General Motors (Grumman) TBM-3Wvon Bernhard Schrock (1:72 Hasegawa)Geschichte1942 präsentierte die US-Navy die Forderungen für ein leistungsfähiges Frühwarnflugzeug, das mit einem neuen, modernen Radargerät ausgestattet werden sollte. In Frage kamen nur große Flugzeuge, die genügend Bodenfreiheit boten, um die große, drehende Radarantenne unterzubringen. Die Wahl fiel auf den Torpedobomber „Avenger“ von Grumman, der zu der Zeit bei Eastern Aircraft Division (fünf Werke des Autoriesen General Motors an der Ostküste) als TBM-3 vom Band lief. Die Modernisierung bzw. Umbau beinhaltete eine umfangreiche Modifikation des unteren Rumpfbereiches sowie der Kanzel. Die Greenhouse-Kanzel samt Turm wichen hierbei bis auf den Arbeitsplatz des Piloten festen Blechpanelen. Der Bombenschacht entfiel hierbei gänzlich. Den auffälligste Merkmal stellte das riesige Radom auf der Unterseite dar, in dem das APS-20 Radar Platz fand. Durch die kleinen Flossen auf den Höhenflächen wurde die Richtungsstabilität verbessert. Die neue Variante erhielt die Bezeichnung TBM-3W (W für Warning) und flog das erste Mal im August 1944. Die ersten Auslieferungen an die Flottenverbände erfolgten allerdings erst im September 1945 BausätzeDas Modell entstand im Jahre 1996. Erstaunlicherweise erschien erst kurz davor in 1:72 ein brauchbarer und vor allem korrekter Bausatz eines Flugzeuges, welches im Pazifik einen entscheidenden Beitrag bei dem Sieg der US-Navy leistete. Die Avenger sicherte den Schutz der Allierten-Geleitzüge im Atlantik, diente bei Fleet Air Arm, versenkte unzählige U-Boote und leistete bei einem Dutzend Nationen nach 1945 treue Dienste. Bei dem Vorsatz die „W“-Variante zu bauen, stand für mich von Anfang an die Marschrichtung fest: die Finger von Academys TBF-1 und von einem mysteriösen Resinumbausatz lassen und abwarten. Das lange Warten hat sich dann letzten Endes gelohnt: von Mach 2 kam die „W“ und Hasegawa brachte die wichtigsten Varianten wie TBF-1C und die TBM-3 heraus. Die anfängliche Freude über die „W“ von Mach 2 wich einer großen Enttäuschung, denn zur Verbesserung der „Avenger“-Bausatzpalette hatte Mach 2 leider kein Stück beigetragen. Verglichen mit der F7F „Tigercat“ in 1:72 von Monogram aus dem Jahr 1966 war der Mach-2-Gegenwert ein starker Tobak. Der Inhalt des Kartons von Hasegawa war mal wieder Spitze. Im Rahmen der Kritik könnte höchstens die zu dick geratene Rückenflosse moniert werden. Beim Planen des Projektes wurde mir schnell klar, dass es damit nicht getan sein wird, die Tragflächen und die Kleinteile von Hasegawa zu verwenden. Der Rumpf von Mach 2 war „von vorn bis hinten“ ziemlich falsch und leider sehr grob gegossen. Schnell fiel die Entscheidung, den vollständigen Rumpf von Hasegawa nur mit dem Radom, dem Rückenaufbau und den kleinen Leitwerksflossen von Mach 2 zu ergänzen. CockpitFür die Detaillierung des Cockpits kam der Detailsatz von Aires, der sehr gute Resin- und fotogeätzte Teile enthält. Die Mittelkonsole sitzt jedoch bei um ca. 1,5 mm zu dicht am Sitz, so dass sie versetzt wurde, um einen stimmigen Cockpiteindruck zu vermitteln. Ein paar Hebel aus Draht mit Weißleimtröpfchen am Ende und ein paar Drahtstücke verbessern den ohnehin sehr guten Eindruck.
Umbau des RumpfesDer untere, hintere Rumpfteil mit dem Heck-Waffenstand wurden weggefräst. Zum Glück kann der Bombenschacht im Bausatz offen dargestellt werden, so dass der Rumpf unten stabil bleibt. Die beiden runden Seitenausschnitte im Bereich der Drehkanzel wurden mit zwei Plastikplatten zugeklebt. Zwecks Erleichterung beim Einpassen wurden die Ausschnitte eckig ausgeschnitten (den Blechpaneelne folgend). Mit einem spitzen Fräskopf wurde beim Mach 2 Bausatz die Rumpfboden/Radom-Sektion sowie der kastenförmiger Aufbau hinter der Kanzel herausgetrennt (jeweils mit ca. 1 mm Rand an beiden Seiten als „Manövriermasse“ beim Einpassen). In leider mühseliger Schnitzarbeit wurden anschließend beide Teile an den Hasegawa–Rumpf angepasst. An einer Stelle hat mir die Hand beim Schnitzen etwas „gezittert“, so dass sich ein ca. 1 mm breiter und ca. 2 cm langer Spalt zeigte. Der Spachtel schien mir wegen des Schrumpfeffektes nicht geeignet, so dass folgende Methode zum Zuge kam: der Rumpf war von oben zugänglich und der Spalt wurde von unten mit Tesafilm zugeklebt. Anschließend wurde von oben Füllpulver für Sekundenkleber (gibt es im Funktionmodellbau-Spezialhandel) ca. 1-2 mm dick gestreut und mit sehr flüssigem Sekundenkleber vergossen. Nach 10 Minuten war der Spalt bündig mit der Unterkante bombenfest hart geworden und konnte verschliffen werden. Der Ersatz für die Greenhousecanopy muss oben etwas spitzer gearbeitet werden, da sonst der Querschnitt nicht mit der Hasegawa-Schiebehaube übereinstimmt. Von Hasegawa wurden der Überrollbügel, die Frontscheibe sowie drei vordere Fensterelemente (Schiebehaube des Piloten und eine feststehende Fensterscheibe) verwendet werden, soweit die Kanzel geschlossen dargestellt wird. Für die offene Darstellung muss leider die Schiebehaube des Piloten selbst gezogen werden (das Bausatzteil ist zu dick), da sie im Original aus zwei Hälften (links und rechts) besteht, die oben auf einer gemeinsamen Schiene geführt werden. Abweichend zu den frühen Varianten der Avenger war der Fanghaken nicht einziehbar. TragflächeDer Vergleich mit Fotos zeigt „Hohlräume“ in den Fahrwerksschächten, so dass ich die Struktur der der Fahrwerkschächte auf der Innenseite der oberen Tragflächenhälften neu aufgebaut habe. Bei der Detaillierung der Fahrwerksbeine und des Heckrades hat Hasegawa leider „ein wenig gespart“, so dass an dieser Stelle Plastik und Eigeninitiative gefragt waren. Das Fotomaterial in der Replic-Ausgabe No. 51 stiftete mich an, die Landeklappen ausgefahren darzustellen. Das hatte eine echte Detaillierungsarie mit zahllosen dreieckig zurechtgeschnittenen Sheet-Stückchen und Plättchen (Rippenstruktur auf beiden Seiten) zu Folge. Kaum hatte ich die Klappen zusammengebastelt, da kam von KMC ein Satz mit Steuerflächen und Landeklappen heraus (klarer Fall: Murphys Gesetz). Wer sich bei der Avenger für ausgefahrene Landeklappen entscheidet, der muss gleich zwei mal detaillieren: die Klappen selbst sowie die Traglächenstruktur auf der Innenseite. Einige Kleinteile sind typisch für die „W“-Variante; vier kleine Stabantennen und eine T-förmige Antenne pro Flügelunterseite, eine Stabantenne auf dem Seitenleitwerk und eine auf dem Rückenaufbau.Lackierung MarkierungDie Originalmaschinen, die an die Aeronavale ausgeliefert wurden, waren über alles mit Glossy sea blue (FS 15042) lackiert. In den frühen Fünfzigern wurden typischerweise bei amerikanischen Navy-Flugzeugen alle Fahrwerksschächte nicht mehr Seablue sondern in Weiß lackiert, um eventuelle Hydraulik-Lecks besser zu entdecken. Auch bei den Innenseiten der Fahrwerksklappen habe ich mich für Weiß entschieden, da auf einem Foto in „US Navy Squadrons – markings and colors“ von Squadron Signal diese deutlich heller als die seeblaue Unterseite sind. Bei der Lackierung bin ich dem Grundsatz gefolgt: hellen Farben zuerst und dunkle zuletzt. Die gelben und schwarzen Streifen waren im Original ein Fuß breit, was im Modell ca. 4,3 mm entspricht. Die Abziehbilder von Mach 2 waren nicht zu gebrauchen, so dass Improvisation gefragt war. Zu gerne hätte ich den zu diesem Zeitpunkt von Modelart verfügbaren Decalbogen gehabt, der die Markierung einer Maschine der 9. Flotille vom Träger La Fayette (Suezkonflikt 1956) erlaubt. Immerhin konnte ich die Kokarden einer F4U-7 von Heller verwenden, bei welchen allerdings das Blau zu dunkel war und heller lackiert werden musste. Die Nummern wurden in der Grabbelkiste zusammengesucht. Mangels Alternative wurden das Wappen handgemalt.
Bernhard Schrock Publiziert am 30. Mai 2011 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |