Chance Vought F4U-5N Corsairvon Bernhard Schrock (1:48 Hasegawa)Viele Jahre mußten die Navy-Fans des inzwischen so populären Maßstabes auf einen guten Bausatz einer späten Corsair-Variante warten. Als einziger Hersteller hatte Heller vor etlichen Jahren eine F4U-7 und eine ihr sehr ähnliche AU-1 herausgebracht - in einer nicht gerade berauschenden Qualität. An dieser Tatsache konnten auch die guten aber auch sündhaft teuren Umbausätze von Hi-Tech nichts ändern. Auch die anfängliche Freude nach Ankündigung einer F4U-5(N) durch Minicraft verflog blitzartig, nachdem der Bausatz herauskam und mit einer echten „5“ kaum mehr als nur noch den Namen gemeinsam hatte. Nun ist alles sowieso Schnee von gestern, denn für den Gegenwert von ca. 25 € kann sich jeder begeisterungsfähige Modellbauer an einem randvoll gefüllten Karton von Hasegawa zuerst satt schauen und dann richtig austoben! Großes Lob an Hasegawa für die tadellose Recherche, bei der die markanten Unterschiede zu dem Vorgängermodell F4U-4 gut herausgearbeitet wurden. Das Cockpit gibt sehr schön das Original wieder. Insbesondere finden sich an den Seitenkonsolen und dem Instrumentenbrett die Instrumente, Schalter und Hebel in der richtigen Größe und an den richtigen Stellen wieder. Die Instrumente auf dem Instrumentenbrett sind fein graviert und brauchen nach dem Trockenbemalen und Ausfüllen mit Klarlack den Vergleich mit einem geätzten Pendant nicht zu scheuen. Alternativ zum Trockenbemalen kann vom Modellbauer eines von beiden Abziehbildsymbolen verwendet werden. Die einzigen Kritikpunkte betreffen erstens den Sitz, der von einem 70‘er Bausatz abgegossen zu sein scheint! Die Seitenwände sollten unbedingt dünner geschliffen sowie die dargestellten „Gurte“ gegen neue aus Papier oder von Eduard ersetzt werden. Zum zweiten fehlen die beiden charakteristischen Schaltpaneele für die Wahl der Bewaffnung auf der Abdeckung des Instrumentenbrettes. Hierzu kann das Verlindenset für die F4U-4 als Vorlage bzw. Quelle herangezogen werden. In einem Punkt der Bauanleitung kann ich Hasagewa nicht ganz folgen, die für den gesamten Innenbereich als Farbton interior green angibt. Für die Ruderpedale, Sitz und den Boden ist die Angabe in Ordnung, für die Rumpfwände und den hinteren Spant hingegen scheint mir schwarz richtiger zu sein. Die Tragflächen-Detaillierung ist in Ordnung: hervorragende Detaillierung und Gravuren, die der späten Variante in allen Details entsprechen. Die einzige Ausnahme macht der Radarbehälter, der parallel zu der Tragflächenachse liegt und somit in den Himmel schaut. Ein Erfolgsrezept für die Korrektur nach unten (in etwa parallel zu der Rumpfachse) gibt es nicht. Das Motto könnte heißen: hier und da etwas weg und dort einiges mit 2-Komponentenspachtel von Tamiya zuspachteln. Auf diese Weise kann gleichzeitig auch das profilierte „Verkleidungsblech“ modelliert werden, das für einen weichen Übergang von Behälter zu der Tragfläche sorgt. Mit Hilfe des Abziehbilderbogens können zwei Maschinen markiert werden. Zum einen eine schwarze Maschine (WF15, Bu.Nr. 124453) von Capt. Eugene Derricson, eingesetzt in Korea bei der VMF(N)-513 und die wohl bekannteste F4U-5N überhaupt, die auch während des Koreakrieges eingesetzt wurde und von Lt. Guy P. Bordelon bei der VC3 geflogen wurde (NP21, Bu.Nr. 122189). Wegen der Nachteinsätze wurden fast alle weißen Elemente, wie Staffelkennzeichen, Nationalabzeichen, Propellerspinner und sonstige Markierungen mit einer hellblauen Farbe übermalt. Weiß blieben nur die Typenbezeichnung mit dem Schriftzug NAVY sowie die Bu-Nr. Die Wörtchen „fast“ und „alle“ stellen auch gleichzeitig die Überleitung zu einem Fehler in der Bemalungsanleitung dar, die für die Nase des Radarbehälters mattschwarz angibt. Auf einem Farbfoto im dem Heft von Bert Kinzey jedoch ist der Radarbehälter eindeutig hell und meines Erachtens passend zum „Rest“ auch hellblau. Es macht auch Sinn, denn auf allen mir zur Verfügung stehenden Fotos von seeblauen Maschinen ist er weiß und wurde sehr wahrscheinlich im Fall der NP21 auch hellblau übermalt. Aus dem Vergleich mit dem Originalfoto ergibt sich eine weitere Differenz zu den Angaben von Hasegawa. So glaube ich auch zu erkennen, dass Bordelons Maschine Reifen mit einem Längsprofil hatte. Da die Bausatzreifen meiner Meinung nach sowieso etwas zu dünn sind, fanden bei mir die Räder von Tamiya’s Corsair Verwendung. Das Hellblau lässt sich nur aus der sehr selten zu findenden Nummer H221 (sehr sattes Türkis) durch Aufhellen mit weiß anmischen. Kein anderer Blauton passt: weder H198, H14, H48 noch H47! An dieser Stelle kam mir noch die Idee das Seeblau (H181) für den Grundanstrich mit diesem Türkis leicht aufzuhellen. Dank dem auf diese Weise entstandenen Kontrast wurden anschließend mit purem Seeblau die Blechstöße dezent betont. Ein großes Lob für den Motor, der aus 4 Teilen besteht und nach der Bemalung und Plazierung des Abziehbildes mit dem P&W-Logo super aussieht. Hier zeigt sich, dass nicht unbedingt zwei getrennte Sterne für ein optimales Ergebnis vorhanden sein müssen. Diesmal behielt der Motor seine angegossenen Stößel, bekam jedoch noch zusätzlich die Zündkabel spendiert. Hierzu wurden in dem Verteilerring (Bauteil N18) mit dem korrekten, rechteckigen Querschnitt 36 Bohrungen mit einem Durchmesser von 0,3 mm erstellt. Um ferner eine böse Überraschung beim Ankleben der Motorhaube zu vermeiden, sollte unbedingt in der Baustufe 2 beim Zusammenkleben der beiden Rumpfhälften ein Keil mit einer Breite von ca. 0,8 mm eingeklebt werden. Auf der Innenseite der Motorhaube enden die Luftkanäle abrupt vor den Zylindern. An dieser Stelle half Balsaholz als Material für die Verlängerung der Kanäle und wurde abschließend mit selbstklebender Isolier-Alufolie „beplankt“. Weiterhin fand ich auf dem bereits genannten Originalfoto keine Flammendämpfer an den Kanonenmündungen, so dass die Teile Q12 anstelle der Teile Q11 Verwendung fanden Laut Bauanleitung soll die Blattantenne (Bauteil N2) nur für die schwarze Corsair verwendet werden, obwohl sie auf dem Foto der NP 21 eindeutig zu sehen ist. Dem Bauplan nach sollten die zwei T-förmige Antennen des Radiohöhenmessers und eine Peitschenantenne ergänzt werden, die allesamt an der Rumpfunterseite installiert waren. Die „5“ war die erste Serienvariante, bei der die Tragflächen vollständig mit Metall beplankt waren. Die 3 Formationslichter (rot, grün, bernstein) auf der Unterseite der rechten Tragfläche wurden weggelassen sowie die 2 blauen Formationslichter von der Oberseite auf die Unterseite verlegt und auch beim Modell von Hasegawa berücksichtigt. Dem Beispiel von Tamiya folgend hat sich Hasegawa für ausgefahrene Landeklappen entschieden. Hierbei sind die äußeren Elemente dem Original entsprechend mit einer Blechbeplankung ausgeführt. Weniger geglückt sind jedoch die Hinterkanten, die genauso wie die Hinterkante der Querruder ca. 1 mm dick sind und unbedingt dünner geschliffen werden sollten. Auch das Heckrad ist ein wenig verkehrt geraten und läßt die Maschine nicht hochbeinig genug erscheinen. Das Problem steckt meiner Meinung nach im zu kleinen Winkel der beiden Stützstreben, die am Rumpf angesetzt sind. Das Teil Nr. N1 um ca. 2 mm zu verlängern (neu zu machen) hilft an dieser Stelle den richtigen Eindruck zu erreichen. Die Abziehbilder sind hervorragend, dünn, lassen sich sehr gut bearbeiten und ziehen fast von alleine in die Gravuren ein. An einigen Stellen finden sich aber einige kleine Abweichungen vom Original: die beiden Schriftzuge „NAVY“ für den Rumpf sind zu groß und durch die hellblaue Ausführung gar nicht oder sehr schwer zu korrigieren (spritzen!). Leider stimmt die Lage der Nationalabzeichen auf dem Rumpf nicht, die im Original nicht in einer Achse mit den Schriftzügen „NAVY“ liegen und leicht nach hinten gekippt im Bezug auf die Propellerachse aufgebracht waren. Den dritten und sehr kleinen und unbedeutenden Fehler habe ich selbst zu spät bemerkt: der obere Handgriff (Decal Nr. 53) liegt um ca. 2 mm zu hoch und deswegen finden sich im Bauplan die beiden kleine, roten Sterne für die Abschußmarkierungen nicht oberhalb, sondern neben diesem Handgriff. Hierzu empfehle ich die Gravuren zu verspachteln und die Symbole korrekt aufzubringen.
Bernhard Schrock Publiziert am 01. September 2005 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |