Grumman F6F-5N HellcatVMF(N)-541 Flying Nightmares - Nachtjägervon Jaroslaw Kierat (1:48 Eduard)Historischer HintergrundDie Hellcat wurde von Grumman als seine Weiterführung der alternden F4F Wildcat entwickelt. Die Wildcat ist zwar ursprünglich mit den Anforderungen des Konflikts im Pazifik zurecht gekommen, die US-Navy benötigte jedoch dringend einen neuen Jäger, um der japanischen Zero die Luftüberlegenheit wieder abzuringen. Die Chance Vought Corsair war zwar ursprünglich als Nachfolger der Wildcat vorgesehen, aufgrund von technischen Problemen, besonders der Trägereinführung der Corsair, entschied Grumman ein Folgemuster der Wildcat selbst nachzulegen – und so kam die Hellcat zustande. Angetrieben mit einem aufgeladenen R-2800 Double Wasp, verbesserter Bewaffnung, Panzerung, Fahrwerk, und insgesamt einer deutlich größeren Auslegung, erwies sich die Hellcat endgültig als ein großer Erfolg. Die neuen Maschinen erreichten die Navy und Marines Einheiten früh im Jahr 1943 und wurden von großen Flugzeugträgern und landbasierten Start- und Landebahnen aus eingesetzt. Hellcats wurden in zwei Varianten – der F3 und F5 - ausgeliefert, welche sich hauptsächlich durch das Entfernen des Fensters hinter dem Cockpit unterschieden. Die Hellcat flogen Tag- und Nachteinsätze, die letzteren mit flügelmontierten AN/APS-4 Radargeräten. Die Nachteinsätze wurden mehr und mehr notwendig, seit die US-Einheiten Luftüberlegenheit gewannen, und die Japaner sich zunehmend auf nächtliche Operationen verlagerten. Letztendlich erreichten die Hellcats ein sagenhaftes Abschuss-zu-Verlust Verhältnis von 19-zu-1. Das Modell zeigt einen F6F-5N Nachtjäger, der VMF(N)-541 Marine Corps Einheit, der im Mai 1945 auf Falalop Island, Ulithi Atoll stationiert war (etwa 1500km östlich der Philippinen, heutzutage besser bekannt als das Taucherparadies Yap). Der BausatzDer Bausatz ist Eduards ProfiPACK. Es ist eine große Box, voll mit Plastik: sechs große Polystyrol-Gussäste, ein Transparenter, zwei PE-Bleche, fünf Resin-Gussblöcke, Masken und ein Satz exzellenter Abziehbilder. Das ist alles was man braucht (oder zumindest fast). Es sind zwei Rumpfformen enthalten, da eine Variante (die mit den Pin-ups) immer noch das typ-3 Cockpitfenster aufweist. Die Resinteile erlauben die Detaillierung der Haupträder und des Radars. Die Auspuffrohre, Antennen und MG-Rohre sind unbrauchbar. Es gibt im Web reichlich Berichte bezüglich der Passgenauigkeit der verfügbaren Hellcat-Bausätze – ich hatte lediglich etwas an der Motorhaube auszusetzen. Ich habe diese mit der „verbesserten“ Ausführung von Quickboost ersetzt. Nach Auswertung der Bilder sieht die Quickboost jedoch etwas zu weit offen aus, während Eduards Vorschlag etwas zu verschlossen erscheint. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen. Die dünnen Wände, wie auch die offenen Kühlklappen, haben mich letztendlich zur Verwendung des Quickboost-Teils bewegt.
Die Qualität des Bausatzes ist hervorragend: Die Oberflächen sind glatt, die Panellinien scharf, die transparenten Teile sind schlierenfrei. Der Abguss hatte für meinen Geschmack jedoch zu viel Formversatz. Der sorgfältige Entwurf des Bausatzes mit vielen Positionierstiften, -laschen und vordefinierten Kontaktflächen macht den Bausatz gut zugänglich für Anfänger, jedoch verkompliziert es den Bau beträchtlich, wenn man etwas abweichend von den Vorgaben machen möchte (mehr dazu später). Aber was mich wirklich zum Bau des Modells bewegt hat, war das coole Pin-up… :-) MontageDer Bau fing praktisch als Selbstläufer an: Das Cockpit war an einem Wochenende fertig, der Rumpf wurde (nach etwas Nacharbeit innen) verschlossen, die Flügel drangebastelt… ich wollte die Steuerflächen ausgelenkt haben, also habe ich die Montagelaschen entfernt, und die Vorderkanten der Querruder rundgeschliffen. Dann hat mich irgendwas gebissen, die Landeklappen im ausgefahrenen Zustand darzustellen: alles locker bis zum ersten Reality-Check: die Klappen waren Fowler-Art. Ich habe im Web ein Video gefunden, das sehr schön zeigt, wie die Klappen entlang der Profilsehne bis zum Ende des festen Tragflächenteils herausfahren, und dann erst nach unten gekippt werden.
Ich habe die Klappen herausgebrochen, aber da hat sich Eduard bemerkbar gemacht: die Tragflächen waren nicht für die Fowler-Klappen vorgesehen: ihre Rückseite war hohl, und sie mussten verschlossen werden. Ich habe dazu Spachtelmasse verwendet. Da sich dieser Bereich schlecht verschleifen lässt, habe ich ihn aus Folie angefertigt. Die Klappen selbst mussten aufgefüllt und profiliert werden, da Eduard hier Aussparungen für die Tragfläche vorgesehen hat. Zudem musste ein dreieckiges Stück, das am Flügel fest ist, aus einem Klappenstück herausgesägt werden und an der Tragflächenoberseite angebracht werden. Ich habe dabei zur Verstärkung ein Stück Metallblech verwendet. Eine weitere Überraschung waren die Fahrwerksschächte: da ein großer englischer Versandhändler meine Lieferung für Quickboost-Zurüstteile versemmelt hat, beschloss ich, das Modell an der Stelle ohne Änderung zu bauen. Leider ist der Bausatz so weit weg vom Original, dass ich das nicht auf sich belassen konnte. Ich habe beschlossen, die Schächte später am fertigen Flügel am Rumpf zu verbessern, was sich leider nicht als eine all zu gute Idee erwies. Im ersten Schritt hatte ich vor, nur leichte Hinterschnitte an den Schachtseiten anzubringen, das sah aber nicht annehmbar aus. Letztendlich war es dann die Zahnarzt-Fräse, ein Haufen Späne und alles neu gebaut: die Schachtwände habe ich aus Metallfolie, die Rippen aus Plastikfolie, die Struktur aus gezogenen Ästen gemacht. Nach vier Wochen und viel Fluchen sahen die Fahrwerksschächte endlich annehmbar aus.
Der im Bausatz beiliegende Motor ist recht gut und braucht fast keine Verbesserung. In Verbindung mit den offenen Kühlklappen der Quickboost -Motorhaube ist jedoch etwas Mehrarbeit gefordert: die Bausatz-Auspuffrohre sehen leider eher mickrig aus und würden in den gähnenden Kühlöffnungen lächerlich aussehen. Zudem sieht das Licht, das zwischen den Zylindern durchscheinen würde, sehr spielzeughaft aus. Aus dem Grund habe ich eine komplette 18-in-10 Auspuffanlage aus Zinndraht hinzugefügt, welcher an den Enden angebohrt wurde. Der Motor sah danach aus wie Medusas Kopf, bietet jedoch dem ansonsten recht uniformen Modell etwas für den zweiten Blick. Das Heckrad wurde etwas verfeinert, aber sonst verlief der Bau sehr einfach. AnstrichDa das Original in einer eher monotonen Art angestrichen war, war die Herausforderung, am Modell etwas Struktur herauszubringen, um das einheitliche Navy-Blau interessanter zu machen. Die Grundierschicht war wie üblich Mr. Surfacer, mit vorsichtigem Anschleifen hinterher. Ich wollte keinen Silberstift verwenden, um die Farbabplatzungen darzustellen, also sprühte ich Alclad 2 an strategischen Stellen, wo die Absplitterungen auftreten würden. Die Frage war dann, wie man die Folgeschichten an der Anhaftung hindern sollte. Die verwendeten Gunze-Acrylfarben halten bombenfest, es war also eine Trennschicht notwendig. Ursprünglich dachte ich an Salz. Da ich mit der Technik jedoch nie zurande gekommen bin, habe ich mir was anderes ausgedacht: Waschpulver. Es hat unterschiedliche Körnung und hält ausreichend gut auf der (zuvor per Airbrush mit Wasser benetzten) Oberfläche, so dass weiteres Sprühen möglich ist. Das Pre-Shading wurde so ausgeführt, dass die Felder nur auf einer Seite der Panellinie abgeklebt wurden, um somit einen Tiefeneffekt zu erzeugen. Die dunkelblaue (Gunze H54) Farbschicht wurde nur ganz dünn aufgetragen, danach kam eine Schicht Future zu Versiegelung.
Danach war es an der Zeit, das Waschmittel abzuwaschen. Wie es sich herausstellte, funktionierte es nur zu gut. Die Absplitterungen waren dramatisch – viel zu stark für ein amerikanisches Flugzeug. Diese Methode würde sich jedoch gut eignen, die stark verwitterten Japanischen WK2 Flugzeuge dazustellen. Die Absplitterungen wurden also wieder zum Teil übermalt. Die Abziehbilder gingen gut drauf, sind für meinen Geschmack jedoch zu dick. Ich benutzte zwar eine Setzflüssigkeit, aber die Kanten waren weiterhin klar sichtbar. Das Modell wurde wie üblich mit Ölfarben gealtert, diesmal jedoch auch unter Verwendung hellerer Farbtöne. Oberdrauf kamen noch einige Pastellkreiden, danach wurde alles mit X-Tracolor Mattlack versiegelt. Diesen habe ich angeschliffen, um die Kanten der Abziehbilder anzugleichen, was sich jedoch als nicht vorteilhaft erwies. Aufgrund des gelblichen Farbstiches des X-tracolors hat sich die Farbe um die Abziehbilder zu sehr verändert. Das erforderte zusätzliches sehr sorgfältiges Schleifen um die Abziehbilder herum. Insgesamt wäre es besser gewesen, zunächst nur Future zum Angleichen der Abziehbilddicke zu verwenden, und erst anschließend mit Xtracolor zu versiegeln. Abschließende Feinarbeit:Wie üblich erhielt die Hellcat eine Propellerlagerung aus einer Kanüle, was eine gute Leichtgängigkeit des Rotors erlaubt. Die Antenne wurde aus Nylonfaden gemacht, da die Ausführung aus gezogenem Gussast bei meiner Buffalo einfach zu oft abgerissen ist. Als Pfosten der Antenne wurde eine gequetschten Kanüle verwendet.
Die Räder wurden besonders stark gealtert, da die Maschine auf einem Sanddiorama stehen sollte. Die Klappen wurden auf Scharnieren befestigt, die aus in U-Form gebogenen Stücken Gitarrendraht angefertigt wurden. Ein besonders auffälliges Merkmal der Maschinen waren die klar sichtbaren Abgasspuren auf der dunklen Lackierung. Ich habe diese zunächst in großzügigen Streifen mit Tamiya smoke aufgesprüht. Dann kam eine sehr feine weiße Innenkontur, das Innere wurde mit Tamiya „Buff“ herausgearbeitet.
Zum Abschluss verwendete ich Pastellkreiden, und Dry-Brush mit Ölfarben, um etwas mehr Struktur in dem Bereich der verbrannten Farbe zu erreichen. Die Versiegelung erfolgte mit Future, gemischt mit einem Drittel Tamiya flat base. DioramaUm die Zusammenstellung abzurunden, habe ich noch eine Pilotenfigur aus Tamiyas „Navy Pilots“ Packung hinzugefügt. Die Figur hat eine unglaubliche Qualität und ist eine Bereicherung für jedes Diorama. Als Kontrast kamen noch eine Krankenschwester (aus einem Preiser Sortiment) und ein Tamiya Geländewagen hinzu. Der Geländewagen war eine nette Ablenkung, hat sich wirklich leicht gebaut, und stellte ein dankbares Versuchsobjekt für Tamiyas Weathering Master Set dar. Die Basis habe ich aus einer Hartschaumstoffplatte gemacht, der Sand wurde per Weißleim geklebt. Ich benutzte ein Rad aus der Restebox, um Abdrücke im Sand abzubilden, solange der Kleber noch feucht war. Der Effekt ist echt gut, das Diorama könnte sogar noch mehr davon vertragen. Die Palmen sind ebenfalls von Preiser. Sie sind alte Technik, und etwas umständlich zu bauen. Die Anleitung empfiehlt hier eine stumpfe Verklebung der Astenden auf dem Stammende. Mir sagte dieses Konzept nicht zu, habe also alle Astenden aufgebohrt, ebenso das Ende des Stamms, und habe die Verbindung mit Hilfe von Drahtstiften bewerkstelligt. Das gibt dem ganzen die nötige Stabilität. Zum Schluss wurde die Mitte der Krone mit gefärbter Watte kaschiert. Das letzte Finish kam wiederum mit Hilfe der Tamiya Weathering Master.
ZusammenfassungDas war mein schnellster Bau überhaupt. Das komplette Diorama war in nur acht Wochen fertig, und wäre sogar noch schneller gegangen, wäre nicht dieser Reinfall mit den Radschächten und Landeklappen gewesen. Insgesamt war es ein recht angenehmes Projekt, und das Diorama bringt eine tropische Stimmung rüber – wo die Schwester den Piloten fragen würde, ob er die Nacht mit der anderen Dame verbringt – der mit den Flügeln… ;-) Jaroslaw Kierat, Publiziert am 23. August 2010 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |