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Blackburn Buccaneer S.2B

Seeräuber vor dem Ruhestand

von Max Hauswald (1:48 Airfix)

Blackburn Buccaneer S.2B

Vorwort

In den 1950er Jahren wurde von der Firma Blackburn ein trägergestütztes Angriffsflugzeug für die Royal Navy entwickelt. Das Besondere an dem Fluggerät war, dass es zum Zeitpunkt der Ausschreibung explizit auf die Abwehr der Swerdlow-Klasse von sowjetischen, leichten Kreuzern ausgelegt wurde. Diese Schiffsklasse zeichnete sich durch ein sehr hohe Einsatzgeschwindigkeit aus. Die britische Marine sah eine so große Gefahr, dass die sowjetischen Schiffe mit ihrer großen Geschwindigkeit in andere Meere durchbrechen konnten, dass ihre Flugzeugträger mit einem Fluggerät gegen diese Seeeinheiten ausgerüstet werden mussten.

Die Buccaneer (zu deutsch: Seeräuber) wurde ab 1962 bei der Royal Navy eingesetzt und war spezialisiert auf Tiefflugangriffe gegen Schiffe. Sogar das Cockpit wurde so ausgelegt, dass die wichtigsten Instrumente oben auf der Abdeckung des Instrumentenpanels lagen und der Pilot nicht mehr nach unten sehen musste und im tiefstmöglichen Flug die Augen auf dem Meer haben konnte – quasi die frühe Idee der heutigen Head-up-Displays.

Blackburn Buccaneer S.2B

Klassischerweise hält die Air Force nichts von Navy-Flugzeugen – und andersherum. Da die Wunschkandidaten für die Royal Air Force jedoch kostenmäßig vollkommen aus dem Ruder liefen (F-111K und TSR.2), wurde sich zähneknirschend doch für die Beschaffung der Buccaneer entschieden. Da die Royal Navy in den 1970er Jahren ihre Flugzeugträger ausmusterte, siedelten noch einige Maschinen vom Meer auf die Basen der Air Force um. Die Buccaneer hat bis heute einen Ruf als eines der besten Flugzeuge für Tiefstflugangriffe überhaupt.

Um die sehr interessante Geschichte des Seeräubers möglichst kurz zu halten: die große Stunde des alten Kriegers kam 1991, als der Irak das kleine Kuwait überfiel. Die neuen Tornados der RAF wurden entsandt – doch man musste eiligst die Buccaneers nachziehen, da diese für die Zieldesignation mittels Laser-Pod scheinbar unverzichtbar waren. Hierzu wurden die alten Seekrieger eiligst mit einem einfarbigen Sandton lackiert und mit wenig bekleideten Damen und einer Piratenflagge unter dem Cockpit verziert.

Nur knapp drei Jahre nach dem Einsatz im Golfkrieg wurden die letzten Blackburn Buccaneers aus britischen Diensten entlassen und in den Ruhestand geschickt.

Blackburn Buccaneer S.2B

Das Modell

Airfix brachte 2022 den Bausatz aus nagelneuer Form auf den Markt, wobei zuerst die S.2C/D-Varianten der Royal Navy abgedeckt wurden. 2023 kam dann die S.2B der Royal Air Force heraus.

Der Bausatz ist zeitgemäß gestaltet, hat schöne Details und passt wirklich gut zusammen. Dazu ist eine umfassende Beladung für die vier möglichen Decal-Varianten enthalten.

Blackburn Buccaneer S.2B

Der Bau kann fast ohne Spachtelmasse erfolgen – das freut den Modellbauer ungemein. Das Flugzeug ist groß, mächtig und von der Form her… very british.

Im Normalfall baue ich ungern Flugzeug mit geklappten Flügeln, da kein Bausatz die komplexen Bereiche des Faltmechanismus gut darstellen kann – leider auch dieser nicht. Überzeugend ist jedoch die stabile und bereits vorgegebene Winkelgebung der Flügel, hier muss nicht ewig selbst herumgefummelt werden, es passt einfach und hält gut. Allerdings reizte mich die Möglichkeit der Darstellung mit den geklappten Flügeln, den schönen, roten FOD-Covern doch zu sehr. Zugerüstet wurden Resin-Sitze von Eduard sowie Pitotrohr und Betankungssonde aus Metall.

Blackburn Buccaneer S.2B

Blackburn Buccaneer S.2B

Lackierung und Alterung

Ich war lange nicht sicher, ob die sandfarbene oder die wrap-around-Camo in meine Vitrine wandern sollte – am Ende wurde es dann doch die grün-graue, in den klassischen britischen Farben. Lackiert wurde, wie eigentlich immer, mit Mr. Color Acryl-Farben – man kann sich ordentlich beim Pre- und Postshaden auslassen, wenn man die Fotos des Originals ansieht - was allerdings mit der sehr abgeflogenen Maschine aus dem Einsatz im nahen Osten auch gut gegangen wäre.

Blackburn Buccaneer S.2B

Blackburn Buccaneer S.2B

Das fertige Modell

Mit dem Ergebnis bin ich recht zufrieden. Die Maschine wirkt sehr wuchtig. Vermutlich würde der „Buckel“ im Rumpf mit ausgeklappten Flügeln jedoch mehr zur Geltung kommen. Wie bereits angedeutet, ist es eines der wenigen Modelle mit geklappten Flügeln in meiner Vitrine – der Faltmechanismus ist einfach nicht schön, aber damit muss man für diese Option leben. Insbesondere die roten „add-ons“ wie FOD-Cover und Leitern sind einfach ein schöner Farbtupfer und lenken das Auge von den weniger schönen Stellen ab.

Blackburn Buccaneer S.2B

Blackburn Buccaneer S.2B

Dargestellt ist die sehr späte Maschine aus dem Jahr 1993, kurz vor dem Ruhestand der alten Seeräuber: No. 12 Squadron aus Lossiemouth in Schottland. Mehrere Flächen sind offensichtlich neu nachlackiert worden: Radom, Querruder, Höhenruder, Abdeckungsteile der Triebwerke. So sieht es die Anleitung vor und auch die Bilder der Maschinen aus dieser Zeit bestätigen diesen Zustand.

Ich wollte jedoch nicht die vorgeschlagene Bewaffnung mit den vier Seezielflugkörpern „Sea Eagle“ wählen. Daher baute ich die Golfkriegs-Aufgabe in dieser Nachkriegsmaschine nach: ECM-Pod, Pave-Spike-Laser-Pod, eine Startschiene für Sidewinder und eine Beton-GBU für die Trainingsmissionen über Schottland – nicht unrealistisch und auch durch Fotos belegt.

Für eine solch dunkle Lackierung benötigt man ein sehr dunkles Washing, dann kommt die Maschine gut zur Geltung.

Blackburn Buccaneer S.2B

Vielleicht muss doch noch ein sandfarbener Seeräuber her? Dann aber mit ausgefahrenen Flügeln und dem geschlossenen Luftbrems-Sporn!

Blackburn Buccaneer S.2B

Max Hauswald

Publiziert am 21. August 2024

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