Panzerkampfwagen VI Tiger IWohin nun, Herr Major?von Theo Peter (1:72 Trumpeter)
Zum Modell:Das Vorgängermodell des wohl bekanntesten deutschen Panzers Königstiger war der ca. 1.400-mal gebaute schwere Panzerkampfwagen PzKpfw.VI "Tiger". Der hier gezeigte Panzer gehörte zur mittleren Produktionsvariante und wurde von der Firma Henschel in Kassel gebaut und ab 1942 an die Wehrmacht und die SS ausgeliefert. Die Tiger Panzer zählten mit seinen Nachfolgern Königstiger und den Panthern (PzKpfw.V) zu den schwersten deutschen Panzern während des 2. Weltkriegs. Leider hatte der Panzer ein sehr hohes Gewicht, viele senkrechte Flächen (die bei Beschuss die Munition nicht ablenkten), einen hohen Treibstoffverbrauch und einen zu schwachen Motor. Aber dennoch verbreitete der Panzer aufgrund seiner enormen Panzerung, seiner Größe und seiner Bewaffnung Angst und Schrecken beim Gegner und war, wenn die Technik funktionierte, anfangs jedem alliierten oder russischen Panzer weit überlegen. Die NS Propaganda nutzte diese Eigenschaft des Tigers, um aus dem Tiger eine "unverwüstliches Kampfmaschine" zu machen.
In Wahrheit war der Panzer aber sehr störanfällig, unbeweglich (extrem geringe Reichweiten von nur ca. 100 km), langsam und sehr unflexibel (musste mit dem Zug an die Einsatzorte verfrachtet werden). Der Panzer wurde mit fünf Besatzungsmitgliedern (Kommandant, Richtschütze, Ladeschütze, Fahrer und Funker) besetzt und wog bis zu 51 Tonnen. Der Panzer wurde sowohl in der Hitze Afrikas, der Kälte Russlands als auch in Belgien und Frankreich eingesetzt. Bewaffnet war der Panzer mit der berühmten 8,8cm-KWK- 36/L/56 Kanone. Angetrieben wurde der Tiger von einem 700 PS starken Maybach HL-210 12-Zylinder-Motor, der das Fahrzeug im Gelände auf bis zu 20km/h und auf der Straße bis auf zu 38 km/h beschleunigen konnte.
Die Panzer wurden nicht an normale Panzerdivisionen ausgehändigt, sondern nur an spezielle sogenannte "schwere Panzerabteilungen" von Wehrmacht und SS. Der hier dargestellte Panzer gehörte zur 102. Abteilung der schweren SS-Panzerdivision, die im März 1944 in Frankreich eingesetzt wurden, um die alliierte Invasion in Frankreich zu stoppen.
Zum Bau des 1:72 Tigers:Auch bei diesem Modell handelt es sich um eine Renovierung eines bereits auf Modellversium veröffentlichten Berichts. Der Panzer wurde bereits in diesem Beitrag verwendet.
Gebaut wurde der Panzer damals größtenteils aus der Kiste. Qualität, Details und Passgenauigkeit waren hervorragend. Jedoch wurde der Panzer wieder komplett demontiert. Um die Zimmerit-Beschichtung am Modell anzubringen wurde ein heißer Lötkolben mit Kreuzschlitzaufsatz verwendet, um das Muster in die Plastikwanne des Tigers zu schmelzen. Die Laufräder der linken Kette wurden geändert, da der Panzer im Diorama später über einen Schuttberg fahren sollte. So wurde Laufrolle für Laufrolle in einer leichten Welle nach oben versetzt und angepasst.
Nach Trocknung des Klebers wurde die schlecht zu bearbeitende Gummikette an die neuen Laufrollen angepasst. Der rechte vordere Kotflügel wurde entfernt. Bemalt wurde der Tiger mit matten Revellfarben in einem Drei-Farben-Tarnanstrich. Nach Trocknung der Farbe wurden die Decals (aus der Restekiste) angebracht. Die Alterung erfolgte mit matten Revellfarben und dem Pinsel. Kratzer und Dellen wurden mit heißen Nadeln in Wanne und den Turm gedrückt und anschließend mit handelsüblichem Bleistift ausgemalt. Die Luke des Panzers wurde offen dargestellt, um einem Panzerkommandanten Platz zu bieten.
Eine weitere Änderung stellt das aufgebohrte Kanonenrohr, die leeren Hülsen (dünne in kleine Stücke gesägte Messingteile) und Abschleppseile aus dünnem Nähgarn und Ösen des ursprünglichen Abschleppseils dar. Nachdem dies alles montiert war, folgte nochmals eine kleine Anpassung an das Diorama mit einem Ton-Wassergemisch und weiterem Pigmentpulver.
Zum Bau des Dioramas:Dargestellt wird eine Szene in einem Dorf in Frankreich (Normandie), in der ein deutscher Tiger Panzer der 102. Abteilung der schweren SS-Panzerdivision im Jahre 1944 versuchte, alliierte Sherman Panzer abzufangen und zu zerstören. Da die Straßen bereits voll mit Schutt und Trümmern waren, suchte sich die Tigerbesatzung einen „neuen" Weg. Obwohl es den Panzerbesatzungen eigentlich verboten war, durch Häuser und Mauern zu fahren, ließ sich das hier und da wohl nicht verhindern. Dennoch hatte die Besatzung den Weg des geringsten Widerstandes gewählt und ist „nur" durch ein hölzernes Schiebetor gefahren.
Die Grundplatte des Dioramas stammt aus dem Resinbausatz von BlackDog (Street with house ruin 1:72) und ist von hervorragender Qualität. Die Grundfläche war mir allerdings zu klein, sodass der Bausatz auf eine Holzplatte geklebt und in die Straße, die aus Gips entstand, eingearbeitet wurde. Ich weiß, dass man Häuserzeilen eigentlich nie parallel zum Diorama-Rand anbringen sollte, doch in diesem Falle war mir das völlig egal.
Einige der mitgelieferten Fenster wurden zerbrochen, um die Zerstörung darzustellen. Die Innenseite des zerstörten Hauses wurde mit Retrotapeten aus dem Farbdrucker beklebt. Ebenso entstanden die Fliesen in der zerbombten Waschküche. Die Holzdecke wurde durch zusätzliche Balken und Bretter ergänzt, die aus angezündeten Streichhölzern und Balsahölzern entstanden. Der Bilderrahmen ist eigentlich ein Fensterrahmen der Firma Auhagen, der kurzer Hand zweckentfremdet wurde. Bemalt wurde die Ruine mit matten Revellfarben und dem Pinsel. Schilder und Hausnummern stammen ebenfalls aus dem Drucker und detaillieren das Gebäude zusätzlich. Gealtert wurde das Ganze mit dem Trockenmalverfahren.
Die Trümmerberge wurden um einen Motorradrahmen (der Firma Preiser), Panzersperren von Italeri, zahlreiche Ölfässer (verschiedene Hersteller), Holzkisten (von BlackDog), Zeitungen (aus dem Farbdrucker), kleine Steine (Eigenproduktion aus Polystyrol), Mauerreste von Pegasus Hobby und Auhangen und Mauertrümmer (mit dem Hammer zerkleinerte Blumentopfstücke) ergänzt. Der Staub wurde aus einem Ton-Wassergemisch auf dem Diorama verteilt und mit Klarlack fixiert. Die 1:72 Straßenlaterne stammt von Unimax und fügt sich hervorragend in das Gesamtdisplay ein.
Das Kübelwagen-Wrack entstand aus einem alten Academy Kübelwagen Kit. Als erstes wurde ein komplettes Rad entfernt, bei einem Weiteren wurde nur der „Reifen von der Felge" geschnitten. Zahlreiche Einschusslöcher wurden mit einer heißen Nadel in die Seitenwand gestochen. Nachdem der Wagen in mattem Schwarz bemalt wurde, wurde das Fahrzeug mit einer Wasser-Weißleim-Mischung bestrichen und mit echter Asche (aus verbranntem Papier) bestreut. Nach Trocknung der Asche wurde das Fahrzeug mit matten Rost-Tönen detailliert. Die beiden hinteren platten Reifen wurden durch eine heiße Herdplatte abgeflacht und am Modell angebracht.
Zu den 1:72 Figuren:Die im Diorama eingesetzten Figuren stammen von den Herstellern Caesar Miniatures aus dem Set „1:72 WWII German Panzer Crews", von Plastic Soldier aus dem Set „1:72 German stowage and tank commanders", von Zvezda aus dem Set „1:72 German Elite Troops" und vom Kleinserienhersteller Mantis Miniatures aus dem Set „1:72 German Officers WWII". Die Figuren waren von hervorragender Qualität. Vor allem der Resin-Figur von Mantis Miniatures und der Hartplastikfigur von Zvezda sollte ein Extra-Lob ausgesprochen werden. Bemalt wurden die Figuren mit matten Revellfarben und dem Pinsel und anschließend mit mattem Klarlack aus der Spraydose versiegelt. Besonderes Augenmerk lag dieses Mal auf den kleinen Details der Uniformen, wie beispielsweise den Abzeichen, Wappen und auch den Knöpfen.
Der SS-Panzerkommandant und der Panzerfahrer wissen trotz Landkarte auch nicht, welcher der beste Weg Richtung Normandie ist. Theo Peter Publiziert am 28. Februar 2018 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |