Ford T Ambulanzfranzösisch-britisches Lazarettvon Theo Peter (1:72 RPM)
Zum Original:Dargestellt wird, wie bereits im Beitrag "Ford T-Modell M.M.G.S." angekündigt, das Ford T-Modell M1917 in der Ambulanzversion. Das Modell-T der Firma Ford war der erste in Großserie produzierte Kraftwagen der Welt, der mit Hilfe des Fließbands entstanden ist, und daher sehr preiswert und in hohen Stückzahlen produziert werden konnte. Ebenso war das Ford T-Modell das am meisten gebaute Fahrzeug der Welt. Zumindest, bis der VW Käfer ihm diesen Rang viele Jahre später streitig machte. Der Ford T Ambulanzaufbau bestand aus einem Holzrahmen, der teilweise mit Holz und Leinen verkleidet wurde und anschließend auf das Fahrgestell des Ford Modell-T gesetzt wurde. An die Front wurden das Fahrgestell und der Krankenwagenaufbau getrennt versendet und erst am Einsatzort zusammengebaut. Grund hierfür war das Einsparen von wertvollem Frachtraum für weiteres Kriegsmaterial. Eingesetzt wurden die Fahrzeuge hauptsächlich von der französischen, der britischen und der amerikanischen Armee.
Angetrieben wurde der Ford T Ambulanzwagen von einem 20 PS starken Vierzylindermotor, der das Fahrzeug auf bis zu 45 km/h beschleunigen konnte. Im Ersten Weltkrieg wurden zum ersten Mal die von Pferden gezogenen Ambulanzkutschen durch motorisierte Einheiten ersetzt. Dieser Austausch war ein solch großer Erfolg, dass immer mehr motorisierte Krankenwagen an die Fronten verlegt wurden. Alleine ca. 2.500 Stück M1917-Krankenwagen wurden von Ford hergestellt. Aufgrund des niedrigen Gewichts konnte das Fahrzeug auch auf schlammigen Schlachtfeldern eingesetzt werden und beim Steckenbleiben von wenigen Soldaten befreit und wieder fahrtauglich gemacht werden. Von den Amerikanern wurde das Fahrzeug oft liebevoll als "Tin Lizzy" bezeichnet. Das hier dargestellte Fahrzeug gehörte zur 36. Sekcja Sanitarna und war im Jahre 1918 in Frankreich im Einsatz, um Leben zu retten.
Zum Bau:Der Bau des kleinen Modells sollte eigentlich aus der Kiste erfolgen. Doch bereits beim Öffnen des Kartons wurde mir klar, dass dies nicht der Fall sein würde. Der Bausatz besteht aus einem hellen und einem dunkleren Spritzgussrahmen. Einer der beiden Rahmen ist von hervorragender Qualität, während der andere nicht nur Fischhäute, Vertiefungen und Angussstellen aufweist, sondern auch extrem dicke Bauteile beinhaltet. Naja, man wäre ja kein Bastler, wenn man diese Herausforderung nicht annehmen würde.
Gesagt getan! Als erstes wurden die zu dick geratenen Teile mit einer Feile in die richtige Stärke geschliffen. Die Vertiefungen wurden mit Spachtelmasse gefüllt und anschließend in mühevoller Handarbeit geglättet. Der Ambulanzaufbau erhielt eine Holzoptik, indem in die gespachtelten Teile die Maserung von dünnen Holzbrettern geritzt wurde. Der Innenraum wurde durch eine Trage (aus Balsaholz, Streichhölzern, Weißleim und Papiertaschentüchern) ergänzt. Die Medizinschränke im Innern des Ambulanzaufbaus bestehen aus Polystyrol und erhielten Schubladen aus Papier und Beschläge aus Nähnadelköpfen. Die Decals des Innenraums stammen ebenfalls aus dem Bausatz. Ein weiteres Regal (aus dem Rahmen einer Fotoätzplatine gebaut) wurde mit grünen 1:72 Flaschen der Firma Preiser gefüllt, die auch im fertigen Modell zu sehen sein sollen. Die Sitzbank des Fords wurde mit Weißleim aufgepolstert und anschließend mit matten Revellfarben bemalt. Der Fußboden des Fahrerraums wurde mit Gewebeband überklebt, welches dem Fußboden eine Riffelblechstruktur geben sollte. Die Pedale entstanden wiederrum aus dem alten Fotoätzteilrahmen.
Das Dach des Fahrzeugs wurde mit einem Papiertaschentuch und einer Weißleim-Wasser-Mischung überzogen, um die Leinenstruktur des Originals wiederzugeben. Am Fahrzeugheck wurde eine Papiertaschentuch-Weißleim-Wurst angebracht, die eine eingerollte Plane darstellen soll. Die zahlreichen Koffer und Schränke am Fahrzeugäußeren erhielten filigrane Beschläge aus Metall, die ebenfalls aus dem alten Fotoätzteilbogen geschnitten wurden. Die Heckklappe erhielt drei Ausbuchtungen aus Styrodur. In Wirklichkeit waren die Ausbuchtungen aus Leder oder Holz und sollten Platz für die Griffe der Tragen bieten. Denn eigentlich waren die Tragen zu lang für den Ambulanzaufbau.
Der Unterbau wurde größtenteils aus der Kiste gebaut. Nur das Auspuffrohr wurde durch einen gebogenen Draht ersetzt, da das Originalteil beim Heraustrennen aus dem Rahmen gebrochen war. Die Vorderräder wurden, wie bei fast allen meinen Modellen, eingelenkt dargestellt. Am vorderen Teil des Fahrzeugs wurden keine Veränderungen vorgenommen. Lediglich die Lampen erhielten eine "Verglasung" aus Weißleim.
Nachdem alle Baugruppen miteinander verklebt waren folgte die Bemalung mit matten Revellfarben und dem Pinsel. Nachdem die leider sehr schlecht zu verarbeitenden Nassschiebebilder am Fahrzeug angebracht waren, folgte eine Alterung mit dem Trockenmalverfahren und dem Anbringen von Pigmentpulver. Die Verspannung des Daches wurde mit bemalten und gezogenen Gussästen realisiert. Abschließend erhielt das Fahrzeug noch eine Trittstufe aus Metall am Fahrzeugheck und eine Motorkurbel aus einem dünnen Draht. Am Ende ergibt der Bausatz zwar ein wirklich kleines Schmuckstück, das allerdings wesentlich mehr Arbeit benötigte, als ich anfangs gedacht habe.
Das Diorama:Das Display soll eine Szene an der Westfront im Jahre 1917 zeigen. Britische und französische Truppen stehen in einem mörderischen Grabenkrieg den deutschen Soldaten gegenüber. Der Raum zwischen den Gräben war von Granattrichtern, Stacheldrahtfallen, Panzersperren, toten Pferden, toten Soldaten, Schlamm, Matsch und Fahrzeugwracks übersät. Auf beiden Seiten wurden zahllose Menschenleben geopfert, um nur wenige Zentimeter Land zu gewinnen. Oftmals wurden die anstürmenden Truppen mit nur wenigen Maschinengewehren niedergemetzelt. Aufgrund dieser Tatsache wurden auf beiden Seiten immer wieder mörderische Versuche, den Feind zu überrennen, ausprobiert (wie beispielsweise Panzer-, Flammenwerfer-, Senfgasangriffe ...), die aber nur noch mehr Menschenopfer forderten. Um die zahlreichen Verletzen zu versorgen, wurden diese in weiter von der Front entfernte Sammellager gebracht und dort medizinisch (sofern das überhaupt möglich war) versorgt. Ein solches Verletztensammellager bzw. Feldlazarett zeigt das gebastelte Display.
Die ca. 30x15cm große Kartongrundplatte wurde mit Polystyrol beklebt, in das die Geländestruktur geschnitzt wurde. Anschließend wurde das komplette Diorama mit einer Art Pappmache überzogen. Nach dem Trocken der Pappmache wird das komplette Diorama extrem hart. Die Schützengräben wurden mit Holzstäbchen, einer alten Tellerunterlage eines bekannten schwedischen Möbelhauses, beklebt. Vorteil dieser Methode war, dass die Stäbe bereits die richtige Farbe hatten und sich extrem gut verarbeiten lassen. Mit demselben System wurden auch der Unterstand und die Grabenböden gebaut. Die Sandsäcke wurden aus Knetmasse geformt und anschließend mit Revellfarben bemalt und mit Pigmentpulver bestreut. Die Stacheldrahthalterungen wurden aus einem dünnen Draht gebogen. Der Stacheldraht selbst stellt ein dünnes Drahtseil dar. Zahlreiche Details lassen das hektische Treiben vor dem Lazarettunterstand noch realistischer wirken. So stammt das Scherenfernglas von Revell, der Stuhl von Preiser, die Planen von CMK, die Leitern von Preiser, die Werkzeuge von Revell, die Maschinengewehre von Italeri und die Plakate und Wegweiser aus dem Drucker. Die Bombenkrater wurden mit braunem Kunstwasser (Waterdrops von Faller) gefüllt, während das restliche Schlachtfeld mit Holz- und Metallresten übersät wurde.
Die Soldaten stammen aus den Kits von Zvezda (1:72 British Infantry 1939-1945) und Airfix (1:72 WWI Deutsche Infanterie). Die Zvezda Soldaten sind eigentlich Soldaten aus Zeiten des "Zweiten Weltkriegs" - wurden aber kurzer Hand zu WWI Kämpfern umfunktioniert. Die Qualität der Figuren ist hervorragend. Dennoch wurden einige Soldaten umgebaut und erhielten so neue Posen, die beispielsweise die Trage heben konnten. Die Airfix Soldaten stellen eigentlich deutsche WWI Soldaten dar, die aber kurzer Hand zu Briten umfunktioniert wurden. Die Airfix Soldaten sind von mäßiger Qualität und mussten aufwendig aufbereitet werden.
Bemalt wurden die Figuren allesamt, wie auch das komplette Diorama, mit matten Revellfarben und dem Pinsel. Im Gegensatz zu den Figuren erhielt das Display im Anschluss noch eine Alterung mit Pigmentpulver und dem Trockenmalverfahren. Nach dem Anbringen einiger Munitionskisten von Revell und CMK erhielt das Diorama noch den letzten Schliff.
Fazit:Ganz großer Dank gebührt der Firma RPM, die es immer wieder schafft, wirklich seltene Modelle auch im kleinen Maßstab auf den Markt zu bringen. Gut, hier und da muss nachgearbeitet werden - aber am Ende lohnt sich die Mühe und es wäre wünschenswert, wenn auch andere Hersteller diese Marktlücken nutzen würden und solche Nischenprodukte (gerne in 1:72) produzieren würden. Im Großen und Ganzen hat der Bau des Fahrzeugs und vor allem die Planung des Displays wiedermal sehr viel Spaß gemacht und zeigt sehr anschaulich die Grauen und Schrecken der brutalen Grabenkriege des Ersten Weltkriegs. Aber nun ist erst mal Schluss mit Fahrzeugen des Ersten Weltkriegs. Ich hoffe es gefällt!
Theo Peter Publiziert am 11. Juni 2016 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |