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Mjassischtschew WM-T Atlant

CCCP-01402, Aeroflot

von Marco Coldewey (1:144 Mikro Mir)

Mjassischtschew WM-T Atlant

Infos zum Original

Nachdem die Sowjetunion Mitte 1970er Jahre ihre neue Trägerrakete Energija sowie die Raumfähre Buran plante, gab es ein großes Problem. Die Komponenten waren zu groß, um sie per Bahn oder Straße in das 2500 km von Moskau entfernte Kosmodrom Baikonur zu bringen. Die einzige Möglichkeit war der Lufttransport, dazu entstand 1982 der Flugplatz Jubileiny. Nachwievor gab es jedoch kein passendes Trägerflugzeug, das einzige Flugzeug, welche Frachten außerhalb mitführen konnte, war die Antonow An-22. Doch war die „Dachlast“ für die Tanks der Energija oder auch der Buran einfach zu gering.

Einen Umbau der Iljuschin Il-76 oder auch der Transport mittels 2x Mi-26 wurden verworfen. Antonow bekam den Auftrag, eine modifizierte An-124 für den Transport zu konstruieren. Doch zeitliche Verzögerungen bei dem später als An-225 bekannten Flugzeug zwangen die Sowjets zu einer Übergangslösung.

Mjassischtschew WM-T Atlant

Man bediente sich bei den sowjetischen Fernfliegerkräften und erhielt drei Mjassischtschew M-4. Nach einer Bruchzelle entstand aus den anderen beiden Maschinen ein neues Flugzeug. So wurde die Hecksektion komplett neu konstruiert, damit das Leitwerk nicht im Windschatten der Fracht steht, wurde es umdesignt zu einen H-Leitwerk. Der Rumpfrücken wurde modifiziert und erhielt viele Fixierpunkte, an denen man Halterungen für externe Frachten anbringen konnte. Das gesamte Flugzeug musste verstärkt werden, um bis zu 45.300 kg „Huckepack“ tragen zu können. Während man das Fahrwerk unverändert ließ, mussten auch die Stützräder an den Flügelspitzen verändert werden, um den großen Belastungen bei härteren Landungen entgegenwirken zu können. Zu guter Letzt nutzte man stärkere Triebwerke und eine modifizierte Flugsteuerung, um den großen, obenliegenden Schwerpunkt kompensieren zu können.

Mjassischtschew WM-T Atlant

Trotz dieser umfangreichen Änderungen konnte die Buran nur im Rohbau transportiert werden. Neben der Raumfähre (0GT) deklarierte man noch drei weitere Frachten, die größte, neben der Buran, war ein Tank der Energija für flüssigen Wasserstoff. Dieser Tank (1GT) wog 31.500 kg, war 44,5 m lang bei einem Durchmesser von 7,8 m (zum Vergleich: die Rumpfbreite der A380 beträgt 7,14 m). Die beiden anderen Tanks (2GT und 3GT) hatten den gleichen Durchmesser, waren aber kürzer und leichter.

Mjassischtschew WM-T Atlant

Ursprünglich sollte die Maschine den Namen Mjassischtschew 3M-T Atlant tragen. Der Atlant ist ein titanischer Himmelsträger in der griechischen Mythologie. Da jedoch der  Designer Wladimir Michailowicsh Mjassischtschew 1978 verstarb, wurde die Typenbezeichnung durch seine Initialen ersetzt. Die beiden Mjassischtschew VM-T Atlant erhielten die Kennungen CCCP-01502 und CCCP-01402. Letztere erhielt nachträglich noch eine Betankungssonde, um Tankstopps zu reduzieren. Anfangs wurden diese Flugzeuge, wie fast alle in der Sowjetunion, mit den Farben der Aeroflot versehen. In sieben Jahren flogen beide Atlant rund 150 Einsätze nach Jubileiny, mit der Fertiggestellung der An-225 wurden diese Flugzeuge obsolet, eine spätere Verwendung als Startplattform wurde mit dem Zerfall der Sowjetunion nicht mehr umgesetzt.

So endete die 01402 auf der Luftwaffenbasis Djagilewo und die 01502 auf dem Schukowski International Airport, mit dem 3GT auf ihrem Rücken.

Mjassischtschew WM-T Atlant

Infos zum Bausatz

2021 brachte Mikro Mir die Langstreckenbomber Mjassischtschew 3MS und 3MD heraus, im Maßstab 1:144. Im April 2021 folgte dann die Ankündigung, dass man auch plane, die VM-T Atlant auf dem Markt zu bringen. Anfang 2022 war es dann soweit. Wie schon im Original griff man auf Teile der 3MS zurück, der Bausatz enthält Fotoätzteile und Masken. Der Tank (1GT) enthält sechs Teile, lässt man die Mittelteile weg, erhält man den 3GT. Für beide Tanks sind entsprechende unterschiedliche Haltungen beiliegend. Decals erhält man für die CCCP-01402 in den Farben der Aeroflot.

Mjassischtschew WM-T Atlant

Infos zum Bau

Die Atlant war für mich lang ersehnt. Der große Tank auf diesem recht schmalen Flugzeugrumpf, das gefiel mir. So stand für mich schon bei der Ankündigung fest, dass ich dieses Modell bauen würde. Doch am Anfang kehrte erst mal Enttäuschung ein, die Passgenauigkeit war doch eher durchschnittlich. Auch die Teile des Tanks passen eher schlecht als recht. Die Konstruktion des Fahrwerks ist vor dem Einbau sehr komplex und fragil. Nach einigen Versuchen habe ich entschieden, die Schotten, welche aus Ätzteilen bestehen, wegzulassen, weil ich es nicht hinbekam. Am Ende sieht man davon zum Glück nichts. Auch ist die Anleitung teilweise arg gewürfelt, so müssen bereits auf Seite 5 die Lufteinlässe eingebaut werden, wie diese zusammengebaut werden, erfährt man erst einige Seiten später. Der ganze Zusammenbau ist generell nicht sehr leicht, auch weil alle vier Fahrwerke zu seinem sehr frühen Stadium eingebaut werden müssen, was dazu führte, dass mir die Fahrwerke an den Spitzen abbrachen. Verlängern musste ich diese auch, da ich vermutlich den Sturz der Flügel nicht korrekt umgesetzt habe.

Mjassischtschew WM-T Atlant

Zwar bietet der Ätzteilsatz Dinge wie die langen Antennen am Rumpf, Fahrwerksklappenmechanik oder auch die Grenzschichtzäune, jedoch verzichtet man auf kleinere Details wie Pitots oder auch Details für den Tank - schade! Die Decals stellen einen auf eine gewisse Herausforderung, so wird die Cheatline hinten über einen Haltepunkt geführt. Dazu ist das Decal entsprechend in zwei Teile aufgebaut und lies sich, überraschend einfach verarbeiten.

Gegen Ende folgte dann das „Tank-Debakel“: Durch eine Unachtsamkeit musste ich diesen komplett entlacken und auch war es nach einen Zwischenfall nötig, die Halterungen hinten zu erneuern. Bei der „Hochzeit“ ging es dann wieder los: Die Halterungen und die Aufnahmen vom Tank waren zu weit auseinander, die hinteren Haltestreben hielten Anfangs nicht, dann brachen mir noch die vordere Streben weg. Im Endeffekt konnte ich alles wieder einigermaßen richten, auch wenn es vielleicht nicht hundertprozentig gerade geworden ist. Was mir allerdings nicht passierte war, dass ich die Nachtanksonde abbrach. Sowas kommt bei einem so großen Flugzeug und komplexeren Arbeitsschritten, wie der Tank Montage nun mal leider vor. Ergänzt habe ich dann noch einige Details am Tank, Antennen, Scheibenwischer, Static discharger und Sensoren.

Am Ende muss ich jedoch sagen, es ist toll, dass Mikro Mir dieses Modell umgesetzt hat. Trotz der ganzen, zum Teil auch selbstgemachten, Probleme ist was Schönes dabei rausgekommen, das auf Ausstellungen mit Sicherheit herausstechen wird.

Weitere Bilder

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Mjassischtschew WM-T Atlant

 

Marco Coldewey,
www.mc84.de

Publiziert am 28. Juni 2022

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