Avia B-534von Kai Röther (1:72 Eduard)Mein letzter Doppeldecker ist schon so lange her, dass ich mich daran gar nicht mehr so richtig erinnern kann. Es wäre nicht übertrieben zu sagen, ich habe noch nie ernsthaft einen Doppeldecker gebaut. Im Rahmen eines Gemeinschaftsprojektes in unserem Club bot sich die Gelegenheit, es mal zu versuchen. Also saß ich sofort mit im Boot, bzw. an dem Tisch in der Cafeteria auf der Ausstellung in Fürstenfeldbruck, als der Bausatz fachgerecht zerlegt und verteilt wurde. Die Royal Class Box von Eduard ist aber auch ein Schmuckstück. Alles, was ich mir von einem Bausatz wünsche ist enthalten. Teile für ein sehr vorbildgerechtes Modell, ein riesengroßer Decalbogen für schier unendliche Bemalungsvarianten, Ätzteile für signifikante Details und last but not least - das Buch (!) mit einer Vielzahl von Bildern...was irgendwie bei mir hängen geblieben ist.
Wenn man sich den Bausatz dann etwas genauer anschaut, stellt man schnell fest, so ganz ohne Nacharbeit geht es dann doch nicht. Aber eigentlich alles im Rahmen. Der Cockpitboden war etwas zu tief, was kleinere Korrekturen notwendig machte. Bis auf das, war der Rumpf quasi an zwei Abenden zusammengebaut. Etwas länger hielten mich allerdings die Tragflächen auf. Hier missfiel die etwas zu dominante Darstellung der Rippen bzw. derer Verkleidung. Die Aufgabe bestand darin, diese in einem Maße runterzuschleifen, dass die Rippe als solche noch erhaben vorhanden war, jedoch die darauf befindliche Struktur eliminiert wurde. Und das möglichst so, dass über alle Tragflächen (Ober- Unterseite) und Leitwerke die Höhe der verbleibenden Struktur gleich ist. Ich gebe zu, ich habe drei Tragflächensätze verschlissen, bis ich zu einem zufriedenstellenden Ergebnis gelangte. Dass es auch mit nur einem Satz geht, haben die Kollegen bewiesen. Für die Lackierung hatten alle so ihr eigenes Konzept. Ziel war natürlich die Rippenstruktur gleich für einen Verwitterungseffekt zu nutzen. Mir schien die Abkleberei der einzelnen Rippen zu aufwendig. Stattdessen zog ich mit der Spritzpistole einen dicken, schwarzen Strich über jede einzelne Rippe. Nach dem Trocknen ging ich ganz vorsichtig mit Schleifpapier drüber. Auf diese Weise waren die Rippen wieder hell und wurden durch den nach außen hin weich auslaufenden Rand betont. Der anschließende nicht ganz deckende Lack besorgte den Rest. Die Hoheitszeichen und sonstige Markierungen steuerte der Bausatz bei und wurden wie angegeben platziert. Danach kamen noch einige kleinere Lackabplatzer dazu und das Thema Farbe war durch. Final versiegelt wurde mit Mattlack. Der pure Genuss war dann das Verkleben der Tragflächen. Arbeitet man hier einigermaßen sorgfältig, belohnt der Bausatz mit einem zarten „Klick“ beim Zusammenfügen der oberen Tragfläche mit den fertig montierten „N“-Streben. So einfach kann Doppeldecker sein. Aber das dicke Ende kam ja noch – die Verspannung! Mit einigem Bammel nahm ich mir das eigentlich fertige Modell vor und brauchte ein paar Versuche, um die für mich passende Technik zu finden. Zum Testen hatte ich mir einen alten KP-Bausatz einer B.H. 21 zusammengeklebt. Letztlich war es wieder einmal "Uschi van der Rosten", die mit passendem Material die Sache vereinfachte. "Rig that thing" ist das Zauberwort und meint einen sehr feinen und elastischen Faden, der sich für solche Zwecke wunderbar eignet. Ich habe vor der Lackierung an den entsprechenden Stellen Sacklöcher gebohrt, in die ich dann zurechtgeschnittene Teile des Fadens stumpf einklebte. Den Abschluss bildete dann die Montage der Windschutzscheibe. Das Bausatzteil erschien etwas dick, sodass hier ein Stück in Form geschnittenes Klarsichtmaterial von irgendeiner Verpackung zum Einsatz kam. Damit war das Modell fertig. Bis auf das Drama mit der Korrektur der Rippenstruktur war das eine ziemlich geradlinige Geschichte. Den größten Anteil daran hatten zum einen die sehr gute Passgenauigkeit und zum anderen die vielen bereits vorhandenen Details des Bausatzes. Dem Vernehmen nach hat Eduard bereits auf die Kritik bezgl. der dargestellten Rippenstruktur reagiert und überarbeitet diese bei der kommenden Ausgabe einer Bk.534. Vielleicht ein Grund, sich gleich nochmal einen Doppeldeckerbausatz auf den Basteltisch zu legen...
Kai Röther Publiziert am 28. Januar 2017 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |