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APC-55

Südlibanesische Armee

von Thomas Ehrensperger (1:35 SKIF)

Anstelle des Neutralitätshinweises ein paar Worte zur Zeitgeschichte:

Die Südlibanesische Armee war eine Miliz, die von Israel unterstützt wurde und während des Libanesischen Bürgerkrieges von 1975 bis 1990 mit Israel bei der Besetzung von Gebieten im Süden des Libanons kollaborierte. Nachdem Israel unter Ministerpräsident Ehud Barak ab 2000 die SLA nicht mehr unterstützte, löste sich diese auf. Es besteht somit kein unmittelbarer Zusammenhang mit aktuellen Konflikten.

APC-55

Panzerdowncycling:

Ein Restpostenangbot des APC 55 ließ mich beim Versandhändler meines Vertrauens zuschlagen und noch einen Versuch mit einem Modell von Skif wagen. Es ist im Prinzip ein Tiran 5, den die israelische Armee ihren Verbündeten im Südlibanon überließ, der zum gepanzerten Mannschaftstransporter umgebaut wurde. Dazu ein günstiges Modell, an dem Bau-, Bemalungs- und Alterungstechniken ausprobiert werden sollten - da kann nicht viel schiefgehen, dachte ich. Und kaputt macht man auch nichts … wer versemmelt schon gerne einen 80-Euro-Klotz von Dramiya?

Leidensfähigkeit wird man vielleicht nach meiner Bausatz-Besprechung erwarten. Aber weit gefehlt: der Bau hat richtig Spaß gemacht, zumindest im Laufe der Zeit, nachdem die fünfteilige Wanne erst einmal zusammengekloppt war. Wer Spaß am Probleme lösen hat, ist mit dem Bausatz gut bedient. Und eine gute Portion Geduld und Pragmatismus muss man schon mitbringen, dann entsteht ein meines Erachtens durchaus sehenswertes, nicht alltägliches Modell.

APC-55

Unterwanne und Ketten

Die fünfteilige Unterwanne ließ sich nach langem Hin und Her halbwegs akzeptabel auf Passung bringen und verkleben – die Unterseite wird man zum Glück später nicht mehr sehen. Die Stöße der Seitenteile an Bug und Heck wurden von innen mit selbstgemachtem Spachtelkleber versteift. Eine lange Aushärtezeit ist ratsam, aber dann sitzt das Ding bombenfest. Nachdem die Ketten des Bausatzes nicht zu gebrauchen waren, wurden sie durch Einzelgliederketten ersetzt (Miniart #37048). Um mögliche Passprobleme zu vermeiden, wurden vorsichtshalber auch die Laufrollen und Antriebsräder ausgetauscht (Miniart #37058), die sich zudem als deutlich filigraner erwiesen.

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Oberwanne

Zuerst rückt man am besten der Bugschräge und dem Heck mit dem Skalpell zu Leibe. Danach wurden die Anbauteile aus Kunststoff auf der Oberseite angebracht. Die Fahrerluke ist aufgeschwenkt, da eine Figur eingebaut werden soll. Die Motorraumabdeckung wurde passend zugefeilt und eingeklebt. Das Teil, das dahinter den Spalt abdecken sollte, zerbrach und wurde neu dimensioniert; es war eh zu schmal. Die Fender vorne wurden mit einer CMK-Säge abgeschnitten und durch die beiliegenden Teile (mit angedeuteten Gummischürzen) ersetzt.

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Heck

Die Heckfender wurden mit Metallfolie einer französischen Weinflasche neu angefertigt und mit Sekundenkleber überlappend angebracht, danach die Staukiste am Heck montiert. Die Staukiste habe ich mit dem Skalpell etwas beschnitzt, mit langsam härtendem Klebstoff komplett eingestrichen, dann wurde mit einer alten Zahnbürste das Oberflächenfinish „eingehämmert“. Es soll einmal stark beansprucht und leicht verrostet aussehen.

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Turm

Beim Turm heißt es erstmal alle Strukturen nach Bauplan entfernen, Löcher und Unebenheiten verspachteln. Auch hier passt vieles nicht wirklich und immer wieder muss man improvisieren, spachteln, schleifen … Ist die Unterseite des Turmes endlich eingepasst und verspachtelt/verklebt, wird es besser. Der Turm passt dann problemlos in die Aussparung der Oberwanne.

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Details

Auch einige im Bausatz überzählige Teile lassen sich gut verwenden. Aus den vorhandenen Kauschen entstehen mit je einem Stück Nylon-Maurerschnur zwei Stahlseile. Die Wasserkanister der IDF stammen vermutlich von einem Tiran-Bausatz der Firma Skif.

Geklebt wurde mit einem selbsthergestellten „Spachtelkleber“ (Klebstoff + darin gelöste Spritzlingsreste), der leichte Unebenheiten ausgleicht und Lücken füllt. Dicker als Klebstoff und „fließender“ als Spachtelmasse lässt er sich nach Auftrag leicht wieder abwischen, hält nach dem Durchtrocknen aber dann bombenfest. Selbst die Handgriffe aus Metall wurden damit in die Löcher am Turm „eingeklebt“. Nur zum Anbringen einiger Ätzteile wurde Sekundenkleber-Gel verwendet.

Für das Personal wurden Holzklötzchen eingeklebt, auf denen es sich Fahrer und Kommandant bequem gemacht haben. Weitere Details wurden vorerst nur provisorisch angebracht, werden beim Einbau ins Diorama angepasst und eventuell durch eine weitere Figur ergänzt.

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Ätzteile

Auch bei der Verwendung der Ätzteile kam nicht immer Freude auf. So waren von den drei Rahmen für die Panzerglasscheiben an den Turmvorbauten zwei überhaupt nicht durchgeätzt, sprich unbrauchbar. Mit Skalpell und Stahllineal wurden aus dünnem Karton zwei Ersatzteile geschnitten und mit dem hauseigenen Kleber plastiniert.

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Farbgebung

Da mir das SLA-Blau von AK nicht gefiel, wurde mit dem Pinsel bemalt: blaugraue Farbtöne von dunkel nach hell. Ein Wash aus Ölfarben der Abteilung 502 – Bitumen (#004) und Smoke (#005) – sorgte für Tiefe, Trockenmalen mit Light Grey (# 170 desselben Fabrikats) akzentuierte die Oberflächen und Erhebungen. Für die Ketten wurden dunkelgraue, rostige und eisenfarbige Nuancen übereinander gemalt. Danach wurde AK 461 (Gun Metal) fast trocken aufgebracht. Eine weitere Verstaubung des ganzen Modells mit Lösspulver soll beim Einbau ins Diorama erfolgen.

Fazit

Ein Bausatz, der trotz anfänglicher Bedenken zwar einiges an Eigenleistung erforderte, aber dessen Zusammenbau dann doch jede Menge Bastelspaß ermöglicht hat. Letztendlich entsteht ein recht ansehnliches Modell eines ungewöhnlichen Fahrzeugs, das noch auf eine Verfeinerung durch den Einbau aus Messing gedrehter Maschinengewehrrohre (Browning) im Maßstab 1:35 und allfällige Nacharbeiten wartet.

APC-55

Ausblick

Neben dem Fahrzeug warten bereits eine ganze Reihe von Akteuren (15 südlibanesische Schafe von Miniart, SLA-Kämpfer von AK und zwei Pressefotografen von Royal) auf die Ausgestaltung eines Dioramas. Gedacht ist an den Ausschnitt einer Gebirgsstraße. Ein Stück karge Gebirgslandschaft, spärliche vertrocknete Vegetation sollte die passende Umgebung für die Szene liefern. Ich denke an ein paar Wurzeln von Rebstöcken, um Pflanzen einer sommertrockenen Gebirgsvegetation darzustellen. Die Szene: Eine kleine Schafherde auf der Suche nach kargem Futter (bergauf) begegnet einem APC 55 der südlibanesischen Armee (bergab). Der Panzer wird zum Anhalten gezwungen, was eher den Fotografen als den Schafen geschuldet sein mag. Ein Verkehrszeichen soll die „Straße“ charakterisieren, dazu Kurven und Gefälle. Neue Fragen entstehen: Verkehrszeichen im Südlibanon der 80er Jahre? Recherche ist angesagt. Kein Ende in Sicht...

Thomas Ehrensperger

Publiziert am 30. Juli 2024

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