GAZ-51 UPG-250GM und PSG-65/130Bvon Roland Sachsenhofer (1:72 Military Wheels)
Bei dieser Modellvorstellung kann ich mir jede Attitüde als „Experte“ sparen: mit Lastwagen, noch dazu militärisch genutztem Gerät, bin ich einfach nicht vertraut. Die Frage, wieso ich denn dann - mit nicht geringen Mühen, wie noch zu schildern sein wird - zwei GAZ-51 Dreiachser dargestellt habe, beantwortet sich daher auch nicht mit technischem Interesse am Gerät, sondern begründet sich durch den optischen Mehrwert, den diese bulligen Fahrzeuge bieten. Nachdem ich in nächster Zeit den Bau einer Anzahl von Flugzeugen plane, deren Namen mit „Antonov“, „Tupolev“ und „Iljushin“ beginnen, benötige ich für deren Modellfotos einen gewissen optischen Aufputz. Die beiden Fahrzeuge werden auf den improvisierten Foto-Flugfeldern also die Rolle von Statisten übernehmen. Ihre Verwendung in eigenen dauerhaften Dioramen ist dagegen nicht geplant.
Diese Verwendung tröstet über gewisse Schwächen der beiden Fahrzeugmodelle hinweg. Diese sind auch in den Fotos dieses Beitrags nicht zu übersehen: die Oberflächen wirken meiner Meinung nach sehr zerbeult und gleichsam uneinheitlich, die Fahrzeugachsen erscheinen aus manchen Perspektiven verzogen und, last but not least, manches Detail bleibt zu ungenau, wirkt verwaschen oder fehlt zur Gänze. Der Grund dafür liegt wohl in einer Kombination meiner Unerfahrenheit in diesem Bereich und einer wirklich sehr durchwachsenen Qualität der Bausatzteile. Bausatz und Bauerlebnis
Der mir bis dato unbekannte Hersteller „Military Wheels“ fordert den Modellbauer mit konsequent unsauber und grob gegossen Formen und einem spröden Kunststoffmaterial, beides kann in diesem kleinen Maßstab recht unangenehm werden. Viel Mehraufwand bedeutete für mich beispielsweise die seltsame Zweiteilung des Bauteils von Kabine und Motorverkleidung- und zwar in Längsrichtung! Zum einen musste verspachtelt und verschliffen werden, was im Prinzip zu bewältigen ist. Zum anderen aber sind die scharfen Kanten, die man an den oberen und unteren Rändern der Windschutzscheiben-Rahmung unbedingt braucht, an den Nahtstellen der beiden Hälften extra wieder herzustellen - und das ist gar keine so leichte Übung!
Die Kabinenverglasung habe ich als viel zu dick und voller Einschlüsse gegossen schnell aussortiert und mit selbst zugeschnittenem Material aus Klarsichtfolien ersetzt. Da die Glasflächen aus planen Scheiben bestehen, war dies recht unkompliziert zu bewerkstelligen. Als zu unförmig und in der Dimension viel zu dick gegossen habe ich auch die Handläufe auf dem UPG 250-Aufbau empfunden. Diese wurden daher durch vorbildnahe Ätzteile aus dem Schiffsmodellbereich ersetzt.
Nachdem ich wie eingangs geschildert, ohne von Fachwissen und daraus herrührenden Skrupeln allzu sehr eingeengt zu sein an die Sache herangehen konnte, mag dem kritischen Kenner vielleicht die eine oder andere Unstimmigkeit auffallen, ich bin jedoch mit dem Ergebnis schlussendlich ganz zufrieden. Es ist ja doch schön, etwas zu Ende bringen zu können, auch, wenn ich mir bewusst bin, dass dies nicht unbedingt makellose Modelle sind.
Zufrieden bin ich auch mit dem Wenigen, was ich im Zuge der Auseinandersetzung über den technisch-historischen Hintergrund dieser Fahrzeuge lernen habe können, denn da ist durchaus Erstaunliches dabei! Zum Vorbild: der GAZ-51
In den Jahren des „Großen Vaterländischen Krieges“ wurde in der UdSSR auf Grundlage des von land-lease Lieferungen her bekannten amerikanischen Studebaker US6-Trucks der Entwurf und die großmaßstäbliche Produktion eines leistungsfähigen und modernen Lastwagens eigener Produktion eingeleitet. Grundlegende Forderungen an den neuen Entwurf waren Robustheit, leichte Wartung und Zuverlässigkeit Kriegsbedingt nahmen die Arbeiten beim Hersteller Gorkowski Awtomobilny Sawod erst 1943 Fahrt auf, nach dem Bau einiger Prototypen konnte aber schon im Juli 1945 ein ausgereifter Entwurf präsentiert werden. Dieser, ein robuster und zuverlässiger Lastkraftwagen, der mit einer 60 PS-Motor ein Ladegrwicht von 2,5 Tonnen bewegen konnte, wurde von der Sowjet-Führung akzeptiert und ab Jänner 1946 als neuer Standard-Lastkraftwagen in großmaßstäbliche Produktion gegeben.
Die Produktionsziffern überwältigen, der Produktionszeitraum beeindruckt: insgesamt sollten bis zum Auslaufen der Fertigung im Jahr 1975 nicht weniger als 3.481.033 Exemplare des als GAZ-51 bezeichneten Grundentwurfes vom Band rollen! In Polen wurden noch einmal 17.479 GAZ-51 montiert - eine unglaubliche Gesamtzahl.
Bei derartigen Zahlen verwundert es nicht, dass der GAZ-51 Grundlage für unzählige Varianten und Modifikationen geworden ist. Kaum ein ziviler oder militärischer Einsatzzweck existiert, der nicht vom GAZ-51 abgedeckt werden könnte. Obwohl Anfang der 1960er Jahre mit dem GAZ-52 und GAZ-53 leistungsstärkere Nachfolger in Produktion gingen, blieb der GAZ-51 bis weit über sein Produktionsende hinaus in vielen Ländern des ehemaligen Ostblocks allgegenwärtig.
Die Bezeichnungen der einzelnen Varianten beziehen sich meist auf die unterschiedlichen Aufbauten. Die beiden hier gezeigten GAZ-51/ UPG-250GM zeigt ein Hydraulikprüfgerät, das zur mobilen Wartung der Hydraulik von Flugzeugen eingesetzt wurde. Beim zweiten GAZ-51A/ PSG-65/130B handelt es sich um einen Pumpenwagen für flüssige Betriebsstoffe von Flugzeugen.
Beide Modell haben also auf den Abbildungen von Flugzeugen also ihre Berechtigung - ich freue mich schon auf ihren Einsatz als stumme Statisten auf jenen Bühnen, auf denen die abgelichteten Flugzeuge die Hauptrolle spielen werden!
Wenn Ihr Euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zu einem ausführlichen Baubericht auf „Scalemates". Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofder@gmx.at Roland Sachsenhofer Publiziert am 24. Juli 2024 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |