Lockheed F-94C StarfireFrühe Versionvon Bernd Korte (1:72 Emhar)Die Starfire FamilieBereits 1948 hatte die USAF einen Forderungskatalog für einen Allwetterabfangjäger herausgegeben, der auf dem Trainer TP-80C (die spätere T-33 Shooting Star) basieren sollte. Lockheed begann sofort mit der Weiterentwicklung, die letztendlich in der F-94A bzw. B mündete. Jedoch war man sich in der Entwicklungsetage auch darüber einig, dass dieses neue Muster für einen Abfangjäger eigentlich zu leistungsschwach werden würde, da es doch von einem Trainerflugzeug abstammte, das selbst wiederum von der P-80 abstammte, die ihren Erstflug schon 1942 absolviert hatte. Daher entschloss man sich bei Lockheed, parallel zu den Arbeiten an der späteren F-94A ein fast völlig neues Flugzeug zu entwickeln, das seinen Anforderungen weitaus besser gewachsen sein sollte. So war beispielsweise der Flügel komplett neu und dünner, die Höhenruder waren nach hinten gepfeilt, die Luftbremsen wurden überarbeitet und die Kraftstoffkapazität erhöht. Im Gegensatz zu der zeitgleich entwickelten F-94A besaß die spätere F-94C eine ausschließlich aus Raketen bestehende Bewaffnung, die in der Nase untergebracht war. Eine nicht gerade kleine Mängelliste - so konnte das Abfeuern aller Raketen beispielsweise einen flame-out des Triebwerks verursachen - die mit viel Zeitverlust abgearbeitet werden musste, führte schließlich dazu, dass die F-94C erst zwei Jahre später als erwartet im März 1953 bei der Truppe eingeführt werden konnte. Die BausätzeEmhar bietet im Maßstab 1:72 zwei Kits der F-94C an, die frühe Ausführung (early) und die späte (late). Außer einem anderen Decalbogen beinhalten die Bausätze jeweils auch versionsspezifische Teile wie abgeflachtes (early) bzw. spitzes (late) Radom sowie zusätzliche Flügelraketenbehälter im Falle der späten F-94C. Vom Detaillierungsgrad her erinnern die Emhar Produkte an die bekannten Matchboxbausätze, allerdings zieren bei Emhar meist feine Gravuren die Teile. Das Cockpit ist eher spartanisch eingerichtet und besonders die Fahrwerksklappen und Luftbremsen erscheinen etwas dick. Aber nicht meckern - machen! Denn immerhin handelt es sich hierbei um die einzigen Spritzgussmodelle dieses Typs in 1:72. Dem detaillierungswilligen Modellbauer kommt gleich in den ersten Baustufen die Firma True Details zu Hilfe. In ihrem Programm findet man ein ausgezeichnetes Resincockpit mit allem drum und dran, das die öde Emhar-Inneneinrichtung weit in den Schatten stellt. Zusätzlich zu den Resinteilen liefert True Details auch noch alle Bemalungshinweise in FS-Codes, was nicht nur dem Recherchemuffel die Arbeit erheblich erleichtert. So kommt im Cockpit, ganz typisch für die Ära, Interior Green FS 34151 zum Einsatz, hier in Form von Model Air Nr. 010 von Vallejo. Konsolen und Instrumentenbretter werden mit einem aufgehellten Schwarz lackiert, die Kopfstützen der Schleudersitze rot und das Gurtzeug weiß. Ein graues Washing arbeitet die Details hervor. Zum Schluss wird noch auf jedes Rundinstrument ein Tropfen glänzender Klarlack gesetzt, um die Verglasung zu simulieren, sowie das Reflexvisier aus Klarsichtmaterial ergänzt. Der Einbau des Resincockpits in die Rumpfhälften gestaltet sich etwas schwierig, da an den Rumpfhälften in ein paar Bereichen Material abgetragen werden muss, bis alles zur Zufriedenheit sitzt (ich wich hier von der Bauanleitung ab, die vorschlägt, das Cockpit von unten in den bereits geschlossenen Rumpf einzubauen). Bevor der Rumpf geschlossen wird, muss im Bug unbedingt noch etwas Gewicht untergebracht werden, was bei dem Platzangebot kein Problem darstellt. Der massiv ausgegossene Triebwerksauslass wird aufgebohrt und mit einem passenden Röhrchen nach innen verlängert. Und wenn man schon einmal an diese Sektion Hand anlegt, kann man auch gleich noch den Nachbrennerring aus Ätzteilresten scratchen, so dass man beim Blick in das Schubrohr wenigstens ein paar Strukturen zu sehen bekommt. Die Rumpfpassung ist im Grunde ganz passabel, Spachtel kommt aber dennoch hier und da zum Einsatz. Ein Bereich, in dem die dicke Materialstärke der Teile besonders negativ auffällt, sind die Lufteinläufe. Daher dünnte ich alle Einlaufkanten soweit ab, bis mir der Effekt im Vergleich zu Originalfotos ausreichte. Um den Eindruck von Tiefe zu schaffen, lackierte ich die Aufsatzflächen der Einläufe am Rumpf schwarz. Hat man die Einläufe, die Tragflächen sowie das Höhenleitwerk erst einmal angebracht und verspachtelt, trennen einen nur noch ein paar kleine Schönheitskorrekturen bzw. Ergänzungen vom fertigen Rohbau. Auf der Flugzeugnase, kurz vor dem Radom, muss ein kleiner Lufteinlauf hinzugefügt werden. Dieser versorgt beim Original die im Bug installierte Elektronik mit Kühlluft. An den Querrudern werden die abstehenden Trimmklappen ergänzt und der „Wulst" im Bereich hinter dem Seitenleitwerk mit Spachtelmasse nachmodelliert, um dem Vorbild besser zu entsprechen. Wer wie ich die seitlichen Luftbremsen geschlossen darstellen will, muss auch hier noch einmal etwas kräftiger auf die Spachteltube drücken, da die separaten Luftbremsen nicht wirklich gut in ihre Schächte passen. Der letzte aber auch zeitaufwändigste chirurgische Eingriff galt in meinem Fall der Cockpithaube. Da ich mich schon frühzeitig auf die Decalvariante der Demonstratormaschine mit den attraktiven Starfiremarkierungen festgelegt hatte, und dieses Flugzeug auf allen mir zur Verfügung stehenden Bildern noch über die frühe einteilige Haube verfügte, musste die mittlere Strebe am Bausatzteil entfernt werden. Dazu maskierte ich den Bereich um die Strebe, um unnötigen Kratzern vorzubeugen, und trug sie vorsichtig mit einem Skalpell ab. Danach folgte ein Überschliff mit 1000er Papier, bis wirklich nichts mehr von der Strebe zu sehen war. Mit den drei unterschiedlich feinen Flächen einer flexiblen Nagelfeile aus der Drogerie konnte alles fast wieder auf Hochglanz poliert werden. Die letzten Feinheiten besorgte die Verwendung von „Novus polish", einer Politur für Plastikoberflächen. Ähnliche Produkte gibt es u.a. zum Aufpolieren von Handydisplays oder Armbanduhrverglasungen. LackierungAlle bei der Lackierung eher hinderlichen Kleinteile wie Fahrwerk, untere Luftbremsen, Radom und Flügelspitzentanks wurden erst einmal beiseite gelassen. Um der Farbe später den nötigen „Griff" zu geben, schliff ich das Modell mit 1000er Schleifpapier an und entfernte danach Schleifstaub und Fettrückstände (vom dauernden Anfassen) mit Alkohol. Zuerst airbrushte ich die schwarzen Walkways an den Flügelwurzeln mit Humbrol 33. Emhar verschweigt deren Existenz leider. Nach deren Maskierung folgten die ebenfalls schwarzen Enteisungskanten. Hierfür hellte ich jedoch mein Humbrol 33 minimal mit Grau auf. Eine Grundregel für den Umgang mit der Farbe Schwarz im Modellbau ist nämlich, nicht für alles ein und dasselbe Schwarz zu benutzen. Das wäre zwar praktisch und zeitsparend, am Ende aber auch langweiliger. Wieder wird maskiert, um nun die später etwas dunkel abgesetzten Metallflächen zu gestalten. Hierfür benutzte ich Eisenfarbig 91 aus der Revell Aqua Color Reihe und lackierte damit die Abdeckklappen der internen Raketenbewaffnung rund um die Nase sowie den hinteren Rumpfbereich in Höhe des Nachbrenners. Nun muss nur noch die AN/ARC-27 Funkantenne am oberen Seitenleitwerk grau abgesetzt werden, bevor es an die Hauptmetalllackierung geht...richtig, vorher Maskieren nicht vergessen. Bei der Hauptlackierung habe ich zum zweiten Mal die sogenannte „Hybrid-Methode" zur Erzeugung eines naturmetallenen Finishes ausprobiert. Dabei lackiert man das Modell erst wie gehabt, in meinem Fall mit Aqua Color Aluminium 99, um danach ein Drybrushing mit demselben Farbton aufzubringen. Dafür benutzte ich allerdings Revell 99 als Emaillefarbe. Die Pinselführung beim Trockenmalen geht hierbei idealerweise immer in dieselbe Richtung, um die Walzstruktur der einzelnen Bleche anzudeuten. Einzelne Panels können auch abgeklebt werden, um den Effekt wirklich separat für jedes einzelne Blech zu erzielen. Als ich mit dem Ergebnis zufrieden war, fixierte ich meine Trockenmalbemühungen mit einer Schicht Erdal Glänzer. Die letzte Farbschicht, die per Airbrush aufs Modell kam, war dann das Olive Drab, hier von Vallejo, zu Darstellung der Blendschutzpanels vor dem Cockpit und an den Innenseiten der Flügelspitzentanks. Das ganze noch einmal mit Glänzer übernebeln, und es war Zeit für die Decals. Es wird bunt – die AbziehbilderDer Emhar Decalbogen ist im Großen und Ganzen schön gedruckt und, wie sich herausstellen sollte, gut zu verarbeiten. Allein die Stars-n-Bars, also die amerikanischen Hoheitszeichen, waren in ihrer Form nicht ganz so gelungen, weswegen ich sie durch welche aus Beat Gysis Restekiste austauschte, vielen Dank an dieser Stelle! Da auf dem einzigen mir zur Verfügung stehenden Farbbild der Demonstratormaschine rote Linien vor den Enteisungskanten auszumachen waren, wurden diese kurzerhand aus dem eigenen Fundus ergänzt. Sobald alle Decals an ihrem Platz waren, wurden sie ebenfalls mit Glänzer versiegelt. Die nun folgende Alterung mittels grauem Washing fiel sehr dezent aus, da es sich ja wie bereits erwähnt um Lockheeds Vorführmaschine handelte. Zum Schluss noch einmal Versiegeln und alle im Original nicht reflektierenden Bereiche wie Blendschutz und Walkways mit matter Farbe behandeln, und die Airbrush konnte beiseite gelegt werden. Letzte KleinteileNun war es an der Zeit, alle bisher separat behandelten Kleinteile anzukleben, was im Grunde keine größeren Probleme bereithielt. Beim Einbau des Bugfahrwerks sollte man allerdings besonders aufmerksam sein, da Emhar hier keine Passstifte anbietet und das Teil stumpf auf den Schachtboden geklebt werden muss. Daher wäre hier auch entsprechendes Referenzmaterial zur richtigen Positionierung angeraten. Die klobigen Bausatz-Einziehstreben von Hauptfahrwerk und unteren Luftbremsen wurden durch dünnere Eigenanfertigungen ersetzt. Was auch beim Vergleich mit Vorbildfotos auffällt, ist dass die Radarnase der frühen Version von Emhar etwas zu lang ist. Daher einfach am Ansatz abschleifen, bis der Gesamteindruck stimmt. Letzte Amtshandlungen sind dann noch das Anbringen der Kanzel sowie die Nachbildung der Positionsleuchten mit Weißleim und etwas Farbe. FazitTrotz der geringen Teilezahl ist Emhars Starfire kein Wochenendprojekt. Da es sich im Maßstab 1:72 aber um die einzigen Spritzgussmodelle der F-94C handelt, kann man angesichts der gezeigten Qualität eigentlich recht froh sein. Besser geht's immer, aber schlimmer nun mal auch.
Referenzen:
Bernd Korte Publiziert am 11. November 2009 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |