Aichi M6A1 Seiranvon Roland Sachsenhofer (1:48 Tamiya)Die leere Weite des Pazifiks, ein auftauchendes U-Boot, nach Minuten gut choreographierter Aktivität die Katapultstarts mächtiger einmotoriger Schwimmerflugzeuge, die schwer beladen Höhe gewinnen und deren Motorendröhnen rasch in Richtung des östlichen Horizonts verklingt, wenig später die leere Weite des Pazifiks... Zum VorbildDas geplante Einsatzszenario der Aichi M6A1 „Seiran" darf man mit Recht spektakulär nennen - und wohl auch spezifisch japanisch, bedenkt man das Konzept, das hinter diesem Entwurf steht. 1941 hatte die japanische Führung schon einmal alles auf eine Karte gesetzt und mit einem überraschend auftauchenden Flottenverband einen entscheidenden Schlag gegen einen überlegenen Gegner geführt. Aber der Angriff auf Pearl Harbour zwang den amerikanischen Riesen bekanntlich nicht auf die Knie - sondern hat in geweckt... Japan war zu dieser Zeit die einzige Nation, die Erfahrungen mit U-Boot gestützten Aufklärungsflugzeugen gemacht hatte. Einer von U-Boot I-25 gestarteten Kugisho E14Y „Glen" gelang es im September 1942 US-Territorium zu bombardieren. Dieser in der Militärfliegerei einmalige Vorgang war nebenbei gesagt auch das einzige Mal, dass im Zweiten Weltkrieg US-Staatsgebiet angegriffen worden ist. Vor diesem Hintergrund liefen ab 1942 die Vorbereitungen zur Umsetzung des doch eher verwegenen Plans an, mit einem von U-Booten gestarteten Bomberverband die Schleusen des Panama-Kanals anzugreifen, um ihn dadurch als Seestraße auszuschalten. Das Konstruktionsbüro Aichi wurde mit der Konstruktion eines geeigneten Bombenträgers beauftragt, nachdem sich der ursprüngliche Plan, die neue D4Y Susei für diese Aufgabe zu adaptieren, zerschlagen hatte. Im November 1943 wurde der Erstflug der M6A1 „Seiran" durchgeführt. Bis Mai 1944 hatte sich die neue Konstruktion soweit bewährt und von Kinderkrankheiten befreit, dass eine kleine Serie in Auftrag gegeben werden konnte. Insgesamt sollten bis Mitte 1945 27 Seiran entstehen; eine „Nanzan" genannte Version ohne Schwimmer und mit Landfahrwerk wurde mit einem Exemplar gebaut. Das ursprüngliche Vorhaben eine Flotte von 18 Booten der gigantischen I-400 Klasse zu bauen, wurde im Laufe des Krieges immer weiter reduziert. Fertig gestellt sollten schließlich nur I-400 und I-401 werden. An Bord hatten die beiden Schiffe je drei M6A1, die mit einer 800kg Bombe oder einem Torpedo ausgerüstet werden konnten. Die Flugzeuge wurden in einem zylinderförmigen druckdichten Hangar mitgeführt, um in die 4,2m Durchmesser zu passen, konnten die Tragflächen sowie die Flächen des Leitwerks an geklappt werden. Die Schwimmer wurden extra verstaut. Die einzige Feindfahrt zu der die beiden Schiffe mit ihrer ungewöhnlichen Ausrüstung auslaufen sollten war nicht, wie ursprünglich geplant, gegen den Panamakanal gerichtet, sondern sollte vor dem Ulithi Atoll stationierte US- Flugzeugträger treffen. Am 23. Juli 1945 lief die 1. U-Boot Flotte einschließlich I-400 und I-401 aus, auf dem Marsch erreichte sie allerdings per Funk die Nachricht über die Kapitulation Japans. Beide Boote wurden schließlich den US- Streitkräften übergeben. Zum BausatzMit der M6A Seiran hat Tamiya nun schon einige Jahre ein bemerkenswertes und einmaliges Schwimmerflugzeug im Programm, das ein anderer Hersteller wohl nicht so schnell als Spritzguss anbieten wird. Der Bausatz ist von bester Tamiya-Qualität, die Passgenauigkeit ist - bis auf eine Ausnahme - hervorragend und auch die Ausstattung stimmt noch immer mit den Ansprüchen an einen hochwertigen und problemlosen Bausatz gut überein. Passungenauigkeiten ergaben sich einzig bei der Montage des Kabinenvorderteils auf den Rumpf. Hier musste ich mit etwas Spachtelmasse und vorsichtigem Schleifen für einen fließenden Übergang sorgen. Ein Eduard Detailsatz sorgte für die weitere Durchgestaltung des von Haus aus gut ausgestatteten Cockpits und weniger Außenbereiche, weiters habe ich noch das Pitot-Rohr durch Metallnadeln ersetzt. Da ich das Cockpit-Arrangement unbedingt geöffnet zeigen wollte, habe ich auch noch einen Satz tiefgezogener Cockpitverglasung verbaut. Die feststehenden Teile stammen vom ursprünglichen Bausatz, die Schiebekanzeln sind tiefgezogen. Die Decals ließen sich problemlos verarbeiten, allerdings habe ich dann das Gelborange der Profilvorderseiten dann doch abgeklebt und lackiert: hier wollten die Decals die Krümmung trotz Weichmacher und gutem Zureden nicht mitmachen... Lackiert sehen diese Bereiche ja doch meist besser aus - insofern war auch das kein Unglück. Der U-Boot-Träger I-400 liegt derzeit als kleines Nachfolgemodell zu diesem Bau auf meiner Werkbank. Dieser Bausatz, ebenfalls von Tamiya und in hervorragender Qualität, wird mein erstes Schiffsmodell seit langem sein. Fazit: Das Aichi A6M1-Projekt war für mich in vielerlei Weise inspirierend und interessant. Ein empfehlenswerter Bausatz für alle, die ohne die Hürden eines Shortrun Bausatzes zu einem exotischen Flugzeug kommen wollen. Einen Baubericht gibt's im Werkstättenbereich unseres Forums. Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro punkt sachsenhofer at gmx punkt at Roland Sachsenhofer Publiziert am 20. November 2013 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |