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Junkers Ju 87 D-1 Stuka

in winterlichem Kleid

von Alexander Jost (1:32 Revell)

Junkers Ju 87 D-1 Stuka

Das Original:

Kein anderes Flugzeug verkörperte die Blitzkriegtaktik der ersten Kriegsjahre so wie der "Sturzkampfbomber" (Stuka) Junkers Ju 87. Dieses Flugzeug war konzeptionell dafür ausgelegt, sich durch einen Abschwung aus der Formation mit steilem Angriffswinkel auf sein Ziel zu stürzen, die Bombenladung auszulösen und zu einem von Sturzwinkel, Flughöhe und Geschwindigkeit abhängigen Zeitpunkt, quasi "in letzter Sekunde", vom anvisierten Ziel abzudrehen. Dieses spektakuläre Flugmanöver war nur durch die unter beiden Flügeln montierten Sturzkampfbremsen möglich, die nach dem Aktivieren aufklappten, die Luft unter den Flügeln stauten und somit die Sturzfluggeschwindigkeit abrupt reduzierten. Durch diese heftige "Bremswirkung" kam es nicht selten dazu, dass die von mehrfachen G-Kräften im Cockpit gebeutelte Besatzung beim "Abfangen" zeitweise der Ohnmacht nahe war.

Junkers Ju 87 D-1 Stuka

Junkers Ju 87 D-1 Stuka

Dort, wo die Ju 87 auftauchte, verbreitete sie Angst und Schrecken: Ihr Sturzflug wurde durch drehende Mini-Propeller an den Fahrwerksbeinen von einem furchtbaren Heulton begleitet ("Lärmgeräte" oder "Jericho-Trompeten"), bevor ihre Bomben meist Tod- und Verderben bringend ihr Ziel trafen. Im Kriegsverlauf wurde deutlich, dass die eingesetzten B- und R-Versionen den feindlichen Jägern in puncto Abwehrbewaffnung, Motorisierung und Panzerung zunehmend unterlegen waren, so dass ab Januar 1942 die mit 2x 7,9mm MG 81Z als Rückwärtsbewaffnung sowie dem stärkeren 12-Zylinder Junkers Jumo 211J-Triebwerk (35 Liter Hubraum, 1420 PS Startleistung) ausgestatteten D-Varianten (D-1, 3, 5) an der Ostfront eingeführt wurden. Optional waren die D-3 und D-5er auch mit 20mm-Kanonen Flügelbewaffnung und Panzerplatten um das Cockpit herum ausgerüstet.

Junkers Ju 87 D-1 Stuka

Junkers Ju 87 D-1 Stuka

Junkers Ju 87 D-1 Stuka

Das Modell:

Der Revellbausatz entstammt Hasegawa-Formen und ermöglicht die Darstellung einer insgesamt ausreichend detaillierten Ju 87 D-1, D-3 und D-5 (mit Bauteilen für die Flügelverlängerung) im großen Maßstab. Der Bausatz hat feine, versenkte Blechstöße und eine insgesamt stimmige Form. Leider sind viele Details nicht oder nur rudimentär dargestellt: fehlende innere Kanzelrahmenstruktur im Cockpit, keine Verkabelungen der Cockpit-Armaturen, mangelhafte Detaillierung des Heckwaffenstandes, und eine zu schlanke Propellerform, um nur einige zu nennen. Ärgerlich ist überhaupt, dass die durchgehend mit Senkkopfnieten dargestellte Oberflächenstruktur des Modells so nicht authentisch ist - die Ju 87 hatte größtenteils erhabene Rundkopfniete. Es fehlt also die stellenweise markant "pickelige" Oberfläches des Stuka! Außerdem ist die Passung der einzelnen Kanzelsegmente des Cockpits sehr ungenau. 

Ausgestaltung des Canopy mit Draht. Ich benutzte mit Acrylfarbe eingefärbten Weißleim zum Ankleben der Verstrebungen.Die Propellerblätter werden mit Zwei Komponenten Resin-Epoxy Knetmasse (Milliput) eingeschlagen.Die Teile werden anhand von Originalbildern umgeformt. Als Füllung kommen Sekundenkleber und Spachtelmasse zum Einsatz.Nach dem abschließenden Verschleifen wird der Unterschied zur ursprünglichen Blattform deutlich.Im Cockpit herrscht scheinbar gute Stimmung - der Pilot (ein Ritterkreuzträger) und sein Funker mussten mit dem Messer zurechtgeschnitten werden, um auf den Sitzgelegenheiten Platz zu nehmen.Die Trittschutzflächen der D-1 und D-3 weichen von denen der D-5 ab, die der Bausatz darstellt. Sie wurden zurechtgeschnitten, mit Begrenzungen aus Spachtelmasse und mit Weißleim als Trittbelag versehen.

Ausgestaltung des Canopy mit Draht. Ich benutzte mit Acrylfarbe eingefärbten Weißleim zum Ankleben der Verstrebungen.

Ausgestaltung des Canopy mit Draht. Ich benutzte mit Acrylfarbe eingefärbten Weißleim zum Ankleben der Verstrebungen. 

Modifikationen:

Während ich die falsche Nietstruktur tolerierte, wollte ich die anderen Mankos weitgehend ausmerzen. Ich führte folgende Modifikationen am Modell durch:

  • Cockpitkanzel: Darstellung des beim Original innen liegenden Gestells aus Stahlrohren und der dortigen Spannstäbe mit Draht in verschiedenen Stärken;
  • Auffütterung des Bausatzpropellers mit Epoxy, um die Paddelform des Junkers VS 11 Verstellpropellers korrekt darzustellen;
  • Korrekte Darstellung der Trittschutzbereiche der "D-1"-Variante auf den Flügeloberseiten durch Wegschleifen der vorhandenen Struktur;
  • feinere Darstellung der Visiereinrichtung des Heckstandes mit Ätzteilen und dünnem Draht;
  • Darstellung der MG 81Z-Rohre mit "Quickboost" Resinteilen;
  • Hinzufügen von Munitionsgurten für beide MGs;
  • Anbringen von Antennnenverdrahtung, Spannfeder, Isolatoren;
  • Anbringen einer Stabantenne unter dem Rumpf;
  • Dünnerschleifen der Propeller der Lärmgeräte.
Die Visiereinrichtung wurde mit dünnem Draht und Ätzteilen von Airwaves verfeinert. Beachte die Rahmenstruktur und die diagonalen und horizontalen Verspannungsstreben in der Kanzel.Quickboost liefert die Rohre für die Fla-MGs (links). Zum Vergleich die Bausatzteile rechts.Antennenverspannung aus dünnen Drahtsehnen und Isolatoren aus Weißleim und Papier.Die hinter dem Spant befindliche Stabantenne wurde mit einem Stück Draht ergänzt.Die Propeller der Lärmgeräte wurden dünner geschliffen.Formationslicht aus Bondic-Kleber

Die Visiereinrichtung wurde mit dünnem Draht und Ätzteilen von Airwaves verfeinert. Beachte die Rahmenstruktur und die diagonalen und horizontalen Verspannungsstreben in der Kanzel.

Die Visiereinrichtung wurde mit dünnem Draht und Ätzteilen von Airwaves verfeinert. Beachte die Rahmenstruktur und die diagonalen und horizontalen Verspannungsstreben in der Kanzel. 

Junkers Ju 87 D-1 Stuka

Die Wintertarnung:

Ich stellte die in grüner Splintertarnung RLM 70/71 lackierte T6+AN der II. Gruppe Stukageschwader 2 "Immelmannn", Russland, Dezember 1942, in einer der Jahreszeit entsprechenden, bereits deutlich abgenutzten Wintertarnung dar. Dabei orientierte ich mich an Originalfotos von im Wintereinsatz stehenden Maschinen der Ostfront. Ich bediente mich der sogenannten "Haarspray"-Technik und ging wie folgt vor:

  1. Lackieren und Maskieren von Canopy, Cowling/ Ölkühler, Unterrumpfkühlern;
  2. Innenlackierung des Canopy in RLM 66 dunkelgrau;
  3. Pre-Shading des Modells in schwarzer Farbe;
  4. Auftragen und Maskieren der später als blanke Aluminium-Flächen erkennbaren Bereiche (Klappen, Panels);
  5. Splintertarnung in RLM 70 und RLM 71 (hier: Emaille/ Revell), Aufbringen erster Abnutzungsspuren (Lackabplatzer) und Demaskieren der zuvor abgedeckten "Metallic"-Bereiche;
  6. Auftragen von Emaille-Glanzlack (hier: Model Master);
  7. Aufbringen der Decals mit Weichmachern. Teilweise war wegen mangelnder Haftung und "Silbern" regelrechtes "Ankleben" der Decals mit "Future" notwendig;
  8. Erneutes Aufbringen von Emaille-Glanzlack/Versiegelung mit Model Master, nach Durchtrocknen: Maskierung von Abplatzern und Abriebspuren auf Rumpf und Flügeln mit Schwämmchen und flüssigem Kautschuk (hier: Humbrol Maskol o.ä.);
  9. Deckendes Aufsprühen von Haarspray mit Airbrush. Unverdünnte Anwendung - es haftet gut und trocknet schnell an;
  10. Aufnebeln der Wintertarnung mit weißer Acrylfarbe auf die getrocknete Haarspray-Schicht;
  11. "Aufweichen" und Abwaschen der Wintertarnung mit Q-Tips und Wasser an den Stoßkanten  (Flügelkanten, Ruderklappen, Spanten/ Panellines) und Nutzungsflächen (Tankdeckeln, Munitionsklappen, Rumpfhaltegriffen);
  12. Vorsichtiges Anschleifen von potentiellen "Abriebstellen" mit 600er und 1500er Schleifpapier im Wechsel mit Nachnebeln mit weißer Acrylfarbe;
  13. Demaskieren der lackierten Flächen, ggf. Nachnebeln mit weißer Acrylfarbe;
  14. Versiegeln mit Acrylklarlack (hier: Future)
  15. Washing mit Ölfarben (Konturierung der Blechstöße und Vertiefungen am Modell);
  16. Alterung mit Ölfarben, Airbrush und Pinsel: Abgasfahne, Öl- und Spritspuren, Matschspritzer, angetrockneter Dreck;
  17. Alterung mit Pigmentstaub: Ergänzende Matschspuren (Profilreifen, Fahrwerk, Flügeloberseite);
  18. Anbringen letzter Kleinteile, Antenne, Antennendraht mit Isolatoren;
  19. Finish mit Emaille Model Master (Seiden-) Mattlack;
  20. Demaskieren der Klarsichtteile und letzte Nacharbeiten am Modell.

Nach dem Preshading wird die Splintertarnung mit Schablonen aus der kopierten Anleitung des Hasegawa-Bausatzes aufgetragen. Eigentlich kann man sich das Maskieren aber sparen - am Ende lässt die Wintertarnung nichts mehr vom Splinterschema erkennen.Erste Abnutzungsspuren werden auf die lackierten Flächen aufgetragen. Das glanzlackierte Modell wird mit Abziehbildern versehen und erneut mit Emaille-Glanzlack versiegelt.Am Modell werden all diejenigen Bereiche mit Maskol/ Kautschukmasse abgedeckt, die nach der Prozedur mit harten Farbkanten zum Vorschein kommen sollen. Das Haarspray wird dann deckend mit dem Airbrush aufgetragen.Die Wintertarnung wird mit weißer Acrylfarbe aufgenebelt. Dabei sollten an den Panellines und Kanten des Modells Schattierungen entstehen.Kurz nach dem Auftragen wird die auf der Haarsprayschicht befindliche Farbe durch ein Wattestäbchen mit Wasser angelöst und durch Drehbewegungen abgerieben, was interessante Verwitterungseffekte enstehen lässt.

Nach dem Preshading wird die Splintertarnung mit Schablonen aus der kopierten Anleitung des Hasegawa-Bausatzes aufgetragen. Eigentlich kann man sich das Maskieren aber sparen - am Ende lässt die Wintertarnung nichts mehr vom Splinterschema erkennen.

Nach dem Preshading wird die Splintertarnung mit Schablonen aus der kopierten Anleitung des Hasegawa-Bausatzes aufgetragen. Eigentlich kann man sich das Maskieren aber sparen - am Ende lässt die Wintertarnung nichts mehr vom Splinterschema erkennen. 

Junkers Ju 87 D-1 Stuka

Fazit:

Ein als "out of the box" geplanter Bastelspaß mündete (mal wieder) in einer ganzen Reihe von Modifikationen, um dem "großen" Maßstab gerecht zu werden. Dabei machte es am meisten Spaß, den Wandel von der grünen Splinter- zur Wintertarnung zu vollziehen, um die Maschine schließlich in einem zerschlissenen, weißen Kleid darzustellen. Die Anwendung der o.a. "Haarspray"-Methode eignet sich sehr gut zu diesem Zweck.

Junkers Ju 87 D-1 Stuka

Quellenhinweise:

  • Manfred Griehl, Junkers Ju 87, Teil 2, D-1 bis D-8, AirDoc, Erlangen, 2011; ISBN 978-3-935687-48-5 (neu erschienener Bildband mit guten Detailfotos, Seitenrissen und zahlreichen Bildern von Einsatzmaschinen);
  • Waffenarsenal Band 26, Junkers Ju 87, Podzun-Pallas-Verlag, Friedberg, 1976; ISBN 3-7909-0047-8 (alter Schinken, aber informativ. Insbesondere für Fans vom "Kanonenvogel" Ju 87 G zu empfehlen).

Dezember 2012

Weitere Bilder

Junkers Ju 87 D-1 StukaJunkers Ju 87 D-1 StukaJunkers Ju 87 D-1 StukaDie Abgasspuren des Auspuffs wurden mit Ölfarbe aufgesprüht und mit dem Pinsel nachbearbeitet.Junkers Ju 87 D-1 StukaJunkers Ju 87 D-1 StukaJunkers Ju 87 D-1 Stuka
Junkers Ju 87 D-1 StukaBeachte die Holzstruktur des Antennenmastes, die ich mit einer Grundierung aus Revell Aquacolors Ockerfarben 88 und darübergestrichenen Schlieren mit dunklem Braunton (Humbrol Emaille) darstellte.Junkers Ju 87 D-1 StukaJunkers Ju 87 D-1 StukaJunkers Ju 87 D-1 StukaDer Zoom ermöglicht einen Blick auf die mit sog. Dinort-Stäben ausgestatteten Bomben. Sie wurden vorbildgemäß mit Lackabplatzern und Abriebspuren durch Pinselbemalung versehen.Die Unterseiten des Stuka wurden mit Washings aus Ölfarbe und Farbsprenklern konturiert und gealtert.
Junkers Ju 87 D-1 StukaJunkers Ju 87 D-1 StukaJunkers Ju 87 D-1 StukaWährend der Bauphase: Das Ausrichten und Fixieren der Flügel mit Kreppklebeband.

Junkers Ju 87 D-1 Stuka

 

Alexander Jost

Publiziert am 19. Januar 2013

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