Schnellboot S-10Rückkehr von einer Aufklärungsmission…von Theo Peter (1:72 Airfix)
Zum Modell:Wenn man an Kriegsschiffe aus Zeiten des Zweiten Weltkriegs denkt, fallen einem sofort die großen Schlachtschiffe, Zerstörer, U-Boote und Flugzeugträger ein. Aber die deutsche Kriegsmarine setzte auch sehr erfolgreich viel kleinere Boote zur Bekämpfung feindlicher Schiffe und Versorgungskonvois ein. So gaben die Engländer den Schnellbooten den Beinamen „E-Boats" (enemy war motorboats).
Die deutschen Schnellboote waren zu Beginn des Krieges allen Küstenschiffen der Royal Navy weit überlegen. Die 1933 in Auftrag gegebene Entwicklung eines Torpedojägers war an das britische Coastal Motor Boat angelehnt. Allerdings wurden wichtige Änderungen vorgenommen. So wurde der anfällige Benzinmotor durch Dieselmotoren ersetzt und die typische niedrige Stromlinienform der deutschen Schnellboote entwickelt.
Die Lürrsen-Schiffswerft baute der deutschen Kriegsmarine einen hochseetüchtigen, überlegenen, schnellen und schlagkräftigen Schnellboot-Typ. Selbst bei rauer See war das Schnellboot in der Lage, mit extrem hohen Geschwindigkeiten zu operieren. Ebenso besaß das Boot hervorragende Manövrierfähigkeiten und musste bis Kriegsende keiner nennenswerten Kampfwertsteigerung unterzogen werden. Bei den frühen Einsätzen in der Nordsee stellte sich der hellgraue Anstrich bei Nachtangriffen als besonders effektiv heraus.
Die hier gezeigt frühe Version (S-10) des Schnellbootes besaß noch keinerlei gepanzerte Brückenteile und noch offen auf dem Deck verbaute Torpedorohre. Bei späteren Versionen wurden die Torpedorohre durch ein Bug-nach-oben-ziehen in die Schiffshülle eingebaut. So waren die Rohre nicht nur vor Salzwasser sondern auch vor feindlichem Beschuss besser geschützt.
Die S-10 Bewaffnung bestand aus zwei fest eingebauten Torpedorohren mit 53,3cm Durchmesser und vier mitgeführten Torpedos. Ein Maschinengewehr MG 34 zwischen den Torpedorohren gehörte ebenfalls zur Standardbewaffnung des S-10. Eigentlich als Torpedojäger entwickelt, wurden die Boote auch als Transportboote und Minenleger eingesetzt. So konnten schon die frühen E-Boat-Versionen acht Wasserminen mit sich führen. Erst die Entwicklung des Radars und der Feuerleittechnik stoppte die Erfolgsgeschichte der S-Boote. Die anfangs verbauten drei Mercedes Benz MB511-V Viertakt Diesel mit je 2.000 PS (später drei MB501A oder MB511 mit zusammen ca. 7.500 PS Leistung bei mechanischer Aufladung) brachten ihre Kraft auf drei Hochgeschwindigkeits-Schrauben mit 1,1 - 1,23 Metern Durchmesser.
Zum Bau des 1:72 Giganten:Wie im Bericht zu Revells „S-100" bereits angedeutet, folgt nun mein zweites „Über"-Wasserfahrzeug im Maßstab 1:72. Es handelt sich bei dem Bausatz zwar um einen echt alten Bausatz der Firma Airfix, der sich dennoch nicht zu verstecken braucht. Natürlich entsprechen die Teile nicht der Qualität heutiger Bausatzteile, aber leider hat immer noch kein anderer Hersteller einen neueren Schnellboot-Kit auf den Markt gebracht. Der Kit gibt dem Bastler die Möglichkeit, ein Vollrumpf- oder ein Wasserlinienmodell zu bauen - was Revell zum Beispiel nicht bietet. Gebaut wurde das fast einen halben Meter lange Modell größtenteils aus der Kiste.
Nachdem der Rumpf soweit zusammengeklebt war, wurden die seitlichen Auspuffmündungen, die Kühlwassereinlässe und die Kühlwasserausläufe mit dem Akkubohrer aufgebohrt. Die Schiebetüre des Schnellboots wurde geöffnet dargestellt.
Erst nachdem alle Aufbauten (außer der Mast und das Geschütz) zusammengebaut waren, wurden das Deck und der Rumpf abgeklebt und mit matter hellgrauer Farbe aus der Spraydose lackiert. Das Deck und das Dach der Kajüte wurden mit matter grauer Revellfarbe bemalt. Nach Trocknung der Farbe wurden zahlreiche Rostspuren mit matter hellbrauner und orangener Farbe am Schnellboot angebracht. Die Farbe wurde in kleinen Tupfen am Modell angebracht und anschließend mit einem breiten mit Nitroverdünnung getränkten Borstenpinsel Richtung Wasseroberfläche verwischt.
Statt des im Kit beinhalteten Flak-MGs wurde das vom Revell-Schnellboot-Kit übrige Flak-Geschütz verwendet. Dieses ließ sich ohne große Umbauten auf der Waffenplattform anbringen. Da auf den Schnellbooten nach und nach alles zur Verfügung stehende verbaut wurde, ist es durchaus denkbar, dass es ein Boot mit dieser Bewaffnung gegeben haben könnte. Der Anker wurde an einem Stück Kette befestigt.
Die Kette entstammt einer billigen Modeschmuckkette eines bekannten Modehauses mit zwei Buchstaben, die durch ein „&" getrennt sind. Die Flagge des Schiffes wurde nicht direkt an den Mast, sondern (wie auf Originalbildern gut zu erkennen) an ein am Mast befestigtes Seil geklebt. Die Flagge selbst wurde auf eine dünne Alufolie geklebt, um diese anschließend in Form biegen zu können. Im Gegensatz zum Revellbausatz liegt die Flagge als Sticker bei - was aber dennoch keine Probleme bei der Bearbeitung nach sich zog.
Zahlreiche Planen aus in Weißleim getränkten Papiertaschentüchern wurden an der Reling, den Torpedorohren und den Wasserbomben angebracht, um das Schnellboot vor verräterischen Reflektionen zu schützen, um somit vor Feinden unentdeckt zu bleiben.
Die Fensteröffnungen wurden nicht mit den im Kit mitgelieferten dicken Klarsichteilen verglast, sondern erhielten Bullaugen aus kristallklarer Window-Color. So wurde auch der Suchscheinwerfer mit Window-Color verglast. Nur die Kajütenverglasung wurde aus dem Bausatz verwendet. Die vorderste Kajüten-Scheibe wurde durch den Einsatz eines zweckentfremdeten Lenkrads aus der Restekiste zusätzlich detailliert und kommt dadurch Originalbildern deutlich näher.
Die Verspannung des Mastes erfolgte mit Hilfe eines schwarzen Nähgarns, das mit Weißleim fixiert wurde und mir fast die Geduld raubte. Fast noch schlimmer war allerdings die Verspannung der Reling - auch hier wurde Nähgarn (allerdings in brauner Farbe) verwendet. Auch wenn diese Arbeit mich fast zur Weißglut brachte, liefert diese Methode wirklich sehr realistische Ergebnisse. Die wenigen Decals des Kits wurden mit Nassschiebebildern aus der Restekiste ergänzt und ließen sich ohne Probleme verarbeiten. Versiegelt wurde das komplette Modell abschließend mit mattem Klarlack.
Zum Diorama:Das Diorama besteht aus Polystyrol, in das die Form des Rumpfes geschnitten wurde. Die Wasseroberfläche wurde mit einem Bunsenbrenner bearbeitet. In das weiche Material wurden die Wellenformen eingearbeitet.
Bemalt wurde die Wasseroberfläche mit Acrylfarbe und dem Pinsel. Nachdem die Farbe getrocknet war, wurde die komplette Wasseroberfläche mit kristallklarer Window-Color bestrichen. In die noch nasse Masse wurde weiße Stopfwatte als Gischt eingearbeitet. Der Hohlraum wurde ebenfalls mit Stopfwatte gefüllt. Nach Trocknung der Window-Color spiegelt die Wasseroberfläche wie in der Realität auch.
Dadurch, dass das Boot nicht fest im Diorama verankert wurde, kann es sowohl als Wasserlinien- als auch als Vollrumpfmodell verwendet werden. Die in das Loch gelegte Stopfwolle verhindert ein Durchscheinen des nicht ganz passgenau ausgeschnittenen Loches.
Die Figuren:Die im Diorama eingesetzten Figuren stammen aus dem Bausatz selbst und waren, wenn man das Formenalter berücksichtig, durchaus brauchbar. Zwar nicht mit heutigen Maßstäben vergleichbar, aber dennoch gut zu verwenden. Bemalt wurden die Figuren mit matten Revellfarben und dem Pinsel. Die Posen der Figuren wurden dieses Mal nicht verändert.
Theo Peter Publiziert am 01. Juni 2018 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |