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SMS Zähringen

von Frank Spahr (1:700 HP-Models)

SMS Zähringen

Das Vorbild

SMS Zähringen gehörte zur Wittelsbachklasse der kaiserlichen Marine. In einer Zeit des Rüstungswettlaufs zur See und einer dabei noch eher konservativen Haltung der deutschen Führung entstanden, war sie schon bei ihrer Fertigstellung gleichzeitigen britischen Einheiten unterlegen und galt rasch als veraltet. Mit ihrer schwachen Hauptbewaffnung und starken Mittelartillerie entsprach sie so gar nicht dem kommenden Trend zu möglichst vielen großen Geschützen.

Von daher nahm sie nicht aktiv am ersten Weltkrieg teil und wurde im Hafen als Ausbildungsschiff genutzt. Nach dem Krieg wurde sie der neuen Reichsmarine als nutzlos und veraltet belassen und von dieser 1927 zum ferngelenkten Zielschiff unter vorrangig ziviler Besatzung umgebaut. In dieser Rolle diente sie 17 Jahre lang, bis sie am 18.12.1944 in Gdingen, dem heutigen Gdynia, von britischen Bombern versenkt wurde. Das Wrack wurde von den Deutschen gehoben und am 26.03.1945 als Blockschiff vor Gdingen versenkt. Dort wurde es 1949/50 schließlich abgebrochen.

Mich haben die Linienschiffe der Vor-Dreadnought-Zeit immer schon fasziniert, und so habe ich einmal zu oft nach einem Bausatz der Wittelsbachklasse verlangt, nicht wissend, daß HP-Models ihn bereits produziert hat, allerdings nicht in Spritzguß, sondern in Resin. Martin Kohring war so freundlich, ihn auf einer Messe für mich aufzutreiben, und da lag er nun vor mir. Meine Bausatzbesprechung findet sich unter http://www.modellversium.de/kit/artikel.php?id=1036&origin=sparte .

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Als Referenzmaterial lagen mir vor das eher wenig hilfreiche Heft "Vom Original zum Modell" von Koop und Schmolke, "Die Schiffe der deutschen Flotten 1848-1945" von Hans Jürgen Hansen, sowie Internetsites wie z.B. http://www.bobhenneman.info/pdhome.htm

Informationen zur Farbgebung fanden sich z.B. unter http://german-navy.tripod.com/sms_paint.htm

Ich habe auch die Modellbaukollegen Jim Baumann und Guido Hopp zur Farbgebung befragt und danke ihnen für die Hilfe.

SMS Zähringen

Daten des Originals

  • Bauwerft: Germaniawerft Kiel
  • Kiellegung: 21.11.1899
  • Stapellauf: 12.06.1901
  • Indienststellung: 25.10.1902
  • Verbleib: 1949-50 abgewrackt
  • Abmessungen: 126,80 m Länge; 22,80 m Breite; 8,04 m Tiefgang
  • Verdrängung: 12800 t
  • Antrieb: 3 Dreifachexpansionsdampfmaschinen, 15.000 PS auf drei Schrauben
  • Leistungsdaten: 18 kn Höchstfahrt; Fahrbereich bei 10 kn 5.850 sm
  • Bewaffnung: 4 x 24 cm; 18 x 15 cm; 12 x 8,8 cm
  • Besatzung: 683

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Der Bau

Ich begann eines Nachmittags damit, alle Resinteile (mit Mundschutz!) zu versäubern, wozu ich X-ACTO-Messer, Fräsen, Nasschleifpapier und eine Feinsäge benutzte. Das ging recht zügig, und ich bemerkte nur folgende Problemstellen: Einer der Kräne war nicht ganz mit Resin ausgeflossen, und eine Brückennock war um 180° gedreht. Die feinen Ausleger der Bootsständer brachen teilweise ab und mußten mit Kunststoff ersetzt werden. Ebenso fielen einige Geschützrohre der Brüchigkeit des Resins zum Opfer. Blasen zeigten sich hauptsächlich an den Schornsteinen.

Der Kran wurde wie folgt repariert: Ich umklebte das fehlende Teil mit Stücken aus den Resin- "Waffeln", füllte es mit Sekundenklebergranulat und goß es mit Sekundenkleber aus. Daraufhin ließ das Teil sich problemlos in Form schleifen. Die Nock wurde abgetrennt und in der richtigen Stellung wiederbefestigt. Die Blasen wurden mit Mr Surfacer 500 gefüllt und verschliffen.

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Die Bauanleitung ist sehr einfach gehalten und besteht nur aus einer Explosionszeichnung, ich war aber in der Lage, die meisten Teile sofort zuordnen zu können. Es stellte sich heraus, daß einige Teile überzählig waren, wie z.B. Boote, aber Boote kann man ja nun wirklich immer gebrauchen.

Schon in einem frühen Stadium kümmerte ich mich um die Grundplatte. Nach diversen Experimenten mit Silikon (natürlich nur äußerlich angewendet!) wollte ich etwas anderes versuchen und arbeitete hier mit Gips. Ich klebte einen Bilderrahmen des bekannten skandinavischen Möbelhauses mit Tamiyaabklebeband ab und goß ihn mit Gips aus. Während dieser so langsam abband, platzierte ich das Schiff und begann, die bei diesen Schiffen recht ausgeprägte Bugwelle und die anderen größeren Wellen zu modellieren, wozu ich Zahnstocher und Holzumrührspatel vom Schotten benutzte. Das dauerte seine Zeit, aber so nach und nach ging es richtig gut. Nach dem Abbinden des Gipses konnte ich das Schiff problemlos entfernen und mit einem zahntechnischen Modellierinstrument die Dünung verfeinern. Zum Bemalen benutzte ich beim ersten Versuch Wasserfarbe. Das sah sehr nett aus, ging aber voll in die Hose, nachdem ich Future darübergepinselt hatte, es löste sich nämlich in Flöckchen vom Gips ab. So nicht, liebe Kinder!

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Also verlegte ich mich auf Marabu-Acrylfarbe und trug Grün, Weiß und Blau auf. Weil bei meinen zahlreichen Versuchen beim letzten Projekt das Blau zur Neige gegangen war, ersetzte ich es durch Dispersionsfarbe aus dem Baumarkt, die mir von der Verarbeitung eher noch besser gefällt und auch billiger ist. Weil mit dem Gips die Tiefenwirkung geringer ist als bei der Silikonmethode, versuchte ich, durch die Farbwirkung möglichst viel davon zu erzielen. Nach dem Trocknen wurden reichlich Schichten Future aufgetragen, bis ich einen satten Glanz hatte. Die Gischtbereiche wurden mit weißer Acrylfarbe trockengemalt. Ich bin mit dem Resultat recht zufrieden.

Ich paßte das Aufbaudeck so gut wie möglich an und schliff es zurecht, dann ging es schon ans Bemalen. Ich habe mich entschlossen, alle vertikalen Oberflächen in einem hellen Grau zu lackieren, dafür verwendete ich WEM RN 03. Die Holzdecks erhielten eine Lackierung mit mehreren Holz- und Beigetönen von Modelmaster. Die im Original vermutlich mit Linoleum belegten Aufbaudecks wurden mit WEM RN 24 Corticene gestrichen. Abklebearbeiten wurden mit Tamiya-Abklebeband angegangen.

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Dann ging es ans Zusammenbauen. Das Aufbaudeck wurde mit Sekundenkleber unter Zuhilfenahme von Leimzwingen befestigt, kleine Spalten mit Mr Surfacer gefüllt und übermalt. Ich kümmerte mich in diesem Stadium auch um die verschiedenen anderen Baugruppen, wie die Türme, Schornsteine und Gefechtsmasten. Zur Detaillierung verwendete ich die sehr hilfreichen Ätzteile von WEM für den russischen Kreuzer Askold. Dieser wurde in Deutschland gebaut, und sehr viele Teile ließen sich gut verwenden. Da die Relings nicht ganz ausreichten, habe ich mich noch aus dem 1:700er Relingsatz von WEM bedient.

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Am Schiff wurden gegenüber dem Bausatz noch folgende Veränderungen vorgenommen:

  • Die Bullaugen wurden vorsichtig tiefer gebohrt
  • Die vorlichen Fenster des vorderen sowie alle Fenster des achteren Ruderhauses wurden durch ein passendes Stück fotogeätzter Reling ersetzt
  • Das feste Schanzkleid auf dem Ruderhaus wurde abgefräst und durch eine geätzte Reling ersetzt; diese wurde mit Weißleim behandelt, um dem Vorbild einer segeltuchbespannten Reling näherzukommen
  • Das kleine runde Peildeck auf dem Ruderhaus wurde ebenfalls dem Ätzteilsatz entnommen
  • Die Davits wurden dem Ätzteilsatz entnommen
  • Die Rohre der Mittelartillerie wurden durch Injektionskanülenmaterial ersetzt
  • Die angegossenen Niedergänge, die Leitern an den Schornsteinen und die Schornsteinkappen wurden durch Ätzteile ersetzt
  • Die Obermasten und Rahen enstanden aus Messingdraht, die Fußpferde an den Rahen entstammen dem Askold-Ätzteilsatz.
  • Die leichten Decksgeschütze entstammen ebenfalls dem Askold-Satz
  • Die deutlich sichtbaren Löchern in den Kränen wurden (mit angehaltenem Atem) durchgebohrt, die Ausleger mit Ätzteilen etwas verfeinert.
  • Die Boote erhielten Riemen aus gezogenem braunem Gußastmaterial, das am einen Ende mit einer kleinen Zange plattgedrückt wurde. Die Bullaugen des Kutters wurden durchgebohrt
  • Ich verwendete die Überdachung der Heckgalerie nicht, da ich die auf den Vorbildfotos auf See auch nicht gesehen habe. Das Resinteil müßte auch durch ein passendes Stück mit Sekundenkleber getränkten Papiers ersetzt werden.

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Schließlich konnten die Teile zusammengesetzt werden, und ich ging an das Weathering. Da es sich hier um ein relativ neues Schiff in Friedenszeiten handelte, habe ich mich zurückgehalten und hauptsächlich versucht, die Formen herauszuarbeiten und etwas Abwechslung in das Einheitsgrau zu bringen. Die Decks wurden mit Bleistift etwas betont, die Boote mit einem dunklen Wash aus Wasserfarbe mit einem bißchen Spülmittel behandelt, so daß die Bereiche zwischen den Duchten eine bessere Tiefenwirkung bekamen, und generell wurde ein leichter dunkler Wash angebracht. Dieser wurde jedoch durch einen Glasfaserstift wieder gemildert. Rostspuren brachte ich nur leicht im Bereich der Anker an.

Nach dem Anbringen der Relings wurde das ganze Modell noch einmal durchgegangen und die Bemalung korrigiert. Schließlich brachte ich einen Überzug aus Mattlack auf.

 

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Mein persönlicher Horror ist immer noch die Takelung. Ich benutzte schwarzes gezogenes Gußastmaterial, das ich mit Polystyrolkleber befestigte und mit einem erhitzten zahntechnischen Aufwachsinstrument spannte. Trotz aller Vorsicht erwiesen sich die Masten aber als so biegsam, daß bei jeder zarten Berührung alles, was ich vorher mühselig befestigt hatte, abriß. Ich vergleiche für mich die Arbeit damit, einen Luftballon zu rasieren - und zwar mit einer Kettensäge. Von daher gab ich irgendwann auf und beließ es bei etwa einem Drittel der Takelung des Originals. Meine tiefempfundene Hochachtung gilt allen denjenigen, die eine so komplexe Takelung vorbildgetreu wiedergeben können.

Mittlerweile habe ich von Jim Baumann den Tip bekommen, für Masten und Rahen nur Stahldraht aus Drahtbürsten zu verwenden, weil dieser erheblich steifer ist als anderer Draht, und diesen Tip gebe ich gerne weiter.

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Schließlich machte ich meine Fotos und dachte über mein Fazit nach. Ich war überrascht, wie schnell (in etwas weniger als drei Wochen - und neben anderen Projekten) ich dieses Modell fertiggestellt hatte und wie relativ unkompliziert es gegangen war. Ich habe meine Scheu vor Resin jetzt verloren und freue mich auf das nächste Projekt. Wenn ich den Preis des Bausatzes ansehe, so ist er insbesondere ohne Ätzteile und Mastmaterial recht teuer; um so mehr, wenn ich den Preis zu den Bastelstunden in Relation setze. Aber - seien wir doch mal ehrlich: Wir haben es hier mit einem Nischenhobby und einem absoluten Nischenprodukt zu tun, das nur in einer sehr überschaubaren Anzahl hergestellt wird. Und das geht - besonders in Deutschland - nur zu einem entsprechenden Preis. Von daher freue ich mich, daß ich jetzt ein kaiserliches Linienschiff im Regal stehen habe und darüber, daß es ein sehr hübsches Modell geworden ist, das ich mir gerne anschaue.

Frank Spahr

Publiziert am 04. April 2006

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