HMS Renown1942von Frank Spahr (1:700 Trumpeter)Das Schiff
Zusammen mit ihrem Schwesterschiff Repulse war die Renown ein Erbe des berühmten Admiral „Jackie“ Fisher und seiner Vorliebe für große, schnelle, schwer bewaffnete und leicht gepanzerte Schiffe. Während des ersten Weltkriegs in Auftrag gegeben, wurde die Renown sehr schnell fertiggestellt. Die Erfahrungen der Skagerrakschlacht führten zu einem ersten Umbau noch während des Baus und einem weiteren Umbau fast direkt nach ihrer Fertigstellung. Beide Male wurde ihre mangelhafte Deckspanzerung verbessert. Sie wurde im 1. Weltkrieg zu Patrouillen in der Nordsee eingesetzt, jedoch dabei nicht in Kämpfe verwickelt. Zwischen den Kriegen diente sie im Schlachtkreuzergeschwader, wurde aber auch als königliche Yacht für größere Auslandsreisen benutzt. Zweimal wurde sie umgebaut, einmal in geringerem Ausmaß in den Zwanzigern und einmal sehr tiefgreifend in den Dreißigern. Aus diesem Umbau, der an den der Warspite angelehnt war, ging sie stark verändert und verbessert hervor, mit komplett neuen Aufbauten, Flugzeuganlage, verbesserter Hauptartillerie, komplett neuer Mittelartillerie und neuen Feuerleitsystemen. Eine ähnliche Rekonstruktion der Hood war übrigens geplant, konnte aber nicht mehr durchgeführt werden. Im zweiten Weltkrieg wurde die Renown weltweit eingesetzt und kämpfte oft an vorderster Front. Sie suchte im Südatlantik nach der Graf Spee, kämpfte vor Norwegen gegen Scharnhorst und Gneisenau, war an den Kämpfen um Malta und der Jagd auf die Bismarck beteiligt, deckte Konvois nach Russland und die Landung in Nordafrika. 1943 wurde ihre Flakbewaffnung und Radarausrüstung verbessert und die Flugzeuganlagen ausgebaut. 1944 diente sie im Pazifik mit der britischen Eastern Fleet. Anfang 1945 wurde sie zurück nach England geholt und im Frühjahr 1945 außer Dienst gestellt. 1948 wurde sie schließlich verschrottet, als letzter von „Jackie“ Fishers Schlachtkreuzern. Der Bausatz - und ein paar Worte zur Tarnung
Der überzeugende Bausatz von Trumpeter stellt die Renown zu Anfang des 2. Weltkriegs dar und bietet eine gute Basis für die Wiedergabe dieses attraktiven Schiffs. Als glücklicher Besitzer der Hefte über britische Tarnanstriche, die Alan Raven in der Reihe „Warship Perspectives“ veröffentlicht hat, beschloss ich, mein Modell nach seinen Vorgaben zu bemalen - im Gegensatz zur Bauanleitung. Ich unterstelle, dass die von mir gewählte Bemalung die Urform des Anstrichs darstellt und bei Ausbesserungen später Veränderungen daran vorgenommen wurden, die sich auf späteren Fotos und in anderen Publikationen niedergeschlagen haben. Zweck der sogenannten „Disruptive Schemes“ war es, die Form des Schiffes für Beobachter besonders auf U-Booten gegenüber dem Hintergrund zu verschleiern und die Zielauffassung zu erschweren. Mit der Verbesserung der Radartechnik trat die optische Auffassung zusehends in den Hintergrund, zudem wurden die U-Boote unabhängiger von der optischen Auffassung. Gegen die wachsende Luftbedrohung erwiesen sich einfarbig graue Anstriche als wirkungsvoller. Zum Ende des 2. Weltkriegs verschwanden deshalb die spektakulären Tarnanstriche zusehends aus den Flotten. Zur Detaillierung wurden die hervorragenden Ätzteile von WEM benutzt, die allerdings ohne Bauanleitung geliefert werden, da sie für den Resinbausatz dieser Firma gedacht sind. Scans der Bauanleitung fanden sich jedoch im Internet und halfen beim Zusammenbau verschiedener Baugruppen weiter. Komplettiert wurde das Zubehör durch die aus meiner Sicht unverzichtbaren gedrehten Messingrohre von BMK. Als Referenz diente neben dem Internet der Klassiker von Raven und Roberts über die britischen Schlachtschiffe des 2. Weltkriegs. Es geht los
Ich begann den Bau mit dem Rumpf, der mit der Wasserlinienplatte verklebt und auf dem Boden meiner Trumpeter-Displaybox ausgerichtet wurde. Nun wurden mehrere Löcher gebohrt und Schraubenmuttern auf der Wasserlinienplatte mit Kunststoff befestigt. Die Länge des Rumpfes und die Tendenz der Basisplatte zur Verformung erforderte es, mehrere Löcher bis zum Bug und zum Heck anzubringen, um das Schiff einigermaßen spaltfrei auf die Basis zu bekommen. Das war in diesem Fall aufwendiger als sonst, weil das Modell für ein gemeinschaftliches Display abnehmbar gestaltet werden musste. Nun konnte die Wasserfläche modelliert werden. Dazu markierte ich mir den Umriss des Rumpfes durch leichtes Übernebeln mit grauer Farbe aus der Airbrush und modellierte die erhabenen, aufgewühlten Bereiche mit Spachtelmasse und einem Modellierspatel für Künstlerölfarben. Als Spachtelmasse eignen sich alle möglichen Produkte, mittlerweile benutze ich einen Kunststoffspachtel aus dem Baumarkt. Aufgewühlte Bereiche lassen sich durch „Hacken“ mit einer Drahtbürste gut erstellen. Hochgezogene Fädchen können nach dem Aushärten leicht abgeschliffen werden. Die eigentliche Wasseroberfläche stelle ich durch Aufstippeln von Wandfarbe mit einem Heizkörperpinsel her. Dieser Vorgang ermöglicht mit etwas Übung das Anlegen unterschiedlicher Oberflächenmuster und lässt sich problemlos wiederholen. Die Oberfläche kann sogar beschliffen werden. Als Farbe wählte ich einen Grünton, der mir für nördlichere Gewässer gut zu passen schien. Dieser wurde mit der Airbrush aufgebracht. Nach ausreichendem Durchtrocknen wurde die Oberfläche in mehreren Schichten mit lösungsmittelbasiertem Hochglanzlack aus der Spraydose versiegelt – erst das gibt die vorbildähnliche Reflexion der Oberfläche. Während dieser Arbeiten, die Pausen zum Durchhärten erfordern, konnte der Rumpf mit dem Deck versehen werden. Die Bullaugen und die Kettenrohre der Anker wurden vorsichtig ausgebohrt. Zur Bemalung wurden nach einer Grundierung mit grauer Emailfarbe diverse Acrylfarben benutzt. Mangels fertig gemischter RN-Tarnfarben fertigte ich mir Farbmuster meiner Acrylfarben an und verglich diese mit den Farbmustern von Alan Raven. Schließlich fand ich mir passend erscheinende Entsprechungen im Programm verschiedener Hersteller. Zuerst wurde das Deck in Revell Afrika Beige bemalt und mittels eines Washings mit brauner Künstlerölfarbe charakterisiert. Zusammen mit Humbrol-Verdünnung funktioniert das auf der Acrylfarbe ganz exzellent. Die Stahldecks vorn und achtern wurden in Vallejo Dark Sea Grey bemalt. Die Decks höher am Brückenaufbau wurden in JPS Linoleum bemalt, um den Corticene-Belag zu simulieren. Nun wurde der Wasserpass Revell Aqua anthrazit gespritzt und abgeklebt. Daraufhin wurden die Rumpfseiten in der hellsten Tarnfarbe gespritzt und die Farbgrenzen nach den Profilen von Raven mit dem Bleistift angezeichnet. Gleichzeitig begann ich mit dem Bau der Schornsteine und der Aufbauten, wobei stark darauf geachtet werden musste, wo Ätzteile einzusetzen waren. An der Brücke wurden die einmodellierten Fenster durch ein Stück fotogeätzter Reling ersetzt. Das Tarnmuster wurde mit dem Pinsel lackiert – das geht in meiner Erfahrung mit Acrylfarben leichter als mit Emailfarben. Ich verwendete Produkte von Revell, JPS, Xtracrylix und Vallejo – sie unterscheiden sich in der Konsistenz und der Deckung, lassen sich aber allesamt gut verarbeiten. Natürlich wurden immer wieder Korrekturen erforderlich, besonders nachdem ich mir eine Kopfbandlupe anschaffte und unmittelbar beim Bauen Fehler erkannte, die ich zuvor erst auf meinen Fotos wahrgenommen hatte. Die Muttern werden mit zahntechnischem Kunststoff gesichert. Alles kommt zusammen - irgendwann...
Parallel zu diesen Arbeiten erstellte ich die zahlreichen Unterbaugruppen. Die Türme der schweren Artillerie erhielten die Rohre von BMK; die Rohrbälge wurden aus Wachs modelliert. Ich entschied mich dafür, die Pompoms nicht komplett aus Ätzteilen zu erstellen, sondern die recht gut modellierten Bausatzteile mit Ätzteilen zu komplettieren. Ebenso wurden die zahlreichen Oerlikons und die Halbzöller-Vierlinge hergestellt – die Bausatzteile wurden mit Ätzteilen kombiniert, um einen möglichst guten Kompromiss aus Filigranität und Dreidimensionaliät zu erzielen. Die Kräne hingegen wurden praktisch komplett aus Ätzteilen gebaut und erhielten Stücke aus Polystyrol nur zur Andeutung der Maschinerie. Die Boote wurden allesamt mit Persennings versehen. Diese wurden aus Zigarettenpapier hergestellt, das mit Revell Aqua Klarlack getränkt wurde und dadurch einen sehr vorbildgerechen Faltenwurf entwickelte. Nach einer Bemalung mit JPS Deck Tan erhielten sie einen bräunlichen Wash, der die Vorbildtreue noch verbesserte. Die Carley-Floats wurden grau vorlackiert, die schöne Struktur wurde ebenfalls durch einen Wash betont. Der auf dem achteren Aufbau auf Stelzen stehende Radarraum wurde nach Vorbildfotos mit breiteren Laufgängen verändert. Die Masten wurden zur Verbesserung der Stabilität durch konisch gedrehte Messingteile von BMK ersetzt und mit den filigranen geätzten Plattformen von WEM kombiniert. Die Schornsteingitter von WEM wurden zurechtgebogen und vorsichtig befestigt. Rauchrohre wurden aus Messingrohr angedeutet. Knifflig wurde der Bau der diversen feinen Radarantennen, besonders die des Typ 281 am Masttop erwiesen sich als extrem widerspenstig. Vom Zentrum zur Peripherie des Modells wurden nun die diversen Anbauten hinzugefügt und Stück für Stück die am Ätzrahmen mit der Airbrush vorgespritzten Relings angebracht. Diese wurden in nicht zu großen Abschnitten mit Sekundenkleber befestigt, um spätere Probleme durch thermische Verformungen zu vermindern. Eventuelle Spalten wurden mit Weißleim gefüllt und die Bemalung der Relings dann mit dem Pinsel korrigiert. Das Walrus-Bordflugzeug wurde mit den Ätzteilen von WEM und Verspannungen aus Caenis-Faden detailliert und auf dem Katapult befestigt, so als ob es gerade gewartet würde. Fotogeätzte Besatzungsmitglieder von Lion Roar brachten Leben aufs Deck. Schließlich wurde das Schiff mit gezogenem beigen Gussast für die Signalleinen sowie mit Angelfaden in 8/0 und 20 den (Caenis) getakelt, Flaggenstöcke wurden aus feinem Messingdraht und Ätzteilen hinzugefügt. Das Modell wurde nahezu nicht gealtert, da es den Zustand direkt nach Aufbringen des neuen Tarnanstrichs wiedergeben soll. Lediglich unter den Ankern wurden leichte Ablaufspuren mit Ölfarbe angebracht.
Fazit
Ein sehr ansehnlicher Bausatz von Trumpeter, der durch den heutigen reichen Zubehörmarkt erst seine Stärken ausspielen kann. Benutzte Quellen: Raven, Alan / Roberts, John: Die britischen Schlachtschiffe des Zweiten Weltkrieges. Bonn 2001 Frank Spahr Publiziert am 04. Juni 2012 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |