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Eindrücke aus Ste.-Marie-sur-Mer I: Die Lieferwagen

Bilder aus einer fiktiven Kleinstadt an der französischen Atlantikküste

von Thomas Ehrensperger (1:35 verschiedene Hersteller)

Die Idee

Szenen aus einer französischen Kleinstadt an der Atlantikküste, Departement Manche: das Alltagsleben Ende der Dreißigerjahre, der Krieg, die Besatzung, die Befreiung. Das fiktive Ste.-Marie-sur-Mer – Kulisse für einen historischen Längsschnitt. Dargestellt mit Gebäuden, Fahrzeugen, Figuren. Einiges hat sich im Bastelregal angesammelt. Manches ist bereits gebaut, vieles wartet noch darauf, gebaut zu werden; wie bei Modellbauers manchmal so üblich … Und Miniart produziert immer neue Figuren … Man denke z.B. an die Kaffeehausszenen.

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Der Anfang

Am Anfang standen die Vaku-Gebäude von Miniart, die inzwischen zunehmend vom Markt verschwunden sind. Manches gefiel mir nicht, wie z.B. die Dimensionen, Wandstärken, Höhen von Türen sowie vor allem Ruinen und beschädigte Häuser. Trotzdem ließ sich daran vieles studieren und da man nicht nur in der Normandie traditionell als sparsam gilt, ließen sich aus einem Bausatz zwei Modelle für Kulissen herstellen und somit schon mal die Wandstärke halbieren. Ansonsten kamen v.a. Holz, Pappe, Kork, Kunststoffplatten, Metallfolie und Spachtelmasse zum Einsatz. Die ersten Szenen gewannen im Nebel der Phantasie rasch Kontur, die in Form von alten Fotografien ihre historischen Leitplanken erhalten sollten. Was lohnt sich, dargestellt zu werden? Für eine Stadt mit Sicherheit Handel und Handwerk: zuerst die Lieferwagen, camions de livraison.

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Die Genossenschaft der Hochseefischer

Für die Cooperative Marine Pecheur musste ein sparsames Fahrzeug her, mit dem sich Netze und Bojen in den Hafen befördern ließen, aber auch der frische Fisch zum Verkaufsladen in der Stadt gebracht wurde. Der Topolino (Simca) von Bronco war als Lieferwagen definitiv zu klein, den Renault 3,5-Tonner von ICM gab es damals erst auf dem Reißbrett. So war das Ford Modell T, das zu Tausenden im Grande Guerre nach Frankreich kam, die erste, sprich billigste Wahl. Das ICM-Modell in der Auflage von Revell (Nr. 03285) war eine preisgünstige Basis. Der Bau ging gut und schnell von der Hand. Einiges wurde weggelassen (Heck und Innenraum), einiges umgebaut. Vor allem das Äußere sollte entsprechend gestaltet sein.

Eindrücke aus Ste.-Marie-sur-Mer I: Die Lieferwagen

Eindrücke aus Ste.-Marie-sur-Mer I: Die Lieferwagen

Der örtliche Schildermaler ging ans Werk – sprich nach langer Suche wurden zwei Meerjungfrauen und der passende Schriftzug kreiert und ausgedruckt. Die Rückseite des zugeschnittenen Papierstreifens wurde dann so lange vorsichtig mit Schmirgelpapier behandelt, bis das Papier insgesamt sehr dünn, an einigen Stellen durchgerieben war. An diesen Stellen sieht man später das darunterliegende Holz. Aus einigen zurechtgeschnittenen Holzstäbchen, denen man mit einer Drahtbürste noch etwas mehr Holzoberfläche verleiht, entsteht das eigentliche Schild. Das Papiersignet wird mit Holzleim aufgeklebt und an die Unebenheiten des Holzes mit einem Zahnstocher angepasst.

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Die einzelnen „Bretter“ werden mit dem Skalpell sichtbar nachgeschnitten. Während der Trocknung schmiegt sich dann das Papier eng an den Untergrund. Etwas Mattlack, etwas Washing runden das Gesamtbild ab. Und den Zahn der Zeit darf man sehen. Was jetzt noch fehlt, sind die Kisten für den Fisch und das Eis.

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Der örtliche Brennstoffhändler …

… wählte eine ganz andere Lösung. Seinen Tankwagen fand er in Südfrankreich, wo dieser nach dem spanischen Bürgerkrieg als Überbleibsel sowjetischer Herkunft seinen Weg über die Pyrenäen gefunden hatte. So nutzt JoJo Benzler einen alten ZIS 5V (Eastern Express 35154, wohl nicht mehr erhältlich) in grauer Farbgebung und mit aufgesetzten gelb-roten Werbetafeln.

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Bei diesem Fahrzeug fehlen noch die Schläuche, da er eines Tages in eine Betankungsszene integriert werden soll. Eine Heizöllieferung an das (bereits fertig gestellte) Rathaus ist angedacht. Ob man noch in größere Feuerlöscher investiert? Comme ci comme ca – man wird sehen …

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Die Zukunft

Während örtliche Betriebe wie der vom Metzger Clement (Werbeaufschrift: le cochon qui siffle = das pfeifende Schwein) noch über die Anschaffung eines Lieferwagens (ein Sonderangebot für ein Dreirad wurde dieser Tage bestellt) und die Expansion des Betriebes nachdenkt, ist schon in Kürze mit Bauer Lebraque (MK 35, F209) zu rechnen, der mit seinem Lanz-Bulldog (Miniart 38029), die örtliche Gastronomie und den Wochenmarkt nicht nur mit seinen Kartoffeln von Juweela zu beliefern gedenkt, sondern auch den Straßenverkehr von Ste.-Marie-sur-Mer unsicher macht. Wobei nicht aus dem Auge zu verlieren ist, wie viel Verkehr das örtliche Pflaster überhaupt verträgt. Schließlich befindet man sich nicht in Paris! Auf jeden Fall war Lanz in Frankreich so beliebt, dass schon in den Folgejahren die französischen Lizenzbauten als Le Percheron, benannt nach einer robusten Pferderasse aus dem Departement Orne, auf den Markt kamen. Ach ja, und ein Pferdefuhrwerk schlummert auch noch im Bastelregal …

À bientôt!

Eindrücke aus Ste.-Marie-sur-Mer I: Die Lieferwagen

Thomas Ehrensperger

Publiziert am 22. April 2024

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