Dassault Mirage 2000CArmée de l´air, 103-YL "Terminator Tiger“, Tiger Meet 2009von Stefan Fraundorfer (1:48 Kinetic)
Aus einem Meter Entfernung sieht sie ja verdammt scharf aus, die „Terminator Tiger“, zumindest in meinen fünfzig Jahre alten Augen. Einer genaueren Begutachtung hält sie dann allerdings doch nicht ganz stand. Zu groß waren für mich die Schwierigkeiten mit den großflächigen Decals, um eine wirklich perfekte Mirage 2000C auf das Fahrwerk zu stellen. Aber wie sagt ein guter Freund von mir immer: „Wer zu genau schaut, der stiehlt“. Zum Vorbild
Als Anfang der 1970er-Jahre in den USA mit der F-14 und F-15 eine neue Generation von Jagdflugzeugen in Dienst gestellt wurde, sollte Dassault einen zweistrahligen Luftüberlegenheitsjäger entwickeln. Mit Schwenkflügeln hatte Dassault aber keine Erfahrungen, weshalb die Firma die Entwicklung in diesem Bereich nach dem Prototypen Mirage G aufgab. Gleichzeitig wurde aber auch deutlich, dass eine zweistrahlige konventionelle Auslegung mit der F-15 entsprechenden Leistungen die finanziellen Möglichkeiten überschreiten würde. Deshalb suchte Dassault nach einer billigeren Alternative, und da der Konzern auf dem Gebiet der Deltaflügel die meisten Erfahrungen besaß, ging er vom erfolgreichen Entwurf der Mirage III aus.
Im Dezember 1975 begann Dassault schließlich mit den Arbeiten an zwei neuen schwanzlosen Deltaflugzeugen, wovon eine einstrahlig war, die andere zweistrahlig. Der neue einstrahlige Jäger flog erstmals am 10. März 1978 als Mirage 2000. Die zweistrahlige Version flog dagegen erst am 9. März 1979 als Mirage 4000. Diese Version sollte letztendlich auch scheitern, während die Mirage 2000 mit 601 gebauten Maschinen zu einem Erfolg wurde. Die letzte Mirage 2000 (eine Mirage 2000-5 Mk.II) für die griechischen Luftstreitkräfte wurde am 23. November 2007 auf der Luftwaffenbasis Tanagra übergeben.
Die erste einsitzige Basisvariante, die Mirage 2000C hatte ihren Erstflug im November 1982. Hiervon sind 136 Stück gefertigt und ausgeliefert worden. Die ersten 37 hatten ein Thomson-CSF-RDM-Radar sowie ein SNECMA-M53-5-Triebwerk. Die spätere Serie ist bereits mit dem neueren Thomson-CSF-RDI-Radar und SNECMA-M53-P2-Triebwerk ausgestattet worden. (Quelle: Wikipedia)
Kinetic’s Mirage 2000C in 1/48 lag schon eine ganze Weile in meinem Vorratsstapel, ohne dass es mich besonders gereizt hätte, sie auch zu bauen. Erst als ich den Decalbogen der Tiger Meet Version 2009 von DXM (Double Xcellent Model) entdeckte, änderte sich mein Interesse schlagartig. Die „Terminator Tiger“ musste gebaut werden. Ich besorgte mir noch ein paar Detaillierungssätze, wie die Resin-Schubdüsen von Aires (ein Muss!), einen Radarkonus von Pavla (wäre nicht notwendig gewesen) und das Pitot-Rohr von Master (sinnvoll). Und schon konnte es losgehen.
Wie bei Flugzeugen üblich, begann der Bau mit dem Cockpit. Der Schleudersitz ist recht ansprechend detailliert und wurde mit farbig bedruckten Fotoätzteilen von Eduard aufgepeppt. Die Sitzgurte wirken zwar etwas statisch, aber was soll’s. Für das Instrumentenbrett und die Seitenkonsolen griff ich ebenfalls auf das PE-Set „Mirage 2000B interior“ von Eduard zurück, weil die Ätzteile für die C-Version nicht mehr zu bekommen waren. Ein paar kleine Änderungen, und es hat alles gepasst.
Die Mirage von Kinetic ist kein Schüttelbausatz. Die meisten Teile passen nicht wirklich hundertprozentig. Es muss andauernd - mal mehr, mal weniger - nachgearbeitet werden und Trockenpassungen sind absolute Pflicht. Besonders die beiden Rumpfhälften, die Lufteinläufe und die Rumpf-Tragflächen-Übergänge haben es in sich, wo beidseitig ein ziemlich breiter Spalt verspachtelt werden muss. Dafür finde ich aber die Oberflächendetaillierung gut gelungen. Sehr positiv ist auch, dass dem Bausatz drei unterschiedliche Seitenleitwerke beiliegen, so konnte ich das zu meiner Version passende einfach auswählen.
Die Resin-Schubdüsen von Aires sind ein Traum an Detaillierung und schlagen die dem Bausatz beiliegenden um Längen. Bei der Bewaffnung habe ich mich für die Brassin-Raketen Matra R-550 Magic von Eduard entschieden. Schon klar, dass die „Terminator Tiger“ am Tiger Meet nicht mit scharfen Waffen teilgenommen hat, aber ich wollte sie in einer typischen Konfiguration darstellen.
Lackiert habe ich das Modell nach einem schwarzen Preshading mit Gunze H338 Light Gray FS36495 und einer mit weiß aufgehellten 1:1 Mischung aus Gunze H338 und H56 Intermediate Blue, wobei dieser Farbton im Nachhinein gesehen etwas zu dunkel geraten ist und noch mehr Weißanteile vertragen hätte. Nach dem Durchtrocknen der Farbe wurden die Nietenreihen und Panellinien mit einem grauen Washing von AK Interactive behandelt, was besonders gut an der Unterseite zur Geltung kommt, denn die Oberseite ist ja großteils mit Decals bedeckt.
Das Anbringen der teilweise sehr großen Decals hat – wie schon vorher von mir befürchtet – zu den eingangs erwähnten Schwierigkeiten geführt. Die von Cartograf gedruckten Nassschiebebilder waren zum Glück zwar extrem reißfest, aber sie mussten mit Unmengen von Weichmacher behandelt werden, und selbst damit legten sie sich nicht ganz sauber in jede Vertiefung. Es war für mich unmöglich, wirklich alle Fältchen zu glätten. Am schwierigsten anzubringen waren wegen der doppelten Wölbung die silbernen Decals an den Lufteinläufen. Ich musste sie mit einem Skalpell einschneiden und überlappen.
Dem Original entsprechend passen die auf den Decals angebrachten schwarzen Linien nicht zu den gravierten Panellinien. Daher habe ich auf ein Washing der Decals verzichtet, weil die vielen Linien ansonsten zu verwirrend wirken würden. Nach dem Versiegeln mit seidenmattem Glanzlack wurden noch die restlichen Kleinteile wie Antennen und die Betankungssonde angeklebt. Wobei die Anbringung letzterer schwierig war, weil die Halterung einfach dämlich konstruiert wurde. Beim Abziehen der Masken von der Cockpitkanzel erlebte ich dann noch eine böse Überraschung: Klebstoffdämpfe haben den vorderen Teil etwas beschlagen lassen.
Die „Terminator Tiger“ gehörte zur EC (Escadron de chasse – Jagdgeschwader) 1/12 Cambrésis der französischen Luftwaffe und nahm am NATO Tiger Meet 2009 am Militärflugplatz Kleine Brogel in Belgien teil.
Trotz aller Unzulänglichkeiten finde ich meine Mirage doch ziemlich spektakulär, und ich denke, das ist auch das Wichtigste am Modellbau, dass einem die eigenen Modelle gefallen und man Freude beim Betrachten hat. Viel Spaß mit den Bildern!
Stefan Fraundorfer, Publiziert am 11. Mai 2020 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |