Curtiss P-40B Warhawkvon Roland Sachsenhofer (1:32 Trumpeter)
"...und der Haifisch, der hat Zähne, und die trägt er im Gesicht..."
Das Zitat aus Bert Brechts „Dreigroschenoper“ gibt, wie ich finde, einen passenden Einstieg für diesen Artikel. Wer hätte noch keine Abbildung eines mit einem Raubtiergebiss bemalten Flugzeugs gesehen? Und doch bleibt das „Haifischmaul" auf immer mit der Curtiss P-40 verbunden. Es gibt ja Flugzeuge, die sind von Legenden geradezu umrankt. Obwohl die P-40 nicht zu den leistungsstärksten Mustern der Alliierten zu zählen war und schon Zeitgenossen darin nicht den ganz großen Wurf gesehen haben, erfreut sich die P-40 bis heute ungebrochener Popularität - und in punkto Legenden gibt es tatsächlich einiges zu erzählen.
Das grimmig kämpferische Aussehen der P-40 wird wesentlich von der großen Bug-Kühleranlage bestimmt. Dabei hatte man bei dem im Oktober 1938 erstmals geflogenen Prototypen den Kühler noch auf der Höhe der Kanzel unter den Rumpf montiert, was in einer wesentlich schlankeren Silhouette und einem Aussehen, das entfernt an die P-51 erinnert, gemündet hätte. Für Rumpf, Leitwerk sowie die Tragflächen der XP-40 hatte man die Baugruppen der bewährten Curtiss H-75/ P-36 übernommen, die durch den Einbau des Allison V 1710 Reihenmotors wesentlich leistungsgesteigert werden sollte.
Die P-40B/C wurde als erste Version in größerer Stückzahl gefertigt und an Einheiten der USAAF sowie, noch vor Kriegseintritt der USA, im Rahmen der Land-Lease Verträge ab September 1940 an die Streitkräfte des Commonwealth geliefert. Die in Paradereihen aufgestellten und noch am Boden zerstörten P-40B und P-36 von Wheeler und Bellows Field auf Hawaii sollten gleich zu Beginn des Pazifikkriegs zu einer der Ikonen des japanischen Angriffs auf Pearl Harbour werden. Ein halbes Jahr davor in britischen Diensten - und das bedeutete im scharfen Fronteinsatz - wurden die Maschinen rasch mit einigen überlebenswichtigen Modifikationen wie zusätzlicher (Windschutzscheiben) Panzerung, selbstdichtenden Tanks oder verstärkter Bewaffnung aus- sowie auf britische Funk- wie Waffenanlagen umgerüstet. Diese Maschinen gingen bald ausschließlich an den nordafrikanischen Kriegsschauplatz, wo sie sich schnell in ihrer Rolle als Jäger wie Jagdbomber bewähren konnten.
Eine jener eingangs erwähnten Legenden bezieht sich auf das an dem Modell sichtbare „Haifischmaul“. Noch hält sich ja die Erzählung, dass Chenaults „Flying Tigers“ diese markante Markierung erfunden hätten. Das Vorbild des abgebildeten Modells tritt aber den Gegenbeweis an: Es war Personal der 112 Squadron der RAF, welche im Herbst 1941 die gestalterische Vorlage der großen Kühleröffnung zum ersten Mal in ein stimmiges Raubtiermaul umgesetzt hatten. Ein Vorbild, das Schule machen sollte: bald darauf bei den „Flying Tigers“ und auch anderswo, auf allen möglichen Flugzeugnasen…und das bis heute.
Mit der P-40 ist auch die Legende verbunden, sie habe als nie ganz ausgereifter Entwurf wesentlich zum Niedergang der Firma Curtiss beigetragen - und das, obwohl sie bis November 1944 in über 13.700 Exemplaren produziert worden war…aber das ist eine Geschichte, die hier keinen Platz mehr finden wird…
Der Bausatz von Trumpeter bietet in beinahe allen Kategorien ein vernünftiges Angebot, dieses schöne Flugzeug in 1:32 zu bauen. Das Cockpit empfinde ich als angemessen detailliert, mit dem richtigen, stimmigen Farbeinsatz ist hier auch ohne Ätzteile schon ein gutes Ergebnis zu erwarten. Allerdings ist es auch das Cockpit, wo der der größte Fallstrick des Modells wartet: der Cockpitboden ist leider viel zu hoch angemessen, der Pilot hätte mit stark angezogenen Beinen sein Arbeit verrichten müssen… Um dem ganzen etwas auf die Sprünge zu helfen, habe ich Eduards „interior set“ verwendet. Eduard steuerte übrigens auch zeitsparende Maskierfolien für die Kanzelverglasung bei.
Ansonsten ging der Bau erfreulich problemarm von der Hand. Nur bei der Motorverkleidung sollte man etwas Vorsicht walten lassen: die oben aufgesetzte Verkleidung muss sehr sorgfältig mit den Rumpfseiten verschliffen werden - und das bei unmittelbarer Nähe zu den schon in heiklen Metalltönen lackierten Auspuffstutzen. Ergänzt wurde außer den sehr brauchbaren Metallteilen für's Cockpit eigentlich nur mehr die Bremskabel der Fahrwerksbeine. Beinahe steht die „AK 461“ also noch als „aus der Schachtel gebaut“ vor euch - beinahe, denn zwei Dinge mussten noch geändert werden: das Pitot-Rohr britischer Bauart entstand aus etwas Ätzmetallresten und einer Nadelspitze, außerdem wurde die von den Briten zusätzlich montierte HF Antenne am Rumpfrücken aus Draht und selbstgezogenem Gussast gescratcht.
Der Decalbogen des Bausatzes zeigt weiße anstatt grauer Staffelkennungen; daher habe ich mich für einen EagleCals Bogen entschieden. Dazu passte natürlich auch, dass ich überhaupt das Vorbild wechseln wollte und eine Maschine in britischen Wüstenfarben gestalten wollte. Der Bogen #73 „P-40 Tomahawk IIB“ war da die richtige Wahl für mich. Die den Haifischmaul zeigende Tomahawk II wurde im September 1941 von Sidi Haneish aus von der schon erwähnten 112 Squadron geflogen. Zum Piloten gibt es keine Angaben, interessant aber ist, dass D-F. "Jerry" Westenra, jener Neuseeländer, dem die Erfindung des Haifischmauls zugesprochen wird, in dieser Einheit geflogen ist.
Gemeinsam mit diesem Modell wurde eine zweite Trumpeter P-40 Tomahawk II gebaut; nicht ganz grundlos, denn der eben erworbene EagleCals Decalbogen bot die Verwirklichung von gleich zwei sehr attraktiven Maschinen an. Die zweite Tomahawk kam zur selben Zeit bei der 73 Squadron in El Gamil zum Einsatz. Auch sie zeigt eine ganz besondere Lackierung auf, die es mir gleich angetan hatte… Aber auch das ist, wie in diesem Text schon einmal gesagt, eine Geschichte, die hier keinen Platz mehr haben wird… Wenn ihr euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt ihr hier zum JAM- Baubericht. Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at
Roland Sachsenhofer Publiziert am 10. Oktober 2015 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |