Suchoi Su-47 Berkutvon Roland Sachsenhofer (1:72 HobbyBoss)
Der Hersteller Hobby Boss beweist immer wieder Mut zum Ungewöhnlichen. Auch bei dem Bausatz der Su-47 wurde ein Flugzeugtyp gewählt, der zwar luftfahrthistorisch durchaus signifikant ist, aber als Technologie-Demonstrator nie für die Serienproduktion vorgesehen war. Mit Bekanntheit kann die Su-47 also nicht punkten, eher schon mit ihrem ungewöhnlichen und auch ästhetisch äußerst ansprechenden Aussehen. Vor allem die negative Tragflächenpfeilung fällt unmittelbar ins Auge. Wie kam es zu diesem ungewöhnlichen Entwurf?
Mitte der 70er Jahre hielten Computersteuerung und neue Verbundwerkstoffe Einzug in die Flugzeugtechnik. Dies ermöglichte, den alten Traum negativ gepfeilter Tragflächen neu zu erproben. Die negative Pfeilung versprach unter anderem hohe Anstellwinkel, niedrige Abrissgeschwindigkeit und insgesamt eine exzellente Wendigkeit in allen Geschwindigkeitsbereichen. Unter dem Vorzeichen des kalten Krieges wurde in Ost wie West geforscht und erprobt- und Technologieträger gebaut.
Die Su-47 wurde ähnlich wie ihr US-Gegenstück, die Grumman X-29, in den Neunzigerjahren konzipiert und gebaut. Das Ende der Sowjetunion sollte den Erstflug der Su-47 „Berkut“ allerdings verzögern, dieser fand erst 1997 statt. Obwohl eine Serienfertigung ngedacht war, blieb es beim Bau von vier Prototypen, die übrigens auch durch ihre Auftritte auf Flugshows einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden sind.
Auch wenn die „Berkut“ nicht in Serie ging: die Erfahrungen mit der Su-47 boten auf jeden Fall Grundlagen für die zeitgenössische Entwicklung des T-50/ Su-57 Projekts, das Russland in nächster Zukunft mit einem Kampfflugzeug der 5. Generation ausstatten wird.
Der Bausatz von Hobby Boss punktet zum einen durch mehrheitliche sehr sauber gegossene Formen, scharfe Flächenkanten und durchgängig guter Passgenauigkeit. Dieses positive Urteil wird allerdings durch eine recht deutlich mangelnde Detailfreude ein wenig eingetrübt. Cockpit, Fahrwerksbuchten wie das gut sichtbare Fahrwerk insgesamt müssen nachdetailliert werden.
Im Cockpit kamen deshalb vorbildnah gestaltetes Gurtzeug und eine ganze Menge passender Ätzteile aus der Restekiste sowie sonstig improvisiertes Material zum Einsatz, auch den angesprochenen Fahrwerksschächte wurden mit Drähten verschiedenen Kalibers etwas Leben eingehaucht.
Lackiert wurde mit Acrylfarben von Gunze, wobei ich beim Abschluss besonders sorgfältig auf einen angemessenen -und auch lokal abgestimmten- Glanz-Grad der verschiedenen Oberflächen zu achten versucht habe.
Die Decals ließen sich einwandfrei und ohne jede Schwierigkeiten aufbringen, einzig den meiner Meinung nach etwas zu hellen Rot-Ton der Sterne möchte ich als ein kleines Manko vermerken.
Abschließend möchte ich diesen Bausatz jedem Interessierten wärmstens empfehlen! Er stellt zweifellos eine tolle und auch sympathisch preisgünstige Grundlage dar, ein wirklich ansehnliches Modell dieses spektakulären Erprobungsträgers zu bauen. Selbst aus der Schachtel gebaut besticht da Ergebnis durch die beachtliche Größe und die attraktiven Formen des Vorbilds. Mit ein wenig Eigeninitiative kann man diesen Bausatz aber durchaus auch zu einem wirklichen „eye-catcher“ in der Vitrine gestalten.
Wenn Ihr Euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zum Baubericht auf Scalemates. Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at
Roland Sachsenhofer Publiziert am 31. Mai 2019 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |