Panavia Tornado IDS43+41, JaboG 38 "Friesland" - Pilotentraining in Jevervon Alexander Jost (1:48 Revell)Die ersten Tornados im Jagdbombergeschwader 38Das Jagdbombergeschwader 38 wurde im Jahr 1983 auf dem Fliegerhorst in Upjever/Schortens in Dienst gestellt und mit den ersten in die Bundeswehr eingeführten "Multi Role Combat Aircraft Tornado" ausgerüstet. Der wegen seiner variablen Tragflächen in der Truppe oftmals liebevoll als "Klappdrachen" und mit dem Spitznamen "Toni" oder "Tonka" versehene Kampfjet wird nach mehr als vierzig Jahren immer noch aktiv in der Bundesluftwaffe eingesetzt. Aus nostalgischen Gefühlen heraus entstand somit die Idee, einen der "frühen" Tornados nach einem Übungsflug bei der Landung darzustellen. Ausgesucht habe ich mir die 43+41, einen Tornado Interdictor/Strike (IDS), der 1981 an die Bundeswehr ausgeliefert worden war (Quelle: www.tornado-data.com). Ich hatte diese Maschine auf der "Flight" in Jever stehend auf einem zeitgenössischen Foto gesehen. Hach, wie attraktiv dieses kastenförmige, etwas klobige Fluggerät so da stand, in seinem frühen "Norm 76" Tarnschema mit den harmonisch verteilten schwarzen, grünen und grauen Tarnflecken. Darauf wild verteilt die zahllosen leuchtenden Sicherheits- und Wartungshinweise und die markanten gelb-roten "No Step"-Markierungen. Als weitere Farbtupfen stachen die weißen Zusatztanks mit roten Nasen- und Leitwerkspitzen ins Auge. Unter dem Rumpf waren zwei olivgrüne Bombenbehälter CBLS für Übungsmunition angebaut, die von einem kreativen Geist, ebenso wie die Tanks, mit jeweils einer roten "Nasenspitze" versehen worden waren. Das Modellbauerherz schlug höher. Genau dieser kunterbunte Flieger sollte es werden! Der Revellbausatz als GrundlageBei diesem Projekt kam der sehr komplexe 48er Revellbausatz des Tornados IDS (Kitnummer 03987) zum Einsatz. HaHen-Decals halfen mit ihrem Set No. 48067 bei der Darstellung des Norm 76 Tarnschemas und den passenden Markierungen aus. Der Kit ist wirklich toll detailliert, das sind Welten zu den Italeri-Pendants. Detailverliebte Bastelnde sollte sich aber wegen der vielen Darstellungsmöglichkeiten der Steuerflächen des Kits und der unterschiedlichen Ausstattungsvarianten bereits vor dem Bau genau überlegen, wohin die Reise gehen soll und welchen IDS-Toni (Trainer/GT oder GS?) man in welchem Modus (Start? Flug? Flügel angeklappt? ausgefahren? Landung?) in welcher Entwicklungs-Epoche (Dowty-Rotol-Bugfahrwerk? Krüger Flaps? ...) und mit welcher Bewaffnung etc. darstellen möchte. Je nachdem wären einzelne Umbau- und Detaillierungsmaßnahmen erforderlich, um dem großen Vorbild des Jets gerecht zu werden. Der Bausatz hat eine recht ordentliche Passung, einige Klebenähte und kleine Spalten können schnell beseitigt werden. Bemerkenswert sind auch die schön detaillierten Oberflächen, die uns Revell mit diesem Kit beschert. Ich führte folgende Modifikationen des Grundbausatzes durch:
Bastelmahlzeit für erfahrene BastelgourmetsRevell hat einen fein detaillierten Kit mit tollen Darstellungsmöglichkeiten geliefert. Allerdings hält das Projekt sehr fummelige Konstruktions-Highlights auch für den weisen Modellbauexperten bereit, beispielweise die Vorflügelklappen (Slats), die im ausgefahrenen Zustand dargestellt werden können. In diesem Falle werden sie mit den entsprechenden Gleitschienen und Drehstabgewinden ausgestattet. Dazu liegen verschieden bemessene, aber allesamt sehr filigrane Bauteile für die Schneckengewinde und Führungsschienen bereit. Ich war schließlich froh, als ich die kleinen Teile in die Öffnungen der Flügelvorderkanten einschieben und dort festkleben konnte, nachdem ich die jeweilige Öffnung mit einem Handbohrer um etwa 0,3mm erweitert hatte. Und an den Flügelhinterkanten ging es munter weiter mit der Fummelei: die Befestigung der Landeklappen. Die Flaps werden gerade mal an zwei winzigen Haltearmen an die Flügelunterkanten geklebt und hängen dann quasi an den von oben eingeschobenen Gewindestangen und den Scharnieren der Flaps. Eine extrem fitzelige und instabile Angelegenheit. Ich habe deshalb links und rechts unter den Tragflächen einen dünnen Stahldraht zur Stabilisierung eingefügt und mit den Außenseiten der Flaps verbunden. Der Draht sorgt für ein wenig mehr Stabilität, verschwindet dezent im Flügel und ist beim stehenden Modell nicht zu sehen.
Tricky ist auch die Montage der Fahrwerke, die nicht nur mit zahlreichen Anbauteilen versehen werden, sondern auch mit viel Geduld und Spucke eingebaut, ausgerichtet und stabilisiert werden müssen. Dabei sind mir die beiden vierkantigen Plastikachsen für die Aufnahme der Räder an den Hauptfahrwerksstreben abgebrochen, so dass ich dort stabile Metallachsen aus Messing einsetzte. Damit die Nickbewegung des Fliegers beim Abbremsvorgang gezeigt werden kann, fuhr ich die Dämpferbeine des Hauptfahrwerks etwa 6mm heraus. Dazu knipste ich die Dämpferbeine samt Fahrwerksscheren ab, ersetzte die jeweilige Dämpferstrebe mit einer 2mm starken, abgelängten Fahrradspeiche aus glänzendem Chromstahl und schob diese jeweils in eine Bohrung in das jeweilige Tauchrohr ein. Außerdem legte ich das Bugfahrwerk durch Einsetzen einer Messingstange als Dämpferstrebe tiefer. Beide Maßnahmen haben auch einen guten Stabilisierungseffekt auf die gesamte Fahrwerkskonstruktion des Fliegers.
Die KommandozentraleDas Cockpit wurde mit ein paar Ätzteilen von Eduard für die Verkleidungen der Instrumente und einiger Anzeigen sowie mit den Decals des Bausatzes für die Haupt-Armaturenbretter gestaltet. Außerdem kam Bleidraht zur Kabel- und Leitungsdarstellung zum Einsatz. Revell hat erfreulicher Weise die Klimaleitungen in der Cockpitkanzel dargestellt. Ich habe lediglich die Befestigungsschellen und einige Hinweisschildchen mit etwas Farbe dargestellt. Pilot und Waffensystemoffizier stammen von PJ Production aus Belgien. Ich passte beide Figuren, es sind eigentlich F-4-Jockeys, an ihren jeweiligen Arbeitsplatz im "Toni"-Cockpit an. Die Tornadocrews trugen von Anfang an langärmelige, grüne "Netz-Kampfwesten", an denen die Körper- bzw Armrückholungen angebracht waren, über den damals orangen Overalls. Die Westen waren leicht durchsichtig und wirkten wie ein "grüner Schleier", so dass die orangenen Fluganzüge farblich blass durchstachen. Mit dabei war immer eine langärmelige Schwimmweste, weil die Anflüge auch über See stattfinden konnten. In der Umsetzung war die Farbgebung der Luftfahrzeugbesatzung entgegen erster Zweifel dann doch recht einfach. Ich trug eine dünne Acryl-Farbbrühe lasierend in Grün über den orange grundierten Figuren auf, damit das Orange noch leicht durchschimmert, und malte darüber die helloliven Streifen der Arm- und Bein- "Rückholer" auf.
Übrigens war die 43+41 im Jahr 1983 noch nicht mit einer Luftbetankungsanlage (Ausbeulung/Verkleidung entlang der rechten Cockpitseite) ausgestattet. Somit kann man das von Revell sehr ungenau detaillierte Bauteil getrost weglassen. Lackierung und DecalsBei der Lackierung griff ich auf meine geliebten Revell-Emaillefarben zurück. 8 Schwarz für das RAL 9005, 79 Basaltgrau für RAL 7012, 42 Gelboliv für RAL 6014, jeweils mit etwa 10% Weiß aufgehellt. Den Farbton der Unterseiten (Silbergrau RAL 7001) mischte ich aus Revell Aquacolors 76 Hellgrau und 99 Alu im Verhältnis 9 zu 1. Die Farben wurden mit meiner zuverlässigen Gabbert Triplex Spritzpistole mit 0,4mm Düse freihändig aufgetragen. Beim Maskieren der Triebwerks-Lufteinlässe nutzte ich reichlich flüssige Kautschuk-Abdeckmasse. Das geht wegen der zahlreichen Verwinkelungen besser, als Tape zurechtzuschnibbeln. Preiswert im Discounter gibt es Ridam Textil-Fix aus Holland. Das Mittelchen hat den Vorteil, dass es nicht wasserähnlich wie beispielweise Humbrol Maskol wegfließt, sondern gelee-artig zu verarbeiten ist. Die tornadotypischen Schwenkflügelbereiche wurden jeweils mit einem breiten Streifen gelbem KIP Spezialpapier Maskiertape gestaltet. Der Streifen wurde auf die jeweilige Flügeltaschen aufgeklebt, dann entlang des Randes der Flügeltasche ausgeschnitten. Das ausgeschnittene Stückchen wurde im entsprechenden Winkel versetzt auf die Tragfläche geklebt und die dadurch freigelegte Fläche zur Darstellung der Schwenkzone hellgrau lackiert. HaHen-Decals bieten mit ihrem nagelneuen Set 48067 eine passende Auswahl an Markierungen für die Norm 76-Lackierung des Tonis an, die einen ganz guten Gesamteindruck vermitteln. Vor allem gefallen mir die sauber gedruckten, markant gelb-rot gestreiften Walkway-Markierungen. Nach einer dünnen Lage Future wurden die zahlreichen Abziehbilder aufgebracht. Eine zweite Lage Future versiegelte die zahlreichen kleinen Papper, damit es mit dem Ölfarben-Washing losgehen konnte. Das abschließende Seidenmatt-Firnis wurde mit Model Master Enamels aufgetragen. Ganz zum Schluss wurden die "Wirkungsbereiche" des Schubumkehrstrahls als verschmutzte Stellen am Leitwerk mit dunklen Pigmentpulver bepinselt und die Schlieren der Schwenkbereiche der Tragflächen mit einem schwarzen Aquarellstift aufgemalt. Die DioramabasisEine Styrodurplatte wurde mit schwarz eingefärbter Fertig-Trockenspachtelmasse abgezogen und mit einer Schicht aus schwarzer Acrylfarbe bemalt. Dann wurde das Ganze mit dem Airbrush und weißer und grauer Acrylfarbe moduliert. Dabei kam immer wieder auch ein mit Verdünnung getränktes Wattestäbchen zum Einsatz, das einzelne Schlieren auf die Oberfläche des Dioramas zauberte.
FazitRevell liefert uns einen tollen, aber komplexen und nicht einfach zu bauenden Kit, der den ein oder anderen euphorischen Höhen- und auch spannenden Sturzflug für den Bastler bereithält. Aber nun steht fest: die Landung ist geglückt, und das Flugzeug ist heile am Boden angekommen! QuellenverzeichnisOnline:
Literatur:
Mein ganz besonderer Dank gilt den Flugzeugforum-Usern Justin Case, Viking und Friedarrr für ihre guten Tipps und die fachliche Unterstützung des Projekts! Februar 2021 Alexander Jost Publiziert am 09. Februar 2021 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |