Pitts S-2B "Special"von Arne Goethe (1:72 Platz)Curtis Pitts entwarf 1944 den Ursprung einer Kunstflug-Legende: Die "Special", ein kleiner, leistungsfähiger und wendiger Doppeldecker. Zunächst nur als Einzelexemplar gebaut, wurde dann das zweite Exemplar "Little Stinker" mit Betty Skelton als Pilotin berühmt – und weltweit begehrt. Die Pitts Special–Varianten S1 und S2 als Ein- und Doppelsitzer erhielten über die Jahre immer stärkere Motoren und dominierten klar die gesamte Kunstflugszene. Erst mit der Jak-50 existierte überhaupt ein Eindecker, welcher an die Flugleistungen dieser kleinen Doppeldecker heran kam. Hauptvarianten sind die S1S, S1E, S1T, S2A, S2B, S2C, S1-11B und selbst eine mit Sternmotor ausgerüstete Pitts Modell 12 & 14 soll nicht ungenannt bleiben. Zu den zahlreichen Ablegern zählen etwa die Ultimate Dash 10 oder die Christen Eagle. Eine typische Motorisierung stellt der Lycoming AEIO 540 in verschiedenen Ausführungen dar, welcher über Zwei- oder Dreiblattpropeller das maximal 680kg schwere Flugzeug auf über 250 km/h bei Lastvielfachen von +6/-3 (S2B) beschleunigt. Bis heute werden die Pitts-Doppeldecker gefertigt und sind auch als Bausatz erhältlich. Damit gehört diese Flugzeugreihe zu den erfolgreichsten überhaupt. Der Bausatz von Platz ist eine wirkliche "Mogelpackung". Für sich gesehen sind die beiden alten, aber guten (!) Bausätze der S2A von LS ja völlig in Ordnung. Aber hier geht es ja eigentlich um eine S2B - und diese hat ein richtiges Zweisitzer-Cockpit mit großer Haube und auch einen 3-Blatt Propeller. Der eindrucksvolle Decalbogen bringt es dann völlig durcheinander: Klasse Decals für drei Lackierungen des japanischen Airock-Kunstflugteams von 2007 & 2008. Die aber sind, was die Rumpfdecals betrifft, wieder auf die S2A angepasst. Ein wirklicher Kompromiss wären korrekte Decals und eine Umbauanleitung für Cockpit & Propeller gewesen. Beim Zusammenbau liegt dann der Schwerpunkt auf der Umgestaltung des Cockpits. Hier habe ich alles neu gestaltet. Plastik, Ätzteilreste und Decals aus den Restekisten sind die Basis dabei. Der vordere Sitz entfällt, da gerade die Wettbewerbsexemplare auf jeden unnötigen Ballst verzichten. Bei der Haube hilft der Amodel-Bausatz der Christen Eagle. Der Propeller entstand im Laufe des Baues nebenbei aus dem Spinner des Bausatzpropellers, von welchem die beiden Blätter entfernt wurden. Mittels einer Winkelschablone wurden die drei Löcher für die neuen Propellerblätter markiert und gebohrt. Dann wurde der Spinner auf einer Kleinbohrmaschine überschliffen und aufpoliert, um die richtige Grundlage für die Farbgebung mit Alclad Chrom zu erhalten. Die Propellerblätter entstanden aus einem kleinen Propeller aus dem reichhaltigen Fundus von Modellbaufreund Jörg (Danke!). Die Grundlackierung erfolgt in Weiß, die Rumpfdecals müssen angepasst und an diese aufwendig entsprechend anlackiert werden - Erfahrung im Maskieren, Farbanmischen und feinem Lackieren ist nötig, um diese "Mogelpackung" zu korrigieren. Die Verspannung erfolgte mit Fäden aus Q-Tips (Weichplastik), weitere Details wie der Peilrahmen oder Spornrad entstanden aus Draht und Plastik. Alles in allem hat dieses wirklich kleine Modellchen richtig großen Spaß gemacht – und der Spaß bleibt auch noch beim Anschauen. Es ist ein kleiner, farbenfroher und auffälliger "Hingucker" zwischen all den grauen und getarnten Miltär-Extremen. Allgemeine Luftfahrt in Form eines recht einfachen, aber gut gemachten Bausatzes. Davon gibt es leider viel zu wenig. Schön, dass Platz da diese Idee hatte. Ich kann den Bausatz jedem empfehlen – und den Herstellern etwas mehr Mut in dieser Richtung, auch mal zu neuen Bausätzen. Vorbilder gibt es genug!
Arne Goethe, Publiziert am 23. September 2014 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |