HMS VictoryLord Nelsons Flaggschiff bei Trafalgarvon Karsten Böcker (1:225 Revell)Zur Geschichte:
Die HMS Victory wurde 1759 im Juli in den Chatham Dockyards auf Kiel gelegt. Fertig war sie im Jahre 1765. Sie wurde auf Victory getauft und wurde so das sechste Schiff in der Royal Navy diesen Namens.
Ihre erste große Bewährungsprobe fand im Jahre 1778 in der Seeschlacht von Ouessant, Bretagne, statt, die zweite Bewährungsprobe erfolgte drei Jahre später wieder bei Ouessant, Bretagne, im Jahre 1781. Die dritte große Seeschlacht erlebte die Victory 1797 beim Kap St. Vincent. Im Jahre 1805 war sie bei der Seeschlacht von Trafalgar dabei. Sie fuhr damals unter dem Vice-Admiral Lord Horatio Nelson, der in der Seeschlacht tödlich verwundet wurde. Die Schlacht wurde gewonnen, der Kommandant hatte aber leider nichts mehr vom Ruhm.
Durch die Schlacht und einen anschließenden Sturm wurde die HMS Victory so schwer beschädigt, dass sie zunächst nach Gibraltar geschleppt und instand gesetzt werden musste. Danach wurde sie nach England zurückbeordert, wo sie im Januar 1806 zur Überholung ausgemustert wurde. Seit 1808 wieder im Dienst, musste sie englische Truppen bei der Seeschlacht 1809 bei La Coruna evakuieren.
Bis zum Ende der napoleonischen Kriege wurde sie immer wieder instand gesetzt und überholt. Nach den Kriegen war sie noch bis April 1830 Admiralsschiff, sollte aber 1831 abgewrackt werden. Dies löste aber schon damals einen Protest aus. In Folge wurde sie als Dienstschiff verschiedener Admiräle und Kommandanten im Dock gehalten.
Zu Beginn des 20. Jahhunderts erwachte anlässlich des Jahrestages der Schlacht von Trafalgar wieder das öffentliche Interesse an dem Schiff, was zu umfangreichen Restaurierungsmaßnahmen im Laufe der nachfolgenden Jahrzehnte mit sich brachte. Heute steht sie immer noch nicht vollständig aufgetakelt im Museum Portsmouh Historic Dockyard. Aus Gewichtsgründen sind auch nicht mehr alle Geschütze an Bord, nur noch acht Originalgeschütze aus der Zeit der Trafalgarschlacht befinden sich dort. Da das trockene Holz des Schiffes im Trockendock nicht mehr die ganze Tragkraft hat, sind leichtere Replica-Geschütze aufgestellt.
Ein bisschen Maße und Gewichte:
Die HMS Victory war ein sogenanntes Linienschiff ersten Ranges und als Dreimast-Vollschiff getakelt. Ihre Länge beträgt 69,30 m, ihre Rumpfbreite ist 15,80 m. Der Tiefgang beträgt 7,40 m Die Tonnage ist mit 3.500 tn Verdrängung angegeben. Die Segelfläche von 5.440 m² sorgte für eine Geschwindigkeit von rund 10 – 11 Knoten, also zwischen 18 und 20 km/h. 1778 trug die Victory 100 Kanonen mit einem Gesamtgewicht von rund 468 t (468.012 kg). 1805 war es schon mehr Gewicht: 102 Geschütze mit einem Gewicht von 520 t (520.068 kg). Heute kann man die HMS Victory von ganz unten bis hoch zum Oberdeck besichtigen. Informativer Link: https://de.wikipedia.org/wiki/HMS_Victory Zum Bausatz
Der Bausatz ist schon uralt, aber immer noch für rund 35,- Euro erhältlich. Schon als kleiner Junge habe ich das zusammengebaute Modell in den 1970er Jahren in der Spielwarenabteilung eines damaligen großen Kaufhauses gesehen. Seitdem habe ich das Modell dreimal gebaut. Das letzte überlebende Modell stelle ich hier vor. Das zweite Modell sank im Gartenteich nach Katzenangriff… (Ja, das Modell ist schwimmfähig).
Der im Bausatz dargestellte Bauzustand stellt den Zustand von 1805 dar. Die Spritzgusswerkzeuge und –Formen zeigen deutlich ihre Abnutzungsspuren. Jahrzehnte lang, von 1971 bis heute, hat Revell die Formen benutzt. In Folge gibt es sehr viel Fischhäute, Sinkstellen und sehr schlecht ausgeformte Bauteile. Anfangs war der Maßstab mit 1:146 angegeben, mittlerweile ist er auf 1:225 korrigiert. Vorweg kann man sagen: Neue Formen sind notwendig. Alternativ kann man von Heller auch die HMS Victory im Maßstab 1:100 für ca. 250 – 280,- Euro kaufen. Das ist aber ein sehr detailreicher und sehr aufwändiger, viel größerer Bausatz - und für Modellbauer mit viel Platz. Da ist die kleine HMS Victory sehr viel besser geeignet. Mit viel Eigenarbeit kann man immer noch ein schönes Segelschiff für das Bücherregal bauen. Bei mir steht sie in der Vitrine.
Da ich bereits einige Erfahrungen mit dem Modell gesammelt hatte, war klar, was mich erwartet. Dementsprechend war der Bau für mich unproblematisch. Nur die Takelage wurde aufwändiger gestaltet. Da war immer Pinzette und Lupenbrille angesagt. Der Rumpf besteht aus zwei Halbschalen und dem Heckspiegel. Setzt man diese zusammen, kann man dieses Modell schon in der Badewanne austarieren. Es kann schwimmen! Eingesetzt werden in die offenen Stückpforten die zahlreichen kleinen Kanonen. Geschlossen sind die Stückpforten eher langweilig. Die vorhandenen Stückpforten müssen aber so oder so angepasst werden. Danach werden das Ober-und Achterdeck eingebaut. Schon ist der Rumpf fast fertig.
Aus meiner Erfahrung heraus habe ich die beiden Rumpfschalen zusammengebaut und bemalt. Die Decks und der Heckspiegel wurden separat bemalt und danach angebaut. Die Masten wurden ohne die Rahen hochgebaut. Die Rahen folgten nach den Wanten. Begonnen wurde mit dem stehenden Gut von vorne nach hinten, von unten nach oben. Erst dann folgte das laufende Gut.
Der Bausatz bietet trotzdem eine Fülle von guten Details, die natürlich mit viel Geduld herausgearbeitet werden müssen. Die Beiboote, die Kanonen, aber auch die Rahen und insbesondere die Besanruten sind sehr filigran, allerdings dadurch auch bruchgefährdet. So würde ich dem geneigten Modellbauer empfehlen, die Besanruten durch Messingdraht zu ersetzen. Bei mir brach die Besanrute während der Anbringung des laufenden Gutes - ärgerlich!
Ich würde heute auch die Treppen hoch zum Achterdeck ersetzen, weil sie sehr klobig sind. Hinzugefügt habe ich die Netze für die Hängematten der Mannschaften an der Reling des Oberdecks. Diese entstanden aus feinem Fliegengitter. Die Stückpforten habe ich offen dargestellt, das führte natürlich zu roten Unterseiten, da die Victory ja innen rot angemalt war und ist.
Damals beim Bau hat sich natürlich auch hie und da ein Fehler eingeschlichen. So baute ich die Rahen im hochgezogenen Zustand, obwohl die Segel gerefft sind - würde ich heute nicht mehr so machen. Die Positionen der Rahen sind jedoch vorgegeben und ich habe wohl den Moment verpasst. Die gerefften Segel wurden von mir aus Seide gefertigt, die in Schwarztee eingefärbt wurden. Dazu kamen noch einige Kisten und Fässer für das Leben auf dem Oberdeck. Zusätzlich zu den auf Deck dargestellten Tauen wird das Deck dadurch etwas lebendiger.
Was ich schade finde, sind die Plastikwanten. Im Maßstab dieser Größe von 1:225 ist das Selberknüpfen allerdings sehr aufwändig und eine wahre Geduldsprobe. Die Hauptarbeit ist die farbliche Herausarbeitung der doch vielen Details und die hochempfindliche Takelage an den dünnen Masten. Literatur-Tipp
Den Freunden graphischer Novellen (früher Comics) sei vom Finix-Verlag der Band 1 der Serie: „Die großen Seeschlachten = Trafalgar“ empfohlen. Die HMS Victory spielt eine Rolle in dem Band (ISBN 979-3-945270-70-7 für 16 Euro). Karsten Böcker Publiziert am 12. Dezember 2024 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |