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Saab JAS 39 Gripen

Der erste Prototyp

von Max Lorenz (1:72 Revell)

Zum Vorbild

Im Juni 1982 erteilte die schwedische Regierung den Auftrag für die Entwicklung von insgesamt fünf Prototypen der JAS 39, um die Saab 35 und 37 in der eigenen Luftwaffe zu ersetzen.

Am 9.12.1988 startete der erste Prototyp mit Stig Holmström zum 51 Minuten dauernden Erstflug, ca. ein Jahr später als geplant. Ursache waren Probleme mit dem amerikanischen Fly-by-Wire Flugsteuerungssystem. Während des Testprogramms kamen Bedenken hinsichtlich der Avionik des Flugzeugs auf, insbesondere des Fly-by-Wire-Systems.

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Am 2. Februar 1989 führte dieses Problem dann beim sechsten Testflug zum Absturz des ersten und bisher einzigen Prototyps bei der Landung in Linköping. Das Flugzeug geriet kurz vorm Aufsetzen in Schwingungen, überschlug sich mehrmals auf der Landebahn und fing Feuer. Testpilot Lars Rådeström, der seinen ersten Flug auf der Gripen absolvierte, überlebte das Unglück und kam wie durch ein Wunder nur mit einem gebrochenen Ellenbogen davon. Als Ursache wurde eine vom Piloten verursachte Schwingung identifiziert, die durch Probleme mit der Pitch-Control-Routine des Flugsteuerungssystems verursacht wurde. Als Reaktion auf den Absturz führten Saab und die US-Firma Calspan Softwaremodifikationen an den darauf folgenden Flugzeugen ein.

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In Folge des Absturzes wurde im Verteidigungsministerium auch ernsthaft darüber diskutiert, die weitere Entwicklung abzubrechen und stattdessen amerikanische F-16 oder F-18 zu bestellen. Da aber auch die älteren Flugzeuge ersetzt werden mussten, ging man zu Beginn von einem Bedarf von 300 Flugzeugen aus (letztendlich wurden 204 geliefert, davon aber nur 98 im Einsatz, der Rest wurde verkauft oder verschrottet). Man kam aber zu dem Schluss, dass die Fortsetzung der Entwicklung günstiger ist wie der Kauf amerikanischer Flugzeuge.

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Die Gripen sollte sich auf dem internationalen Markt als kostengünstiges Flugzeug etablieren. Die Liste der gescheiterten Verkäufe ist aber bei weitem länger als die der Käufer. Neben Schweden fliegt die Gripen in nur fünf weiteren Ländern.

Aktuell wird versucht, die modernere Grippen E zu vermarkten, unterliegt in den Auswahlverfahren aber meist der F-35, obwohl die Flugstunden hier mit 26.000 $ (F-35A) bei weitem höher liegen als bei der JAS-39C (5.800 $). Das ist aber natürlich nicht das einzige Kriterium.

Quellen: 

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Der Bau

Eines möchte ich gleich zu Beginn klar stellen: Wie schon eingangs erwähnt, sehe ich den Bausatz (Link zur Vorstellung auf MV) als etwas „besonderes“, eher experimentelles und ist daher als vorbildgetreues Modell nicht ganz ernst zu nehmen. Daher wurde er auch so wie er ist gebaut. Wer eine halbwegs akkurate Gripen bauen möchte, hat mit den neuen Formen von Revell (2014) und Italeri (2000) wesentlich bessere Möglichkeiten und sollte diese dafür auch nutzen!

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Wie fast immer üblich startet man mit dem Cockpit. Der Schleudersitz erinnert mit seiner extremen Wellenstruktur eher an einen Massagesessel, ansonsten gibt es nur eine sehr einfach gestaltete Wanne, Steuerknüppel und die vordere Instrumentenkonsole mit angedeuteten riesigen Anzeigen. Für letzteres gibt es aber auch ein Decal.

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Das aus 4 Teilen bestehende und mit den notwendigsten Details versehene Triebwerk soll in die untere Rumpfhälfte eingeklebt werden. Hier verschwindet es im weiteren Verlauf auch und ist nicht mehr sichtbar. Eine Lösung wie bei der alten F-16 von Revell wäre hier wünschenswert gewesen, allerdings liegt eben nur eine Schubdüse bei, so dass das Triebwerk später nicht wie bei der F-16 neben dem Flugzeug gezeigt werden kann.

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Auch das gut gemeinte Radar in der Nase verschwindet später in der Flugzeugzelle, nachdem die Rumpfhälften zusammengefügt wurden. Hier ist zwar vorgesehen, die Nase nicht anzukleben, ich kann mir aber nicht vorstellen, wie diese dann am Rumpf halten soll. Auch das Radom passt nicht so richtig an die Halterung. Schlussendlich war es für mich einfacher, das Radar wegzulassen. Dafür wurde der Platz mit 5g Gewicht aufgefüllt. Einen Hinweis dazu gibt es zwar nicht in der Bauanleitung, durch die eingebaute Triebwerksnachbildung am Heck wäre mir kein Gewicht aber etwas zu unsicher gewesen. Die Gripen soll ja später gerade stehen dürfen.

Ebenfalls weggelassen wurden die angedeuteten Gitter in den Lufteinläufen. So geht der Blick immerhin noch etwas weiter in diese hinein.

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Was die Passgenauigkeit angeht, gibt es bisher auch nichts auszusetzen. Auch die Rumpfhälften haben fast haargenau aufeinander gepasst (hier fallen allerdings die viel zu groß geratenen Antennen auf). Das änderte sich etwas mit der Montage der Flügel an den Rumpf. Hier gab es oben und unten deutliche Spalten die gespachtelt werden müssen.

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So langsam nähert man sich dann auch schon dem Ende vom Bau. Das Fahrwerk wurde zwar erst nach dem Lackieren montiert, aber die zusammengebauten Einzelteile wirken jetzt schon mehr als stabil! Diese sehen auf den ersten Blick aus wie Fahrwerksteile eines Bombers bzw. wirken wie Maßstab 1:48. Optisch passen sie also nicht zur eigentlich filigranen Gripen, gerade im Vergleich zum neueren Bausatz. Demzufolge wirkt der Jet im zusammengebauten Zustand eher wie ein gut gemachtes Fertigmodell für Kinder zum Spielen. Genau dieser Eindruck hatte ich bisher auch beim Bau.

Die richtige Ausrichtung des Hauptfahrwerks ist auch noch so eine Sache. Quadratische Passhilfen sind zwar vorhanden, das Fahrwerksbein lässt sich darin aber deutlich nach oben und unten bewegen. Ich habe das Beste draus gemacht, eine leichte Schräglage ist trotzdem am fertigen Modell erkennbar.

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Lackierung und Decals

Die Gravuren am Bausatz sind wie gesagt sehr tief und müssen eigentlich nicht weiter betont werden. Ich habe trotzdem (für mich zum ersten Mal) versucht, die Schatten am lackierten Modell etwas hervorzuheben. Mit einem schwarzen Stift aus dem Künstlerbedarf hab ich die Gravuren eingefärbt und anschließend alles mit Airbrush lackiert. Aufgrund der eigentlich einfarbigen Lackierung habe ich diesmal auf eine Grundierung verzichtet. Als Farbangabe gibt Revell grau 374 und weiß 301 im Verhältnis 60:40 an. Lackiert habe ich letztendlich mit Schattengrau 127 von Humbrol, um mir das Mischen zu ersparen.

Was die genaue Farbe der Antennen angeht, stößt man bei Recherche auf unterschiedliche Farben. Den ersten Prototypen gab es nicht lange, demzufolge gibt es auch kaum Bilder. Bei den anderen Prototypen gibt es unterschiedliche Farben bei den Antennen, anscheinend wurden diese je Flugzeug auch mehrmals gewechselt. Zwischen grau, weiß und schwarz ist hier alles dabei. Entschieden habe ich mich am Ende für eine weiße Spitze am Seitenruder, die restlichen Antennen am Rumpf wurden schwarz lackiert.

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Von den zuvor dunkel gefärbten Gravuren ist jetzt zwar nicht mehr viel zu sehen, ein Versuch war es aber wert. Was auf den Bildern zu sehen ist, sind einfach nur die Schatten der tiefen Panellinien.

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Um die Cockpitverglasung vor Farbe zu schützen, habe ich diese mit der Liquid Mask von Green Stuff World bestrichen. Für mich eher eine negative Erfahrung, da beim späteren Entfernen die getrocknete Maske extrem gummiartig ist, sich daher nur sehr schlecht lösen lässt und die Ränder kaum abzulösen sind. Das wasserlösliche Pendant von Micro Scale macht hier einen besseren Eindruck.

Die über 30 Jahre alten Decals ließen sich ohne Probleme verarbeiten und neigten nicht zum reißen. Nur der Kleber ist stellenweise etwas vergilbt. Die Reste sollten daher so gut es geht entfernt werden. Mit starken Weichmacher (Mark Fit Super Strong) legten sie sich auch gut in die Gravuren.

Zwei Sachen sind aber auch hier aufgefallen: Die Kokarden am Flügel sind etwas zu groß und die FARA-Markierung an den Lufteinläufen ist einfach nur falsch wiedergegeben. Der blaue Hintergrund ist fehl am Platz, diesen gab es nie! Da er auch anscheinend auf gelben Untergrund gedruckt wurde, gibt es einen Gelbstich im Blau und unterscheidet sich damit deutlich vom restlichen Blau der Decals. Die allgemeine Form passt auch nicht wirklich und am Ende sieht es leider irgendwie falsch aus.

Versiegelt wurde zum Schluss alles mit matten Klarlack, so dass nach knapp 19h Bauzeit der Gripen-Prototyp fertig in der Vitrine stand.

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Fazit:

Insgesamt ein Bausatz, welcher recht einfach und schnell zu bauen ist und daher gerade (junge) Anfänger vor keine großen Herausforderungen stellt. Denen wird es auch egal sein, ob das Fahrwerk viel zu groß ist und die Gavuren nicht stimmig sind. Hauptsache man sieht ein paar schöne Gravuren, dass verleiht dem Modell etwas Leben. Nur schade, dass es diesen Bausatz eben nicht mehr im Handel gibt.

Natürlich sieht ein Profi das Modell mit ganz anderen Augen. Dem wird wahrscheinlich auch schon vor über 30 Jahren aufgefallen sein, dass größentechnisch einiges fragwürdig ist.

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Ich persönlich finde, dass man aber auch als weiter fortgeschrittener Modellbauer durchaus Erfahrungen mit solchen Bausätzen machen darf, aber das natürlich bewusst. Niemand sollte die Katze im Sack kaufen. Meiner Meinung nach sollte Revell auch mehr Rücksicht darauf nehmen, wie einfach Bausätze zusammenzubauen sind (das geht eben nur durch zu sammelnde Erfahrung) und nicht nur stur nach Teileanzahl, um das „Skill-Level“ anzugeben. Oft gibt es dann Bausätze, die mit niedrigem Skill angeboten werden, aber eine schlechte Passgenauigkeit haben. Da hat dann ein Einsteiger auch keine Lust mehr weiter zu machen. Wenn Modelle wie die Gripen dementsprechend auch deutlich als Anfängerbausätze ausgezeichnet werden (z.B. andere Verpackung, entsprechende Hinweise zur Bausatzform), hinterlässt man beim Nachwuchs schlussendlich auch ein Erfolgserlebnis.

Saab JAS 39 Gripen

Saab JAS 39 Gripen

Max Lorenz

Publiziert am 29. Februar 2024

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