Schützenpanzer BTR-152KSchrott in 1:35 - Rusty, das rostende Eisenschwein (oder: Ist das Modell erst ruiniert, …)von Thomas Ehrensperger (1:35 SKIF)BTR-152K, 1:35 (Skif Nr. 211)
Am Anfang stand ein Bausatz, den ich mir vor Jahren zugelegt hatte: Skif Nr. 211 – ein Schützenpanzer vom Typ BTR-152K, oder wie man wohl sagte: ein Eisenschwein. Meine Recherchen führten dann virtuell nach Nordvietnam, wo man von den sozialistischen Bruderländern des Warschauer Paktes mit Kriegsgerät versorgt wurde - auch mit dem BTR-152. Dieser Radpanzer gelegentlich auch als SIS-152 benannt, wurde vom sowjetischen Hersteller Sawod imeni Stalina, abgekürzt SIS, gebaut. Seiner Funktion entsprechend wurde er als bronjetransportjor, als gepanzerter Transporter, geführt; davon abgeleitet die Abkürzung BTR. In der früheren DDR fand das Fahrzeug sowohl bei der NVA und in den Volkspolizei-Bereitschaften Verwendung. Quelle: Wikipedia Zum Bausatz
Skif Nr. 211 - ein Bausatz, mit dem ich damals überhaupt nicht zurechtkam. Die Bauanleitung, der Kunststoff, der sich dem Kleber fast immer hartnäckig verweigerte, die mangelnde Passgenauigkeit. Wenn ich nicht schon fertiggestellte Modelle gesehen hätte … Vielleicht muss man das Ding in Natura gefahren sein… Ich beschloss, dass es an meinen mangelnden Fähigkeiten lag und packte den angefangenen Bausatz erstmal zur Seite: Eher Bastelschrott – wie man gelegentlich bei Online-Auktionen liest – als halb angefangen und nicht fertiggestellt. Bastelspaß? Eher nicht. Genau genommen mein modellbauerisches Alesia. Später fiel mir auf, dass ich zum Thema Vietnamkrieg schon eine ganze Reihe M48 und M113 gebaut hatte, aber nie etwas Nordvietnamesisches, vermutlich deshalb auch der Kauf des BTR. Ich packte das Eisenschwein wieder aus, und das Modell wurde mit Spritzlingsresten und Cyankleber soweit zusammengeschustert, dass alles hielt und als Wrack durchgehen konnte. Vermutlich überalterte Anreibekennzeichen ließen sich dann zu allem Übel nur noch teilweise anreiben: das Fahrzeug hatte wohl einen Luftangriff nicht überstanden - ausgebrannt. Die Gummireifen verbrannt, wobei Monsunregenfälle Asche und Ruß schnell wegspülten, die Feuchtigkeit aber für viel Rost sorgte. Mein DioramaVor zweieinhalb Jahren auf der sommerlichen Terrasse aus einem Stück Styropor, einem selbstgebastelten Baum, Farbe und selbstgemachter Bodenstreu entstanden, packte ich das Ding heuer wieder aus: Mein Beitrag für die Video Model Show 2024, die seit Corona-Zeiten interessierten Modelbauern Gelegenheit gibt, ihre Modelle zu zeigen. Aber so wie das Ding aussah? Irgendwas fehlte da noch: eine US-Patrouille untersucht den ausgebrannten Schützenpanzer, ein Fotograf hat ein dankbares Motiv gefunden, das sich nicht mehr bewegte, oder doch ganz ohne Menschen – irgendwo musste noch ein Papagei von Master Box in einer Schachtel rumliegen. Ernüchterung: vietnamesische Papageien sind kleiner. Eine Gruppe Touristen – im Netz finden sich Vorbildfotos, wie „Touris“ auf den Relikten des Vietnamkrieges herumturnen oder sich in die Eingänge unterirdischer Anlagen zwängen. Der Vietnamkrieg als museales Erlebnis. Mir fielen zumindest keine passenden Figuren ein. Nein, das Diorama blieb wie es war. Zumindest fast… Die Überarbeitung des DioramasHeute hätte ich Styrodur zu Hause vorrätig. Aber damals eben nicht und das Diorama sollte in seiner Grundkonzeption so bleiben, wie es vormals angelegt war. Einige weitere Pflanzen sollten zusätzlich gebastelt werden. Die Farbe des Bodens konnte durchgehen, ein undefinierbares Braun, wie es in Schwemmländern, einer Bergregion vorgelagert, aussehen mag. Das ausgebrannte Fahrzeug wurde gereinigt und farblich überarbeitet. Damals hatte ich weitgehend nur mit echtem Rostpulver gearbeitet, das ich mit Stahlwolle und Essigessenz selbst hergestellt hatte. Einige Washes kamen noch behutsam hinzu. Dabei entstand die Frage, wie sehen Zerstörungen an einem gepanzerten Fahrzeug aus? Sieht das halbwegs glaubhaft aus, was ich geformt und bemalt hatte? Was war die Ursache des Ausfalls? Eine Legende entsteht … Frühmorgens im Jahr 1966 …… startet eine Rotte A-1 Skyraider vom Flugzeugträger USS Kitty Hawk, der im Golf von Tonkin operiert, unter anderem bewaffnet mit Zuni-Raketen, ungelenkten Luft-Boden-Raketen der damaligen US Navy. Sie waren das Nachfolgemodell der „Holy Moses“ aus dem Zweiten Weltkrieg, die uns an den Unterflügelstationen der Vought F4U Corsair bekannt sind. Das Ziel der Skyraiders: ein Nachschubkonvoi im Südzipfel Nordvietnams, Radpanzer und Lkw´s. Mehrere Fahrzeuge werden zerstört, unter anderen das Eisenschwein. Zuni-Raketen? Wäre das etwas für das Diorama? Wie sehen die aus? Wie sehen Trümmerteile aus, wenn man sie nachbilden möchte? Wie so oft liefert das Internet das, was ich nicht weiß. Umgerechnet auf 1:35 ist die Zuni-Rakete 5,6 cm lang und hat einen Durchmesser von etwa 3,6 mm, was sich mit Metallfolie und einem Schaschlikspieß leicht nachbilden lässt. Ich brauche ja nur Trümmerteile. Die Zuni-Raketen bestanden aus nichtrostendem Metall, wie das National Air and Space Museum preisgibt, hier zu sehen. Die Farbe ist grau gewesen, mit blauen Warheads; aber die sind ja eh auf dem Dio nicht mehr zu sehen. Dafür die Schäden, vor allem im Motor- und Fahrwerksbereich des BTR. Im Führerhaus muss ebenfalls eine Explosion stattgefunden haben, das Metallblech ist nach außen aufgebrochen. Hierzu hatte ich ein Stück des Dachteiles entfernt und durch entsprechend präparierte Metallfolie ersetzt.FazitEin Modell, das mir ursprünglich wenig Freude bereitet hatte und das fast im Müll gelandet wäre, hat durch eine Veränderung meiner Sichtweise zu einem durchaus noch positiven Bastelerlebnis geführt. Allemal besser als ein misslungenes oder nicht zu Ende gebautes Modell für einen Euro zu verscherbeln, finde ich. Auch die abgestürzten, am Teppichboden zerschellten Maschinen – wer kennt sie nicht – sollte man nicht wegwerfen. Genauso wenig sind vergeigte Decals ein Grund für länger andauernden Frust. Passiert ist passiert, wenn man sie nicht vorausschauend kopiert hat. Erst mal wegpacken und sehen, ob sich aus dem Wrack nicht doch noch etwas Ansehnliches zaubern lässt. Die über das Rollfeld hinausgeschossene Caravelle mitsamt Flughafenwehr, die auf einem Acker zerschellte Me 109 umringt von Mitgliedern der „Home Guard“, ein Schiffswrack zwischen Riff und Klippen… modellbauerisch anspruchsvolle, herausfordernde Szenarien. Übrigens gibt es auch Unfälle mit Militärfahrzeugen. Nicht umsonst gab es damals bei der Bundeswehr für 100.000 unfallfreie Kilometer auf dem 10-Tonner einen Tag Sonderurlaub, was schon ein Anreiz war. Mein Lkw war damals ein Faun L908/54 VA, 10 Tonnen Nutzlast, geländegängig, Baujahr 1957, mit Teha-Ladekran. Quellenverzeichnis und weitere Infos
Thomas Ehrensperger Publiziert am 04. Januar 2025 © 2001-2025 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |