9K72 Elbrus (MAZ-543 TEL mit SS-1c)Scud-Bvon Philipp Leutenegger (1:35 Dragon)Scud-B (NATO-Bezeichnung)
Das Gesamtsystem wird als 9K72 Elbrus bezeichnet und besteht aus dem Start- und Transportfahrzeug 9P117 basierend auf dem 8x8-Lkw MAZ-543 (Minski Awtomobilny Sawod). Dieser 9P117 hat eine Besatzung von 4 Mann und wiegt unbeladen 30,6 Tonnen. Antrieb 12-Zylinder-Diesel, 525 PS. Breite 3 m, Länge 13,4 m, Höchstgeschwindigkeit auf der Straße 60 km/h. Die darauf transportierte bzw. startbare Rakete ist die SS-1c, eine ballistische Boden-Boden-Rakete, die rund 5,5 t wiegt, 1 t davon der Gefechtskopf, der auch eine nukleare Ladung haben kann. Der Bausatz:
Dieser Bausatz wurde bereits hier vorgestellt (https://www.modellversium.de/kit/artikel.php?id=1333). Ich stimme dem Autor zu, er hätte aber noch härter ins Gericht gehen können! Zu diesem Bausatz habe ich mir auch zwei Ätzteilesets gekauft. Diese sind von Eduard und kann ich nur schwerstens empfehlen. Sie tun dem Bausatz vor allem in den Kabinen sehr sehr gut! Der Ätzteilesatz für innen und der für aussen wurden auch schon hier gezeigt.
Ich habe diesen Bausatz ausgewählt, weil ich jenen Bausatz bauen wollte, der bei mir den grössten Platz wegnahm. Der Karton ist gigantisch und er ist relativ gut gefüllt! Dieser Bausatz ist über 30 Jahre alt und wer die Scud-B bauen will, sollte besser zum Trumpeter Bausatz greifen. Dieser Bausatz hier hat viele Tücken und auch Fehler sowie in den Teilen, als auch in der Anleitung! Auch wenn er imposant ist, viele Details aus dem Bausatz stimmen einfach nicht oder sehen grausig aus. Ich möchte hier mal ganz besonders den Schutzkäfig des Dachscheinwerfers erwähnen (den ich komplett neu erstellt habe). Das Modell sollte auch nicht ohne Sockel zu weit oben in der Glasvitrine stehen. Unter dem Rock ist nichts los. Kein Antriebsstrang, keine Motorandeutung,…gar nichts!
Der Bau und seine Tücken:
Kurz und knapp - dieser Bausatz ist nichts für Anfänger! An vielen Stellen ist die Konstruktion sehr schwach und nicht optimal. So sind für einige grosse Teile keine Zentrierpunkte vorhanden. Das Oberteil, welches gleich nach der Kabinensektion mit Motorabdeckung kommt, war bei mir einerseits verzogen, andererseits wollte es partu nicht mit den Seitenteilen zusammenbleiben. Drücken, Ausrichten, Drücken Ausrichten, nochmals Kleben…usw. Das Dachteil der 2 seitlichen Kabinen (zwischen Ache 2 und 3) war ebenfalls verzogen und es musste erst gerichtet werden, bevor es montiert wurde. Immer daran denken, erst Passprobe, dann weiterbauen. Ich habe die Kabinen (alle vier) immer erst wie ein Puppenhaus aufgebaut und lackiert sowie gealtert und erst dann Aussenwand und Oberteil zusammengefügt. Bei dieser Sektion bin ich jedoch schier verzweifelt. Die Fixierpunkte am vorlackierten und gealterten Rahmen sind sogut wie nicht vorhanden. Die ganze Sektion wollte und wollte nicht halten.
Im hinteren Bereich, wo die Aufnahme des Raketenträgers angebracht ist, herrscht gähnende Leere, wenn die Rakete in Feuerstellung ist. Diese U-förmige Aussparung hat mit dem echten Fahrzeug kaum etwas gemeinsam. Dort hinten kann man jedoch super mit gezogenen Gussästen diese Leere vernichten, indem man die Hydraulikleitungen anbringt. Ich habe dort einiges an Zeit mit Referenzbildern investiert, da ich die Rakete in beinahe aufrechter Feuerstellung darstellen muss. Warum muss? Ganz einfach. Die Werkzeugkisten habe ich mit Verstrebungen nach den Referenzbildern nachdetailiert. Leider steht nun der Träger der Rakete dort an....
In der Kabine von Fahrer und Funker kamen die meisten Fotoätzteile zum Einsatz. Auch hier stimmt vieles aus dem Bausatz mit dem Originalfahrzeug nicht überein. Der Höhepunkt war für mich jedoch, dass die Folie mit den Anzeigen für das Ätzteil des Instrumentenbrettes zu klein gedruckt wurde. Also musste ich jede Anzeige einzeln (!) ausschneiden und von hinten am Ätzteil festkleben.. Es hätte auch eine Papierversion der Anzeigen gegeben, diese fehlte aber tatsächlich in meinem Ätzteilesatz. Auch hier wurde mit gezogenen Gussästen die Luft- und Stromleitungen noch gemäss Originalbildern ergänzt. Die Druckluftflaschen liegen nicht im Bausatz bei und diese noch selber zu erstellen .. - also irgendwann ist auch mal genug. Die Räder sind in der Anleitung seitenverkehrt aufgeführt. So wie es dort beschrieben ist, ist die Profilrichtung falsch. Armaturen: soll das euer Ernst sein?
Passgenauigkeit ist so ein Thema. Wenn z.B. das Fahrerkabinengehäuse (ohne Innereien!) bereits aus 10 Teilen besteht, dann sollten diese Teile einerseits auf sich passen, andererseits dann aber auch an den Träger wo sie dann angeklebt werden. War aber nicht der Fall. Kabinen, egal welche der vier, brauchten viel Nacharbeit. Auch bei der Rakete, obwohl sie hauptsächlich aus zwei grossen Halbröhren besteht, musste auf ganzer Linie verspachtelt werden. Apropos Spachteln: Dieses Modell gewinnt den Preis für die meisten Sinkstellen und Auswerfermarken im sichtbaren und nicht gleich sofort sichtbaren Bereich!
Das Abschleppseil wurde durch ein gleichlanges mit Kupferlitzen verdrilltes Stück ersetzt. Ich habe am Raketenträger auch noch ein Steuergerät verbaut und viele, viele, viele Leitungen aus gezogenem Gussast ergänzt. Das wertet dieses Modell wirklich stark auf. Aus der Restekiste eines BMP-1 wurden neue Begrenzungsleuchten verbaut. Am Modell werden 6 »angedeutet« wobei alle etwas anders aussehen (??!!). Auch hier zeigt die Bauanleitung Fehler und es werden an der Stossstange die Begrenzungsleuchten verkehrt gezeigt (also die kleben das Glas an die Stosstange...). Auch an der Wand der Hydraulikkabine wurden aussen Leitungen ergänzt. Einen grossen Schnitzer gibts auch an fast jeder Werkzeugkiste. Die Eingriffe für das Vierkantwerkzeug um die Türen zu öffnen sind am Original nicht auf der selben Seite wie die Scharniere, sondern gegenüber!!
Die Bemalung und Decals:Schade, dass Dragon so wenig Decals mitgibt. Die Rakete hat für viele Abdeckungen auch entsprechende Nummern. Diese kamen aus der 1 / 87 Restekiste. Viele von den Dragon Decals stimmen halt auch einfach nicht. Die Anzeigen Des Instrumentenbrettes oder der Hydraulikaggregate sind nicht korrekt. Für die Anzeigen nahm ich alles aus dem Eduard Ätzteilesatz, bis auf 2 Manometer in den Frontkabinen, die ich selber zeichnete, weil Eduard eine »Negativ« Version beilegte, was doppelt falsch war. Die Farbe meiner Wahl war Tamiya XF62. Danach erfolgte eine Schicht matten Klarlack, gefolgt mit MIG Wash »dark for Nato vehicles«, ein Trockenmalen mit aufgehelltem XF62 und am Ende wurde noch mit Ölfarben etwas gealtert. In den Kabinen wurden die Böden mit flüssigen Pigmenten verschmutzt und mit Silber wurde Abrieb und Beschäding dargestellt. Man sollte die Alterung bei solchen Fahrzeugen in Europa eher klein halten. Diese Spezialfahrzeuge wurden schliesslich nicht wie Kampfpanzer durch die Matschpiste gejagt. Die Schlussbetrachtung:
Ist sie nicht schön geworden? Ich finde ganz klar: JA! Das Projekt startete im September 2024 und wurde im August 2025 fertig. Es war an so vielen Stellen etwas frustrierend. Bereits lackierte und gealterte Teile mussten wieder angepasst werden. Die Antenne broch 28 mal ab und auch die Seitenabdeckung der Hydraulik zwischen dritter und vierter Achse brach über 10 mal ab. Würde ich ihn ein zweites Mal bauen? NEIN. NEIN ....Danke NEIN! ? Hat es Spass gemacht? Grösstenteils! Die Kabinen einzurichten und die ganze Eigeniniative beim Supern mit Plastikschrott hat mega Spass gemacht. Der Bausatz an und für sich mit seinen Teilen war aber doch eher anstrengend. Würde ich ihn empfehlen? JA, aber nur mit (auch wenn nicht perfekten) Ätzteilesätzen - und einiges an Initiative, wenn man denn was annähernd authentisches und ansprechendes in der Vitrine haben will. Wie schon erwähnt, vieles ist von Dragon falsch wiedergegeben oder fehlt gänzlich…
Solche Bausätze gehören sowieso gebaut und nicht wie eine Wertanlage gehortet! Also mehr als 40 EUR sollte er euch nicht wert sein. Es ist heftig was gewisse Händler dafür auf Verkaufsplattformen verlangen! Der Zubehörmarkt bietet auch einiges. Allerdings,…sollte das Projekt nicht teurer sein als der Bausatz von Trumpeter (Denkt man eben an die Zeit des Baus sowie die geleistete Eigeninitiative). Man muss dem Bausatz aber auch zu Gute halten, dass dieser seinen Ursprung von einem Scratch-Modellbauer erhalten hat, der in der Anleitung auch namentlich erwähnt wird. Damals herrschte auch noch grosse Geheimhaltung, die Mauer war noch nicht weg und es gab kaum Referenzmaterial. Zudem war die Scud-B von Dragon in 1:35 lange Zeit konkurrenzlos und was man auch bedenken muss: Das fertige Modell ist gross und ein echter Eyecatcher! Philipp Leutenegger Publiziert am 04. Oktober 2025 © 2001-2025 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |