Rutan VoyagerRekordflug 1986 nonstop um die Weltvon Johannes Wipauer (1:72 Amodel)An das Jahr 1986 werden sich die Meisten wegen der AKW-Katastrophe in Tschernobyl erinnern. Es passierten aber auch erfreuliche Dinge in diesem Jahr: Nach jahrelanger Entwicklungsarbeit konnten am 14. Dezember 1986 Dick Rutan und Jeana Yeager mit der von Burt Rutan (dem Bruder von Dick) konstruierten "Voyager" auf der kalifornischen Edwards Air Force Base zum erstmaligen echten Nonstopflug um den Erdball starten. Erstmalig, weil nicht nur Zwischenlandungen vermieden wurden, sondern weil auch kein Nachtanken in der Luft stattfand. Dank extremen Leichtbau und genialer Aerodynamik schafften es die beiden mit "zügigem Autobahntempo" (durchschnittlich 180 km/h) nach neun Tagen wieder in Kalifornien zu landen. Von den über 3 t Kraftstoff waren nach der Landung grade mal 32 l übrig.
Zu der technischen Herausforderung kommt hier auch die physische und geistig-psychische Belastung: Zwei Menschen leben neun Tage auf engsten Raum miteinander, ein Pilotensitz und eine Liegemöglichkeit, der Platzwechsel musste natürlich im Flug erfolgen, und das sehr oft. Ich stelle mir grad vor, neun Tage nonstop im Auto, ohne stehen bleiben, und während der Fahrt Platzwechsel mit dem Beifahrer. Und wenn man nicht am Steuer sitzt, versuchen, Schlaf zu finden, um für die nächste Schicht fit zu sein. Ja, und nicht nur für die beiden Continental-Motoren musste genug Kraftstoff an Bord sein, auch für die beiden Piloten. Die Einmaligkeit dieses Flugzeuges wird schon offensichtlich, wenn man es neben ein herkömmliches kleines Reiseflugzeug stellt, in unserem Fall eine Piper Cherokee (von Airfix).
Im Frühjahr 2014 fand ich in einem Antiquariat dieses Buch: "Voyager – In neun Tagen nonstop um die Welt", ISBN 3-492-1145-0, erschienen 1987 bzw. 1991 bei Piper. Und nach dieser Lektüre erinnerte ich mich, dieses Modell schon bei Amodel gesehen zu haben. Leider lag das Erscheinen des Modells schon ein bisschen zurück, aber der "Modellhändler meines Vertrauens" bestellte es für mich. Dann kam eine erste Phase der Ernüchterung beim Begutachten des Bausatzes. Es ist ein sehr frühes Werk von Amodel, Details dazu in meiner Bausatzvorstellung. Die eigenwillige Konstruktion war beim Zusammenbau kein Problem, ein wenig Spachteln und Schleifen gehört einfach dazu. Auch die Löcher in den Laschen der Canards passten gut zu den Zapfen des Verbindungsteils. Lediglich das stumpfe Ankleben der Winglets an die Flügelspitzen erfordert eine Art Helling, damit es auch so wird wie es sein soll. Ganz wichtig: Viel Gewicht in den Vorderteil des Mittelrumpfes packen, damit die Voyager dann auch sicher auf ihren drei Beinen steht. Die größte Herausforderung ist das Fahrwerk: An sich sehr primitiv ausgeformt, mit an die Beine angespritzten Rädern, die nicht sehr rund sind. Und die V-förmigen Streben haben mehr Angussstellen und Grat als eigentliches Material, ich musste die Fragmente mehrmals mit Superkleber rekonstruieren. Besser, man macht das gleich scratch. Auch die Propeller sind sehr unförmig und mit sehr viel Grat verunziert. Vorsichtiges Schnitzen mit dem Microcutter und viel Schleifen sind das Mindeste. Außerdem bin ich aufgrund der vorliegenden Vorbildfotos nicht sicher, ob der rückwärtige Propeller auch einen verkleideten Spinner hatte. Der anspruchsvolle Modellbauer wird vermutlich auch die Auspuffrohre durch richtige Röhrchen ersetzen – ich war zu faul dazu ;)
Der Anstrich ist Weiß über alles, in diesem Fall ein Autolack aus der Spraydose. Die Decals sind sehr schön, sehr dünn, sehr heikel. Meine vertrugen keine Weichmacher, verlangten lange Trockenzeiten und viel Coating mit Klarlack. Die in der Bausatzbeschreibung erwähnten Fehler habe ich teilweise korrigiert: Nr.3 und Nr.9, Nr.7 war für mein Equipment zu fein. Johannes Wipauer Publiziert am 23. Oktober 2014 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |