: zum einen eine geringe Zahl von produzierten Exemplaren und eine daraus folgende Einsatzgeschichte mit hohem „Was wäre wenn“-Potential, zum anderen politische Entscheidungen, die den Eindruck erwecken, über eine rein sachliche Argumentation gestellt worden zu sein. Beides kann bei der He 100 als gegeben angesehen werden.
Die Heinkel He 100 entstammt dem Wettbewerb um das neue Standard-Jagdflugzeug der Luftwaffe aus dem Jahr 1936. Der Umstand, dass schlussendlich „Willy“ Messerschmitts Bf-109 gegenüber der in wesentlichen Bereichen anscheinend besseren He 112 aus dem Büro von Ernst Heinkel vorgezogen worden ist, war nicht für alle Beteiligten nachvollziehbar. Heinkel entwickelte in der Hoffnung, das Ruder noch einmal herumreißen zu können, aus der He 112 die He 100.
Der Erstflug fand 1938 statt, darauffolgend wurde die Maschine intensiv erprobt und schließlich auch erfolgreich für Geschwindigkeits-Weltrekordversuche verwendet. Ernst Udet erflog mit der V-2 den Weltrekord auf die 100 Kilometer Distanz, Hans Dieterle legte wenig später die neue Bestmarke für das schnellste Flugzeug der Welt publikumswirksam auf beachtliche 746 km/h
Trotz all dieser Erfolge wurden von der He 100 schlussendlich aber doch nur in eine kleine Stückzahl von zwölf Produktionsmaschinen und einer Handvoll Prototypen gefertigt - und die Bf 109 blieb der neue Luftwaffen-Jäger.
Die Geschichte der He 100 war damit aber nicht vorbei: bekannt wurde das schnittige Flugzeug, als zu Propagandazwecken 1940 ein „neuer Luftwaffen-Jäger“ präsentiert wurde. In den Markierungen von drei fiktiven Luftwaffen-Einheiten lackiert und entsprechend ins Bild gesetzt, sollte die He 100 die eigene wie die feindliche Öffentlichkeit beeindrucken.
Weniger bekannt ist das große Interesse, dass Heinkel Rekordflugzeug im (noch) befreundeten Ausland erregte. Das kaiserliche Japan wie die Sowjetunion erwarben insgesamt acht Serienmaschinen, die in Vorbereitung einer möglichen Lizenzproduktion intensiv erprobt wurden. Mein Modell zeigt eines von fünf in die UdSSR gelieferten Exemplaren. Mir gefiel das komplett markierungslose Aussehen, das die eleganten und rasanten Linien der He 100 prächtig unterstreicht.
Der prinzipiell problemlose Bau des Modells von Special Hobby kennt nur eine wirkliche Hürde: leider ist die einteilig gelieferte Kabinenhaube um einiges zu breit, um bündig auf den schmalen Rumpfquerschnitt zu passen. Hier muss man nun mit einer Mischung aus Schleifen und sensibel ausgeübten Druck zu einem vorbildgetreuen Sitz des Klarsichtteils zu kommen - eine mitunter heikle Aufgabe!
Der Rest des Baues geht flott von der Hand, wobei der Detailierungsgrad der in bester „short-run Manier“ gefertigten Plastikteile sicher Luft nach oben lässt. Im „multi-media“ Paket sind auch recht brauchbare Ätzteile für Gurtzeug und Cockpit sowie Resinteile- hier vor allem für Reifen/Fahrwerk und die Abgasstutzen vorgesehen- enthalten.
Wäre da nicht die ärgerlich falsch dimensionierte Kabinenhaube, könnte ich diesen Bausatz uneingeschränkt und mit Freude empfehlen. Aber selbst angesichts des damit notwendig gewordenen Mehraufwands stellt die Heinkel He-100 von Special Hobby ein erfreuliches Modellbauangebot dar!
Wenn Ihr Euch nach dieser Vorrede selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zum Baubericht auf Scalemates. Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at Roland Sachsenhofer Publiziert am 04. Januar 2019 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |