Heinkel He 111CD-AQYF, Lufthansavon Jaroslaw Kierat (1:72 Roden)Geschichtlicher HintergrundUm Ihre Schnellverkehrsflotte zu erweitern, beauftragte Lufthansa die Firma Heinkel mit einem Nachfolger für die elegante He-70. Die neue Maschine, genannt He-111, sollte jedoch gleichzeitig eine Verwendung als Bomber zulassen, wofür dieser Typ später eigentlich über Spanien und England ihre traurige Berühmtheit erlangte. Aufgrund der militärischen Anforderungen was das Flugzeug für den kommerziellen Betrieb nicht wirtschaftlich, und spielte bei der Lufthansa nur eine untergeordnete Rolle. Bei Heinkel wurden zwei Baulose der Zivilen Ausführung gebaut: Das erste Los, auch V2 (manche Quellen nennen hier auch V4) genannt, stellte die Variante He-111C dar, von der 12 Maschinen gebaut wurden. Diese wurde mit den zu schwachen BMW VI 6,0 Z Motoren ausgerüstet. Vom zweiten Los, ausgerüstet mit den verbesserten DB 601 A-1 Motor, (in einigen Quellen auch V4 oder He-111G genannt) entstanden nur noch wenige Einheiten. Einige der Flugzeuge wurden unter Einsatz der Lufthansa-Bemalung in der Aufklärungsgruppe Rohwel in Staaken verwendet. Diese Maschinen wurden mit Reihenkameras versehen, und führten unter dem Vorwand von Vermessungsflügen, Langstrecken-Aufklärungsflüge über England, Frankreich und der Sowietunion. Das Modell stellt die D-AQYF „Leipzig“ W.Nr.001829 dar, eine Maschine der Lufhansa, aus dem ersten Bauslos. Roden deklariert die Maschine aus Ausführung „C“, was zu dem historischen Flugzeug auch wirklich passt. Leider ist der Bausatz dazu nicht passend. Laut Quellen hatte die Version „C“ Tragflächen, die mit Stoff bespannt waren und gerundete Enden hatten – im Bausatz sind ganz klar Blechstöße, Nieten und Befestigungslaschen, (d.h. ein Metallflügel) mit graden Enden erkennbar, welche bei einigen späteren Einheiten zum Einsatz kam. Da einige der früheren Maschinen später auf Metallflügel umgebaut wurden – und ich zum Verbleib der D-AQYF nichts Genaues herausfinden konnte - verbleibt mir nur davon auszugehen, daß diese Maschine eben nachträglich umgerüstet wurde. Eine weitere Abweichung ist auch die Pilotenkabine: vorliegende Quellen zeigen deutlich, dass das Dach aus Metall und nicht wie im Bausatz verglast war. Dies läßt sich im Modell jedoch leicht beheben. Aufbau Der Bausatz wurde ursprünglich von der Firma Toko mit einer Reihe weiterer früher Varianten der He-111 entwickelt. Toko wurde von Roden übernommen, und so erschienen diese Modelle unter dem neuen Label. Deshalb ist die Qualität und Konzeption etwas anders, als was man von Roden sonst kennt. Die zweiteilige Box kommt mit 3 Spritzlingen in weichem beigen Kunststoff, dazu ein Spritzling in Grau, der sehr grob erscheint, und schließlich ein Ast mit Klarischtteilen. Der Bau beginnt mit dem Aufbau der Sitze, mit den Armlehnen. Die Sessel werden auf die einzelnen Bodensegmente installiert. Zu beachten ist, daß bei Montage der Armlehnen auf beiden Seiten der Rumpf nicht mehr verschlossen werden kann. Ich habe da auf die äußeren Lehnen verzichtet. Alternativ könnten man die sitze etwas enger rücken, und müßte aber trotzdem die Rumpfwände von Innen ausdünnen. Ich habe auf die hinterste Sektion mit dem Waschbecken verzichtet, da diese nicht einsehbar ist (kein Fenster in diesem Bereich). Die Sitze selbst haben Sicherheitsgurte aus Klebeband erhalten. Die Trennwände passen nicht in die vorgesehenen Rumpfsektionen, und müssen umfangreich nachgeschliffen werden. Ein gewisses Problem stellen die Kabinenfester dar: die vorgesehenen Klarsichtteile sind Flach und nicht bündig, d.h. hinterlassen einen deutlichen Spalt um das Fenster herum. Ich habe auf diese Teile verzichtet, und statt dessen Stücke einer alten CD-Hülle in die vergrößert freigearbeiteten Fensteröffnungen eingeklebt. Nach dem Aushärten des Sekundenklebers habe ich die hervorstehenden Kanten bündig an den Rumpf geschliffen und poliert. Sie haben nun zwar einen gewissen Linseneffekt, aber bei den kleinen Fenstern fällt es meiner Ansicht nach nicht stark auf. Die nun angefügten vorderen Rumpfstücke passen nur schlecht zueinander und müssen mir reichlich Spachtel angepaßt werden. Wie üblich bei solchen Modellen gehen wieder die tollen Oberflächendetails flöten. Bei der Montage der Flügel zeigen sich die Mankos der Passform noch stärker: beim Einbringen der Fahrwerkschächte in die Flügel entstehen Spalte von bis zu einem Zentimeter. Da hilft nicht mal schleifen: Seitenschneider und Micro-Säge waren das nötigste Werkzeug. Die Motorgondeln sind in viele Einzelteile aufgeteilt, wohl um später andere Versionen daszustellen. Leider ist der Aufbau dadurch sehr umständlich, was durch fehlende Stife nicht unbedingt vereinfacht wird. Ich habe die Teile Stück für Stück zuerst zum Vorderteil der Gondel montiert, dann die Ablaufkante hinzugefügt. Bei Anbau an die Flügel ist zu beachten, daß die Ausrichtung sehr sorgfältig eingehalten wird. Schlußendlich wird das Ganze mit reichlich Spachtel in Form gebracht. Immerhin gibt es auf dem Teilen keine Details, so daß diese zumindest nicht verloren gehen können. Die Fuge zwischen Rumpf und Flügel ist natürlich reichlich groß. Da ich beim Verspachteln auch die erhabene Form der überlappenden Verkleidungsbleche verlieren würde, und diese nachträglich schwer nachzubilden sind, entschied ich mich für einen anderen Weg. Ich habe aus Klebeband grob die Form der Rumpf-Flügel-Verkleidung abgenommen, und diese aus Zinnfolie ausgeschnitten. Diese läßt sich gut an den Rumpf anpassen und verkleben. Ich habe die Auspuffrohre ausgebohrt, und angebracht. Die Form der Gondeln trifft anschließend betrachtet nicht ganz die Vorlage: oberhalb der Auspuffports müßte noch viel mehr Spachtel dran... na ja. An der Stelle war es Zeit das Fahrwerk anzubringen. Die Langen, filigranen Bauteile mußten zum Teil mit Draht ersetzt werden. Um den Eindruck abzurunden habe ich aus dünnem Draht Bremsleitungen hinzugefügt. AnstrichDanach wurde wie üblich der Rumpf ge-“Surfacert“ und im Anschluß daran die letzten sichtbaren Unebenheiten entfernt. Die Primer-Schicht erlaubt gut Kratzer und Oberflächendefekte herauszuschleifen. Zu dieser Zeit habe ich alle Blechstöße nachgezogen, und sorgfältig die Nieten nachgezeichnet. Dies läßt sich an gekrümmten Oberflächen sehr gut mit den Zähnen der Micro-Säge abbilden. Als Vorbereitung für das metallene Alclad habe ich die schwarze Alclad- Grundierung benutzt, welche eine glänzende Oberfläche erzeugt. Danach kam die erste Sprühschicht mit Alclad 2 „Aluminum“. Einige Panels wurden mit Alclad hervorgehoben. Um das zu erreichen, habe ich tropfenweise die schwarze Grundierung zum silbernen Alclad zugemischt. So liessen sich verschiedene Abstufungen im Farbton der Metalloberfläche erzielen. Wie bekannt, kommen die Fehler bei einer Metalloberfläche erst nach dem Alclad heraus. Um die Oberfläche halbwegs akzeptabel hinzubekommen brauchte es ca. zwölf Runden „Schleifen- Polieren- Nachsprühen“. Zu beachten ist auch, daß beim unvorsichtigen Schleifen die Grundierung mit ganzer Flocken abgehen kann. Um das zu verhindern ist sehr vorsichtig, nass, mit frischen Schleifpapieren verschiedener Körnung zu arbeiten. Die schwarzen Bereiche der Nase und der Motorgoldeln wurden mit Tamiya Tape abgeklebt, welches zuerst grob in Form vorgeschnitten wurde. Dann in viertel geteilt und angepaßt. Die Heckflosse wurde zunächst mit einem weißen Bereich versehen, der mit einem Rondell abgeklebt wurde, danach wurde der breite Rote streifen angebracht. FinishIm Bausatz stehen zwei verschiedene Propellerspinner zur Verfügung. Auf Bildern früher Baumuster sieht man die geschlossene Variante, welche wohl mit dem BMW zum Einsatz kommt (So auch auf dem einzigen mir vorliegenden Bild der D-AQYF). Für diese habe ich mich dann auch entschieden. Da Anbringen der Abziehbilder brachte gewisse Probleme mit sich, da diese sich nicht setzten wollten. Wie bei einigen Ost-Europäischen Abietern in der letzten Zeit üblich, sind die Abziehbilder gegen alle gängigen Weichmacher immun. Da ich aufgrund der großen Flächen reichlich Wasser zum auftragen benötigte, hat sich der Kleber zum Teil ausgewaschen, so daß einige Stellen zu Silbern anfingen. Dieses Problem im Zusammenhang mit dem störrischen Trägerfilm ließ nur eine Option offen: Nitro-Lösungsmittel. Mit viel Feingefühl konnte ich hier das Silbern zufriedenstellend beseitigen, und die Abzeihbilder in die Blechstöße versenken. Einige stellen mußten dann jedoch doch nachlackiert werden. Alterung des Modells erfolgte wie gewohnt mit Künstler-Ölfarben verdünnt in Terpentin. Auf eine Versiegelung der Alclad-Schicht mit Future wurde verzichtet., da das reguläre Alclad Aluminum (nicht Typ polished Aluminum!) Terpentin verträgt. Rauchspuren kamen mit „Tamiya smoke“.Letzte Versiegelung erfolgte vorsichtig in ausgewählten Bereichen mit dem hervorragenden Xtracolor Mattlack Als Finisch kamen eine Antenne, Staurohr und selbst gegossene Positionslichter dazu. Alles in Allem viel Arbeit, für ein recht schlichtes Modell. Trotz aller Abstriche zeigt es jedoch sehr wohl die ursprüngliche Eleganz des Originals, welche meiner Ansicht nach bei der viel berühmteren Bombervariante zum großen Teil abhanden gekommen ist. Jaroslaw Kierat, Publiziert am 10. Oktober 2009 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |