Lockheed F-19 Stealth Strike FighterTarnkappen-Träume aus den 1980ernvon Thomas Brückelt (1:144 Revell)
Den F-19 Stealth Fighter gab es nie. Während der Lockheed XST „Have Blue“ und die F-117 (Projektbezeichnung „Senior Trend“) im Geheimen entwickelt wurden, veröffentlichte man Ansichten des fiktiven F-19 Stealth Fighters. Diese Ansichten sollten den Gegnern hinter dem Eisernen Vorhang vorgaukeln, dass man an einem aerodynamisch günstig geformten Stealth-Flugzeug arbeitet. Mangels ausreichender Rechnerleistung in den 1980er Jahren gelang dies jedoch nicht, daher entstanden der XST und die F-117 in der bekannten Facettenbauweise und man nahm die aerodynamischen Nachteile zu Gunsten der stark reduzierten Radarrückstrahlfläche in Kauf.
Zahlreiche Modellhersteller nahmen sich den erdachten F-19-Entwürfen an. Revell entschied sich für die Darstellung mit Entenflügeln, die einen weichen Übergang zum Rumpf aufweisen, für mich eine der formschönsten F-19-Interpretationen. Leider gab es diese Variante nie in „meinem“ Maßstab 1:72.
Mit etwas Glück gelang es mir vor einiger Zeit, den alten 1:48er Bausatz der F-19 zu ergattern. Zwar ohne Anleitung und ohne Karton, aber dafür zu einem guten Preis. Die Anleitung konnte ich nur in einer französischsprachigen Kit-Vorstellung auf Youtube finden. Zwar besteht der Bausatz nur aus wenigen Teilen, dennoch stolpert man ohne die Anleitung über ein paar Fragezeichen. So war das Video doch recht hilfreich.
Die Passgenauigkeit der Teile war eher mittelmäßig, an einigen Stellen kam Spachtelmasse zum Einsatz. Zwischen den Rumpfteilen gab es teilweise so große Spalte, dass ich vor dem Spachteln mit gezogenen Gussästen auffüllte.
Im Cockpit befindet sich ein Sidestick, allerdings links. Damit war ich nicht so wirklich glücklich, daher wanderte er nach rechts und auf der linken Seite ergänzte ich die Schubhebel aus gezogenen Gussästen. Eine super detaillierte Pilotenfigur von PJ Production (F-16 / F-18 pilot Seated in A/C; PJ481123) belebt das Cockpit, denn klar war, dass das Modell fliegend präsentiert werden sollte, mit offenem Waffenschacht.
Um das Modell später auf das Display zu stecken, klebte ich einen Holzklotz mit Silikonschlauch im Inneren im Bereich des Schwerpunkts - neben dem Waffenschacht - mit 5-Minuten-Epoxydharz ein.
Das Modell lackierte ich komplett mit dem Pinsel, als Grundfarbe verwendete ich Teerschwarz (6) von Revell. Der beiliegende Decalbogen war leider vergilbt. Daher bestelle ich mir einen Decalbogen zur Darstellung mehrerer F-117 von Print Scale (Art.-Nr. 48-112). Die Nassschiebebilder sind auf dünner Trägerfolie sehr sauber gedruckt. Vor dem Anbringen der Decals sprühte ich das Modell mit glänzendem Klarlack (Mr. Hobby) ein. Nachdem sie angebracht waren, versiegelte ich das Modell mit mattem Klarlack von Tamiya.
Irgendwann kam dann die Idee auf, Revells „Evergreen“ in 1:144 auch noch zu bauen und mit dem großen Bruder in einem Display darzustellen. Seit meiner Kindheit konnte man diesen Bausatz eigentlich immer kaufen. Dazu malte ich mir noch zwei fiktive Versionen aus: Einen Doppelsitzer und eine Navy-Version, mit größerer Flügelfläche (zur Reduzierung der Start- und Landegeschwindigkeit für einen sichereren Betrieb auf einem Flugzeugträger) und mit einer Bubble-Haube.
Also kamen drei Bausätze in meinen Besitz. Auf den ersten Blick war zu sehen, dass nach all den Jahren die Formen des Bausatzes ziemlich verschlissen sind, eigentlich würde ich den Bausatz schon als nicht mehr verkaufsfähig bezeichnen, da es zahlreiche Fehler - durch Schäden in der Form - in den Oberfächen gibt und die Teile unter schwerem Gratbefall leiden. Ohne aufwändige Nacharbeit oder Neubau von Teilen (die oberen Steuerflächen) kommt man hier nicht zu einem ansehnlichen Modell.
Ich gab meinen Modellen die Bezeichnungen F-19A (optisch unverändert, Einsitzer), F-19B (Doppelsitzer) und F-19C (Navy-Verion). Für alle Modelle fertigte ich Tiefziehhauben an. Für die „A“ schliff ich einfach das beiliegende Klarsichtteil etwas ab, um es als Tiefziehform zu nutzen. Die beiden Formen für die anderen Versionen schliff ich aus einer Kiefernleiste. Alle drei Formen lackierte ich mit glänzendem Schwarz, um die Oberflächen optimal zu glätten.
Die oberen Kanten der Lufteinläufe zog ich ca. 3 mm nach vorn, indem ich dünne Kunststoffstreifen einpasste, da man sonst auf eine Platte schauen würde. Außerdem entspricht das somit auch eher dem 1:48er-Modell.
Die vergrößerten Entenflügel und Tragflächen der C-Version zeichete ich auf und schnitt dann die Kontur als Schablone aus. Ich fertigte die neuen Teile aus 1 mm starkem Polystyrol an. Da die vergrößerte Flügelfläche die aerodynamische Dämpfung erhöht, ferigte ich auch entsprechend vergrößere Steuerflächen aus einer 0,5 mm starken ABS-Platte an und passte die Aussparungen in den Tragflächen entsprechend an.
Die schönen Pilotenfiguren von Heroes Models (HM-R14407 „Modern Pilots Seated 1“) sollten in den Stealth Fightern Platz nehmen. Die angeformten Cockpitwannen trennte ich aus den Rumpfoberteilen heraus. Seitenkonsolen, Instrumentenbretter, Seiten- und Rückwände fertigte ich aus 1 mm starkem Polystyrol an. Mit ein paar gezogenen Gießästen deutete ich Details an den Schleudersitzen an. Die C-Version erhielt noch einen ausgefahrenen Fanghaken, den ich aus einem gezogenen Gussast anfertigte. Die fliegenden Versionen „A“ und „C“ bekamen einen Holzklotz mit Silikonschlauchstück zwecks Stabaufnahme des Displays eingebaut. Der „B“-Variante klebte ich etwas Blei vor dem Schwerpunkt ein, damit sie sicher steht.
Die Modelle wurden mit dem Pinsel lackiert. Die A-Version wurde mit den mitgelieferten Decals versehen, für die B-Version nutzte ich Decals aus dem Revell-Bausatz der F/A-18D Hornet „Wild Weasel“ (#4064), hiervon kamen auch welche bei der C-Version zum Einsatz, die meisten an der Navy-Maschine druckte ich mir selbst.
An dieser Stelle ein Danke an den Service von Revell, man schickte mir einen F/A-18D-Bogen kostenlos zu. Es waren allerings zwei Bogen notwendig, wie sich rausstellte, so kaufte ich mir einfach noch den Bausatz der Hornet dazu, die Decals für eine darstellbare Maschine blieben komplett, so kann ich diese entsprechend bauen.
Das Display besteht aus einer Sperrholzplatte, die beidseitig mit 1 mm starkem ABS-Material beklebt wurde. Die beiden fliegenden 1:144er-Modelle werden von Acrylglasstäben gehalten (Ø 2mm), das 1:48er-Modell steckt auf einem 3 mm starken CFK-Stab, der in ein Ø4 mm Alurohr eingeklebt wurde.
Die Fugen der Betonplatten gravierte ich ein. Zunächst wurden diese mit Steingrau eingestrichen, danach habe ich mit einem Schwamm Grau und Sandbraun aufgetupft. Für den F-19-Schriftzug druckte ich mir eine Schablone und schnitt diese entsprechend aus. Mit etwas dunklerem Grau wurde auch der Schriftzug aufgetupft. Die Fugen zog ich mit einem schwarzen Holzstift nach. Matter Klarlack versiegelt das Display.
Das F-19 Projekt hat viel Freude bereitet. Da die Modelle an sich recht einfach gestrickt sind, kam ich recht zügig in Etappen zu meinem Gesamterzeugnis. Thomas Brückelt, Publiziert am 20. Mai 2020 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |