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Boeing KC-135R Stratotanker

von Harald Hensel (1:72 Italeri)

Bei der Draufsicht sind die abgesenkten Klappen gut zu erkennen.
Bei der Draufsicht sind die abgesenkten Klappen gut zu erkennen.

Zum Vorbild

Mit der letzten Auslieferung eines propellerbetriebenen Tankers für die US Air Force am 18. Juli 1956 in Boeings Werk in Renton, einer KC-97, hatte auch der erste strahlgetriebene Transporter seinen Erstflug. Wie alle Boeing Strahltransporter stammt auch die C/KC-135 vom Prototypen 367-80 ab. Obwohl die KC-135 auch als Transporter genutzt werden konnte, war ihre Rolle die des Tankers.

Unser Tanker ist eine KC-135R – Version, dessen Umrüstung 1984 mit dem Einbau des CFM 56 Triebwerk begann. Das beinhaltete auch Änderungen am elektrischen und hydraulischen System. Außerdem verfügt die KC-135R über zwei Hilfsaggregate zum schnellen Anlassen der Triebwerke. Während die ersten A-Versionen etwas über 100.000 Liter Kerosin fassen konnten, liegt das Fassungsvermögen der R-Version schon bei über 300.000 Liter Kerosin.

Bei einer Modelllänge von 58 cm ist beim Fotografieren eine große Grundplatte samt Hintergrundposter notwendig.
Bei einer Modelllänge von 58 cm ist beim Fotografieren eine große Grundplatte samt Hintergrundposter notwendig.

Die KC-135R fliegt in vier Staaten, dazu gehören neben der USAF auch die türkische und französische Luftwaffe sowie die Luftwaffe von Singapur.

Die Lebenserwartung dieser Maschinen soll bis noch bis in die 40er Jahre dieses Jahrhunderts reichen. Jedoch wird über die Beschaffung neuer Tankflugzeuge schon seit einiger Zeit nachgedacht und Konkurrenzangebote überprüft. Aber von diesem Kampf zwischen Airbus und Boeing haben wir ja schon gehört.  

Der Anschluss für die Groundpower wurde nachträglich in den Rumpf eingearbeitet.
Der Anschluss für die Groundpower wurde nachträglich in den Rumpf eingearbeitet.

Der Bausatz

Die Firma Italeri bescherte uns durch Formentausch schon so manchen Modellbau-Leckerbissen zu einem moderaten Preis. Nach einer Modifikation bei Heller präsentieren uns jetzt die Italiener den KC-135 - Bausatz mit neuen Decals im neuen Klappkarton.

Die fast 130 grauen und sauber gespritzten Teile haben feine, scharfe versenkte Gravuren. Auch die 17 Klarsichtteile sind grat- und schlierenfrei und Dank der separaten Verpackung auch kratzfrei. Insgesamt ist das Modell gut detailliert, dazu gehören die CFM56-Triebwerke, das Cockpit, Rumpfinnenraum mit Zwischenboden sowie das Fahrwerk. Der umfangreiche Decalbogen ermöglicht den Bau von insgesamt vier verschiedenen Varianten.

Die Frachtluke bekam aus Ätzteilen ein Sicherheitsnetz.
Die Frachtluke bekam aus Ätzteilen ein Sicherheitsnetz.

Welche Version soll es werden?

Bei der KC-135 ist der hellgraue Farbanstrich mit den großen Hoheitsabzeichen eindeutig mein Favorit. Da fiel schnell die Entscheidung, welche Maschine ich bauen würde, und zwar die U.S.A.F. KC-135R 93 rd ARS, 93rd BW, Castle AFB, California, 1995. 

Da 1995 nicht alle KC-135R auf ein gläsernes Cockpit umgerüstet waren, konnte ich das Airwaves Ätzteilset mit dem alten Instrumentenpaneel gut verwenden. So fing ich, wie bei fast allen Flugzeugmodellen, mit dem Bau des Cockpits an.

Die Inneneinrichtung wurde mit Details wie Karten und einem Playboy-Heft aus der entsprechenden Zeitepoche sowie den Ätzteilen von Airwaves verfeinert.
Die Inneneinrichtung wurde mit Details wie Karten und einem Playboy-Heft aus der entsprechenden Zeitepoche sowie den Ätzteilen von Airwaves verfeinert.

Aufwändiges Innenleben

Die Bodenplatte für den Frachtboden, das Cockpit und den Platz des Boomoperators geht durch die gesamte Länge des Rumpfes und kann beliebig durch Eigenarbeiten verfeinert werden. Da der Platz des Boomoperators ohne Einsicht hinterher im Rumpf verschwindet, wurde er von mir auch nur laut Bauanleitung bemalt und dann eingebaut.

Der Arbeitsplatz des Commanders und des Co- Piloten
Der Arbeitsplatz des Commanders und des Co- Piloten

Da die Cockpitfenster der KC-135 recht groß sind und einen guten Einblick ins Cockpit gewähren, habe ich dem Cockpit mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Die Ätzteile von Airwaves wurden für das Instrumentenpaneel, die Ruderpedale, die Seitenkonsolen und die Gurte für die Sitze verwendet. Hinter dem Cockpit liegt ein kleines WC mit Waschbecken. WC-Papier und ein Playboy-Heft lassen den Aufenthalt dort erträglicher erscheinen. Der Einbau der gesamten Inneneinrichtungseinheit in den Rumpf plus Gewichte für den sicheren Stand bereitet keine Schwierigkeiten.

Das Einpassen der Inneneinrichtung in die Steuerbordrumpfhälfte klappte ohne weitere Probleme.
Das Einpassen der Inneneinrichtung in die Steuerbordrumpfhälfte klappte ohne weitere Probleme.

Die Cockpitverglasung (Teil 200e) sowie die Haube mit den Stirnfenstern (Teil 111B) finde ich weniger gut gelungen. Die Stirnfenster haben eine undefinierbare Form, die Cockpitfenster erschienen mir zu schmal. Ein kleiner Buckel zwischen den Fenstern (den diese KC-135R nicht hatte) nahm mir schließlich die Entscheidung ab, ob ich diese Teile überhaupt benutzen sollte. Eine Passprobe mit einer klaren Cockpitverglasung aus dem Heller-Bausatz einer B-707 brachte die Lösung. Die Heller-Cockpitverglasung passte mit kleinen Abstrichen gut auf den Italeri-Rumpf. Auf Bildern ist oft zu sehen, dass bei parkenden Maschinen das Seitenfenster geöffnet wurde. Dies wollte ich nachstellen, also habe ich auf der Backbordseite ein Fenster herausgetrennt und hinter dem letzten Fenster versetzt wieder angeklebt.

Nach dem Zusammenkleben der beiden Rumpfhälften wurde die Cockpitverglasung des Heller-Bausatzes eingepasst und verspachtelt
Nach dem Zusammenkleben der beiden Rumpfhälften wurde die Cockpitverglasung des Heller-Bausatzes eingepasst und verspachtelt

Flügel und bewegliche Klappen

Am Anfang fand ich die Idee, die KC-135 mit ausgefahren Klappen darzustellen, noch grandios, und so machte ich mich auch an die Umsetzung. Beim Heraustrennen der Klappen mit einer KMC-Säge kam die erste Ernüchterung: Die Gravuren des oberen Flügels und die Gravuren des unteren Flügels stimmten nicht überein. So lag der Versatz mal bei 2 mm, mal bei 3 mm. Mit Verschleifen und Aufspachteln wurde hier ein wenig ausgeglichen. 

Der Flügel mit ausgesparten Klappen
Der Flügel mit ausgesparten Klappen

Danach musste ich die Bleche am Tragwerk, wo die Klappen in den Flügel einfahren werden, hauchdünn abschleifen. Die Klappen, die hinterher abgesenkt dargestellt werden sollen, wurden mit Plastiksheet und Spachtelmasse auf die richtige Größe aufgebaut.

Boeing KC-135R Stratotanker

Jedes Triebwerk besteht aus sieben Teilen. Bei der Trockenanpassung fiel mir jedoch auf, dass der Konus der Endkegelverkleidung zu lang ist. Da ich ein Kürzen des Konus' nicht gleich vier mal machen wollte, stellte ich mir eine Silikonform der gesamten Triebwerkssektion her, um so Zeit und Nerven zu sparen. 

Links die veränderten Triebwerksteile und rechts die ursprünglichen Triebwerksschaufeln.
Links die veränderten Triebwerksteile und rechts die ursprünglichen Triebwerksschaufeln.

Wenn man beim Original in den Triebwerkslufteinlass hineinschaut fällt einem der Ring um die Triebwerksschaufeln auf. Der wurde beim Bausatz aber vernachlässigt. So stand auch hier eine Neugestaltung der Triebwerksschaufeln an. Als erstes wurden die Schaufeln mit einer Säge voneinander getrennt, sodass man durch sie wie beim Original hindurchsehen kann. Dann der besagte Ring angebracht, wieder zur Zeitersparnis eine Silikonform erstellt und alles abgegossen. Das Zusammenkleben der einzelnen Triebwerksteile ist dann kein Problem mehr, die Passgenauigkeit zwischen Triebwerk und Flügel aber nicht mehr so berauschend. Nach dem Ausrichten der Triebwerke am Flügel und dem Fixieren mit Sekundenkleber muss noch reichlich gespachtelt werden.

Beim Übergang Triebwerk / Flügel wurde der Spalt mit Spachtel verschlossen.
Beim Übergang Triebwerk / Flügel wurde der Spalt mit Spachtel verschlossen.

Die beweglichen Klappen am Höhenruder wurden auch herausgetrennt, mit Plastiksheet und Spachtel wieder verschlossen und in geänderter Position wieder angeklebt. Die Plastikstifte, die das rechte und das linke Höhenruder mit dem Rumpf verbinden sollen, sind sehr kurz und mein Vertrauen in deren Haltbarkeit nicht sehr hoch. Ein Messingrohr als Höhenruderdrehachse (Bild 9) brachte sicheren Halt und ermöglicht eine Bewegung der Höhenruder um die Längsachse.

Anpassen der Elevatoren mit Hilfe eines Messingrohres
Anpassen der Elevatoren mit Hilfe eines Messingrohres

Damit der Vogel auf sicheren Beinen steht

Das Fahrwerk ist wie beim Vorbild massiv, um das Gewicht der KC-135 zu tragen. Mit Hilfe von Kupferdrähten wurden Bremsleitungen dargestellt. Die abgeflachten Reifen von True Details runden das Bild einer KC-135 am Boden ab. Hier und da sollte man der Anleitung aber doch nicht trauen, so sind die Hauptfahrwerksklappen Nr.129B und 130B nur bei Start und Landung sowie bei Wartungsarbeiten geöffnet. Außerdem müssen die Klappen von links nach rechts vertauscht werden.

Das mit Brems- bzw. Hydraulikleitungen verfeinerte Fahrwerk
Das mit Brems- bzw. Hydraulikleitungen verfeinerte Fahrwerk

Die Grundplatte der Abluftkanäle des Hilfstriebwerkes Teil 301D ist zu dick, würde an den Spanten am Rumpf überstehen und einen unschönen Spalt hinterlassen. Ich habe durch das Verschleifen der Platte und das Anpassen einer Aluplatte am Rumpf dieses Problem gelöst.

Die Abluftkanäle des Hilfstriebwerkes nach dem Wegschleifen der Grundplatte
Die Abluftkanäle des Hilfstriebwerkes nach dem Wegschleifen der Grundplatte

Zur Luftbetankung

Der Tankausleger - oder richtiger, das Boeing Flying-Boom-Hochgeschwindigkeitsbetankungssystem - kann optional mit einem Trichter oder einem festen Teleskoprohr ausgerüstet werden. Der Trichter wird für ein zu betankendes Flugzeug mit einem externen Luftbetankungsausleger wie beispielsweise einer F-100, F-4, Tornado verwendet. Der feste Stachel kommt bei Flugzeugen zum Einsatz, die eine Luftbetankungsöffnung im Rumpf haben wie etwa der F-105, B-52, F-16. Ich habe mich für das Teleskoprohr entschieden. Da ich Angst hatte, den Tankausleger beim späteren Hantieren mit dem Rumpf abzubrechen, habe ich ihn nicht wie angegeben in Baustufe 4 angeklebt sondern ihn erst zum Schluss mit ein wenig Kraftaufwand in den Rumpf montiert.

Vor dem Einsatz sind noch kleinere Reparaturarbeiten notwendig.
Vor dem Einsatz sind noch kleinere Reparaturarbeiten notwendig.

Farben und Decals

Lackiert wurde mit Light Gray FS 36492 (Nr.147 von X-Tracolor) über alles. Einzige Ausnahmen sind der obere Teil des Seitenleitwerkes, die Stabilisatoren des Tankauslegers und das Radom in Seidenmattschwarz sowie der Blendschutz vor der Cockpitverglasung in Mattschwarz.

Das Aufbringen der Decals ist dank der Glanzfarbe von X-Tracolor kein Problem. Aber aufpassen, der Schriftzug U.S.AIR.FORCE und die Hoheitsabzeichen müssen an anderer Stelle angebracht werden als es in der Anleitung steht. Vorbildfotos sind da willkommene Hilfen. Danach wurden mit Pastellkreide Rumpf und Flügel moderat gealtert, ein feiner matter Überzug von Aero Master beendete schließlich den Bau der KC-135.

Der Kleintransporter von Hasegawa lockert das Bild ein wenig auf.
Der Kleintransporter von Hasegawa lockert das Bild ein wenig auf.

Fazit

Ein imposantes Modell, dem man sein hohes Alter nicht auf den ersten Blick ansieht. Natürlich sind Änderungen und Verfeinerungen für den Bastler die Zugabe, die er braucht. Aber auch ohne sie kann man aus der KC-135R ein feines Modell bauen.

Auch bei der Steuerbordansicht ist der Klappenausschlag des Seitenleitwerkes zu erkennen.
Auch bei der Steuerbordansicht ist der Klappenausschlag des Seitenleitwerkes zu erkennen.

Harald Hensel

Publiziert am 12. April 2017

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