Humber Mk.IV Armoured Carvon Thomas Hannecke (1:48 Tamiya)Das Original
In einer Welt, die von wenigen Großkonzernen dominiert wird, kann man sich rückblickend nur wundern über die Hunderte von Kfz-Herstellern, die noch bis in die 1960er und 70er Jahre hinein die automobile Welt bevölkerten. Das galt auch für Großbritannien. Marken wie Guy und Humber sind heute praktisch vergessen, außer bei Enthusiasten und Modellbauern. Die Geschichte des hier vorgestellten Fahrzeugs Humber Armoured Car Mk. IV, die letzte Entwicklungsstufe des mit 5.400 hergestellten Einheiten wichtigsten britischen Radpanzers, beginnt bei der 1914 gegründeten Firma Guy Motors Limited. Die hatte sich schnell einen Namen als Lieferant von Nutzfahrzeugen und vor allem von Bussen gemacht. Ab Mitte der 30er Jahre konzentrierte sich die Firma mehr und mehr auf die Entwicklung und den Bau von Militärfahrzeugen, eines davon war ein allradgetriebener Radpanzer mit dem Namen Ant, von dem die britische Armee 150 Exemplare bestellte. Nach diesem Erfolg stellte Guy 1938 schließlich die gesamte zivile Produktion ein und konzentrierte sich ausschließlich auf Regierungsaufträge. 1938 entwickelte Guy einen neuen Radpanzer, den Quad Ant, der unter dem Namen Guy Mk. I beim britischen Heer eingeführt wurde. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger war das Fahrzeug nun geschweißt und nicht mehr genietet. Klingt unspektakulär, erforderte aber die Entwicklung völlig neuer Produktionstechniken, die andererseits die Produktionszeiten erheblich verkürzten. Die britische Armee war von dem neuen Fahrzeug begeistert, und genau das brachte ironischerweise die Firma Guy in Schwierigkeiten. Für eine Serienproduktion im großen Maßstab besaß sie nicht die notwendigen Kapazitäten. Und hier kommt die Firma Humber ins Spiel. Humber war zu diesem Zeitpunkt bereits seit Jahren ein Mitglied der Roots Group. Die Firma hatte Erfahrung mit der Entwicklung und dem Bau von Militärfahrzeugen, unter anderem der Karrier KT 4 Artilleriezugmaschine und des Humber Light Reconnaissance Car. Nach 101 zwischen 1939 und 1940 durch Guy produzierten Radpanzern übernahm Humber die Produktion. Der Panzeraufbau des Guy Mk. IA mit dem 15 mm Besa Maschinengewehr wurde zunächst unverändert übernommen und mit einem stark modifizierten Fahrgestell des KT 4 kombiniert. Nach erfolgreich bestandenen Tests wurden 1940 500 dieser Fahrzeuge bestellt und 1941 ausgeliefert.
Die mechanische Auslegung des Humber Armoured Car war unspektakulär. Der im Heck des Fahrgestellrahmens montierte 90 PS Sechszylinder Rootes-Motor und die Kraftübertragung wurden von einem zivilen LKW übernommen, eine zentral angebrachte Transferbox verteilte die Antriebskraft auf die Front- und Heckdifferentiale. Die Starrachsen waren an halbelliptischen Blattfedern mit hydraulischen Dämpfern aufgehängt. Der Panzeraufbau war an vier Stellen mit dem Rahmen verbunden, was für eine gewisse Flexibilität sorgte. Der Fahrer hatte durch einen Sehschlitz Sicht nach vorne. Er konnte durch eine Klappe mit einer Panzerglasscheibe geschlossen werden. Weitere seitliche Sichtschlitze und ein Sichtschlitz in der Trennwand zwischen Fahrerkabine und Motorraum gestatteten eine wenn auch eingeschränkte Rundumsicht. Der Humber war, trotz seiner schwachen Bewaffnung und Panzerung (zwischen 10 und 15 mm) als Kommandofahrzeug beliebt, da er geräumiger als sein Gegenstück der Firma Daimler war. Allerdings war er trotz seines kurzen Radstands nicht besonders wendig. Er wurde ab 1941 sowohl bei Panzer- als auch bei Aufklärungs-Regimentern auf praktisch allen Kriegsschauplätzen, in denen britische und Commonwealth-Truppen fochten, eingesetzt und blieb auch nach dem Krieg in vielen Ländern bis Mitte der 60er Jahre hinein in Dienst. Quellen: Wikipedia, Tank Encyclopaedia, WW II data base, Pantservoertuigen, Jack Livesey, Veltman Uitgevers Das Modell
Der Tamiya Modellbausatz British 7ton Armored Car Mk. IV wartet mit den üblichen Qualitäten der 1:48 Military Miniature Serie auf: gute Passgenauigkeit, übersichtliche Anzahl an Teilen, die leicht zugänglich auf den Spitzbäumen positioniert sind, sowie ausreichender Detaillierungsgrad. Die Unterseite der Chassis ist etwas stiefmütterlich behandelt und kommt nicht an die Detailtreue anderer Modellbaufirmen wie ICM, IBG oder Bronco heran, aber mal ehrlich: wie oft stellt man ein Modell schon auf den Kopf um sich die Unterseite anzusehen? Alles in allem ein entspannender Bastelspaß für zwischendurch. Thomas Hannecke Publiziert am 24. Januar 2023 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |