Grumman F8F-2 Bearcat "American Jet""Grummans Bearcat etwas anders"von Bernhard Schrock (1:48 Hiplanes)GeschichteDer Name Daryll Greenamyer ist mit den Reno-Flugzeugrennen untrennbar verbunden. Er schaffte es, den seit 1939 bestehenden und durch Fritz Wendel mit der Me-209 aufgestellten Geschwindigkeitsrekord für propellerangetriebene Flugzeuge nach Amerika zurückzuholen. Dieses Kunststück gelang ihm mit einer stark modifizierten Grumman F2F-2 Bearcat, die als BuNo 121646 ihre Karriere bei der Navy begann. Bereits der erste Auftritt 1964 in Reno mit der Zulassungsnummer N1111L sorgte für Wirbel: Greenamyer gewann das Rennen, wurde jedoch disqualifiziert, weil er aus Sorge um die Hochdruckreifen der Maschine nicht auf der schlechten Rennsandpiste, sondern auf dem Reno Airport landete. Das Flugzeug hatte übrigens zu diesem Zeitpunkt noch keinen Namen und war weiß-blau lackiert. Der rennbegeisterte Amerikaner ließ sich von diesem Rückschlag nicht entmutigen, trat 1965 erneut an, gewann 1966 mit 396,22 mph (ca. 638 km/h) und leitete mit diesem Sieg eine vier Jahre anhaltende Glückssträhne ein. Sozusagen als Krönung stellte Greenamyer am 16. August 1969 mit 469.014 mph (ca. 755 km/h) den Geschwindigkeitsrekord für propellerangetriebene Flugzeuge auf. 1970 hatte die N1111L im weißen Kleid und mit dem Namen „Conquest 1“ aufgrund von Fahrwerksproblemen nur mäßigen Erfolg (297,063 mph bzw. ca. 478 km/h), erreichte jedoch ein Jahr später, nunmehr im „Naturmetalllook“, mit 413,99 mph (ca. 663 km/h) wieder den 1. Platz. Darauf folgte eine Kreativpause, nach welcher der vom getunten R-2800 und einem Skyraiderpropeller angetriebene Kraftprotz 1975 in Mojave wieder an den Start trat. Ganz in Gelb mit einem Adlerkopf sowie dem neuen Namen „American Jet“ und geplagt von technischen Problemen belegte Greenamyer in Goldrennen mit 410,68 mph (ca. 661 km/h) den 3. Platz. Nach dem Rennen wurde die Maschine dem National Air & Space Museum als Geschenk übergeben und ist dort bis heute ausgestellt. ModellAmerican Jet ist der erste Bausatz im „großen Maßstab“, welchen der australische Kleinserienhersteller herausbrachte. Sehr groß muss wohl die Begeisterung eines Modellbauers für Rennflugzeuge sein, wenn er sich nach dem Blick in den Karton doch für diesen Bausatz entscheidet. Ohne Zweifel ist es für einen geübten Blick zu erkennen, dass neben den Plastikteilen auch eine Menge Arbeit in der Schachtel steckt. Der Abziehbilderbogen mit einem sehr sauber in satten Orangefarben/Braun gedrucktem Adlerkopf übernahm wohl bei der Modellmania 2003 die Funktion des BSH-Motivators, doch etwas Brauchbares aus dem Bausatz zu zaubern. Unbestritten bietet wie bereits erwähnt der absolut sauber gedruckte Abziehbilderbogen den Blickfang des gesamten Bausatzes. Satte Farben, kein Versatz und ein dünner, elastischer Trägerfilm, welcher sich als sehr gutmütig im Bezug auf den berüchtigten Silbereffekt herausstellte. Hut ab und herzlichen Dank an Fantasy Printshop! Ist der erste durch blaues Plastik verursachte Schreck überwunden und die erste Hürde Namens massive Angüsse aller Bauteile und sehr dürftige Bauanleitung übersprungen, lassen sich doch noch einige Lichtblicke im Karton entdecken. So sind die Fahrwerksteile aus Weißmetall relativ sauber gegossen und gut detailliert. Die tropfenförmige, schlierenfreie und klare Vacuhaube bildet mit der abnehmbaren Einstiegsklappe ein Bauteil. Dank dieser lobenswerten Lösung lässt sich das Bauteil problemlos am Rumpf einpassen, verkleben und verspachteln. In den unzähligen Kisten der Kategorie „könnte man vielleicht irgendwann mal gebrauchen“ fand sich glücklicherweise ein länglicher Motor von Faulhaber: Klein genug, um in die Bearcat hineinzupassen und sparsam genug, um leise mit 3 Volt zu laufen. Ein in die Propellernabe hineingepresstes Messingrohr mit einem der Motorachse entsprechenden Innendurchmesser sollte für einen Gleichlauf sorgen. Die Plastikteile erinnern zwar stellenweise an die Bearcat von Hobbycraft, aber glücklicherweise haben die Kitdesigner aus dem fernen Down Under keinen „Klops“ eingebaut: die Silhouette der Maschine ist korrekt wiedergegeben. Die Cockpitteile sehen der P-51D von Hasegawa ähnlich, verschwinden aber in der Enge und Dunkelheit des durch die Blasenhaube kaum einsehbaren Cockpits. Viel Arbeit bedarf die Anpassung der Tragflächen, Höhenruder und Flügelwurzelverkleidungen, welche den Sekundenkleber-Verbrauch dramatisch erhöht. Geradezu katastrophal sehen in meinen Augen die Fahrwerksschächte aus, so dass sehr schnell eine Idee Gestalt annahm: das Flugzeug in seiner natürlichen Umgebung zu präsentieren. Gut zu sehen sind die an der Tragflächenspitze eingeklebten Messingrohre. Der Luftauslass auf der Unterseite der Motorhaube ist im Bausatz nur als Verdickung ausgeführt. Abschleifen und Neumodellieren aus Plastik sind die beste Alternative. Gut zu sehen ist die Maskierung der Kanzel mit Bare Metal Foil sowie des abnehmbaren Rumpfsegmentes mit Tamiya-Tape. Der Umriss wird nämlich nicht graviert sondern durch eine Farbschicht abgesetzt. Wie bereits erwähnt, wollte ich mir die „Detaillierungsarie“ im Fahrwerksbereich sparen, und so sollte das Modell in der Luft dargestellt werden. Beinahe gleichzeitig keimte die Idee, das Modell zu motorisieren. Also wurden Bücher über Rennen gewälzt, Fotos ausgewertet und langsam nahm vor dem geistigen Auge die kleine Szene um eine Wendemarke und einen Streckenposten mitten in einer amerikanischen Wüste Gestalt an. Die Wendemarke sollte nicht nur einfach so da stehen, sondern zwei weitere Aufgaben übernehmen: Zum einen würde sie für den Halt des Flugzeugs in der Luft und zum anderen für die Stromzuführung zum Motor sorgen. Zwecks besserer Handhabung z.B. beim Transport zu einer Ausstellung sollte sie abnehmbar und drehbar sein, z.B. mittels eines 3,5 mm Klinkensteckers von einem Kopfhörer. Der Klinkenstecker wiederum würde in Verbindung mit einer im Rahmen eingebauten Rundbuchse auch die Stromzuführung, bestehend aus zwei 1,5 V Batterien, übernehmen. Glück muss der Homo Plastikus haben, und so erwies sich die Höhe des für 90 Cent erworbenen Halteschachtes für zwei 1,5 V Mikro-Batterien wie für den Bilderrahmen geschaffen. Es war auch klar, dass der Bilderrahmen nicht mit einem hässlichen Schalter verunstaltet wird. Zwei Nägel auf der Unterseite des Rahmens im Abstand von ca. 1 cm, an welchen die Kabel „kommend vom Batterieschacht“ und „gehend zur Buchse“ befestigt wurden, bildeten den „Unterbrecher“ für den Stromkreis. Für den Kontakt sollte ein Stück mehrfach gefalteter Haushaltsfolie sorgen, welche, an der richtigen Stelle untergeschoben, unauffällig den Propeller in Bewegung setzen würde. Damit der Mast auch hält, steckt die Buchse nicht im Hartschaum und Gips sondern im Holz des Bilderrahmens. Eine alte Filmdose mit aufgeklebten Karos aus selbstklebenden Papierschildern muss für die Tonne herhalten. Innerhalb der Filmdose dient Plastik als Verstärkung für die Stahldrähte. Ein Versuch, ein geeignetes Fahrzeug aus den 60ern zu finden, scheiterte kläglich. Der Markt gibt definitiv keinen Pick-Up im geeigneten Maßstab her, welcher zeitlich zum Rekordflugjahr 1975 passt. Aus diesem Grund griff ich auf einen 55er Ford von Yatming in 1:43 zurück, welcher zuerst einer Alterung und „Wüstenstaub-Behandlung“ via Airbrush unterzogen wurde. Am meisten Arbeit bereitete hierbei das Ermitteln des geeigneten Radius für das Zuschneiden (via Kreisschneider) der Maskierfolie für die Scheibenwischer. Wie es sich für einen ambitionierten Modellbauer gehört, verschwanden nach dem Zerlegen das Fahrzeugs in seine Einzelteile die an der Frontscheibe angegossenen Scheibenwischer und wurden durch selbstgemachte ersetzt. Die Figur ist sozusagen ein Hybrid und besteht aus dem Korpus eines zivilen Preiserlein im Maßstab 1:50, das mit einem 48er Esci-Mechanikerkopf vorlieb nehmen musste. Offensichtlich bekam der Figur diese Operation nicht gut, und so schaut der Wendemarkenposten, vielleicht ein wenig schwerhörig, in die falsche Richtung und hört die 2400 PS nicht kommen... Das Diorama selbst besteht aus einem Bilderrahmen mit einem Innenleben aus Hartschaum und tut so, als sei Vogelsand Wüste. Damit die Wüste respektive der Vogelsand auch hält, wurde unregelmäßig eine dünne Schicht aus eingefärbtem Gips auf der Fläche verteilt. Davor wurden zur Sicherheit alle Spalten und Fugen mit Weißleim abgedichtet. Der Vogelsand wurde mittels eines kleinen Teesiebs auf dem noch feuchten Gips verteilt. Den Abschluss bildete Washing mit verschiedenen Ölfarben, sowie das Einpflanzen diverser Büsche und Platzieren echter Steine aus Australien (Ehrenwort).
Bernhard Schrock Publiziert am 22. Mai 2010 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |