Fairey Gannet AS Mk.4Turboprop-U-Boot-Jäger über der Nordseevon Max Hauswald (1:48 Airfix)Vorwort
„Das Teil ist so hässlich, das muss doch britisch sein!“ – so oder so ähnlich werden die meisten Gedanken von Luftfahrt-Interessierten beim ersten Blick auf die Gannet (zu Deutsch „Tölpel“) lauten. Bereits 1949 flog die erste Maschine des britischen Herstellers Fairey, welcher ein trägergestütztes U-Jagd-Flugzeug entwickeln sollte. Der Name „Tölpel“ wurde dem Fluggerät auf seiner komplizierten Doppel-Faltung der Tragflächen gegeben, die eben an den genannten Wasservogel erinnerte. 1957 beschaffte die deutsche Marine für die Marinefliegerkräfte das bereits in Produktion befindliche Flugzeug, da mit der Priorität auf der schnellen Verfügbarkeit die Küstenverteidigung gegen Unterseeboote verstärkt werden wollte. In der recht kurzen, nur ca. acht Jahre langen Dienstzeit wurden die Maschinen anfangs vom Marinefliegergeschwader 1 (MFG 1) und später dann vom MFG 3 von Westerland bzw. aus Nordholz betrieben. Bereits 1966 war das Kapitel bei den deutschen Streitkräften beendet, denn die Breguet Atlantic übernahm die Aufgaben der Gannet. Bei den Streitkräften anderer Länder wurden die robusten und leistungsstarken Maschinen teilweise bis Ende der 80er Jahre eingesetzt. Das ModellIn den letzten zwei Jahren brachte Airfix mindestens drei „Super-Bausätze“ in 1:48 neu auf den Markt, die sich in dem für mich interessanten Bereich befinden: Buccaneer, Sea King und eben die Gannet. Mittlerweile habe ich alle genannten Bausätze bauen können und bin von allen dreien begeistert. Bis auf ganz wenige Punkte ist die Gannet ein wirklich gut passender, schön detaillierter und durchdachter Bausatz. Man muss jedoch wirklich sehr viel Gewicht im Vorderrumpf einbauen, damit die Kiste nicht auf dem Hintern sitzen bleibt. Ich habe eigentlich alles vor dem Waffenschacht mit Bleischrot gefüllt – und es reicht gerade so! Ich wollte eine Gannet ohne die doppelt geklappten Flügel bauen, da insbesondere der Klappmechanismus auf Grund der maßstäblichen Vereinfachungen immer eine Schwachstelle im Modellbau darstellt. Für das gewünschte Erscheinungsbild sollten sowohl die großen Landeklappen abgesenkt als auch der Waffenschacht geöffnet werden, um das Fluggerät noch mächtiger/wuchtiger erscheinen zu lassen. Im Inneren brachte ich Eduard-Gurte auf den Sitzen an. Außen ersetzte ich die vielen (leider) geschlossenen Lufteinläufe auf dem Rumpf gegen geöffnete Resin-Einläufe von Quickboost. Lackierung und AlterungIch habe sicherlich ein dreiviertel Jahr gewartet, bis ich endlich die Chance bekam, die neuen Decals von Xtradecal kaufen zu können, da sie ständig ausverkauft gewesen waren. Der Bogen kam letztendlich dann von Hannants direkt aus UK, nachdem eine neue Charge dort eintroffen war. Ich wollte eine deutsche Maschine bauen, auch wenn diese nicht wirklich aufregender als die meisten anderen Gannets lackiert war. Da die Maschinen in der Realität jedoch ständig im Freien stehen mussten und in der Seeluft herumflogen, wollte ich dies nutzen und die recht langweilige Lackierung entsprechend stark altern. Die Decals sind technisch super und einfach zu verwenden. Ich denke jedoch, dass ein paar Details durch die Recherche-Abteilung nicht bedacht wurden. Beispielsweise gibt es keine Wappen für das MFG 3 und es fehlen die Registrierungsnummern auf der Flügelvorderkante – mangels wirklich guter und umfassender Fotodokumentation kann es sein, dass diese auf meiner Maschine auch nicht vorhanden waren – andere Maschinen weisen diese jedoch mitunter auf. Gealtert wurde mit aufgehellten Grundfarben und einem umfassenden Washing. Im Bombenschacht habe ich zwei Torpedos und fünf Sonobojen eingebaut – leer war mir zu langweilig. Auch hier fehlen mir jedoch die Beweise, ob diese Zuladung bei den Marinefliegern realistisch war. Die Türen des Bombenschachts im Modell können (ohne Modifikation) nur geschlossen oder in der dargestellten Position (vermutlich Abwurf-Position) gebaut werden – Vorbildfotos zeigen, dass diese in der Realität bis in die Horizontale gefahren werden konnten, um die Maschine am Boden zu beladen. Man kann erkennen, dass in der von mir dargestellten Position kein Platz mehr für diese Tätigkeit gegeben ist. Das fertige ModellMeine UA+112 soll laut Decal-Hersteller den Zustand beim MFG 3 aus den 1960ern darstellen. Wie bereits angedeutet: es gibt leider nicht sehr viele zeitgenössische Bilder, um alle Details entsprechend darstellen zu können. Die Antennen habe ich entsprechend der Fotos installiert. Dennoch bin ich zufrieden mit dem Ergebnis. Die mächtige Turboprop-Maschine mit dem ikonischen Doppel-Propeller macht sich gut in der Sammlung. Max Hauswald Publiziert am 28. September 2024 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |