Blohm & Voss Ha 139D-ASTA, Lufthansa (Restauration)von Alexander Schuch (1:72 Airmodel Products)Die Blohm & Voss Ha 139 wurde auf eine Ausschreibung der Lufthansa für ein hochsee- und katapultfähiges Transozean-Flugzeug hin entworfen, das 500 kg Fracht über eine Entfernung von 5.000 km bei 250 km/h transportieren können sollte. Die dritte Maschine war eine leicht abgewandelte Version der ersten beiden an die Lufthansa gelieferten "Nordwind" und "Nordmeer", und erhielt den Namen "Nordstern". Nachdem die Flugzeuge einige Zeit lang ihren zivilen Dienst auf diversen Transatlantikrouten verrichtet hatten, wurde die dritte Maschine nach Ausbruch des zweiten Weltkrieges mit einem verlängerten, gläsernen Bug sowie vergrößerten Höhenleitwerken ausgerüstet und als Aufklärer, später als Minenleger verwendet. Das Modell stammt aus einer Spende an den Museumsverein in Speyer, und befand sich in einem recht rudimentären Zustand. Ich habe mich bereit erklärt, das Modell zu restaurieren, und auf Bitten des Vorstands wurde aus der Militärversion die zivile "Nordstern" als Postflugzeug umgebaut. Hier nur zwei weitere Beispielbilder, die den erbärmlichen Zustand des Modells vor der Restauration anschaulich machen. Man kann deutlich erkennen, dass das Modell schon mehrere "Verbesserungsversuche" hinter sich hat. Die "Schlachtgeräte"!! Man kann getrost etwas grob an die Sache gehen, das Material verträgt mehr, als man allgemein denkt. Messer und Säge für die Großteile, Zangen und Pinzette für die Feinteile- z.B. Propeller. Frisch auf an's Werk, die Zerlegung kann beginnen! Das ist, was übriggeblieben ist, als die Säge ihr Werk vollendet hat. Sowie die vorsichtig enfernten Kleinteile. Anschließend wurde die Farbe abgeschmirgelt. Um zu starken Materialschwund zu vermeiden, wurde die Farbe in den Vertiefungen belassen und nur geglättet. Das Klarsichtteil wurde mit verdünntem Azeton gereinigt. Verdünnt greift das Azeton das Material nicht an. Verdünnung etwa 1:3 mit Wasser. Vorher sollte man das aber besser an einem Restteil testen!! Detailansicht. Dann ging es an die Neugravur der Einzelteile. Gravur in Längsrichtung: das Nachgravieren des Modells in Längsrichtung mit Reißnadel und Messer. Der Winkel dient als Führung. Gravur radial: mit einer Kreisschablone aus dem Zeichenbedarf. Das Modell wird in den passenden Ausschnitt gesteckt und mit der Reißnadel (Messer geht auch) rundherum eingeritzt. Schnell und sauber. Zur Stabilisierung der Motorgondeln werden die Öffnungen verplattet, als Unterlage für die Propeller, die darauf festgeklebt werden. Das Cockpit: die Inneneinrichtung stammt aus der Grabbelkiste. Die Amaturen sind mit einem Silberstift aufgemalt. Auf Vereinsbitten sollte die Maschine ja als Zivilist, nämlich als "Nordstern" weiter- bzw. umgebaut werden. Dazu wurde die Marinefliegernase abgesägt, dann der Bug einer "Dakota" als Grundform aufgeklebt und überspachelt. Hier ist sie bereits verschliffen. Man beachte auch die neue Schiebeluke auf dem Rumpfrücken. Die Originale von Seiten- und Höhenruder waren leider unbrauchbar. Also wurde die gesamte Gruppe aus Massivsheet nachgearbeitet. Die Originale dienten als Vorlage. Die Neuteile wurden in Form geschabt, gefeilt und geschmirgelt. Vor dem Lackieren: man sieht die großflächigen Verspachtelungen nach dem Verschleifen. Der Spachtelauftrag war sogar noch erheblich umfangreicher und wurde stundenlang über- bzw. heruntergeschliffen. Die Ringantenne ist eine Lampe aus dem Modellbahnzubehör. Die Laterne wurde aus dem Ring herausgeschnitten. Verwendet wurde Autospachtel aus der Tube, der sehr fein ist. Die Bullaugen im Rumpf wurden ganz zum Schluß mit eingedicktem Klarlack verschlossen. Der Lack wurde eingetropft und trocknete klar aus. Man beachte die Neugravur.
Mit der frischen Grundierung schaut sie gleich viel eleganter aus. Decalherstellung: Letraset auf Decalfolie. Die Großbuchstaben wurden konturengenau ausgeschnitten, kleine Kennungen am Stück belassen. Nach der Lackierung: Hauptfarbe ist "Aircraftgrey" von Gunze, darüber dann 2 Schichten Glanzlack, da der Spachtel gut saugt und bei zuwenig Auftrag an diesen Stellen rauh bleibt. Der Hochglanz ist nötig, um die Ränder der Decals verschwinden zu lassen, außer man tut sich die Qual an, alles genau auszuschneiden. Das Modell steht auf den Letrasetbögen, die zur Herstellung der neuen Beschriftung verwendet wurden. Um das "Aufsilbern" von Decals zu vermeiden - also dass die Glanzfolie in den Decalzwischenräumen auf der Farbe sichtbar bleibt - werden die Abziehbilder in den feuchten Glanzlack, der kurz vorher mit Pinsel oder Airbrush aufgetragen wurde, direkt eingelegt. Auch im Lack kann man sie noch verschieben. Als Glanzlack verwende ich Bodenglänzer (z.B. Erdal oder Future aus den USA). Denn was trittfest ist, ist auch griffest! Außerdem glänzt dieses Material heftig. Future hat den Vorteil, dass es reiner Acryllack ist, im Gegensatz zu Erdal. Leider bekommt man es in Deutschland fast nicht (im Prinzip nur in den PX-Läden der amerikanischen Streitkräfte). Erdal dagegen riecht gut und beides kann direkt aus dem Behälter verarbeitet werden. Beide sind gut für Airbrush geeignet. Das Modell hat letztendlich 6 (!!) Lackschichten. Grundierung, Hauptfarbe, 2 x Glanzlack, 1 x Glanzlack zur Versieglung der Decals und der Endmattüberzug. Die Verspannung ist aus einem gezogenen Gussast gemacht. Nach dem Aufkleben (mit Superkleber) mittels Wärmezufuhr (12 V Lötkolben) gespannt. Alexander Schuch Publiziert am 13. Juni 2006 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |