Beechcraft T-6C Texan IIRNZAF – Aerobatic Team „Black Falcons”von Stefan Linke (1:72 GRandModels)Das Original
Die United States Air Force (USAF) und die United States Navy (USN) initiierten zu Beginn der 1990er Jahre das Joint Primary Aircraft Training System Programm (JASP). Pilatus und Beechcraft (heute Textron Aviation) entwickelten auf Basis der Pilatus PC-9 einen Turboprop-Trainer, der für die Pilotenausbildung beider Teilstreitkräfte konzipiert war. 1995 ging die Beechcraft T-6 Texan II als Sieger des JASP hervor. Wesentliche Unterschiede zwischen der PC-9 und der T-6A sind die Verstärkung bzw. leichte Änderung der Rumpfstruktur und auch der Cockpithaube sowie der Wechsel des Triebwerks auf das Pratt & Whitney Canada PT6A-68, das einen Vierblattpropeller von Hartzell antreibt. Die Piloten sitzen in einem geräumigen Cockpit, das mit einem automatischen Environmental Control System (ECS)und zwei Martin-Baker US16LA Zero/Zero Schleudersitzen ausgerüstet wurde.
Ab dem Jahr 2000 wurden die ersten T-6A an die USAF und USN übergeben. 2009 führte die USN ein Avionik-Upgradeprogramm durch, aus der die T-6B hervorging. Die fortschrittliche Avionikausrüstung umfasst das Flight Management System (FMS), GPS/INS-Navigationssysteme, Radarhöhenmesser, digitaler Videorecorder/Datenübertragungssystem, SparrowHawk Head-Up-Display (HUD), Hands on Throttle and Stick- (HOTAS) Flugkontrollsystem und Flüssigkristallbildschirme. All dies eignet sich dafür, um sich an das Handling der Jets anzunähern, für die der Trainer vorgesehen ist. So kann das HUD auf die Darstellung der Symbolik wie in einer F-16 Fighting Falcon oder einer F-18 Super Hornet eingestellt werden und Luft-Boden- und Luft-Luft-Kampftrainingsaufgaben simulieren.
Bei der T-6C wurde dann, da sie auch für den Export vorgesehen ist, sechs Unterflügelstationen ergänzt. Zwei der Stationen sind für die Montage von Zusatztanks geeignet. Über 1.000 Texan II haben im Einsatz bei 13 Nationen bisher mehr als 5 Millionen Flugstunden gesammelt. Einsatz bei der Royal New Zealand Air Force (RNZAF)
2014 entschloss sich die Neuseeländische Regierung, elf Maschinen des T-6C Models zu beschaffen. Für 154 Millionen NZ$ wurde ein Gesamtpaket inklusive Simulatoren (von CAE), Ersatzteilen sowie Schulungs-, Logistik- und Wartungsdienstleistungen bei Textron Aviation bestellt, zu der Beechcraft gehört. Am 22.8.2014 trafen die ersten zwei Maschinen bei der No. 14 Squadron auf der RNZAF Base Ohakea ein. Bis zum 16.4.2015 folgten die restlichen Maschinen. Die dargestellte Maschine, die am 5.3.2015 zur No. 14 Squadron stieß, trägt die Bezeichnung NZ1409. Die Buchstaben „NZ“ stehen dabei für Neuseeland, die erste Ziffer „1“ dafür, dass es sich um ein Trainingsflugzeug handelt, die zweite Ziffer „4“ für das Flugzeugmuster, also die Texan T-6C, und die letzten zwei Ziffern „09“ für das neunte ausgelieferte Flugzeug.
Neben der No. 14. Squadron, die für die Ausbildung von Flugschülern verantwortlich zeichnet, nutzt die Central Flying School (CFS) die T-6C für die Ausbildung von Fluglehrern. Aus diesem Pool von erfahrenen Piloten rekrutieren sich auch die Mitglieder des RNZAF Kunstflugteams „Black Falcons“, die mit der T-6C Texan II ihr Land bei Flugshows repräsentieren. Die dabei geflogenen fünf Flugzeuge sind reguläre Einsatzmaschinen und tragen keine Sonderlackierung. Der Bausatz
GRandModels hat, wie der Name schon andeutet, verschiedene Modelle von in Griechenland verwendeten Flugzeugen im Programm. Sie werden im 3D-Druck aus Resin produziert. Da Griechenland mit insgesamt 45 Texan II neben der USA ein Hauptnutzer des Musters ist, verwundert es wenig, dass GRandModels dem Modellbauer sowohl die T-6A/NTA als auch die T-6C im Maßstab 1:72 zum Kauf anbietet. Mit dem von mir verwendeten Bausatz (GM72007) ist die T-6C in den Farben der Royal Air Force (die Briten bezeichnen die T-6C als Tucano T1), der Royal Canadian Air Force (bezeichnet als CT-156 Harvard II) und eben der Royal New Zealand Air Force darstellbar.
Im stabilen Karton befinden sich neben den Resinteilen auch noch eine tiefgezogene Kanzel, ein Fotoätzteilplatine und ein Decalbogen. Eine ebenfalls beiliegende Broschüre zeigt den Umfang der Teile, einen Abriss der Entwicklungsgeschichte, die eigentliche zweiseitige Bauanleitung und auf jeweils einer Doppelseite die Farbgebung und Decalpositionen für die drei Varianten. Auf dem fein gedruckten Decalbogen finden sich neben den drei länderspezifischen Nassschiebebildern auch die Sprengschnüre der Kanzel und die Hartzell-Logos für die vier Propellerblätter.
Aufgrund der Herstellung im 3D-Druck aus Resin sind alle Teile sehr detailliert und haben schöne Panellines und fein strukturierte Lüftungsgitter. Für dünne Einzelheiten wie Luftbremse, Instrumentenbretter, Luftleitbleche, Antennen und Pitotrohre sollten die Ätzteile Verwendung finden. Alle Ruder sind einzeln ausgeführt und können ausgelenkt dargestellt werden. Eigene Ergänzungen
Die beiden in sehr guter Qualität ausgeführten Schleudersitze lagen meinem Kit in identischer Form bei, obwohl beim vorderen Sitz ein Canopy Breaker zum Einsatz kommt. Diesen habe ich in Scratch-Bauweise ergänzt. Die beiden Landescheinwerfer am Hauptfahrwerkschacht bekamen eine Streuscheibe aus dünn geschnittener Klarsichtschnur.
Die Anstellwinkelsonde, die am linken Flügel positioniert ist, wurden mit einem 0,3 mm starkem Draht realisiert. Die große Kielantenne hinter der Kanzel und die Pitotrohre auf den Flügelunterseiten habe ich aus dem Zurüstsatz 1/72 B737NG Fuselage Details (Model AP72-1) der Firma Rocast Models entnommen, da sie mir auf dem Ätzteilbogen zu zweidimensional erschienen. Wie schon erwähnt, kommt bei der T-6B und der T-6C ein HUD zum Einsatz. Dieses liegt dem Bausatz, trotz sehr detailliertem Cockpit, nicht bei. Auch dieses habe ich in Scratch-Bauweise ergänzt. Im wahrsten Sinne ein „Glanzstück“ ist der Spinner der Luftschraube. Da er im Original aus auf Hochglanz poliertem Metall besteht, habe ich mit Hilfe eines Kollegen einen Edelstahlspinner gedreht. Dieser ist um einiges realistischer als ein mit Alu oder Chrom lackierter Plastikspinner.
Das Diorama besteht aus einer selbst gefertigten Grundplatte, die durch Bodenpersonal und Bremsklötze aus dem Pushback operations crew „B“ set (Model FS72Ramp-2) von Rocast Models sowie mit einem Feuerlöscher aus dem 50 kg Fire extinguisher set (Model SCN-72-5) ebenfalls von Rocast Models ergänzt wurde. Die Lackierung und DecalsFür die von mir gewählte RNZAF-Variante wurde nach der Grundierung mit Vallejo Surface Primer Gray (74.601) das ganze Modellflugzeug mit Glossy Black von Vallejo (70.861) lackiert. Zu meiner Überraschung war der Lack aber nach der Trocknung nicht glänzend, sondern eher seidenmatt. Da die Maschine mit Ausnahme des vorderen oberen Bereichs der Cowling glänzend lackiert ist, wurde das ganze Modell mit Klarlack überzogen - einmal vor dem Aufbringen der Decals und einmal danach. Ich verwendete dafür das Baumarkt-Produkt DupliColor Lackspray farblos glänzend (466946). Der Blendschutz vor dem Cockpit blieb dabei abgeklebt und somit auch seidenmatt. Die Tragflächen- und Leitwerksvorderkanten wurden mit dem Pinsel in Aluminium von Hataka (A078) und diverse Antennen in White von Vallejo (70.951) gestrichen.
Der dem Kit beiliegende Decalbogen ist sehr umfangreich und enthält sogar viele Wartungshinweise. Der Bogen ist sehr fein gedruckt. Nach kurzer Einweichzeit lassen sich die Decals einfach auf das Modell schieben und legen sich gut an die Oberfläche an. Mir ist kein Schiebebild gerissen oder hat sich wieder abgelöst. FazitOOB ist ein schönes Modell eines modernen Turboprop-Trainers baubar. Durch den Materialmix und der Feinheit der Teile ist das Kit nur etwas für den erfahrenen Modelbauer. Mit etwas Mehraufwand lässt sich auch hier im Maßstab 1:72 der Detailgrad noch weiter erhöhen. Für mich stellt die einfarbig schwarz glänzende Maschine der RNZAF „Black Falcons“ einen echten Exoten in der bunten Welt der Kunstflugstaffeln dar und war der Grund für den Bau gerade dieser Maschine. Weitere Bilder
Stefan Linke Publiziert am 01. März 2025 © 2001-2025 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |