Nord 2501 NoratlasIsrael Air Forcevon Roland Sachsenhofer (1:72 Heller)
Die Nord Noratlas stellt eine der ersten eigenständigen Neuentwicklungen der französischen Flugzeugindustrie nach dem Krieg dar. Die damals revolutionäre Auslegung mit dem auf einem Burgradfahrwerk stehender Rumpf, dem Schulterdecker-Tragwerk und zwei Rumpfauslegern, die das Leitwerk trugen, sollte entscheidende Vorteile über die bei den französischen Transportfliegern bis dahin eingesetzten C-47 und Ju-52 bieten. Als Novität konnte das Be- und Entladen über die durch zwei große Klappen gebildete Hecköffnung durchgeführt werden, das durch die bodennahe Lage des Frachtraums und die horizontale Ausrichtung desselben erleichtert wurde.
Der Erstflug der Noratlas erfolgte 1949, die Auslieferung begann 1953. Nachdem die Luftstreitkräfte der neu gegründeten BRD sich mit einer ähnlichen Lage konfrontiert sahen, war auch hier das Interesse an dem neuen Typ groß. Die bundesdeutsche „Nord Flugzeugbau“ war tatsächlich schon früh in die Konzeption des Entwurfs einbezogen, sodass die Beschaffung beziehungsweise der Lizenzbau der Noratlas als Transportflugzeug für die neu entstandene deutsche Luftwaffe nicht überraschte. Ab 1956 wurden nach 25 Maschinen aus französischer Produktion 168 Noras aus eigener Produktion in Dienst gestellt.
Aus bundesdeutscher Quelle stammen auch die meisten der insgesamt 26 Noratlas, welche die israelische Luftwaffe bis 1978 in Verwendung hatte. In den ereignisreichen Jahren und den zahlreichen Konflikten der fünfziger und sechziger Jahre wurden die Noratlas neben Transportaufgaben auch für offensive Operationen sowie Luftlandeunternehmen eingesetzt. Mein Modell zeigt eine Maschine aus den frühen Jahren: 4X-FAS, eine Maschine noch aus französischer Produktion, wurde in den frühen 60er Jahren beschafft.
Die Markierungen stammen aus dem Decalbogen „Israeli Air Force C-47 Dakota & Nord 2501 Noratlas“ von IsraDecal und sind von vorzüglicher Qualität. Allerdings bleibt bei der Anleitung und den Hintergrundinformationen einiges offen; über eine gediegene eigene Recherche kommt man da nicht umhin. Die Decals selbst zeigen sich aber von hervorragender Qualität und lassen sich ohne Probleme verarbeiten.
Die Teile stammen aus dem nach wie vor einzigen Bausatz, der den Bau einer Noratlas zulässt: Hellers Noratlas stammt aus dem Jahr 1978 - und dafür, dass der Bausatz schon so viele Jahre auf dem Buckel hat, schlägt er sich überraschend gut! Was mir vor allem gefallen hat, ist die durchwegs detailfreudige Gestaltung der Außenhaut - natürlich noch alles erhaben - und die Passgenauigkeit, die den Baufortschritt wesentlich erleichtert hat.
Auf der Schattenseite sammeln sich natürlich einige Punkte an: dem Cockpit wie den Fahrwerksschächten fehlt jede über das Rudimentärste hinausführende Verfeinerung und in manchen Bereichen sind wesentliche Dinge einfach weggelassen worden. Das betrifft zum Beispiel das Kühlgebläse hinter den Propellern oder auch die bei der Noratlas zwar immer sehr individuell ausfallende aber doch überhaupt vorhandene Antennenanlage an der Rumpfunterseite.
Hier musste ein wenig Abhilfe geschaffen werden: alle Antennen sind Eigenanfertigungen aus gezogenem Gussast und die Triebwerkskühlung wurde mit zugeschnittenen Plastikstreifen improvisiert. Daneben finden sich im Cockpit einige Ergänzungen aus Ätzteilen und gescratchtem Gurtzeug sowie eine Verkabelung des Fahrwerks, für das Kupferdraht zum Einsatz kam.
Die Auspuffanlage ist in den Teilen leider nicht korrekt wiedergegeben. Hier ist aber das Gröbste zu retten, wenn man ein wenig an der Form der eigenartigen runden „Knubbel“ schneidet, die am Ort der Auspuffrohre zu finden sind. Zum Schluss sieht das Ganze dann sogar ganz brauchbar aus.
Die Lackierung machte bei dieser NMF-Nora besonderen Spaß: ich schätze eigentlich die erhabenen Strukturen an Modellen sehr. Ein wenig abgeschliffen und um ein paar selbst gezogenen vertieften Panellinien ergänzt, ergeben sie ein Gesamtbild, das der tatsächlichen Erscheinung dieser manchmal ja recht „wild“ zusammengenieteten Oberflächen recht nahe kommt. Natürlich muss man bei all der Schleiferei auch in Hinsicht auf die nachfolgende anspruchsvolle Alclad-Metalloberfläche sorgsam umgehen.
Insgesamt hat mir die Arbeit an der Nora jedenfalls große Modellbaufreude und, das sei hier auch nicht verschwiegen, noch größere Lust auf die Fertigstellung einer zweiten, parallel gebauten Noratlas gemacht. Diese wird die Farben der Bundesluftwaffe der 60er Jahre tragen und an das Museum der „Traditionsgemeinschaft Fliegerhorst Alhorn“ gehen. Aber das ist schon eine andere Geschichte, die später zu lesen und zu betrachten sein wird!
Wenn ihr euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt ihr hier zum Baubericht auf Scalemates. Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at
Roland Sachsenhofer Publiziert am 17. August 2018 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |