Sopwith 2F.1 CamelShip´s Camel N6818von Frank Barkhofen (1:48 Eduard)Aus der neuen Eduard Camel-Reihe in 1:48 konnte der aufmerksame Modellbauer schon lange eine Ship´s Camel erwarten, denn die spezifischen Kleinteile an den allen Camel-Kits gemeinsamen Gussästen D und E verrieten die Pläne. Nach der normalen Camel in all ihren Bausatzvarianten (Limited-, Profipack- und Weekend-Editions) seit 2021 und dem Nachtjäger Camel Comic 2022 kam nun im Juni 2023 als Neuheit endlich die Ship´s Camel auf den Markt. Fairerweise muss man anmerken, dass Eduard aus der alten Camel-Reihe bereits eine Ship´s Camel unter der Nummer 8058 im Jahr 2004 im Programm hatte. Neu ist der Gussast B, der Rumpfteile und Tragflächen enthält. Neue Tragflächen? Ja, denn die für Schiffe bestimmte Version hat eine kleinere Spannweite als die normale Camel, auch der Ausschnitt in der oberen Fläche ist anders. Das OriginalDie Sopwith 2F.1 Camel, so die offizielle Bezeichnung, unterschied sich in vielen weiteren Details. Um ein Versinken nach Wasserlandungen zu verhindern, ist der hintere Rumpf mit Airbags - nein, nicht die heutigen explosiven Varianten, sondern wasserdichte Luftsäcke - gefüllt. Daher sind auch die Steuerseile für das Höhenruder nach außen verlegt worden. Zum leichteren Verstauen auf den Schiffen konnte der Rumpf hinter dem Cockpit getrennt werden. Die inneren Streben sind aus Stahlrohr statt Holz. Die Bewaffnung besteht hier aus einem Lewis MG sowie nur einem Vickers MG links, statt zwei wie bei der normalen Camel. Das ModellDie Profipack-Edition erlaubt sechs verschiedene Markierungen, unter anderem die bekannte Camel mit der blau-weiß karierten Cowling von Capt Smart, mit der erfolgreich die deutschen Zeppelinhallen in Tondern angegriffen wurden. Diese Szene ist auf dem Schachtelbild dargestellt. Eine wichtige Referenz für meinen Bau war das Windsock Datafile 170 "2F.1 Ship´s Camel". Dieses Heft enthält sieben verschiedene farbige Profile, darunter unter anderem die spektakuläre farbenfrohe Lackierung der N6818 (in drei Ansichten) von 1918, die von Major W.G. Moore geflogen wurde. Die Grafik hat Ronny Bar wunderschön gezeichnet! Falls sich jemand über eine solche Tarnung zu Kriegszeiten wundert: ich denke, die Bemalung hat mit der Landung zu tun. Es gab noch keine Flugzeugträger im heutigen Sinn. Gestartet wurde auf sehr kurzen Holzplattformen auf den Schiffen bei voller Fahrt. Teilweise waren die Plattformen auf einem Geschützturm, den man dann bei starkem Wind in Windrichtung drehen konnte. Für eine Landung war aber kein Platz, daher erfolgte diese an Land bzw. im Wasser! Daher auch die erwähnten Luftsäcke. Eine auffällige Lackierung hilft sicherlich, dass das Schiff die Camel auch findet und mit dem Bordkran wieder aufnehmen kann. Es war relativ schnell klar, dass ich genau diese Maschine realisieren möchte, auch wenn es richtig viel Arbeit war, die Masken dafür in Inkscape zu zeichnen. Der Schneidplotter hat bei mir auch noch nie so lange für ein einzelnes Modell gearbeitet, gefolgt von der Lackierung. Nach einigen Missgeschicken habe ich dann die Farbe auf dem Rumpf komplett entfernt und noch einmal begonnen. Der zweite Versuch stellte mich zufrieden. Auch für diesen Bausatz ist umfangreiches Zubehör verfügbar. Wie erwähnt, war nur ein Vickers MG links montiert, was ein anderes Instrumentenbrett bedingt. Neben dem Bausatzteil für die klassische Bemalung und Decals enthält das Profipack farbig bedruckte Ätzteile und im Space Set 3DL48038 ist auch das Instrumentenbrett der Ship´s Camel enthalten, so dass ich hier mein erstes Space Set benutzte. Die Instrumente sind hier wie beim Original erhabener. Das normale Instrumentenbrett mit Bemalung und Decals wäre auch eine Option - dieses habe ich bei der Camel Comic genutzt.
In der oberen Tragfläche kam ein "Admiralty top plane mounting" für ein Lewis MG zum Einsatz. Damit konnte das Lewis MG geschwenkt und nachgeladen werden, ohne dass das Cockpit wie bei der Camel Comic nach hinten versetzt werden musste. Die Bausatzteile dafür sind schon recht filigran, aber als sehr empfehlenswertes spezielles Zubehör gibt es die Halterung samt Bewaffnung als 3D-Druck 648725. Das wirkt sehr original, ist aber nur ganz vorsichtig zu bearbeiten. Beim Entfernen der Druckstützen ist mir prompt eine Strebe gebrochen, was sich aber mit etwas Sekundenkleber schnell beheben ließ. Als Optionsteile gibt es die gewichtsentlastenden Gummiseile je nach Winkel der Halterung in verschiedener Länge. Das Lewis MG selbst habe ich nicht montiert, da ich mich an das Windsock Profil halten wollte.
Die N6818 stammt aus einer Serie Ship´s Camel, die bei Sir William Beardmore & Co. Ltd gefertigt und mit einem 150 PS leistenden Bentley B.R.1 Umlaufmotor angetrieben wurde. Diesen Motortyp gibt es von Eduard im 3D-Druck unter der Nummer 648677. Ich habe ihn mit einem Lager drehbar modifiziert und mit Metallfarben von Alclad lackiert.
Ich habe noch weitere Zubehörteile eingesetzt, die bereits von der normalen Camel bekannt sind, so z.B. den Korbsitz 648659 (hier habe ich aus Effizienzgründen gleich mehrere lackiert, da sie auch in andere britische Flugzeugtypen passen), das Vickers MG 648660 und die "Rotherham air pump" 648674. Das Meiste ist aus direktem 3D-Druck. Die Verspannung mit den sogenannten "RAF wires" (profilierte Stahlstangen, keine Spannschlösser!) wird wieder von den passenden Terminals von Gaspatch Models gehalten. Für die wenigen Spannschlösser habe ich auch die Metallvariante dieser Firma benutzt. Ein paar Ätzteile habe ich noch einem Part Set entnommen, das für die alte Eduard Camel gedacht war.
Wie bei meinen anderen Modellen habe ich auch hier wieder Teile aus echtem Holz ersetzt, wie Luftschraube und Teile des neu gebauten Fahrwerks. Solch ein Fahrwerk hatte ich auch noch nicht für eine Camel gebaut. Statt gequetschten Messingröhrchen habe ich dünnere Messingrohre verlötet und sie mit Holzleisten verstärkt, in die ich eine Hohlkehle eingeschliffen habe. Zuletzt habe ich diese Konstruktion noch mit "Leinenbändern" umwickelt.
Neben den äußeren Streben aus Holz sind die bereits erwähnten inneren Streben beim Kit noch filigraner als die normalen Streben - ich habe sie durch robusteres Messing ersetzt. Auch der Hecksporn, Tankdeckel und weitere Teile im Cockpit sind aus Metall. Die Schnellverschlüsse an Zugangsklappen sind ebenso aus Messingdraht.
Um weniger Probleme beim Maskieren bzw. Lackieren zu haben und um näher an das Original zu kommen, habe ich einige angespritzte Details am Rumpf entfernt und nach dem Lackieren durch gescratchte Teile ersetzt. Angespritzte Umlenkungen Die FotobasisDa der Platz für meine üblichen Outdoor-Bilder von übermannshohen Maispflanzen besetzt war, hatte ich die Idee, die Fotos an einem See mit Wasser im Hintergrund zu machen. Doch dazu brauchte ich eine stilechte Schiffsplattform aus Holz. Aus nicht so tollem Furnier habe ich Streifen gesägt, eine Plattform verleimt und diese mit Washings aus verschiedenen Ölfarben gealtert.
Lichtzeltfotos
FazitEin sehr aufwändiges Projekt aus einem tollen Kit ist vollendet. Ich bin absolut glücklich mit dem Ergebnis, denn es ist eines meiner schönsten und möglicherweise auch mein bestes Modell geworden. Ich bin echt froh, dass die Lackierung so gut geklappt hat und ich nicht auf eine Option des Bausatzes zurückgreifen musste. Nachdem ich mir die ganze Mühe mit der Maskierung gemacht habe, kommt wahrscheinlich ein Hersteller mit Decals für diese Maschine um die Ecke. Aber das ist wohl der Lauf des Lebens. Frank Barkhofen Publiziert am 02. September 2023 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |