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Blériot XI (1909)

von Jürgen Wagenknecht (1:72 Renwal)

Blériot XI (1909)

Heute möchte ich meine Blériot XI von Renwal vorstellen. Der Berühmtheitsgrad des Vorbilds ist allein schon daraus zu bemessen, dass die Blériot XI das einzige Flugzeug aus der Anfangszeit der Fliegerei ist, zu dem sogar zwei Kunststoffspritzgussbausätze bestehen. Einmal der hier auf Modellversium schon zweimal genutzte Bausatz aus den ehemaligen Frog-Formen, der dann von Novo und Eastern Express noch einmal aufgelegt wurde, und dieser Bausatz von Renwal.

Blériot XI (1909)

Das Original

Louis Blériot, der seine Flugzeugkonstruktionen weniger methodisch, sondern mehr nach dem Try and Error Prinzip entwarf, gelang mit seinem Modell XI der große Wurf. Unsterblich wurde er und die Blériot XI bekam ihren festen Platz in der Geschichte, durch die erste geglückte Überquerung des Ärmelkanals am 25.07.1909. Blériot startete um 04:41 Uhr in Les Baraque bei Calais und landete um 05:17 Uhr in Northfall Meadow bei Dover. Er legte bei diesem Flug 38 km zurück. Angetrieben wurde die Blériot XI durch einen 25 PS Anzani Fächermotor.

Blériot XI (1909)

Durch diesen Erfolg wurden Blériot und sein Flugzeug über Nacht berühmt und die Blériot XI wurde zu einem der ersten in Serie hergestellten Flugzeuge überhaupt. Bei den weiteren Entwicklungen der Bleriot XI wurden schnell stärkere Motoren verwendet, wie die gerade erschienenen Gnome Umlaufmotoren. Dadurch veränderte sich auch die Optik der Maschine etwas und sie musste für die größeren Kräfte auch verstärkt werden. So besitzen spätere Blériot XI eine größere Spannweite und sind auch etwas länger.

Blériot XI (1909)

Neben der Erstüberquerung des Ärmelkanals gelang einer späteren Blériot XI die Erstüberquerung der Alpen, wenn auch kurz vor der Landung mit tödlichem Ausgang für den Piloten. Ebenfalls war die Blériot XI als erste Maschine an einer Kriegshandlung beteiligt, durch einen Aufklärungsflug über den feindlichen Linien im lybisch-italienischen Krieg am 23.10.1911. Die Blériot XI wurde bis Anfang des Ersten Weltkriegs eingesetzt.

Blériot XI (1909)

Das Modell

Bei dem Bausatz von Renwal handelt es sich um eine Doppelpackung. Neben der Blériot XI ist noch ein Modell des Wright Flyers von 1903 enthalten. Da der Wright Flyer eingetütet ist, die Blériot jedoch offen in der Packung lag, habe ich mit ihr angefangen. Der Bausatz stammt aus den Jahren 1966 - 68 und ist als Gerippebausatz mit Bespannungsmaterial (Aero-Skin) ausgeführt. Sogar der sich in der Packung befindliche Kleber war noch gefüllt enthalten.

Blériot XI (1909)

Da es zur Blériot XI nun mal zwei verschiedene Bausätze gibt, kommt man nicht ganz umhin, die beiden zu vergleichen, wer der bessere ist oder, um es vorweg zu nehmen, der weniger schlechte. Bei beiden Bausätzen muss man aber zugute halten, dass sie über 40 Jahre alt sind und damit natürlich mit heutigen Maßstäben nicht gemessen werden dürfen. Dem entsprechend sind natürlich alle Streben etwas überdimensioniert. Es gibt aber nichts besseres und die einzige Alternative ist ein Bausatz komplett aus fotogeätzten Teilen.

Blériot XI (1909)

Der Bausatz von Renwal hat auf jeden Fall die richtige Länge. Um das aber auszugleichen, ist bei ihm die Spannweite um 5 mm zu groß. Der Spannturm ist aber im Gegensatz zum Frog-Modell korrekt in der Länge und auch beim vorderen Fahrwerk ist die Abstrebung korrekt und geht nicht bis zum unteren Spannturm. Beim Heckfahrwerk fehlen bei beiden Bausätzen Streben, aber jeweils verschiedene, die sich aber problemlos ergänzen lassen. Der Motor ist bei beiden Modellen qualitativ vergleichbar, d.h. wenigstens die Anzahl der Zylinder stimmt.

Die Inneneinrichtung ist beim Renwal-Modell der Tiefpunkt. Während bei Frog wenigstens Sitz und Steuerrad, Tank und Luftsack vorhanden sind, ist bei Renwal entweder nichts vorhanden oder dermaßen falsch, dass es absolut unbrauchbar ist. Doch dazu später mehr.

Blériot XI (1909)

Der Bau

Wie bei Renwal üblich, ist das gesamte Modell mit einer großen Anzahl von Auswerfermarken versehen. Diese müssen abgeschliffen und teilweise gespachtelt werden. Dazu wurde beim Modell wohl versucht, die Teileanzahl zu minimieren, denn es sind sehr viele Teile angegossen, was aber gar nicht schlecht gelungen ist.

Angefangen habe ich mit den Flügeln. Diese besitzen in den Spannten „kleine" Löcher, wo später die Verspannung ansetzen soll. Leider sind die äußeren Löcher um eine Spannte falsch gesetzt. Ich habe deshalb die Spannte mit ihrer Nachbarspannte rausgetrennt und vom linken Flügel in den rechten Flügel eingesetzt und umgekehrt. Da dieses recht problemlos geklappt hat, habe ich die Flügel jeweils an den ersten fünf Spannten getrennt und dann 0,5 mm weg geschliffen. Dadurch wurde jeder Flügel 2,5 mm kürzer und die Spannweite hat jetzt korrekte Maße, während die leicht verkürzten Spanntenabstände kaum auffallen. Die Bespannung mit dem Aero-Skin Material wurde wie bei meinen vorherigen Modellen dieser Bauart mit Hilfe von Klebestift durchgeführt. Beim Zuschneiden des überflüssigen Spannmaterial musste man durch die Flügelrundung diesmal etwas vorsichtiger arbeiten.

Blériot XI (1909)

Beim Bau des Rumpfes muss man sich um die Inneneinrichtung kümmern. Auch hier hat Renwal quasi ein Brett als Sitzersatz mit angegossen. Nicht nur, dass das mit der Realität recht wenig zu tun hat, ist der Sitz auch noch eine Strebe zu weit vorne angegossen. Dadurch kann an dieser Stelle kein Tank eingebaut werden, was Renwal einfach durch den Wegfall des Tanks gelöst hat. Ebenso fehlt auch ein Steuerrad.

Den Sitz habe ich aus dem von meiner Nieuport IV übrig gebliebenen Sitz gebaut. Dieser passt recht gut und musste nur an der Rückenlehne etwas niedriger geschliffen werden. Das Steuerad wurde aus einem O-Ring und einem aus Plastiksheet geschnittenen Kreuz gebaut, die Lenkachse aus Draht. Die Fußpedale sind ebenfalls aus Draht und Plastiksheet gebaut. Der Tank entstand aus Gussast, denn dieser war nach meiner Recherche Zylinderförmig und nicht wie bei Frog eckig. Diese Tankform kann man aber z.B. bei der Blériot XI im Deutschen Museum in München sehen, wo noch ein Blériot XI mit Anzani-Motor vorhanden ist.

Blériot XI (1909)

Für die Kanalüberquerung hatte Louis Blériot einen Luftsack aus Gummi hinter dem Sitz eingebaut. Dieser ist sogar bei Renwal vorhanden, aber so dünn, dass er schon lächerlich wirkt. Dieser wurde ebenfalls aus Gussast ersetzt. Die Schellen zur Befestigung, die man sehr gut auf dem Foto unmittelbar nach der Landung in England sehen kann, wurden aus in der Breite zurecht geschnittenen Klebestreifen hergestellt.

Im Gegensatz zur Bauanleitung habe ich die Flächen, die mit Holz beplankt waren, nicht mit dem Spannmaterial geschlossen, sondern hier Plastiksheet verwendet. Zuvor wurden die Zwischenräume korrekt verstrebt. Hierzu habe ich wieder dünnen Draht verwendet. Dieser zeichnet sich auch sehr schön unter dem Spannpapier ab.

Blériot XI (1909)

Beim Höhenleitwerk hat Renwal im Guss die Rahmen der beweglichen Spitzen korrekt ausgeführt, so dass ich sie hier abgetrennt habe und im ausgelenkten Zustand wieder angebaut habe. So kann man die Blériot typische Bauart des Höhenleitwerks gut erkennen. Die Ruderhörner des Höhenleitwerks waren, wenn auch sehr grob, bereits vorhanden. Die Ruderhörner des Seitenleitwerks sind aus Plastiksheet. Das Höhenleitwerk bei Renwal ist deutlich kleiner, als das von Frog, scheint aber nach meinen Unterlagen korrekt zu sein.

Der Motor wird im vorderen Fahrgestell eingebaut und mit diesem vorne an den Rumpf geklebt. Zuvor muss dieser aber noch einige Verbesserungen über sich ergehen lassen. Bei dem Anzani Motor handelt es sich um einen Dreizylinder-Fächermotor und dieser besitzt auch Auspuffrohre und Zugangsleitungen, die alle weggelassen wurden. Zudem ist der Zylinderkopf nicht kreisförmig, sondern oben ist die Ventilabdeckung, die dem Zylinder eine etwas längliche, konisch zulaufende Form beschert. Hier findet man aber sehr gute Unterlagen im Internet. Ich habe an den Zylindern jeweils oben einen runden Draht angeklebt und die Lücken zugespachtelt, um die richtige Zylinderkopfform zu erhalten. Die Stößelstange wurde dann mit dünnem Draht nachgebaut. Die Auspuffrohre mit einem matt schwarz lackierten, etwas dickeren Draht nachgebaut. Der gleiche Draht wurde für die kupfernen Zuleitungsrohre verwendet.

Blériot XI (1909)

Bemalt wurde das Flugzeug mit Revell Aqua Color und die Holzteile mit Ölfarbe gemasert. Dabei habe ich für den Propeller einen anderen Braunton verwendet als für das Traggestell und die Holzbeplankungen wurden noch einmal in einem etwas dunkleren Ton gemasert. Die Verspannung wurde mit dünnem Draht, der in korrekte Längen zugeschnitten wurde, ausgeführt.

Am Ende bin ich dann mit dem Gesamtergebnis einigermaßen zufrieden. Man muss aber für ein dem Vorbild entsprechendes Ergebnis einiges an Eigeninitiative mit einbringen, da ansonsten die Bausatzfehler zu gravierend sind.

Quellen:

  • Kenneth Munson: Flugzeuge der Jahre 1903 - 1914
  • Enzo Angelucci: Falken-Handbuch in Farbe Flugzeuge von den Anfängen bis zum 1. Weltkrieg

Jürgen Wagenknecht

Publiziert am 07. April 2015

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