Schneider Grunau SG 38von Roland Sachsenhofer (1:48 Special Hobby)
Man sieht es dieser leichten, aus Holz, Leinen und Spanndraht gefertigten Konstruktion vielleicht nicht an, aber die SG 38 ist eines der am meisten gebauten Gleitflugzeuge der Geschichte! Über 8.700 dieser Gleiter wurden von unterschiedlichen Herstellern in einigen europäischen Ländern gefertigt, dazu kommen aber auch jene ungezählten Exemplare, die anhand von Bauplänen in Eigenregie entstanden sind.
Diese Fertigungszahlen und die daraus resultierende weite Verbreitung und Bekanntheit dieses Musters ist kein Zufall: Die SG 38 stellt eine ideale Kombination all jener Eigenschaften dar, die ein Anfänger-Schulgleiter aufweisen soll. Die Beschaffung war finanziell günstig, die Instandhaltung sowie der Betrieb unaufwendig und, last but not least, die Flugeigenschaften erwiesen sich als gutmütig und ideal anfängergeeignet.
Dieser große Wurf war das Ergebnis langer Erfahrung: der Flugzeugbauer Edmund Schneider und das Team um die Piloten und Ingenieure Rehberg und Hofmann hatten schon in einem Vorgängermodell, der ebenfalls legendären „Grunau 9“- dem berühmten „Schädelspalter“ - ihr Talent für den Bau robuster und verlässlicher Schulgleiter bewiesen. Die Bezeichnung „SG 38“ bezieht sich übrigens auf die Firma „Schneider in Grunau“ und das Entstehungsjahr 1938.
Die SG 38 wurde für den fliegerischen Erstkontakt in Deutschland vor, während und nach dem Krieg verwendet. In der DDR sind schließlich noch bis Mitte der 50er Jahr an die 420 neue SG 38 gebaut worden. Mein Exemplar zeigt eine vom nationalen tschechoslowakischen Aeroklub CNA betriebene SG 38, die im tschechischen Náchod geflogen worden ist. Die Markierung, mit insgesamt nur vier Decals umgesetzt, stammt aus dem Bausatz.
Der Bausatz selbst lässt nur wenige Wünsche offen und beeindruckt mit stimmig gestalteten Oberflächen und einem Sinn für fein ausgearbeitete Details. Diese werden durch einen kleinen, bausatzeigenen Ätzteilbogen verstärkt, der vor allem die für das Erscheinungsbild wesentlichen Spannschlösser beinhaltet. Allerdings fehlen diesem die Detailformen für die zahlreich zum Einbau gekommenen Umlenkrollen, Beschlagteile oder auch für das Gurtzeug. Insofern lohnt der Erwerb des Metall-Detailsets von Bren Gun.
Für ein paar Bilder durfte auch der SG-38 Pilot von CMK mitfliegen. Meine eigene Figuren-Malkunst hat mich allerdings nicht berauscht, sodass ich das Modell mit dem Originalsitz fertiggestellt habe. Der Resinfigur, eigentlich für die Verwendung mit einem in der NS-Zeit geflogenen Gleiter entworfen, habe ich aus Bleifolie noch ein Extra in Form eines roten Halstuchs spendiert.
Eine besondere Herausforderung an diesem Modell ist sicherlich die Darstellung der durchscheinenden Leinenbespannung über der Eschenholz-Unterkonstruktion - wie auch die Darstellung der Holzteile selbst. Verschiedene Bemalungsschritte, wie explizites Vorschattieren, das Aufhellen der Zwischenräume und das sorgfältige schichtweise Auftragen der Leinenfarbe, haben zu einem Ergebnis geführt, mit dem ich ganz zufrieden bin; vor allem, da dies auch mein erster Gehversuch in dieser Richtung ist.
Als Fazit kann ich sagen: das ist ein absolut empfehlenswerter Bausatz eines bekannten und prägnanten Flugzeuges, das ich gerade jenen empfehle, die sich an einem nicht allzu komplexen Modell an der Darstellung textiler Oberflächen üben wollen.
Wenn ihr euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt ihr hier zum Baubericht auf Scalemates. Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at Roland Sachsenhofer Publiziert am 31. August 2018 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |