Piratenschiff Jolly RogerEine persönliche Geschichte…von Martin Harms (1:72 Revell)
1960, zu meinem siebten Geburtstag, stand der Piratenschiff-Plastikmodellbausatz von Revell auf meinem Wunschzettel. Der Wunschzettel hat erstaunlicherweise überlebt - das fertige Modell leider nicht. Zusammengebastelt wurde der Bausatz dann größtenteils von meinem Vater. Aber der Bausatz hat eine lebenslange (bis jetzt anhaltende!) Faszination ausgelöst. Gebaut habe ich nicht immer - lange Phasen ohne Plastikmodelle, bis es mich mal wieder gepackt hatte…
In den 80er Jahren fand ich dann eine Neuauflage des Bausatzes und musste ihn natürlich haben. Ab und zu habe ich ihn angesehen - und mich nicht getraut. Aber ziemlich genau 50 Jahre nachdem ich das Piratenschiff zum erstenmal in den Händen hielt, musste ich es dann doch mal versuchen. Ohne Vater diesmal…!
Der Bausatz basiert auf dem Original, das in den 50er Jahren in Disneyland Kalifornien als Restaurant "Chicken of the Sea" (das stand für "Thunfisch", den wohl damals keiner so essen wollte…) aufgestellt wurde. Darstellen sollte es das Piratenschiff aus der Zeichentrickfilmversion von Disney's Peter Pan.
Das Modell ist ziemlich originalgetreu, bis hin zu dem fast nicht vorhandenen Tiefgang. Das Piratenschiff Restaurant stand nämlich - wohl damit kein ins Wasser fallender Besucher ertrinken konnte - in nur ca. 30 cm tiefem Wasser, siehe hier.
Andererseits hat der Künstler, der das Revell Modell erschaffen hat, doch viel von Segelschiffen des 16. und 17. Jahrhunderts verstanden. Viele Details sind nämlich authentischer als bei dem Disney Restaurant.
Und so dachte ich mir, ich baue das Modell als eher vorbildlich an ein fiktives Schiff aus dem 17. Jahrhundert angelehnt, statt als Replika des Disneyland Restaurants. Der Bausatz selbst ist - von leichten Verziehungen der Rumpfhälften abgesehen - ziemlich passgenau. Jedenfalls für jemanden, der an ältere Bausätze gewöhnt ist. Einiges muss filigraner gestaltet werden, aber ansonsten ist es schon erstaunlich, wie gut sich ein Bausatz aus der Anfangszeit des Plastikmodellbaus auch 50 Jahre später noch bauen lässt.
Die Wanten waren wohl am aufwendigsten. Ich habe die doch recht klobigen Teile von beiden Seiten flach geschliffen und dann mit dem Skalpell bearbeitet. Die Takelung ist in groben Zügen an die tatsächlich wahrscheinliche Anwendung angepasst. Die Baumwollfäden sind mit verdünntem Holzleim getränkt und ich ließ sie durchhängend, der Schwerkraft entsprechend, auftrocknen.
Für die Farbgebung habe ich Internetseiten, die sich mit Anstrichen beschäftigen, die vor 300-400 Jahren gängig waren, herangezogen. Ausserdem sind viele, meist holländische Ölgemälde aus der Zeit vorhanden. Die Bemalung erfolgte mit Künstler-Acrylfarben.
Hier also Bilder des fertigen Modells, sowie einige Ansichten der bearbeiteten Zwischenstufen - es war für mich eine interessante und aufregende Reise zurück in die Vergangenheit! Martin Harms Publiziert am 31. Januar 2019 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |