Grumman F-14A TomcatVF-1 Wolfpackvon Roland Sachsenhofer (1:72 Hasegawa)
Das Modell F-14 ist der dritte Teil in kleinen Serie von fünf Tomcats, die ich in den Maßstäben 1:144, 1:72 und 1:48 baue. Die Geschichte von Grummans spektakulärem Trägerkampfflugzeug ist varianten- und geschichtenreich genug, dass für fünf unterschiedliche und interessante Interpretationen jedenfalls Platz ist. Diese F-14A Tomcat der VF-1 Wolfpack etwa vertritt einen trägergestützten Einsatzverband, der wie kein anderer mit der Geschichte der Tomcat verbunden ist. Zu VF-1 „Wolfpack“
Das Marinefliegergeschwader VF-1 „Wolfpack“ wurde gemeinsam mit dem VF-2 „Bounty Hunters“ im Marinefliegerstützpunkt NAS Miramar ab Oktober 1972 als erste Einheiten für die eben in Dienst genommenen neuen F-14 aufgestellt. Im Juli 1973 trafen die ersten Tomcats ein, mit denen sich der Verband bis in den Spätsommer 1974 vertraut machen konnte.
Die erste Einsatzfahrt ging an Bord der USS Enterprise als Teil der Trägerkampfgruppe CVW-14 (Carrier Air Wing 14) gleich an den Schauplatz eines wirklichen heißen Krieges. Von September 1974 bis in den April des folgenden Jahres sicherten die F-14 den Luftraum über den Evakuierungszonen der aus Vietnam abziehenden amerikanischen Truppenverbände. Die Tomcats vom VF-1 waren auch über Saigon bei den dramatischen letzten Evakuierungen im Rahmen der Operation „Frequent Wind“ anzutreffen.
Die USS Enterprise blieb auch für die folgenden Einsatzfahrten die Heimat des Wolfsrudels. Erst anlässlich der 1979 beginnenden „Mid Life Conversion“ des großen Trägers wechselte VF-1 wie auch ihr „Schwesterverband“ VF-2 zur Trägergruppe CVW-2. Dabei traf das „Wolfpack“ auf jenes Schiff, das bis zu ihrer Auflösung mit ihrem Namen verbunden bleiben sollte: im September 1980 verlegten VF-1 und VF-2 auf die USS Ranger.
Zum Zeitpunkt, an dem die ersten Tomcats auf der USS Ranger eintrafen, war der Träger schon ein durchaus bejahrtes und bewährtes Schiff. Anfang der 50er Jahre auf Kiel gelegt, durfte die USS Ranger den Ruhm für sich in Anspruch nehmen, der erste Träger zu sein, der von Beginn an für ein Schrägdeck konzipiert worden ist. Die Ranger war eines von vier Schiffen der Forrestal-Klasse, die als erste „Supercarrier“ in die Marinegeschichte eingegangen sind. An Bord dieser an die 330 Meter langen und über 80.000 Tonnen verdrängenden Giganten waren bis zu 100 Kampfjets stationiert; ein bis dahin unerreichtes Maß.
Die Einsatztouren der USS Ranger führten den Trägerverband bevorzugt in den Westpazifik und den indischen Ozean. Die hier gezeigte F-14A Tomcat ist im „low vis“-Aussehen, wie sie an Bord der USS Ranger zum Zeitpunkt der ersten beiden Einsatztouren im Jahr 1982 geflogen worden ist.
Die Einsatztouren der USS Ranger führten den Trägerverband CVW-2 bevorzugt in den Westpazifik und den indischen Ozean. Von diesen Einsatzräumen aus wurden der Träger und ihre beiden Tomcat-Einheiten intensiv zur Durchsetzung US-amerikanischer Interessen im mittleren Osten eingesetzt. So waren während des Iran-Irak Krieges in einer Vergeltungsaktion iranische Ölplattformen angegriffen worden, nachdem von iranischer Seite Schiffe des im iranisch-irakischen Krieg neutralen Kuwait versenkt worden waren. Wenige Jahre später war VF-1 auch an den Kampfhandlungen des 1991 ausbrechenden zweiten Golfkrieges beteiligt.
Bis auf einen relativ kurzen Zeitraum 1984, in dem die VF-1 auf die USS Kitty Hawk gewechselt hatten, blieben die Ranger und das „Wolfpack“ verbunden. Die Verbundenheit galt auch für das ehrenvolle Ende: sowohl der Träger wie ihre Tomcat-Staffel sollten im selben Jahr außer Dienst gestellt werden. Die USS Ranger wurde am Beginn des Jahres 1992 aus den Listen gestrichen, die Auflösung von VF-1 „Wolfpack“, zwischenzeitlich ohne Träger von NAS Miramar aus operierend, folgte zum Jahresende. Zum Modell / Bauprozess
Für dieses Projekt habe ich auf einen bewährten Bausatz zurückgegriffen: die F-14 von Hasegawa genießt einen guten Ruf, wenn auch darauf zu achten ist, die komplexere und detailreichere Ausgabe zu erwerben. Der Hersteller hat nämlich auch einen stark vereinfachten Bausatz produziert, der es, neben anderen Schwachstellen, etwa nicht erlaubt, den komplizierten Klappenmechanismus der Schwenkflügel darzustellen.
Ich muss gestehen, dass ich nach dem Öffnen der Schachtel nicht sehr beeindruckt war. Details am Cockpit und Fahrwerk ließen stark zu wünschen übrig, auch bremste eine stark sichtbare Mittelnaht an der prominenten Kabinenhaube die Freude am zukünftigen Bauvergnügen gleich einmal ein. Allerdings: für das Cockpit fand sich schnell eine einfache Lösung in Form eines massives Resin-Cockpit von Aires, während die Naht am transparenten Teil eine Lösung der besonderen Art provozierte: durch den Umstand gezwungen, musste ich mich wohl oder übel an das Ausschleifen dieses Grates machen; etwas, was ich noch nie gewagt hatte.
Zu meiner Freude kann ich sagen, dass dies wirklich ganz gut funktioniert hat! Es ist über den unmittelbaren Erfolg hinaus einfach auch ein schönes Gefühl, sich in Zukunft über derlei Herausforderungen trauen zu können!
Aber zurück zum Bausatz: der etwas lauwarme Ersteindruck vertiefte sich nach Beginn des Bauens. Die Passgenauigkeit erwies sich als nicht wirklich schlecht, allerdings muss an so gut wie allen Klebestellen nachgearbeitet, verspachtelt und geschliffen werden. Eine besonders heikle Stelle war desbezüglich die Region rund um die Hauptfahrwerkschächte. Hier muss ganz genau eingepasst, nachgearbeitet, gespachtelt und verschliffen werden.
Zu den positiven Seiten dieses Bausatzes zählt sicher die Möglichkeit, zahlreiche Wartungsklappen, Trittstufen oder das Klappensystem der Tragflächen in Aktion zu zeigen. Verwirklicht wurden von mir allerdings nur die ausgefahren Vorflügel und Klappen an den nach vorne geschwenkten Flächen.
Ätzteile kamen hier relativ wenige zum Einsatz, ersetzt habe ich nur die vordere „A-probe“ durch ein Metallteil, die verschiedenen unbestückt dargestellten Waffenpylone wurden mit den wunderschönen Ätzteilen aus Eduards hilfreichen „exterior-set“ ergänzt.
Die Decals stammen zur Gänze aus dem empfehlenswerten Bogen „U.S. Navy VF-1 Wolfpack“ von DXM Decals. Die Schiebebilder ließen sich problemlos und komfortabel verarbeiten. Sie sind auch von beeindruckender Festigkeit bei gleichzeitig zartem Trägerfilm und erzeugen so, last but not least, einen erstaunlich realistischen Eindruck.
Auf die so fertig ausgestatteten Oberflächen kamen zum Abschluss noch ausreichend Spuren von Verschmutzung und Gebrauch. Wie man auf Originalbildern feststellen kann, war das Äußere dieser Trägermaschinen durch das Zusammenspiel der rauen Bedingungen am Salzwasser und den harten Beanspruchungen eines intensiven Flugbetriebs schnell gezeichnet. Beeindruckend sind an diesen High-Tech Maschinen auch die Abreibespuren an den in den Rumpf einziehenden Teilen der Schwenkflügel.
Für die szenischen Modellfotos wurden ein einfacher, zweidimensionaler Hintergrund sowie eine bedruckte Grundplatte verwendet. Das bedruckte Material dafür entstammt dem beeindruckenden Angebot von „Coastal Kit“.
Zum Abschluss darf ich sagen: auch das dritte F-14 Modell weiß noch zu begeistern. Die Tomcat weist tatsächlich zeitlos schöne Linien auf und ihre Einsatzgeschichte weiß viele interessante Geschichten zu erzählen - was will man von einem Modellbau-Vorbild mehr?
Wenn Ihr Euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zu einem ausführlichen Baubericht auf „Scalemates“. Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at Roland Sachsenhofer Publiziert am 15. Februar 2022 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |