Boeing 727-225 Adv/RE Valsan „Super 27“

G-OPMN, Cougar Leasing

von Michael Bartnick (1:144 Minicraft Model Kits)

Die Boeing 727 erschien Anfang der 1960er Jahre. Der Rollout der ersten Boeing 727(-100) erfolgte am 27. November 1962 und das neue Muster absolvierte seinen Erstflug im Februar 1963; nach der Zulassung im Dezember des selben Jahres wurden ab 1964 schließlich die ersten Maschinen an United Airlines und Eastern Airlines ausgeliefert.

Nach der erfolgreichen Einführung der vierstrahligen Boeing 707 im Jahr 1958 erkannte Boeing die gestiegene Nachfrage für den Passagier- und Frachttransport auf Mittel- und Kurzstrecken von kleineren Flughäfen, und so verfügte die neu entwickelte 727 über ein bordeigenes Hilfstriebwerk (APU) für den Triebwerkstart ohne fremde Hilfe sowie über eine im Heckbereich befindliche Bordtreppe. Die Boeing 727 ermöglichte den Fluggesellschaften somit den Einsatz von Flugplätzen mit minimaler Infrastruktur.

Alsbald erfolgte die Weiterentwicklung zur gestreckten 727-200, welche bis zu 189 Passagieren Platz bot. Der Erstflug der um 6,10 m verlängerten -200 fand am 14. Dezember 1967 statt, Erstkunde war die Northeast Airlines. Eine weiter verbesserte Version, die 727-200 Adv(anced), erhielt die Turbofantriebwerke vom Typ Pratt & Whitney JT8D-15, welche die Reichweite erhöhten. Die Produktion der Boeing 727 endete im Jahre 1981 mit Vorstellung der Frachtversion 727-200F und das letzte (1.832te) Exemplar wurde im September 1984 von FedEx übernommen. Später wurden für den weiteren Betrieb der Maschinen in Ballungszentren mit entsprechend strengeren Fluglärmrichtlinien schließlich Triebwerks-Umbausätze angeboten, mit denen die Lärmentwicklung auf Stage III (die 727 war als Stage II eingestuft) verbessert wurde.

Bei der 727-200 konnten z.B. ab 1988 durch die Firma Valsan die zwei äußeren Triebwerke mit dem JT8D-217 oder -219 der MD-80 ausgetauscht werden, was zu weniger Treibstoffverbrauch und mehr Leistung bei geringerer Lärmentwicklung führte. Das originale mittlere Triebwerk wurde dabei allerdings aus Platzgründen im Flugzeug belassen und lediglich ein Hush-Kit nachgerüstet.

Derartig umgebaute 727 wurden fortan als „Super 27“ bezeichnet und insgesamt waren 22 solche Exemplare als Passagier-, Fracht- und VIP-Maschinen im Einsatz.

Das Vorbild meines Modells ist die Boeing 727-225Adv/RE der Cougar Leasing mit dem Kennzeichen G-OPMN, wie sie etwa 2001/02 im Einsatz stand. Die Kürzel Adv/RE in der Typenbezeichnung stehen dabei für „Advanced/Re-engined“.

Die britische Cougar Airlines nahm im März des Jahres 2001 den Betrieb auf, das Callsign lautete „Speedcat“, dies sicherlich in Anlehnung an British Airways mit „Speedbird“. Geschäftssitz und Hauptdrehkreuz der kurzlebigen Fluglinie war der Flughafen London-Stansted.

Das Unternehmen betrieb lediglich eine kleine Flotte von drei Boeing 727-200 "Super 27" und bot hauptsächlich Flüge zu diversen Zielen in England, Irland, Frankreich, Spanien und Portugal an, der Flugbetrieb wurde jedoch bereits im Mai 2003 wieder eingestellt.

Bilder Indoor:

Zum Bausatz

Der verwendete Bausatz der 727-200 stammt von Minicraft und bietet - um es mal höflich auszudrücken - reichlich Verbesserungspotential vom Bug bis zum Heck, denn da stimmt genau genommen fast nix...oha! Das ist eigentlich schade, denn die Teile sind prinzipiell recht schön gemacht! Nun denn...

• Triebwerke zu groß / zu lang
• Lufteinlauf von TW #2 zu eng
• Bugfahrwerkschacht zu weit hinten
• Bugnase etwas zu lang / zu spitz
• Hauptfahrwerk deutlich(!) zu hoch
• Hauptfahrwerksräder zu klein
• Oberkante des Seitenleitwerks zu eckig
• Tragflächen und Höhenruder mächtig zu dick (das bin ich allerdings auch...)

Detailbilder

„The Quiet Cat“...Triebwerk JT8D-217 der MD-80 

Die zu dicken Tragflächen wurden durch die ausgefahrenen Krügerklappen ein wenig „getarnt“, ansonsten habe ich mich bemüht, die gefundenen Fehler auszubessern...

Die originalen Bausatz-Triebwerke wären also schon mal viel zu groß bzw. zu lang - zum Glück brauchte ich die hier nicht, denn die "Super 27" bekommt die Triebwerke einer MD 80, ebenfalls aus einem Minicraft-Kit; dort waren sie übrig, weil es mal eine MD-90 wird...

Nur der geneigte Airliner-Spezi wird wohl bemerken, daß ich auch die im Bausatz eher eckige Form des Seitenleitwerkes an der Oberseite dem Vorbild entsprechend sanft ausgerundet habe...

Der Bugfahrwerkschacht sitzt beim Bausatz zu weit hinten, was zusammengebaut ein ungewohntes und etwas seltsames Bild vom Fahrwerk ergäbe. Also habe ich den Schacht um ca. eine Eigenlänge vorverlegt und die zu lange/spitze Nase nach Vorlage (Zvezda/Revell 737) überarbeitet:

Die Hauptfahrwerksbeine sind falsch dargestellt und zur Krönung mehr als 3 mm zu hoch - das fällt bei 1:144 mal so richtig auf! Nachdem ich das "Off-Road"- Hauptfahrwerk aus dem Bausatz in einer filigranen Umbaumaßnahme um ganze 4 mm(!) gekürzt habe, kam es dem Original schließlich etwas näher:

Die Decals für die Cougar-Variante stammen von Nazca und werden sowohl für den Airfix- wie auch für den hier verwendeten Minicraft-Bausatz angeboten. Die beiliegende Anleitung für die Basislackierung haute leider überhaupt nicht hin...

Der Rumpf gehört leicht Beige mit Pearleffekt, im Sonnen- (oder hellen) Licht soll es dann aber eher hellgrau wirken...fast weiß. Vorgeschlagen wird 80% Beige mit 15% Weiß zzgl. 5% Silber für den Glittereffekt - das kann ja nicht funzen.

Ich habe das Verhältnis kpl. umgedreht und 90% Weiß(!) mit 10% Sandfarbe gemischt; für den Pearleffekt verwendete ich dann Xtracolor Mica II. Der Heckbereich ist profanes Feuerrot (R 330).

Alle Haupträder der Minicraft-727 sind zu klein und wurden durch Räder einer Revell-747 ersetzt. Die Reifengröße der entsprechenden Originale ist mit 49“ identisch:

Ja, hier ist das Bugfahrwerk noch falsch herum montiert...

Bye, bye...

Michael Bartnick

Publiziert am 30. Juni 2023

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