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Sehr leichter Kreuzer Uruguay

von Frank Spahr (1:700 Kombrig)

Sehr leichter Kreuzer Uruguay

Das Vorbild

Die Uruguay wurde 1910 bei der Vulkanwerft in Stettin gebaut und offiziell als leichter Kreuzer bezeichnet. Tatsächlich war das 85 m lange Schiff mit seinen zwei 12 cm – Geschützen, diversen leichten Waffen und zwei Torpedorohren nicht mit zeitgenössischen leichten Kreuzern zu vergleichen und eher als Torpedokanonenboot anzusehen. Für ein bescheidenes Land mit bescheidenen maritimen Interessen war es aber anscheinend angemessen, denn die Uruguay wurde erst nach dem zweiten Weltkrieg abgewrackt. Sie verbrachte ihre Laufbahn hauptsächlich als Ausbildungsschiff; brenzlig wurde es Ende 1939, als die Uruguay die Souveränität ihres Landes angesichts des deutschen Panzerschiffs Graf Spee und der sie verfolgenden britischen Kampfgruppe verteidigen sollte. Glücklicherweise kam es nicht zu Kampfhandlungen, der Ausgang ist bekannt.

Es gibt sonst nicht viele Informationen über dieses winzige und obskure Schiff – das war mir aber nur recht und sorgte dafür, dass ich bei einem Besuch bei der Firma NNT bei diesem Bausatz zugriff. Nach einem komplexen Bauprojekt suchte ich nach etwas Kleinem und Übersichtlichen für zwischendurch, garantiert ohne Nietenzählerei und Kopfzerbrechen!

Der Bausatz

Als typisches Kombrigprodukt enthält die winzige Schachtel aus Altpapier eine begrenzte Zahl ausgesprochen sauber modellierter und abgegossener Resinteile sowie eine kleine Ätzteilplatine mit für das Schiff spezifischen Teilen. Es fehlen allerdings die Wappen, die das Schiff an Bug und Heck trug. Die Bauanleitung ist knapp, aber ausreichend, Farbangaben fehlen. Die Masten und Rahen aus Resin sind eigentlich nur als Anhaltspunkt für das Abmessen von Ersatz aus Metall geeignet, die Splitterschilde der Hauptartillerie sind leider massiv gegossen. Ansonsten ist aber alles wirklich sehr fein und macht einen guten Eindruck. Das Modell wird sehr klein, es ist genau so lang wie das Kaliber der Hauptartillerie des Originals, nämlich 12 Zentimeter. Damit passt es irgendwo bestimmt noch hin, und es könnte auch ein gutes erstes Projekt in Sachen Resin und Schiffe aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg sein.

Sehr leichter Kreuzer Uruguay

Mit der Basis geht es los

Ich hatte zum Geburtstag erst eine Auswahl an Trumpeter-Displayboxen geschenkt bekommen; die kleinste Box passte sehr gut für das Schiff, und ich begann das Projekt mit der Herstellung der Basis. Der Rumpf wurde leicht schräg auf der Basis platziert und mit dünnen Gewindeschrauben daran fixiert.

Der Rand der Basis wurde abgeklebt und der Rumpf dann leicht mit grauer Farbe aus der Airbrush übernebelt, um den Umriss an der Wasserlinie zu markieren. Nun konnte der Rumpf entfernt und die erhabenen Bereiche der Bug- und Hecksee aus Kunststoffspachtelmasse aus dem Baumarkt modelliert werden. Ich verwende dazu Spachtel für Künstlerölfarben und eine Drahtbürste, um die Kielwasser aufzurauen. Nach dem Abbinden korrigierte ich die gespachtelten Bereiche mit Schleifpapier und einem Bastelmesser.

Nun konnte der gesamte Bereich um das Schiff mit stippelnd aufgetragener Wandfarbe behandelt werden, um eine vorbildähnlich strukturierte Oberfläche zu erzielen. Diesmal wollte ich eine etwas lebhaftere See haben, so dass ich eine etwas dickere Farbschicht und eine lebhaftere Stippelung benutzte. Mit etwas Übung lassen sich mit dieser Methode recht unterschiedliche Seezustände nachbilden.

Nachdem die Farbe getrocknet war, wurde die Basis eingefärbt. Hierzu sprühte ich zuerst grüne Farbe in die Bereiche um das Schiff herum, in denen das weiß aufgewühlte Wasser in das Blau das ungestörten Ozeans überging. Nun konnte mit zwei Tönen blauer Farbe weitergearbeitet werden. Korrekturen wurden mit Weiß gespritzt. Für mich haben sich hier Vallejo ModelAir–Farben gut bewährt.

Gischt und Highlights wurden nun schon mit weißer Künstlerölfarbe angelegt, die Basis daraufhin zum Trocknen beiseite gelegt. Nach einer Woche betrachtete ich die bisher benutzten wasserbasierten Farben als zureichend durchgetrocknet, um die Basis zu versiegeln. Hierzu benutze ich lösungsmittelbasierten hochglänzenden Klarlack aus der Spraydose, den ich im örtlichen Baumarkt kaufe. Davon kann man ruhig etwas (!) mehr auftragen – das Ziel ist eine gut glänzende Oberfläche.

Sehr leichter Kreuzer Uruguay

Der Bau des Modells

In der Zwischenzeit baute ich das Modell, und es ging ausgesprochen zügig voran. Die Resinteile wurden versäubert und auf Papierklebeband befestigt, das ich mit Stecknadeln an Styrodurklötzen befestigt hatte. Hierzu eignet sich Klebeband der Firma kip, Nr. 308, sehr gut. Es ist praktisch identisch mit Tamiya-Tape, nur deutlich preiswerter. Ich kaufe es gern auf Modellbauausstellungen beim Airbrush Service Almere aus den Niederlanden.

Die Rohre der schwereren Geschütze wurden durch gedrehte Messingrohre der Firma Master ersetzt, die eigentlich für 10,5 cm – Flak der Kriegsmarine aus dem zweiten Weltkrieg vorgesehen waren. Die Masten entstanden neu aus konisch gedrehten Messingteilen von BMK sowie dünnem gerichtetem Messingdraht und Stahldraht von einer Drahtbürste. Verklebt wurden sie mit Sekundenklebergel. Die Davits wurden anhand der Bausatzteile aus 0,2 mm gerichtetem Messingdraht gebogen.

Nachdem die Baugruppen vorbereitet waren, wurden sie mit Feuerzeugbenzin entfettet und mit Grundierspray aus dem Autozubehörbedarf gespritzt. Nach dem Trocknen folgte die Bemalung mit Acrylfarben. Der Rumpf und die Aufbauten wurden mit Vallejo ModelAir Pale Grey Blue gespritzt. Die Holzdecks wurden mittelbraun gespritzt, dann leicht mit Hellbeige übernebelt und schließlich mit einem dunkelbraunen Washing charakterisiert. Ich mische hierzu Humbrol-Verdünnung mit Künstlerölfarbe. Nun konnte die Bemalung des Rumpfteils mit dem Pinsel komplettiert werden.

Die zarten Ätzteile für die Laufschienen der Torpedoanlage wurden nun vorsichtig ausgeschnitten und mit Mattlack von Vallejo ModelAir auf das Deck geklebt. Jetzt konnten die übrigen Aufbauten hinzugefügt werden. Die Schornsteine hatten bereits ihre geätzten Endringe sowie Dampfrohre aus dünnem Messingdraht erhalten, bevor sie aufgeklebt wurden – auch hier war die Passung exzellent.

Die Skylights wurden vorsichtig dunkelblau bemalt, die Rahmen zwischen den einzelnen Scheiben wurden durch graues Trockenmalen angedeutet. Die Holzdecks der beiden Brücken wurden ähnlich bemalt wie das Hauptdeck, nur eine Schattierung dunkler, um den Gesamteindruck des Modells etwas lebendiger zu gestalten. Das Dach des Ruderhauses wurde in Linoleumbraun bemalt. Die Reling an diesem Dach wurde mit Weißleim behandelt und hellgrau bemalt, um eine Segeltuchbespannung zu simulieren. Die Kleinteile wie Waffen, Scheinwerfer, Kompasse usw. erhielten einen dunklen Wash, um die Details daran zu betonen.

Die fein gegossenen Beiboote wurden innen holzbraun bemalt und erhielten einen schwarzen Wash, um die Kontraste zwischen den Duchten herauszustellen. Die Außenseiten der Boote wurden in Rumpffarbe gespritzt. Neben den spezifischen Ätzteilen aus dem Bausatz wurden wieder die sehr nützlichen Ätzteilbögen von WEM für die HMS Tiger und den Kreuzer Askold benutzt, um das Schiff weiter zu detaillieren.

Auf diese Art dauerte es nur drei Urlaubstage, um das Schiff nahezu komplett zusammenzubauen.

Sehr leichter Kreuzer Uruguay

Takeln - und wie man es überlebt

Für mich ist das Takeln von Schiffsmodellen trotz aller Übung und einer Privatlektion bei Jim Baumann immer noch mit Abstand die unbeliebteste Aufgabe des ganzen Projekts, umso unbeliebter, da die Qualität einer Takelung einen wesentlichen Teil des Gesamteindrucks ausmacht. Nach manchem Herumprobieren habe ich für mich derzeit eine Vorgehensweise gefunden, die machbar ist und einigermaßen akzeptabel aussieht – wenngleich ich den echten Könnern noch nicht mal ein Schnapsglas Wasser reichen kann.

Ich benutze Garn für Fliegenfischer der kanadischen Firma UNI, und zwar einerseits in der Stärke 8/0 und das ultrafeine Caenis in der Stärke 20 den, das ähnlich dünn wie gezogener Gussast ist, aber erheblich stärker. Der Faden in 8/0 ist neben Schwarz auch in Beige erhältlich, diesen benutze ich bei Projekten in 1:350 für die Flaggleinen. In 1:700 wie hier benutze ich den Faden 8/0 für Stage und andere stärkere Leinen, und das Caenis-Material für den gesamten Rest. Ich klebe den Beginn jeder Leine mit Sekundenklebergel an und lasse gut trocknen, das dauert schon eine Weile. Daraufhin führe ich die Leine an ihren Endpunkt und um ihn herum, so dass der Überschuss vom Modell herunterhängen kann. Diesen Überschuss spanne ich mit einem Gewicht in Form einer Wäscheklammer und verklebe die gespannte Leine mit dünnfließendem Sekundenkleber. Nun kann der Überschuss mit einem dünnen und gebogenen Skalpell, das ich nur für diesen Zweck benutze, möglichst dicht abgeschnitten werden. Hier kann der Einsatz von Farbe zum Abdecken der Fadenenden sinnvoll sein. Caenis-Faden lässt sich bei Bedarf auch durch Wärmeeinsatz spannen, das musste ich bei diesem Projekt aber nur bei den Antennenableitungen einsetzen. Diese Methode ist nicht so fein und elegant im Resultat wie Jims Methode, bei der jeder Überschuss durch den Einsatz von Plastikkleber als Lösungsmittel sauber entfernt wird, aber das Resultat ist stabiler und damit für meine geistige Gesundheit zuträglicher…

Wichtig bei diesen Tätigkeiten sind sehr gute Beleuchtung und angemessene Vergrößerung. Ich benutze eine Kopflupe mit 3,5 facher Vergrößerung und habe neben einer Anzahl von Neonröhren an der Decke eine Tischlampe der Firma Lumie. Diese wurde mir von Jim Baumann empfohlen – sie gibt ein tageslichtähnliches Licht mit einer Leuchtstärke von 1250 Lux ab und soll saisonalen Depressionen vorbeugen. Darüber hinaus ist das Licht aber extrem hilfreich für Feinarbeiten – und ich rede mir ein, dass jede Sitzung im Bastelkeller zudem meine Stimmung aufhellt!

Sehr leichter Kreuzer Uruguay

Die Fertigstellung

Nach der Takelung wurde die Bemalung des Modells kontrolliert und hier und da korrigiert – dabei sind Acrylfarben unkomplizierter als Emailfarben. Das Schiff wurde nun mit fotogeätzten Figuren von Lion Roar bemannt, die mit Sekundenklebergel befestigt wurden. Bootspieren wurden aus gezogenem beigem Gussast angefertigt, der mit brauner Ölfarbe trockengemalt wurde. Die Anker entstammen den erwähnten Ätzteilsätzen, der Schraubenschutz der Ätzteilplatine des Bausatzes. Das Modell wurde einigermaßen dezent gealtert, hierzu wurde verdünnte Ölfarbe benutzt, die mit einem feinen Pinsel aufgebracht und mit Wattestäbchen verrieben und reduziert wurde. Schließlich wurde alles mit einer Schicht Mattlack von Vallejo ModelAir gespritzt und damit versiegelt und angeglichen.

Nun konnte das Modell mit Sekundenklebergel auf der Basis verklebt werden. Die verbleibenden Spalten wurden mit glänzendem klarem Acrylgel gefüllt, das aus einer Einwegspritze mit einer Salbenkanüle (stumpf und dicker als eine Injektionskanüle) aufgetragen wurde. Ein Trockenmalen mit weißer Künstlerölfarbe komplettierte das Projekt.

Ein Größenvergleich zeigt, wie winzig dieses Schiffchen eigentlich ist.
Ein Größenvergleich zeigt, wie winzig dieses Schiffchen eigentlich ist.

Die aufmodellierte Basis - die Markierung des Rumpfumfangs ist noch zu erahnen.Die fixierten und bereits bemalten Haupt-BaugruppenSchön zu erkennen, die ansprechend gravierten Decksdetails.Die Schornsteine lassen sich so vom Gussblock trennen, dass sie praktisch fugenlos passen.Auf der weißen Wandfarbe wird zuerst grüne Farbe aufgebracht.Das halbfertige Schiff auf der eingefärbten Basis - noch ohne Glanzlack!Gedrehte Rohre werten sogar einen so kleinen Bausatz auf.Die Davits aus Messingdraht vor der Bemalung und Takelung.Die Materialien zum Takeln.Hier gut zu sehen, wie die Fäden mit Gewichten gespannt werden.Das komplett fertige Modell vor dem Anbringen auf der Basis.

Die aufmodellierte Basis - die Markierung des Rumpfumfangs ist noch zu erahnen.

Die aufmodellierte Basis - die Markierung des Rumpfumfangs ist noch zu erahnen. 

Fazit

Dieses Modell entstand in etwas mehr als einer Woche; es war ein ausgesprochen unkompliziertes und erfreuliches Projekt, unbehindert von jedweder Recherche und purer Bastelspaß – und den wollen wir doch eigentlich immer mal wieder haben, gelle?

Frank Spahr

Publiziert am 26. Oktober 2012

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