Lockheed F-94C Starfirevon Roland Sachsenhofer (1:48 Kitty Hawk)
Bei den meisten der von mir gebauten Flugzeugmodellen hatte ich vor Beginn ja eine zumindest wage Vorstellung der Typ- und Einsatzgeschichte. Irgendwo kommt ja meistens das Interesse her, das dann zur Wahl dieses Modells führt.
Bei der F-94C Star Fire war dies definitiv anders: bevor mir der von Kitty Hawk produzierte Bausatz begegnet war, war mir dieses Muster wirklich unbekannt. Unbekannt war auch der Umstand, dass in einem in Serie gegangenen Einsatzmuster eine derart extreme Form der Bewaffnung installiert worden war. Eine Besonderheit der C Version stellte die im Bug installierte Raketenbewaffnung dar. Vier Klappen konnten geöffnet werden, um in einem relativ spektakulären Vorgang eine Breitseite von insgesamt vierundzwanzig ungelenkte 2,75-inch-(69,85-mm-) Luft-Luft Raketen des Typs „Mighty Mouse“ abzufeuern. Später wurden noch weitere 24 Starterrohre in zwei Gondeln an den Tragflächen montiert. Keine Bewaffnung für ein fintenreiches Gekurve im „dogfight“, wie sich leicht ausmalen lässt, sondern eine, um schwere Bomber abzuschießen. Ihr könnt euch hier ein Video sowie ein Standbild ansehen, das diesen Vorgang zeigt: wo viel Rauch, da auch viel Feuer…
Ende der 40er Jahre hatte die Sowjetunion die erste Atombombe gezündet, mit Nachdruck wurde nun auf der Gegenseite die Entwicklung eines effizienten Bomberjägers fortgeführt. Neben Mustern wie der F-86D „Sabre Dog“, die aus der bewährten F-86 „Sabre“ entwickelt worden war, sollte auch der bewährte Grundentwurf der P-80/ T-33 Ausgangspunkt einer entsprechenden Entwicklung werden. Die aus dem zweisitzigen Trainer T-33 abgeleitete erste Serienversion der F-94 „Star Fire“ besaß nur vier Maschinengewehre und mit dem Allison J-33-A-33 mit 2.722 kp Schub einen mittelmäßigen Antrieb. Erst die „C“ Version konnte die spektakuläre Raketenbewaffnung, die unter völligem Verzicht auf Rohrwaffen eingebaut worden war, zum Tragen bringen. Mit einem J48-P-5-Triebwerk von Pratt&Whitney, einer Lizenzversion des britischen Rolls Royce Tay, erreichte die F-94C eine Leistung von 2.880 kp Schub ohne und 3.969 kp mit Nachbrenner. Der Rumpf wurde um einiges verbreitert und schlussendlich auch gepfeilte Höhenruder eingebaut - ein seltene Maßnahme bei einem Muster mit ungepfeilten Tragflächen.
Beim „Air Defence Command“ eingesetzt war die Star Fire bei den Piloten zwar beliebt, ihre Einsatzaufgabe erfüllte die F-94 allerdings nur unter Vorbehalt. Vor allem die am Bug konzentrierte Bewaffnung hüllte das Flugzeug beim Feuern in eine Abgaswolke, nahm den Piloten zu lange die Sicht und führte zu extremem Verschleiß im Triebwerksbereich. Als Lösung entwickelte man die schon angesprochenen tragflächenmontierten Gondeln; trotzdem blieb die F-94C nur bis Mitte der 50er Jahre im Dienst, bevor sie von der F-105 Delta Dagger abgelöst wurde.
Den Bausatz dagegen würde ich als eine tolle Erfolgsgeschichte beschreiben! Die Teile sind von einer zum Teil schon atemberaubenden Dünnheit und die Passgenauigkeit kann als äußerst befriedigend bezeichnet werden. Was mich vor allem beeindruckt hat, war die Detailgenauigkeit im Fahrwerksbereich sowie bei der Gestaltung der vielen Klappen und Luftbremsen, die ausgefahren dargestellt werden können. Hier kommt auch der Großteil der sehr hilfreichen Ätzplatine zur Anwendung, die dem Bausatz beiliegt. Etwas enttäuschend dagegen finde ich die Ausgestaltung des gut einsehbaren und großen Cockpits. Jene Teile, die als Plastikteil vorliegen, sind wirklich gut und treffend modelliert, allerdings ist der Gesamteindruck meines Erachtens etwas unter Wert geschlagen. Nennen möchte ich hier den Rahmen des sich öffnenden Kabinenteils, hier gibt es – ganz im Unterschied zum Original - gleich gar nichts zu sehen… Ein wenig Eigenbau aus Reste-Ätzteilen habe ich dieser Region daher spendiert. Ansonsten kann ich auch bezüglich der Decals nur das Beste vermelden. Trotz durchaus komplexer Formen und großer Schiebebilder ging alles leicht und ohne Bruch von der Hand. Die beiden im Bausatz vorbereiteten Versionen sind heute als Museumsmaschinen erhalten und durch im Internet zu findende „walkaraounds“ recht komfortabel zu recherchieren.
Dies war mein erster Kitty Hawk Bausatz - und ich hoffe, er war keine Ausnahme: KH bietet nämlich eine ganze Reihe interessantest ausgewählter Vorbilder als 48er Bausätze an. Ich freue mich schon auf den Nächsten!
Wenn ihr euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt ihr hier zum Baubericht: Bau F-94C /Kitty Hawk Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro punkt sachsenhofer at gmx punkt at Weitere Bilder
Roland Sachsenhofer Publiziert am 09. Oktober 2014 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |