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Tupolev Tu-134B-3

RA 65727, Kosmos

von Max Lorenz (1:144 Zvezda)

Tupolev Tu-134B-3

Zum Vorbild

Nachdem Nikita Chruschtschow 1960 in Frankreich die Caravelle (das erste Passagierflugzeug mit Triebwerken am Heck) sah, gab er den Auftrag, dass auch in der Sowjetunion ein solches Flugzeug entwickelt werden sollte. Ergebnis war die mit Solowjow D-30 Triebwerken und Bremsfallschirm ausgerüstete Tu-134, welche 1966 die ersten Flüge für die Aeroflot durchführte und 72 Passagieren platz bot. Die weitere Entwicklung führte neben diversen anderen Versionen über die:

  • Tu-134A: 76 Passagiere, um 2 Meter gestreckter Rumpf, D-30 II Triebwerke mit Umkehrschub, ohne Bremsfallschirm
  • Tu-134B: wie A, aber Platz für 80 Passagiere und Radarnase
  • Tu-134A-3: wie A, aber stärkere D-30 III Triebwerke (auch einige A-3 verfügten über eine Radarnase, bzw. wurde diese nachgerüstet. Auch einige Urversionen mit den älteren Triebwerken erhielten das neue Radar, als A-2 bezeichnet)
  • Tu-134B-3: wie B, aber mit modernen D-30 III Triebwerken

Tupolev Tu-134B-3

Das auffälligste Merkmal der B-3 war also die verschwundene gläserne „Bombernase“ für den Navigator, welche die eher schlechte Navigationstechnik der Sowjets widerspiegelte. In der jetzt typischen Flugzeugnase wurde das Wetterradar Groza-134 untergebracht, dafür verschwand die Ausbeulung für das Wetterradar am vorderen Rumpf.

Zum Schluss noch ein interessanter Fakt am Rande: Der Treibstoffverbrauch ist nach heutigen Maßstäben natürlich nicht mehr zeitgemäß und die Tu-134 wird als sehr „kerosinhungrig“ dargestellt. Zur damaligen Zeit war der Verbrauch im Vergleich zu westlichen Mustern aber ähnlich. Zudem muss man bedenken, dass solche Dinge damals absolut kein Thema waren. Bei den moderneren D-30 III Triebwerken lag der Verbrauch der Tu-134 im gesamten Flugverlauf bei 2,5 t/h. Ungefähr den gleichen Wert hatte auch die Caravelle bei ähnlicher Passagierzahl. Auch eine moderne 737-800 liegt bei diesem Wert, kann aber mehr als doppelt so viele Passagiere aufnehmen.

Tupolev Tu-134B-3

Bei der gebauten RA-65727 handelt es sich um eine im Juli 1983 gebaute Tu-134 UBL, also eine Trainingsversion mit langer Nase für angehende Tu-22M und TU-160-Bomberpiloten. So flog sie bis ins Jahr 2000 bei der russischen Luftwaffe (unter welcher taktischen Nummer ist aber nicht ganz klar) und wurde 2005 nach Minsk gebracht, wo sie ab 2006 zur B-3 mit VIP-Kabine für 48 Passagiere für die russische Airline Kosmos umgebaut wurde, die sie dann im Juli 2007 mit ihrer neuen Registrierung RA-65727 übernahm. Diese gehörte zuvor einer Tu-134A-3, welche 1987 außer Dienst gestellt wurde.

Tupolev Tu-134B-3

Im März 2010 erfolgte die Übergabe an die russische Charterairline RusJet. Der letzte Besitzerwechsel im aktiven Dienst geschah im Juli 2013 an die russische Center-South Airlines. Schon im Mai 2014 war dann die Endstation beim Flugzeugreparaturwerk 400 in Vnukowo, wo sie 2020 zerlegt wurde. Ein Teil ist aber immer noch erhalten: der Rumpf (ohne Flügel, Triebwerke und Leitwerke) mit kompletter Innenausstattung steht nach wie vor am Flughafen Moskau-Vnukowo (bei 55.602342, 37.252112) und wird für 150.000 Rubel je Tag für Flugbegleiterschulungen, Fotoshootings, Filmaufnahmen usw. vermietet. Ähnlich erging es auch ihrem silber/dunkelblau-metallic lackierten Schwesterflugzeug (RA-65747). Dies war auch eine umgebaute UBL, welche ebenfalls 2020 zerlegt wurde. Der Rumpf ist heute neben dem Olgino-Hotel südwestlich von Konakovo ausgestellt (bei 56.676816, 36.712581).

Quellen: https://russianplanes.net/reginfo/2525

             https://russianplanes.net/reginfo/6399

             https://rzjets.net/aircraft/?reg=641153

Tupolev Tu-134B-3

Der Bausatz...

…erschien 2012 bei Zvezda und ist neben der Il-86 (2006) und Tu-154M (2009) der dritte Sowjetairliner des Herstellers. Waren die Gravuren bei der Il-86 noch eher weniger filigran, sah es drei Jahre später bei der Tu-154M schon ganz anders aus. Auf gleichen Niveau ist auch der Bausatz der Tu-134. Neben den zweiteiligen Displayständer sind die 63 Bauteile auf zwei graue und einen klaren Gussrahmen verteilt. Es gibt sehr fein ausgeführte versenkte Gravuren, die Oberfläche der großen Bauteile ist allerdings etwas rau. Unsauber ausgeformte Teile gibt es nicht, nur an den Rädern und am Hauptfahrwerk sind Formtrennnähte zu sehen. Eine Innenausstattung gibt es nicht, dafür liegen die Kabinenfenster als Klarsichtteile bei. Das Material ist überdurchschnittlich weich, jedoch schön klar. Vor ca. 15 Jahren, als dieser weiche und biegsame Kunststoff bei Zvezda eingeführt wurde (dadurch war wohl eine dünnere Fertigung der Klarsichteile möglich), war das nicht ganz selbstverständlich. Hier waren die Bauteile oft milchig trüb.

Tupolev Tu-134B-3

Gebaut werden können jeweils eine A-3 und B-3 der Aeroflot. Wem das zu langweilig ist, kann auf einen sehr umfangreichen Zubehörmarkt zurückgreifen, welche eine große Auswahl an Abziehbildern für die verschiedensten Airlines bietet. So habe ich mich für Ascencio-Decals aus Russland entschieden, welche u.a. einen Bogen für die hellblau-silberne und dunkelblau-silberne Tu-134B-3 anbietet. Für einige Decals liegen noch weiße Grunddecals bei, da der Laserdruck etwas dunkler lackierte Flächen durchscheinen lassen würde. Auch Wartungsmarkierungen sind vorhanden, die aber nicht alle mit dem direkten Vorbild übereinstimmen. Beim Zvezda-Bogen fehlen diese übrigens komplett. Da ich die RA-65727 mit ihrer hellblau-silbernen Lackierung attraktiver fand, war für mich von Beginn an klar, dass diese Maschine dargestellt werden soll.

Tupolev Tu-134B-3

Der Bau...

...verlief erwartungsgemäß ohne größere Probleme. Da das Modell etwas hecklastig ist, sind in der Bauanleitung 5 Gramm Gegengewicht angegeben. Schon relativ viel, die Hälfte hat bei mir völlig ausgereicht. Da alles gut zusammenpasste, verging nicht viel Zeit, bis man bereits eine Tu-134 erkennen kann. An den typischen Stellen kommt man ums Spachteln aber nicht ganz herum: Bei den Triebwerkshälften gab es unsaubere Nahtstellen, sowie kleine Spalten beim Übergang Triebwerke-Rumpf und Flügel-Rumpf.

Etwas aufwändiger war dann schon die Montage der Radarnase an den Rumpf. Diese war minimal breiter, so dass es keinen glatten Übergang gab. Auch beim Klarsichtteil der Cockpitverglasung gab es unsaubere Übergänge. insgesamt ist das aber auch kein großes Drama. 

Tupolev Tu-134B-3

Lackierung und Decals

Irgendwann muss man sich dann mit der Lackierung befassen, die es in sich hat! Der Modellbauer steht dann besonders mit dem Blauton vor drei Problemen:

1. Bei dem Decal-Infoblatt sind keine Farbtöne angegeben, was besonders für den Blauton ein Problem ist. Man stellt schnell fest, dass alle verfügbaren hellen Blautöne eher ins Pastellfarbene gehen, bei „grober“ Betrachtung des Originals leuchtet es aber mehr.

2. Schaut man sich das Original näher an und vergleicht die Bilder, ist es kein normales Blau, sondern ein dezentes Metallicblau,was die Sache nicht vereinfacht. Je nach Lichteinstrahlung ist dieses mal heller oder mal dunkler.

3. Wäre das nicht schon genug, gibt es ja auch noch einen vorgegebenen Blauton auf dem Decalbogen. Dieser sieht auf den ersten Blick nicht genau so aus wie beim Original und ist auch nicht metallicfarben.

Nach wirklich langem hin- und herprobieren habe ich mich letztendlich für ein 1:1 Verhältnis von den Humbrolfarben Hellblau (47) und Metallicblau (52) entschieden. Dadurch wird auch der Metalliceffekt weitestgehend reduziert. Am Ende hätte dieser doch noch etwas stärker sein können, dann wird aber auch das Ergebnis wieder dunkler. Mit Weiß oder Silber entgegenzuwirken geht auch nicht, dann wird wieder alles zu pastellfarben. Der restliche Rumpf wurde mit Metalcote-Aluminium (27002), ebenfalls von Humbrol, lackiert. Für die Flügel habe ich Revellfarben verwendet: Hellgrau (371), Karminrot (36) für die Spitzen und Silber (90) für die Vorderkanten.

Tupolev Tu-134B-3

Auf eine Alterung verzichte ich normalerweise, wollte mich aber auch mal etwas mit Pastellkreide ausprobieren. Die RA-65727 sieht allgemein sehr sauber aus, daher wollte ich nur die Blechstöße an den Flügeln dezent hervorheben. Wahrscheinlich, weil ich die Flügel vorher nicht mit Klarlack versiegelt habe, hat sich die Pastellkreide etwas in die Farbe hineingesetzt. Obwohl eigentlich wasserlöslich, konnte sie hier nicht so einfach entfernt werden, auch nicht komplett mit Verdünner. Allgemein auf eine alte Tu-134 bezogen, sieht es aber letztendlich gar nicht so schlecht aus.

Tupolev Tu-134B-3

Damit die Decals für die halben Sterne am Rumpf später an der richtigen Stelle sitzen, habe ich mir diese kopiert, daraus Schablonen geschnitten, die Umrisse nachgezeichnet und beim Abkleben etwas vermittelt, um später noch etwas Spiel zu haben. Bei einer Breite von 2 mm bleibt da aber auch nicht viel übrig.

Tupolev Tu-134B-3

Erfahrungen mit den Ascencio-Decals hatte ich bereits. Diese sind auf einen durchgängigen Trägerfilm gedruckt und waren gegenüber Weichmacher eher störrisch. Daher habe ich mir von Tamiya „Mark Fit Super Strong“ zugelegt. Das Ergebnis war dann zumindest zufriedenstellend. Die weißen Grunddecals sind weicher, da reicht auch ein weniger starker Weichmacher. Am anspruchsvollsten waren die blauen Sterne am Seitenleitwerk in Kombination mit den regenbogenfarbenen. Letztere haben auch noch den weißen Stern als Grund. Das sind also drei Decals je Leitwerk, welche aufeinander abgestimmt werden mussten. Für diese sechs Bilder waren es allein schon zwei Stunden Arbeit, bis alles gepasst hat. Die Spitze des blauen Sterns zum Seitenruder musste auch neu angepasst werden, diese war irgendwie zu tief und es gab eine Lücke zum Regenbogenstern.

Tupolev Tu-134B-3

Außerdem ist beim Aufbringen der blauen (nicht metallischen) Sterne am Heck aufgefallen, dass sie aufgrund des Laserdrucks etwas durchscheinend sind. Am Ende entsteht also im Zusammenspiel mit dem aluminiumfarbenen Grund ein metallisches Blau, was im Vergleich etwas dunkler ist, als die Sterne noch auf ihrem Trägerpapier waren. Dieses Blau kommt dem des Originalflugzeugs auch sehr nahe! Nur hat man sich beim Mischen der Farbe eben u.a. auch auf das Blau des Sterns konzentriert, als dieser noch auf dem Bogen war. Das Ergebnis ist nun ein kleiner Farbunterschied am Modell. Ich muss allerdings zugeben, dass ich von vornherein nicht daran geglaubt habe, genau diese Sache perfekt hinzubekommen. Zum Schluss wurde der Rumpf noch mit glänzendem, die Flügel mit seidenmattem Klarlack versiegelt.

Tupolev Tu-134B-3

Letzte Feinheiten

Bei den Antennen und Positionslichtern bietet der Bausatz nur das Nötigste. So wurden noch zwei Antennen aus den Nummernblöcken vom Gussast hergestellt (dünn schleifen und zuschneiden). Die Positionslichter am Rumpf wurden mit gezogenem klaren Gussast dargestellt, für die Leuchten an den Flügelspitzen habe ich Crystal Clear von Microscale verwende.

Tupolev Tu-134B-3

Fazit

Nach rund 28 Stunden war auch dieses Modell dann endlich fertig. Ehrlich gesagt war ich dann auch recht froh darüber, da es wegen der Lackierung, den Decals und den damit verbundenen Schwierigkeiten nervlich zu den eher anstrengenderen Modellen gehörte. Der Zusammenbau an sich ging mit knapp zehn Stunden eher schnell, den Rest teilten sich die Lackierung mit den Decals gleich auf.

Zwischenzeitlich hatte ich auch überlegt, das Blau komplett mit dem Metallicblau von Humbrol zu lackieren. Dies erschien mir aber zu dunkel. Beim Probieren hat man aber auch gemerkt, dass die Farbe an sich wenig Deckkraft besitzt. Nachdem das Modell fertig war, kam mir der Gedanke, dass man die geringe Deckkraft auch ausnutzen könnte, in dem man die entsprechenden Stellen sozusagen silber grundiert. Dadurch erscheint das Blau dann nicht mehr so kräftig und könnte eher dem Original entsprechen und erst recht dem blauen Stern am Leitwerk. Was bleiben würde, ist aber die eher grobe Metallicdarstellung.

Als das Modell dann zwei Wochen in der Vitrine stand, fiel mir auf, dass sich ein nicht ganz unrelevanter Fehler eingeschlichen hat: zwei Wetterradare sind zwar gut, passen aber nicht ganz zum Original. Hundertprozentig zufrieden bin ich demzufolge zwar nicht, aber manche Erkenntnisse kommen eben erst zum Schluss.

Tupolev Tu-134B-3

Max Lorenz

Publiziert am 05. Januar 2024

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