Suchoi Su-47 Berkutvon Dietmar Lucas (1:72 HobbyBoss)Obwohl von Geburt an "Wessi", habe ich in letzter Zeit mein Herz für osteuropäische Flugzeuge entdeckt. Warum zum x-ten Mal eine F-16 bauen, wenn es auch so klangvolle Namen wie SUCHOIJ, YAKOWLEW, ANTONOW und MIKOJAN-GUREWITSCH gibt? Befasst man sich näher mit dem Thema, findet man schnell heraus, dass auch "die Russen" technologisch interessante Jets bauen können. Da es im Internet-Zeitalter völlig problemlos ist, bei osteuropäischen Händlern einzukaufen (die zudem oft noch deutlich billiger sind als deutsche), hat man Zugriff auf einen enormen Fundus von Modellen osteuropäischer Vorbilder. Nun aber zum Modell:Die "Berkut" ist ein Experimentalflugzeug für einen hochmanövrierfähigen Luftüberlegenheitsjäger der russischen Streitkräfte. Er basiert auf der Suchoij SU-27 und hatte ursprünglich die werksinterne Bezeichnung S-37. Es gibt insgesamt zwei Flugzeuge dieses Typs, davon ist eines flugfähig. Das augenfälligste an dieser Maschine ist zweifelsohne die negative Pfeilung der Tragflächen, was auch den Ausschlag gab, dass ich dieses Modell bauen wollte. Revell bietet einen Bausatz der Berkut in 1:144 an, was mir aber zu klein war. Es gibt Bausätze in 1:72 von HobbyBoss und Zvezda; ich konnte den von HobbyBoss günstig bei Ebay ersteigern, was den Ausschlag gab. Zum Bausatz selbst gibt es hier in Modellversium bereits eine Besprechung, deshalb nur das Nötigste: Die 59 Teile sind sauber gearbeitet und weisen feine, versenkte Gravuren auf; die Passform ist einwandfrei. Gespachtelt habe ich nur sehr wenig, z.B. an den Ansätzen der Tragfläche und an der Bugnase. Das Cockpit ist wenig detailliert, deshalb habe ich die Haube geschlossen und die beigefügte Pilotenfigur eingesetzt. Man kann so praktisch nur noch das frontseitige Armaturenbrett und die durch Decals dargestellten Instrumente sehen. Der Rumpf ist horizontal geteilt, so waren nur die Nähte unterhalb des Cockpits geringfügig zu verschleifen; der Rest der Klebenaht wird von den Tragflächen, dem Höhenleitwerk und den Canards verdeckt. Ein Wermutstropfen ist vielleicht, dass die Lufteinlässe rumpfseitig nicht verschlossen sind; man kann also durch sie in den Rumpf hineinschauen. Allerdings fällt das bei einem völlig schwarz lackierten Flugzeug nicht wirklich ins Gewicht, wenn man nicht gerade mit einer Lampe hineinleuchtet. Eine "Sichtblende" wäre vielleicht schön gewesen; der anspruchsvollere Modellbauer wird sich hier vielleicht scratch Verschlussdeckel anfertigen, um dieses Manko zu beheben. Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass eine weitere Detaillierung schlichtweg daran scheitert, dass der Hersteller genauere Informationen zurückbehält. Es handelt sich immerhin um einen Technologieträger, und wer lässt sich schon gerne in die Karten schauen? Die Fahrwerksschächte weisen zwar eine Struktur auf, sind aber weiter nicht detailliert; die Fahrwerksbeine sehen allerdings gut aus. Insgesamt sieht das Modell nach Fertigstellung sehr stimmig aus und ist mit seiner Farbgebung ein Blickfang in der Vitrine. Da sollte man allerdings etwas Platz haben, schließlich ist das Modell etwa 31 cm lang; der daneben stehende Eurofighter wirkt dagegen recht klein. Der Bau ging flott von der Hand, die Lackierung war wegen der wenigen Farben auch kein Problem. Grundiert wurde mit REVELL Grundierung (weiß); die später weißen Flächen wurden nach gründlicher Trocknung abgeklebt und das Flugzeug danach mit schwarz glänzender REVELL-Farbe mittels Airbrush lackiert. Die dünnen und gut gedruckten Decals sind auf glänzendem Trägerfilm gedruckt; sie legen sich auch ohne Weichmacher sauber an. Allerdings sollte man gewissenhaft arbeiten, da ich mir vorstellen kann, dass die Dinger leicht reißen oder verziehen. Die Schubdüsen wurden separat bearbeitet und erst vor dem endgültigen Überzug mit mattem Klarlack angebracht. Alles in allem ein schönes Modell, das dem Anfänger ein Erfolgserlebnis bringt und dem Fortgeschrittenen ein schönes Modell für "Zwischendurch". Auf jeden Fall ein Exot! Ich kann den Bausatz empfehlen; es hat Spaß gemacht ihn zu bauen. Dietmar Lucas Publiziert am 27. Juli 2010 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |