Selbstversenktes U-Boot Typ XXIIIvon Frank Spahr (1:144 ICM)Unverhofft kommt oft ...
„Überfallartig“, „wie die Jungfrau zum Kind“, „aus heiterem Himmel“, das trifft ganz gut, wie ich zu diesem Bausatz gekommen bin. Er wurde mir von einem wohlmeinenden und mit übermäßig vielen Bausätzen ausgestatteten Modellbaukollegen im Herbst 2012 auf einer Ausstellung aufgenötigt; es war nicht der erste und auch nicht der letzte aus dieser Quelle – danke dafür! Mehr oder minder spontan entschied ich mich, den Bausatz umgehend anzufangen. Ich hatte eine passende Displaybox bereit liegen, und beschloss, das U-Boot vom Typ XXIII als selbst versenktes Wrack in der Ostsee darzustellen. Zwei dieser zu Kriegsende versenkten Boote wurden später gehoben und dienten in der neuen Bundesmarine als U-Hai und U-Hecht. Eine Vorstellung dieses Bausatzes findet sich hier. Ein unkomplizierter Bau
Der Bausatz eines U-Bootes ist tendenziell übersichtlich von der Teilezahl und bietet sich für ein schnelles Zwischendurch-Projekt an. Dieser Bausatz war in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Ich baute den gut passenden Kit zügig zusammen und brachte nur punktuell Verfeinerungen an. So wurden die Flutschlitze durch Einschmelzen mit einem erhitzten Schraubendreher vertieft, die Bohrungen am Horchgerät und am Turm vertieft, und die Steigeisen an der Turmvorderkante aus Ätzteilresten erstellt. Die feinen Antennen entstanden aus dünnem Messingdraht. Parallel dazu bereitete ich die Basis vor. Hierzu wurde aus Styrodur-Dämmplatte von 40 mm Dicke ein passendes Stück zugeschnitten (ich verwende dazu gerne eine Stichsäge mit entsprechender Führung), dessen Kanten einigermaßen verschliffen wurden. Die Oberfläche erhielt eine gewisse Neigung und Profilierung. Hierzu eignet sich ein Brotmesser und grobes Schleifpapier gut. Zum Versäubern und Verspachteln eignet sich Anschlussacryl aus dem Baumarkt gut. Ein Ausschnitt für das mit Schlagseite im Schlick liegende Boot wurde ebenfalls mit dem Brotmesser angelegt. Das Boot wurde nun grundiert, wozu ich gern ein Baumarktprodukt aus der Spraydose benutze. Die eigentliche Lackierung erfolgte mit Acrylfarben nach Abklärung der passenden Farbtöne. Der weiße Streifen am Turm wurde benutzt, um das Bild etwas aufzulockern. Es handelt sich aber nicht um die Wiedergabe irgendeines bestimmten Boots. Die Ausfahrgeräte wurden stahlfarben bemalt, die Schraube hell bronzefarben. Das Boot im Rohbau auf der zugeschnittenen und gespachtelten Basis Wie simuliert man Meeresboden?
Nun konnte ich mit viel Spaß an der Freud das Boot altern. Hierzu benutzte ich diverse Künstlerölfarben, die mit Humbrol-Verdünnung angemischt, mit einem kleinen Pinsel punktuell aufgetragen und dann mit Q-Tips verwischt wurden. In den vertieften Strukturen wurden sie auch als Wash angewendet. Die Basis wurde derweil mit Abtönfarbe bemalt, der ich ein wenig Vogelsand beigemischt hatte. Ziel war es, eine schlickige Oberfläche zu erzielen, die einigermaßen realistisch aussah, auch wenn sie im Prinzip zu rau ist. Stippeln mit einem Heizkörperpinsel half auch hier beim Herausbringen der gewünschten Strukturen. Nun konnte das Boot an der Basis befestigt werden. Ich benutzte hierzu Modellgips aus dem Baumarkt. Dieser wurde benutzt, um die Spalten zwischen Modell und Basis zu füllen sowie um auf dem Boot angesammelten Schlick zu simulieren. Nach dem Abbinden wurde auch hier Wandfarbe und Vogelsand aufgetragen, um die Oberfläche zu vereinheitlichen. Die Farbgebung und weitere Alterung erfolgte sowohl mit dem Pinsel als auch mit der Spritzpistole. Das Boot nach dem Einbetten und Altern Netzprobleme mal anders
Zusätzliche Kleckse aus einer Mischung aus Klarlack und Vogelsand wurden benutzt, um die Basis zu beleben und Bewuchs anzudeuten. Eine Internetsuche nach Tauchbildern aus der Ostsee brachte mir einige weitere Ideen über passende Farben und Texturen. So benutzte ich streubares Grasmaterial aus dem Modellbahnbedarf, um punktuellen stärkeren Bewuchs zu simulieren, sowohl auf meinem Meeresboden als auch auf zusätzlichen „Felsen“ aus Styrodurstückchen. Ein wenig Islandmoos belebte die Oberfläche zusätzlich. Insgesamt fehlte mir immer noch etwas, und ich verfiel auf ein Stück an den Ausfahrgeräten hängengebliebenes Fischernetz. Passendes Material dafür aufzutreiben, erwies sich allerdings als wesentlich schwieriger als gedacht. Was mir von der Maschenweite als stimmig erschien (also eine 1:144er Scholle oder sonst etwas aus dem Fischrestaurant halten sollte), wirkte viel zu schwer und dicht. Weder ein Stück Mull aus einem alten Verbandskasten noch ein Stück Kunststoffgeflecht aus einem Fliegengitter fanden Gnade vor den zu Rate gezogenen Modellbaukollegen. Erst der Kauf eines Spankästchens mit Zierkürbissen brachte mich zufällig in den Besitz eines Stücks wirklich feinen Netzes, das ich etwas einfärbte, passend zuschnitt und drapierte. Fertig!
So konnte ich das Modell noch zur Scale Model World 2012 nach England mitnehmen und das eine oder andere Gespräch darüber führen. Ein beliebter Kritikpunkt war, dass die Ausfahrgeräte trotz der Netzhavarie noch intakt und unverbogen waren. Ich wusste ehrlich gesagt nicht, wie sehr so ein Periskop oder Schnorchel leiden würde, wenn ein Netz sich darin verfängt. Ich redete mich damit hinaus, dass mein Netz ja durchaus schon im Vorfeld an einem anderen Hindernis zerrissen worden sein konnte, sich dann aber dort irgendwie gelöst hatte und erst späterhin - sanft dahintreibend und völlig gewaltfrei – an diesem speziellen U-Boot hängen geblieben war.
FazitEin schön zu bauender Bausatz in einer angenehmen Größe, mit schönen Details, und eine Präsentation, die mich in Sachen Wiedergabe für mich ungewohnter Strukturen forderte und Spaß machte. Frank Spahr Publiziert am 25. Mai 2013 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |