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McDonnell Douglas F-4E Phantom II

3rd TFW, 1981

von Michael Riedel (1:72 Hasegawa)

McDonnell Douglas F-4E Phantom II

Hier handelt es sich um den Hasegawa-Bausatz, der anfangs der 90er Jahre auf den Markt kam. Damals lebte ich gerade in den USA, es gab noch jede Menge Modellbau-Läden und die ersten Online-Händler etablierten sich im Internet. Dieser Bausatz war einer von vielen, den ich mir 1999 bestellte. Das Ziel war es, irgendwann einmal von jeder Version ein Modell zu haben. Zwischenzeitlich kamen noch mehr Modellbaukästen hinzu, aber zum Bauen fehlte immer wieder die Zeit, ein wohl bekanntes Phänomen unter Modellbauern. Sicherlich ist der Hasegawa-Bausatz nicht 100% maßig, und auch die Passgenauigkeit ist, dem Formenbau der damaligen Zeit geschuldet, nicht überragend, jedoch ergibt er immer noch ein schönes Modell und all die Produkte der anderen Hersteller, auch der neue Finemolds-Bausatz, haben ihre Probleme. Das Modell wurde erstmals 2006 gebaut. Damals stellte ich auch eine F-4E der 3rd TFW dar, jedoch im Bauzustand, wie sie 1991 in Desert Storm flog. Dummerweise fiel mir kurz vor Fertigstellung auf, dass Aeromaster die Tailcodes falsch dimensioniert hatte. Hasegawa hatte die richtigen Abmessungen auf seinem Aufkleberbogen, jedoch im falschen Farbton. Dann kam es, wie es kommen musste, ich doktorte am fertigen Modell herum, verschlimmbesserte es so weit, dass es ich letztendlich nicht mehr ansehen wollte oder konnte.

So sah es damals aus:

Meine zuerst gebaute Version dieses Hasegawa-Bausatzes im Jahr 2006...
Meine zuerst gebaute Version dieses Hasegawa-Bausatzes im Jahr 2006...

Recycling statt Verschrottung

Ich entschied mich jedoch, das Modell nicht zu verschrotten, sondern von den Farben zu befreien und es neu aufzubauen. So lag es dann über ein Jahrzehnt im Depot, bis ich mich mal wieder durch meinen Decal-Fundus wühlte und den interessanten Aufkleberbogen von Microscale 72-371 F-4D/E Phantoms fand.

Diesen Bogen hatte ich auch in den 90er Jahren gekauft. Wie alle Microscale-Bögen seiner Zeit, ließen sich mit ihm verschiedene schöne Objekte darstellen. Er beinhaltete jede Menge Stencils, war aber nicht 100% akkurat recherchiert, bzw. die Aufkleber gaben nicht exakt das wieder, was am Original vorhanden war. Aber dazu später.

Nachdem die Entscheidung getroffen war, ging es los. Beim Vorbild handelt es sich um die Kommandeursmaschine der 3rd TFW im Lackierungszustand von Anfang des Jahres 1981, stationiert auf der mittlerweile geschlossenen Clark AFB auf den Philippinen. Sie trug im Andenken an die Opfer des Todesmarsches von Bataan den Umriss der Philippinischen Provinzen, die von den amerikanischen und philippinischen Kriegsgefangenen durchquert werden mussten. Die Maschine wurde übrigens im November 1990 and die RoKAF abgegeben und flog dort als 80-312, wie dieses Foto aus dem Jahre 2005 zeigt.

Da es sich beim erstgebauten Modell um den allerletzten Ausrüstungszustand der Phantom in der USAF handelte, ich aber nun eine reguläre sogenannte "Vanilla F-4E" darstellen wollte, musste etwas umgebaut werden.

McDonnell Douglas F-4E Phantom II

Umbauten und Änderungen

Die TISEO-Kamera in der linken Flügelwurzel sowie die „Hundehütten“-Antenne auf dem Rumpfrücken wurden entfernt, ebenso die Static Discharger an Außenflächen, Höhenleitwerken und Seitenleitwerk. Dafür wurde für den Unterrumpf der sogenannte Belly Strap gescratcht und angebaut. Dieser wurde an allen F-4E angebaut, die nicht von Werk aus mit den automatischen Vorflügeln bei der Umrüstung ausgestattet worden waren, um der Rumpf-Flügel-Konstruktion mehr Stabilität zu verleihen. Alle F-4E ab Seriennummer 71-0237 waren bereits ab Werk mit den Slats produziert und besaßen intern eine stärkere Rumpf-Tragflächenkonstruktion, welche den Belly Strap überflüssig machte. Übrigens waren alle F-4G Umrüstungen aus frühen F-4E Produktionslosen und besitzen daher den Belly Strap.

Das Aires-Cockpit blieb natürlich erhalten, ebenso die Aires-Schubdüsen. Die Sitze baute ich nochmals neu auf.

McDonnell Douglas F-4E Phantom II

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Die äußeren Vorflügel sind beim Hasegawa-Modell nur Teil des Bauteils für die Tragfläche. Da man aber auch im eingefahrenen Zustand zwischen Slat und Tragfläche hindurchschauen kann, habe ich die Teile von der Tragfläche abgetrennt, die Anlenkmechanismen gescratcht und mir Vorflügel selbst gebaut. Das sieht deutlich besser aus. Ebenso hat Hasegawa, wie eigentlich alle Hersteller der damaligen Zeit, es versäumt, die Panellines der Außenflächen von jenen der Hardwing-Version auf die neue Version mit Vorflügeln abzuändern. Daher musste hier neu graviert werden.

Die nächste Änderung betraf die Bordkanone. Für die Vorfluginspektion wurde bei F-4E/F immer die Zugangsklappe zur Bordkanone geöffnet. Dies war eine etwas kniffelige Arbeit, da das Teil sehr klein, nicht symmetrisch und eine Klebenaht in der Mitte aufwies. Die Kanone selber entstammt einem alten Verlinden F-14 Update-Satz.

Da die Maschine in den Vorbereitungen zum Triebwerkstart dargestellt werden sollte, habe ich an der Unterseite alle Klappen geöffnet, die dafür nötig waren. Ebenso wurden die Luftbremsen herausgeschnitten und leicht geöffnet dargestellt, da diese am Original sofort ein paar Zentimeter auffuhren, sobald die Generatoren abgeschaltet wurden, denn sie wurden über ein elektrisches Relay geschlossen gehalten.

McDonnell Douglas F-4E Phantom II

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Lackierung und Beschriftung

Lackiert wurde das Modell mit Gunze Mr. Hobby Color-Farben im alternativen South East Asia Tarnanstrich, d.h. das Ockerbraun am Rumpf erstreckt sich nicht über den Rumpf bis zum rechten Lufteinlauf. Dieser manchmal auch SEA Version 2 genannte Anstrich war bei Maschinen der 3rd TFW nach dem Vietnamkrieg vorherrschend und passt auch zur Doktrin der USAF in den frühen 80er Jahren, die Sichtbarkeit ihrer Jets zu verringern. Damit einhergehend sind auch die schwarzen Tailcodes.

Wie eingangs erwähnt, gibt der Bogen die Markierungen nicht komplett korrekt wieder. Daher sammelte ich die Aufkleber aus dem Microscale Bogen, einem alten Fujimi-Bausatz und Custom-made Decals zusammem. Die Kommandeursstreifen wurden einzeln aus farbigen Aufklebern hergestellt und auf den weißlackierten Untergrund der Fincap aufgebracht. Microscale hat diesen Aufkleber so groß dargestellt, dass er bis in das Seitenruder reicht. Außerdem war das Blau, welches für die 3rd TFS „Peugeots“ steht, zu dunkel. Glücklicherweise hat Afterburner Decals auf seinem 1:48 Bogen zu den Jets der 3rd TFW den Titel auch in dem Blau der 3rd TFS gehalten, hieraus wurden der entsprechende Streifen geschnitten. Das PACAF-Wappen war bei Microscale komplett verschoben gedruckt und auch zu dunkel. Hier kam ein alter Aufkleberbogen eines Fujimi F-4G-Bausatzes, der eine Maschine der 90th TFS beinhaltet, zu Hilfe. Von diesem Bogen kam auch das Haifischmaul. Jenes von Microscale hat die falsche Form und ist zu lang, Aeromaster hat die neuere Form. Fujimi hat es 100% korrekt, auch mit der richtigen Anzahl der Zähne, dargestellt. Moral: niemals Aufkleber wegwerfen. Microscale Decal Fix hilft auch noch so alte Aufkleber zu retten.

McDonnell Douglas F-4E Phantom II

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Das Schwierigste war, dass der Jet den Stencil mit der Seriennummer am Original mit weißen Buchstaben hatte. Das war sehr ungewöhnlich, normalerweise ist dieser beim SEA-Anstrich und auch den beiden folgenden SEA-Wraparound und Euro 1 in schwarz gehalten. Hier kam mir wieder einmal ein FF-Forum Mitglied zur Hilfe. Er druckte mir dieses weiße Stencil und die Namenszüge im korrekten Font. Vielen Dank, lieber Jürgen!

Für die Bewaffnung entschied ich mich für eine typische Übungsbeladung für Luft-Boden-Einsätze der frühen 80er Jahre. Drei BDU-33 25 kg-Bomben unter einem TER sowie ein Übungsflugkörper einer TV-gesteuerten Maverick Luft-Boden-Rakete an der unteren Schiene eines LAU-88 Triple-Launchers. Die Übungsbomben wurden mir von einem weiteren freundlichen FF-Forumsmitglied 3D-gedruckt. Vielen Dank, Hendrik! Diese Standartbeladung von NATO-Flugzeugen zwischen den 70er bis in die 2000er Jahre sind bisher in 1:72 von keiner Aftermarket-Firma aufgelegt worden. Die CATM-65 sowie LAU-88 entstammen einem Hasegawa-Waffenset und wurden etwas verfeinert. Ich entschied mich, keinen Unterrumpftank zu verwenden, denn dies war bei den Phantom-Geschwadern der USAF aus dieser Zeit auch üblich. Der Grund dafür lag in der sehr restriktiven G-Belastungsgrenze des Seargent Fletcher-Unterrumpftanks (deutlich niedriger als für die Unterflügeltanks) und des noch nicht verfügbaren High-Performance-Centerline-Tanks, der erst mit der Entwicklung der F-4G Einzug in die Wild-Weasel hielt.

McDonnell Douglas F-4E Phantom II

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Die Dioramabasis

Um das Modell nicht so einsam dastehen zu lassen, entschied ich mich, eine kleine Basis zu bauen, die die Maschine in den Startvorbereitungen darstellt. Hierfür wurde aus Sperrholz ein Rahmen gebaut, der mit Gips aufgefüllt und plan geschliffen wurde. Nach den Gravuren für die Teerfugen wurde alles mit RAL 7032 Kieselgrau lackiert. Nach dem Aufbringen der Bodenleitlinien wurde alles mit Graphitpulver und Tamiya Smoke gealtert. Der A/M32-60 stammt von Hasegawa und wurde wie der Werkzeugtrolley verfeinert. Die FOD Guards und Bodensicherungen der Fahrwerke wurden schnell selbst gescratcht.

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Die Szene

Während der Pilot gerade zu seinem Cockpit hinaufsteigt, hat der der WSO offensichtlich bereits seine Utensilien im Cockpit verstaut und auch den Helm bereits auf dem rechten Lufteinlauf abgelegt. Irgendetwas scheint aber nicht in Ordnung zu sein, denn er spricht gerade mit dem 1. Wart, welcher in Folge den Line-Chief oder auch Operations anfunkt. Davon unbeeindruckt führt der 2. Wart die Vorbereitungen zum Anlassen der Triebwerke fort. Die Bodensicherungen der Fahrwerke wurden bereits entfernt, ebenso wie fast alle Sicherungsstifte. Nur die Pins für den oberen Abzugsgriff der Schleudersitze (werden nach dem Anschnallen durch die Warte entfernt), der des Bremsschirms (wird während des Walkarounds durch den Piloten gezogen) sowie der Übungsbomben (werden in der Last-Chance-Area gezogen), verbleiben. Das Stromkabel für die Außenstromversorgung über den A/M32-60 liegt bereits unter dem Anschluss unter der linken Tragflächenwurzel bereit. Der Luftschlauch zum Anlassen des rechten Triebwerks wird unterdessen Richtung Anschluss in der rechten Aux-Air-Door befördert. Selbstverständlich ist das Erdungskabel noch mit dem Jet verbunden. Offensichtlich herrscht eine recht zügige Brise von links vor, denn nicht nur die Remove-Before-Flight-Fähnchen flattern nach rechts, sondern auch das Seitenleitwerk ist nach rechts gedrückt worden.

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Weitere Bilder

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Michael Riedel

Publiziert am 07. September 2024

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